Huawei P50 Serie: Imposante Kameras treffen auf erzwungenen 5G-Verzicht

Nicolas La Rocco
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Huawei P50 Serie: Imposante Kameras treffen auf erzwungenen 5G-Verzicht
Bild: Huawei

5G-Pionier Huawei muss bei der nur für China vorgestellten P50-Serie auf genau diese Technologie verzichten. Wegen US-Restriktionen dürfen P50 und P50 Pro maximal LTE unterstützen. Sanktionen in der Chipfertigung führen zum Engpass bei HiSilicon, sodass Qualcomm einspringt. Die P50-Serie legt den Fokus erneut auf die Kamera.

Bislang konnte Huawei noch jede Neuvorstellung praktisch frei von Einschränkungen über die Bühne bringen. Vor allem im Bereich Software hat sich das Unternehmen nach der erzwungenen Abspaltung von Google mit den Huawei Mobile Services, der AppGallery und zuletzt HarmonyOS 2.0 ein eigenes Ökosystem aufgebaut, das auch außerhalb von China an Fahrt aufgenommen hat. Die andere Baustelle ist allerdings Hardware, wie sich jetzt deutlich bei Einschränkungen der neuen P50-Serie zeigt.

Schon bei den neuen MatePads hatte sich mit dem gemischten Einsatz von Snapdragon 865 und Kirin 9000E sowie dem Verzicht auf Varianten mit Mobilfunk abgezeichnet, dass Huawei nicht mehr ganz frei entscheiden kann, welche Chips und Technologien in den Geräten zum Einsatz kommen. Bei der neuen P50-Serie, die erst einmal nur für den chinesischen Markt vorgestellt wurde, ist das noch viel deutlicher zu erkennen.

Snapdragon 888 und Kirin 9000 ohne 5G

Da Huawei schon länger nicht mehr bei TSMC fertigen darf, weil dort US-Technologien zum Einsatz kommen, hat Huaweis Chipschmiede HiSilicon nach dem Kirin 9000 keine neuen High-End-SoCs mehr entwickeln können. Der mit dem Mate 40 Pro eingeführte Chip wurde zwar bewusst in Massen vorproduziert und auf Halde gelegt, um künftige Produkte damit ausstatten zu können, diese Reserven scheinen mittlerweile aber erschöpft zu sein. Dieser Umstand führt jetzt bei der P50-Serie dazu, dass die meisten Varianten des Smartphones mit Snapdragon 888 ausgestattet sind. Qualcomm hat eine Ausnahmegenehmigung für Lieferungen an Huawei, aber auch nur für Chips ohne 5G-Unterstützung. Deswegen nutzen P50 und mehrere Versionen des P50 Pro den Qualcomm-Chip in einer reinen 4G-Variante. Huaweis respektive HiSilicons eigener Kirin 9000 kommt nur bei den drei größeren Konfigurationen des P50 Pro zum Einsatz, jedoch auch dort ohne 5G, weil Lizenzen auf US-Technologien gegen das Handelsembargo verstoßen würden.

Huawei P50 Pro
Huawei P50 Pro (Bild: Huawei)

Kameras decken 13 bis 2.700 mm Brennweite ab

Abseits dieser kuriosen und für Huawei auch tragischen Situation, ist die neue P50-Serie wieder mit Fokus auf die Kamera entwickelt worden. Die verschiedenen Sensoren und Linsen beider Varianten sind rückseitig in zwei riesigen Kreisen untergebracht und wurden wieder gemeinsam mit dem langjährigen Partner Leica abgestimmt. Das P50 nutzt einen großen 50-Megapixel-Sensor für die Hauptkamera mit 23 mm Brennweite bei f/1.8. Dazu gesellen sich Sensoren mit 13 Megapixel für das 16-mm-Ultraweitwinkel und 12 Megapixel für das 125-mm-Tele mit f/3.4 und OIS. Inklusive KI-gestützter digitaler Vergrößerung spricht Huawei von 80-fachem Zoom, der 16 bis 1.350 mm abdeckt.

Das P50 Pro nutzt den gleichen Sensor für die Hauptkamera, dort aber mit OIS ausgestattet. Für die Schwarz-Weiß-Fotografie ist ein zusätzlicher Sensor mit 40 Megapixel, 26 mm und f/1.6 zuständig. Darüber hinaus gibt es auch beim Pro-Modell 13 Megapixel mit f/2.2 für Ultraweitwinkelfotos, hier jedoch mit 13 statt 16 mm Brennweite. Das leistungsfähigere Tele arbeitet wieder mit Periskop und kommt damit auf 90 mm Brennweite bei f/3.5 samt OIS. Insgesamt soll das Smartphone inklusive der digitalen Vergrößerung Brennweiten von 13 bis 2.700 mm (200x) abdecken. Nur das P50 Pro kommt zudem mit einem Laser-Autofokus, wieder für beide Geräte gibt es aber einen Sensor für die Erfassung der Farbtemperatur der Umgebung, der jetzt mit 10 statt 8 Kanälen arbeitet. Die Bildverarbeitung erfolgt innerhalb der „XD Fusion Pro“ getauften Engine, deren Ergebnisse Huawei während der Präsentation mehrfach als überlegen gegenüber iPhone 12 Pro Max und Galaxy S21 Ultra demonstrierte.

OLED-Display mit 90 und 120 Hz

Beide neuen Huawei-Smartphones kommen mit OLED-Display, das des P50 Pro fällt aufgrund einer leichten Rundung zum Rahmen hin aber 0,1 Zoll größer aus. Daraus resultieren auf 6,5 Zoll respektive 6,6 Zoll leicht unterschiedlich hohe Auflösungen von 1.224 × 2.700 und 1.228 × 2.700 Pixeln. Weiterer Unterschied des P50 Pro ist die von 90 auf 120 Hz angehobene Bildwiederholfrequenz. Beide Displays unterstützen HDR und den P3-Farbraum, der neuerdings auch für Fotoaufnahmen statt des sRGB-Farbraums genutzt wird. Die ehemals große „Pille“ für die Dual-Frontkamera hat Huawei wieder abgeschafft, stattdessen sitzt die Selfie-Kamera jetzt oben in einer zentralen Aussparung und schießt Bilder mit 13 Megapixeln – beim P50 Pro mit Autofokus.

Größere Akkus und HarmonyOS 2.0

Weitere technische Merkmale sind auf 4.100 mAh und 4.360 mAh vergrößerte Akkus sowie schnelles Laden mit 66 Watt. Das P50 Pro unterstützt das drahtlose Laden mit maximal 50 Watt. Beide Geräte bieten USB 3.1 Typ C, IP68 und eine Speichererweiterung mit Huawei NM Card, die das Format einer Nano-SIM-Karte hat und den zweiten Slot belegt, sodass bei deren Einsatz nicht mehr Dual-SIM genutzt werden kann.

Weil die P50-Serie bislang ausschließlich für den chinesischen Markt bestimmt ist, laufen die Smartphones mit HarmonyOS 2.0 samt eigener AppGallery und China-spezifischen Apps. Im Heimatland von Huawei sollen am 12. August vom P50 Pro zunächst die Konfigurationen mit Kirin 9000 auf den Markt kommen, wobei die 12-GB-RAM-Modelle für September geplant sind. Gegen Ende des Jahres sollen die Varianten mit Snapdragon 888 folgen. Das reguläre P50 kommt ausschließlich mit Snapdragon 888 und ist für September geplant.

Preise starten bei 585 und 780 Euro

Das P50 kostet mit 8 GB/128 GB umgerechnet 585 Euro, das Modell mit 8 GB/256 GB liegt bei 650 Euro. Das P50 Pro startet mit 8 GB/128 GB nach aktuellem Wechselkurs bei 780 Euro. Für die Variante mit 8 GB/256 GB ruft Huawei 845 Euro auf und für 8 GB/512 GB sind es 975 Euro. Teurer wird es mit 12 GB RAM und 512 GB Speicher für 1.040 Euro sowie in einem speziellen Schwarzton für umgerechnet 1.105 Euro.

Huawei P50
Huawei P50 Pro
Software:
(bei Erscheinen)
HarmonyOS 2.0
HarmonyOS 2.0
Variante
Android 11.0
Display: 6,50 Zoll, 1.224 × 2.700
456 ppi, 90 Hz
OLED, HDR
6,60 Zoll, 1.228 × 2.700
449 ppi, 120 Hz
OLED, HDR
Bedienung: Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner
SoC: Qualcomm Snapdragon 888
1 × Kryo 680 Prime, 2,84 GHz
3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz
4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz
5 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 888
1 × Kryo 680 Prime, 2,84 GHz
3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz
4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz
5 nm, 64-Bit
Variante
HiSilicon Kirin 9000
1 × Cortex-A77, 3,13 GHz
3 × Cortex-A77, 2,54 GHz
4 × Cortex-A55, 2,05 GHz
5 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 660
840 MHz
Adreno 660
840 MHz
Variante
Mali-G78 MP24
759 MHz
RAM: 8.192 MB
LPDDR5
8.192 MB
LPDDR5
Variante
12.288 MB
LPDDR5
Speicher: 128 / 256 GB (erweiterbar) 128 / 256 / 512 GB
1. Kamera: 50,0 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,80, AF
50,0 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,80, AF, OIS
2. Kamera: 13,0 MP, f/2,20 40,0 MP, f/1,60, AF
3. Kamera: 12,0 MP, f/3,40, AF, OIS 13,0 MP, f/2,20
4. Kamera: Nein 64,0 MP, f/3,50, AF, OIS
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 13,0 MP, 2160p
Display-Blitz, f/2,40
13,0 MP, 2160p
Display-Blitz, f/2,40, AF
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced Pro
5G: Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
Wi-Fi Direct
Bluetooth: 5.2
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC
Weitere Standards: USB-C 3.1, NFC
SIM-Karte: Nano-SIM, Dual-SIM
Akku: 4.100 mAh, 66,0 W
fest verbaut
4.360 mAh, 66,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
Größe (B×H×T): 73,8 × 156,6 × 7,92 mm 72,8 × 158,8 × 8,50 mm
Schutzart: IP68
Gewicht: 181 g 195 g
Preis: 585 € / 650 € 780 € / 845 € / 1.199 € / 975 € / 1.040 €