Drohende Insolvenz: Chinas Großoffensive im Halbleitermarkt wackelt
Da der chinesische Chiphersteller Tsinghua Unigroup seine Schulden nicht bezahlen kann, hat einer der Geldgeber ein Gericht mit der Einleitung eines Insolvenzverfahrens beauftragt. Dies hat Tsinghua öffentlich bestätigt. Zu der Gruppe zählen der NAND-Flash-Hersteller YMTC wie auch der Mobile-Chip-Hersteller Unisoc.
Insolvenzverfahren droht
Am Freitag hat die Tsinghua Unigroup in einer Mitteilung (chinesisch) den Schritt öffentlich mitgeteilt und die volle Kooperation im Rahmen des Gerichtsverfahrens zur Insolvenz sowie Restrukturierung des Unternehmens angekündigt. Das Vermögen der Gruppe reiche nicht aus, um die angefallenen Schulden zu begleichen. Wie Medien aus Asien berichten, handelt es sich bei dem Gläubiger um die staatliche Huishang Bank. Seit November habe das Unternehmen eine Reihe von Zahlungsfristen verpasst.
Über 30 Milliarden US-Dollar Schulden
Laut Reuters habe die Gruppe im Juni 2020 einen Schuldenberg von 31 Milliarden US-Dollar bei eigenen Barmitteln von 8 Milliarden US-Dollar gemeldet. Bis Ende 2020 sei die Tsinghua Unigroup bei On- und Offshore-Anleihen in Höhe von insgesamt 3,6 Milliarden US-Dollar in Verzug geraten.
Chinas Milliarden-Offensive im Halbleitermarkt
Mit reichlich finanzieller Rückendeckung vom Staat sollte die Tsinghua Unigroup als Teil der Initiative Made in China 2025 eine Halbleiterinfrastruktur errichten, die China unabhängiger von ausländischen Firmen macht. Umgerechnet bis zu 100 Milliarden US-Dollar sollten dafür in Chipfabriken fließen. Unter anderem entstand mit Yangtze Memory Technologies Co. (YMTC) der erste Hersteller von 3D-NAND aus China, für den in Wuhan eine riesige Fabrik (Titelbild) errichtet wurde.
Erst kürzlich wurde berichtet, dass YMTC allerdings das anvisierte Ziel von 100.000 Wafern mit 128-Layer-NAND pro Monat bis Ende 2021 nicht erreicht. Aufgrund geringer Chipausbeute (Yield Rate) soll dieses Niveau erst im kommenden Jahr erreicht werden, so DigiTimes. Auch der Smartphone-Chip-Hersteller Unisoc blieb hinter den Erwartungen zurück. Im Februar berichtete Nikkei Asia, dass die Tsinghua Unigroup ihren Anteil an Unisoc verkaufen möchte, um Barmittel zu beschaffen.
Insgesamt sollen die Tochterunternehmen der Tsinghua Unigroup nicht die erhofften Einnahmen erreicht haben. Im Januar erfuhr Reuters aus internen Quellen, dass auch zu viel in nicht rentable Geschäfte wie Immobilien, Online-Glücksspiele und einen indischen Handy-Hersteller investiert worden sei. Die Tochtergesellschaften Guoxin Microelectronics (Security-Chips) und Unisplendour (Cloud-Computing) sollen wiederum gut gewirtschaftet haben.