Haiku R1 Beta 3: Betriebssystem nutzt NewOS als hybriden Systemkernel
Das Open-Source-Betriebssystem Haiku – vormals OpenBeOS – lehnt sich an BeOS an und nutzt den hybriden Systemkernel „NewOS“ als Basis. Das Betriebssystem ist dabei binärkompatibel zu dem im Jahr 2000 vorgestellten BeOS Release 5.0 und ermöglicht damit eine Fortführung der bereits 2001 eingestellten Plattform.
Haiku hält BeOS weiterhin am Leben
Haiku R1 Beta 3 kann jetzt von jedermann heruntergeladen und ausprobiert werden und baut nicht mehr auf dem Quellcode von BeOS auf, sondern wurde von Grund auf neu geschrieben. Das gesamte Haiku-Projekt wird seit dem Jahre 2004 von einer gemeinnützigen US-Organisation getragen. Das Ziel von Haiku besteht darin, alte, speziell für BeOS geschriebene Programme unverändert ausführen und neue in unveränderter Weise erstellen zu können.
Im Rahmen des Google Summer of Code 2017 wurde die 3D-Hardwarebeschleunigung und Unterstützung für die Programmiersprache Swift für Haiku entwickelt. Ein Jahr später folgte eine Portierung der freien Office-Suite LibreOffice, die in der Zwischenzeit bereits in der Version 7.1 für Haiku verfügbar ist.
Der modulare Aufbau setzt auf „Kits“
Der modulare Aufbau von BeOS macht es möglich, dass Systemkomponenten für Haiku unabhängig voneinander entwickelt werden können.
Dabei geben die Entwickler dem Nachbau der ursprünglichen BeOS-Komponenten als freie Software den Vorzug vor neuen Entwicklungen.
Die einzelnen Komponenten werden unter Haiku als „Kits“ bezeichnet und stellen sich wie folgt dar:
- App/Interface – entwickelt Interface Kit, Application Kit sowie das Support Kit.
- BFS – entwickelt das Be File System, das mit OpenBFS nahezu vollständig implementiert ist.
- Game – entwickelt das Game Kit.
- Input Server – entwickelt den Server, der Eingabegeräte (Tastatur, Maus etc.) und deren Kommunikation mit anderen Systembereichen handhabt.
- Kernel – entwickelt den Kernel, das Herz des Betriebssystems.
- Media – entwickelt den Audioserver und entsprechende APIs.
- MIDI – implementiert das MIDI-Protokoll.
- Network – schreibt Treiber für Netzwerkadapter und Netzwerk-relevante APIs.
- OpenGL – entwickelt die OpenGL-Unterstützung.
- Preferences – setzt die Möglichkeiten, Einstellungen am System vorzunehmen neu um.
- Printing – arbeitet am Drucksystem sowie Druckertreibern.
- Screen Saver – setzt die Bildschirmschonerfunktion um.
- Storage – entwickelt das Storage Kit und Treiber für benötigte Dateisysteme.
- Translation – entwickelt Module zum Lesen/Schreiben/Konvertieren unterschiedlicher Dateiformate.
Der Haiku-Systemkernel ist ein modularer Hybridkernel und eine Abspaltung („Fork“) von NewOS, ein vom früheren BeOS-Entwickler Travis Geiselbrecht alias „travisg“ geschriebener modularer Kernel, der unter anderem auch ein virtuelles Dateisystem (VFS-Layer) sowie eine, wenn auch rudimentäre, Unterstützung symmetrischer Multiprozessorsysteme (SMP) bietet.
Haiku R1 Beta 3 ausprobieren
Die 32-Bit-Version Haiku R1 x86 (ISO) und der 64-Bit-Ableger Haiku R1 x86_64 (ISO) können ab sofort direkt beim Hersteller heruntergeladen und ausprobiert werden.
Weitere Informationen liefern die Release Notes sowie die offizielle Website des Projekts, die umfangreiche Dokumentation mit entsprechender Hilfestellung für Einsteiger. Der YouTube-Kanal „Riba Linux“ hat sich das freie Betriebssystem mittlerweile schon im Detail angesehen und erklärt.