Kleinste Acht-Kern-CPUs im Test: Leistungsaufnahme, Effizienz, Temperatur und Overclocking
3/4ComputerBase hat die Leistungsaufnahme und die Temperaturentwicklung der neuen und alten Prozessoren in diversen Szenarien gemessen. Neben der Leistungsaufnahme im Leerlauf unter Windows 10, bei Teillast auf nur einem Kern/Thread (Cinebench R20 1T) und bei voller Last auf allen Kernen/Threads (Cinebench R20 xT) wurde das absolute Maximum in Prime95 („Small FFT“ inklusive AVX-Nutzung) ermittelt. Im Worst-Case-Szenario ist dabei auch die Leistungsaufnahme für das ganze System (das Netzteil ist stets ein Corsair RM750) protokolliert worden. Parallel dazu wurde die maximale Tctl-Temperatur der CPU-Kerne ausgelesen. Als Kühler kam jeweils ein Noctua NH-U14S mit zwei NF-A15-Lüftern zum Einsatz.
Leistungsaufnahme und Temperatur in Anwendungen
Im Leerlauf überraschen die neuen Intel-CPUs erneut mit einer erhöhten Leistungsaufnahme. Zum direkten Vergleich hat die Redaktion auch den Vorgänger in Form des Core i9-10900K noch einmal auf das gleiche hochgezüchtete Z590-Mainboard (Asus ROG Z590 Maximus XIII Hero identisch mit MSI MEG Z590 Ace) inklusive Thunderbolt 4, WLAN und mehr gesetzt. Die Lücke fällt dort zwar geringer aus, bleibt aber vorhanden. PCIe 4.0 könnte wie bei AMD einen Anteil daran haben. Als Resultat steht Intels Plattform nun nicht besser da als AMDs CPUs auf modernen Boards.
Je nach Laststufe wird es dann zunehmend extremer. AMDs Lösung hält sich exakt an die TDP. Das Gleiche gilt für Intels Modelle, wenn sie explizit darauf hingewiesen werden. Wenn nicht, kommt der „unlimitierte Verbrauch“ zum Vorschein. Das heißt bis zu 275 Watt reine CPU-Package-Power für den 11700K und noch 230 Watt für den Core i7-11700.
Die Temperaturen sind wie bei allen Rocket-Lake-CPUs durch die gestiegene Leistungsaufnahme hoch. Problemlos sind in Extremszenarien selbst mit gutem Kühler bis zu 90 °C möglich, was jedoch in der Regel für das unlimitierte Verhalten gilt. Denn mit festen TDP-Vorgaben sieht es viel besser aus, die 65-Watt-CPU „friert“ bei dauerhaft 47 °C beinahe.
Leistungsaufnahme in Spielen
Die Leistungsaufnahme einer CPU in Anwendungen mit einem oder allen Kernen unter Volllast ist eine Geschichte. Was die CPU in Spielen bei häufiger Teillast verbraucht, kann aber eine ganz andere sein.
Die Kerne werden in Spielen zwar ebenfalls gefordert und auch immer häufiger komplett genutzt, aber oft nur mit Auslastung von 40, 50 oder auch mal 60 Prozent, fast nie jedoch vollständig – Ausnahmen bei Low-TDP-Modellen bestätigen natürlich die Regel. Exakt das hat natürlich Auswirkungen auf die Leistungsaufnahme. Anhand von zwei Titeln hat ComputerBase nicht nur die Package-Power der CPU über einen gewissen Zeitrahmen ermittelt, sondern dabei auch einfach mal auf den Strommesser geschaut, der direkt an der Steckdose in der Wand misst und zeigt, was das ganze PC-System denn eigentlich verbraucht.
Da die Auslastung in Spielen nie am Maximum der CPU liegt, haben vor allem die 125-Watt-Lösungen kein Problem. Zwar gibt es den Sprung leicht über die Marke, aber prozentual gesehen hat das nahezu keine Auswirkung. Anders beim 65-Watt-Modell, das von rund 100 Watt nach etwa 15 Sekunden mit hoher Last dann doch härter eingebremst wird. Entsprechend sinkt hier dann auch das vorzeigbare Ergebnis in Form der FPS ab.
Sehr positiv fällt hier AMDs Lösung Ryzen 7 5800X auf: In beiden Spielen nur rund 80 Watt bei einer TDP von 105 Watt oder im Maximum sogar 142 möglichen Watt sind eine andere Liga. Vor allem dann, wenn die Lösung im Schnitt auch noch schneller unterwegs ist.
Im kompletten PC rückt alles zusammen
Die Leistungsaufnahme der CPU ist das eine, im Rahmen eines Gesamtsystems in Spielen jedoch etwas ganz anderes. Hier übernimmt schließlich die Grafikkarte den größten Anteil, weshalb die Systeme prozentual gesehen wieder deutlich näher zusammenrücken. Einzig der auf 65 Watt limitierte Prozessor fällt jetzt positiv auf, bei den CPUs mit höheren TDPs steht aber auch hier AMD sehr gut da.
CPU-Overclocking fast unmöglich, RAM hingegen sehr einfach
Mit Rocket Lake hatte Intel das Overclocking von Arbeitsspeicher einfacher gestaltet respektive die bisher künstlich geschaffenen Hürden gelöst. Mit neuen Mainboards kann fortan jede CPU mit schnellerem Arbeitsspeicher betrieben werden. Bei Rocket Lake gilt es dabei, die Modi Gear 1 und Gear 2 zu beachten. Letzterer betreibt den Speichercontroller nur noch mit halbem Takt. Gear 1 ist also der Favorit, mit Glück läuft dort Speicher nach Standard DDR4-3733 – darüber ist zwangsweise Gear 2 am Start. Um nun jedoch noch mehr Leistung zu gewinnen, muss mindestens DDR4-4500 genutzt werden.
Im Test funktionierte das problemlos, DDR4-3733 mit scharfen Timings und Gear 1 sorgte stets für etwas mehr Leistung. Das wiegt das CPU-Overclocking zum Teil auf – hier scheitern die Lösungen in normalen Umgebungen einfach an der zu hohen Leistungsaufnahme und in die Höhe schießenden Temperaturen. Nur mit extrem guter, eventuell sogar einer Custom-Wasserkühlung lässt sich hier sinnvoll noch etwas mehr Takt herbeizaubern. Ansonsten ist das beworbene Overclocking bei den höchsten Core-Modellen nur noch ein Marketing-Trick.