Intel NUC 11 Extreme im Test: Bei 65 Watt schlägt der Tiger die Rakete
Durch den Intel NUC 11 Extreme wird erstmals das direkte Duell zwischen Tiger Lake (10 nm) und Rocket Lake (14 nm) mit acht Kernen und fast identischem Takt im Desktop möglich. Hier zeigt sich, was eine Generation in der CPU-Architektur, aber vor allem die kleinere 10-nm-Fertigung ermöglicht.
Intel NUC 11 Extreme „Beast Canyon“ im Detail
Der Intel NUC 11 Extreme, Codename „Beast Canyon“, macht da weiter, wo der Intel NUC 9 Extreme „Ghost Canyon“ (Test) vor einem Jahr angefangen hatte. Auch der NUC 11 Extreme ist eine vergleichsweise kleine PC-Plattform, die es mit regulären ATX-PC-Gaming-Systemen aufnehmen kann. Dafür hat Intel in der zweiten Generation einige Optimierungen vorgenommen, die sich ComputerBase im Test genauer ansehen wird.
8 statt 5 Liter dienen der Grafikkarte
Die offensichtlichste Veränderung betrifft das neue größere Gehäuse, dessen Volumen von 5 auf 8 Liter gewachsen ist. Das bringt diverse neue Möglichkeiten ins Spiel. Allen voran die, dass Kunden nun eine Grafikkarte in voller Länge verbauen können. Bisher war bei etwas mehr als Mini-ITX bei rund 20 cm Länge Schluss, was die Auswahl extrem eingeschränkt hat. Im letztjährigen Modell kam deshalb im besten Fall beispielsweise eine Asus Dual GeForce RTX 2070 Mini OC mit 19,7 cm Länge zum Einsatz.
Heute heißt es: 12 Zoll darf die Grafikkarte lang sein, umgerechnet 30,5 cm, und maximal 350 Watt aufnehmen. Auch die aktuelle Nvidia GeForce RTX 3080 Ti FE (Test) passt damit noch ins Gehäuse. Sie erfüllt die Anforderungen mit 28 cm Länge und 350 Watt ziemlich genau, auch wenn es durch den 12-Pin-Stromanschluss eng wird. Doch die Probe aufs Exempel zeigt: Dank 45-Grad-Winkel passt es gerade so.
Bei noch stärkeren und größeren Karten entscheidet am Ende primär die Bauhöhe des Kühlsystems. Offiziell sagt Intel in dem Punkt „Dual Slot“. Viele High-End-Grafikkarten sind heute aber 2,3, 2,5 oder 2,7 Slots hoch, manchmal nur an gewissen Stellen des Kühlers, andere aber auch vollständig. Hier kann es letztlich passen, muss aber nicht. Im NUC wird der Platz über der Grafikkarte durch einen zusätzlichen Lüfter belegt, der warme Luft über die Slotblende herausbläst. Im hinteren Teil ist direkt das Netzteil. Mehr als zwei Slots Höhe sind nur mit viel Glück möglich.
Ein neues Compute-Element auf neuem Board
Von der technischen Seite her übernimmt Intel beim NUC 11 Extreme das Konzept des Vorgängers, allerdings werden aktualisierte Bauteile genutzt. Das Compute-Element sieht deshalb erneut aus wie eine Grafikkarte, auf dieser ist beispielsweise die CPU fest verlötet, werden der SO-DIMM und bis zu drei M.2-SSDs platziert.
Ohne Partnerplatine genutzt werden kann sie nicht, denn erst dadurch wird quasi „ein komplettes Mainboard“ mit den notwendigen Anschlüssen und Erweiterungsslots bereitgestellt, auf dem dann auch die Grafikkarte ihren Platz finden kann. Auf dem Partner-Mainboard ist auf der Unterseite zudem noch ein M.2-Slot zu finden, der leicht von außen zugänglich ist. Allerdings teilt sich dieser dann über einen ASMedia-Switch die PCIe-4.0-Lanes mit der Grafikkarte.
Konfigurationen des NUC 11 Extreme im Überblick
Noch vor dem Start hat Intel eines von drei geplanten Modellen gestrichen: Die Core-i5-Variante wird es nicht geben. Für die Redaktion kommt das letztlich nicht überraschend, vor allem angesichts der bereits vor zwei Wochen bekannt gewordenen Preisgestaltung. Der NUC 11 Extreme mit Core i5 lag viel zu nahe am Core i7, der viel mehr Ausstattung bietet, weshalb die logische Empfehlung direkt dorthin führte. Im Umkehrschluss ist die Einstellung noch vor dem Start letztlich sinnvoll.
Die Ausstattung des NUC 11 Extreme fällt modern, mit Ausnahme der vier M.2-Slots aber nicht überragend aus. Viel mehr orientiert sie sich an einem klassischen PC. Thunderbolt 4 in Form von zwei Ports sticht dank der in Tiger Lake integrierten Technologie hervor. Der LAN-Anschluss wurde, wie zuletzt üblich in der Branche, auf 2,5 Gbit/s aufgebohrt, WiFi 6E ist ebenfalls mit von der Partie. Ein Kartenleser in der Front ist verfügbar. In jedem Fall keine Probleme gibt es mit USB-Ports: Gleich acht klassische A-Anschlüsse sind neben den beiden USB-C-Steckern von Thunderbolt 4 vertreten.
Ein verbautes 650-Watt-Netzteil in SFX-Format von FSP sorgt für Strom, es konnte im Test problemlos die nicht übertaktete Nvidia GeForce RTX 3080 FE betreiben. Die GPU und die CPU voll belastet und dazu das System voll bestückt, ist ein Überschreiten der 500-Watt-Marke problemlos möglich.
Intel NUC 11 Extreme Kit – Beast Canyon | ||
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Preis (UVP): | ~1.150 US-Dollar | ~1.350 US-Dollar |
CPU: Integrierte GPU: Chipsatz: |
Intel Core i7-11700B, 3,2–5,3* GHz, 24 MByte L3-Cache 8 Kerne/16 Threads Intel UHD 750, 1,45 GHz Intel WM590 |
Intel Core i9-11900KB, 3,3–5,3* GHz, 24 MByte L3-Cache 8 Kerne/16 Threads Intel UHD 750, 1,45 GHz Intel WM590 |
Grafikkarte: | nicht enthalten, max. 30,5 cm Länge, Dual-Slot-Höhe, 350 Watt (8 + 2 × 6+2 Pin), PCIe x16 Gen4 |
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Arbeitsspeicher: | nicht enthalten, 2 × DDR4-3200, SODIMM, max. 1,2 Volt, max. 64 GByte |
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Massenspeicher: | nicht enthalten, 4 × M.2 2280 |
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Interne Anschlüsse: | 1 × PCIe x16 Gen 4 1 × PCIe x4 Gen 4 4 × M.2 2280 (2 × PCIe x4 Gen 4, 2 × PCIe 3.0 x4) 1 × M.2 2230 (mit Intel Wi-Fi 6E AX210 + Bluetooth 5.2 belegt) |
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Externe Anschlüsse: | 2 × Thunderbolt 4 Typ C 8 × USB 3.2 Gen2 Typ A 1 × 2,5 Gigabit-LAN (Intel i225-LM) 1 × HDMI 2.0b (plus Grafikkarten-Anschlüsse, sofern verbaut) 1 × SDXC-Kartenleser 1 × Kopfhörer 1 × Kensington-Lock |
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Abmessungen: | 357 × 189 × 120 mm | |
Lieferumfang: | integriertes Netzteil 650 W + Stromkabel, Quick-Start-Guide, Handbuch, wechselbare Totenkopf-Front mit RGB | |
* mit TVB, sonst maximal 5,0 GHz |
Offiziell nennt Intel keinen Preis, erklärte auf Nachfrage aber, dass die verfügbaren Listungen aus dem Handel nicht falsch sind. Das wiederum bedeutet, dass das Flaggschiff „nackt“ (ohne RAM, Massenspeicher und dGPU) rund 1.350 US-Dollar vor Steuern kosten wird, die Variante mit Core i7 rund 1.150 US-Dollar. Größter Kostentreiber auf dem Weg zu einem NUC-11-Extreme-Gaming-PC ist natürlich die passende Grafikkarte, RAM und SSD sind hingegen günstig zu bekommen. Ein Preis weitab der 2.000-Euro-Marke zu erreichen, ist voll bestückt so eine Kleinigkeit.
Die besonderen „B“-CPUs im Überblick
Im NUC stecken nahezu schon immer Notebook-Prozessoren. Mal mehr oder weniger kraftvoll umgesetzt, kommt in der Regel in den kleinsten Versionen ein U-Modell mit 15 bis 28 Watt TDP zum Einsatz – in den kraftvollsten NUCs auch mal H-CPUs, wie bei Intel die Prozessoren mit offiziell 35 und 45 Watt TDP heißen.
Im NUC 11 Extreme geht Intel einmal mehr noch einen Schritt weiter. Doch statt wie im Vorjahr einfach die klassische Notebook-CPU zu nehmen und auf ein Powerlimit von 65 Watt anzuheben, geht der Hersteller in diesem Jahr sogar noch etwas weiter. Auf den ersten Blick verschmelzen im NUC 11 Extreme eine H-Serien-Notebook-CPU mit den Spezifikationen einer Desktop-Lösung. Resultat ist eine 65-Watt-Lösung, die laut offiziellen Dokumenten ein Notebook-Prozessor mit dem Codenamen Tiger Lake-H81 (PDF-Dokument) ist, der im BGA-Sockel mit 1.787 Kontaktflächen 50 mm × 26,5 mm Platz als Chip einnimmt.
Beim Namen orientiert sich Intel mit Core i9-11900KB und Core i7-11700B extrem stark am aktuellen Desktop-Flaggschiff. Nur der eine zusätzliche Buchstabe „B“ zeigt, dass es sich um einen verlöteten BGA-Prozessor handelt und nicht um klassische sockelbare LGA-1200-CPUs, wie sie in Form von Rocket Lake-S aktuell verfügbar sind. Dass das Laien mitunter nicht klar ist, weiß auch der Hersteller, weshalb es einen extra dafür eingerichteten Support-Eintrag mit der passenden Bezeichnung Wofür steht das B eigentlich? gibt. Dort werden die neuen Modelle Core i9-11900KB, i7-11700B, i5-11500B und i3-11100B (aber auch ältere Varianten – ja, das gab es alles schon einmal in Form des Core i7-8700B, i5-8500B und i5-8400B) aufgeführt.
Maximale CPU im NUC 9 Extreme vs. NUC 11 Extreme
Klein und übersichtlich gehalten, sieht das letztlich dennoch gar nicht mehr so dramatisch aus, denn im Grunde genommen gab es genau das Gleiche schon einmal, nur ohne separate Bezeichnung.
NUC 9 Extreme | NUC 11 Extreme | |
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Prozessor | Intel Core i9-9980HK | Intel Core i9-11900KB |
Codename | Comet Lake-H | Tiger Lake-H81 |
Fertigung | 14+++ nm | 10 nm SuperFin |
Kerne / Threads | 8 /16 | 8 /16 |
Takt | 2,4–5,0 GHz | 3,3–5,0 (5,3*) GHz |
PL1 | 65 Watt | 65 Watt |
PL2 | 107 Watt | 109 Watt |
* TVB im NUC nicht aktiv |
Laut offiziellen Spezifikationen darf sich der schnellste Tiger-Lake-Prozessor für bis zu 56 Sekunden mit Powerlimit 2 (109 Watt) austoben, bevor er eingebremst wird. Auch hier gelten aber die Regeln von EWMA, dem rollierenden gewichteten Durchschnitt der Leistungsaufnahmen: Erreicht sie vor Ablauf der maximal erlaubten Zeit Tau PL1 (65 Watt), wird der Prozessor auf PL1 eingebremst.
Im Testmuster des NUC 11 Extreme sind lediglich ein Vorserienmodell der schnellsten neuen B-CPU als auch ein frühes BIOS aus dem Mai zugegen. Hier gibt es weder den „Thermal Velocity Boost“ (TVB), den die CPU eigentlich unterstützt, noch darf der Prozessor 56 Sekunden PL1 überschreiten – in der Standard-Einstellung sind es 28 Sekunden. Die hat natürlich einen Einfluss auf die Gesamtleistung, gravierend fällt er im Durchschnitt aber nicht aus.
Vergleich Tiger Lake-H81 mit Rocket Lake-S
Genau an dem Punkt ist dann auch der direkte Vergleich der Tiger Lake-H81 (fett markiert) mit den Desktop-Lösungen Rocket Lake-S gestattet, denn Intel hat die Bezeichnung nicht ohne Grund gewählt. Interessanterweise setzt der Hersteller sogar den gleichen offiziellen Listenpreis an der Spitze an.
Modell | Kerne/ Threads |
Basistakt | Max. Turbo (mit TVB) |
L3 | Speicher | Grafik | TDP | Preis (UVP) |
aktueller Preis |
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Core i9-11900K | 8/16 | 3,5 GHz | 5,2 GHz (5,3 GHz) | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 125 W | $ 539 | ab 543 Euro (Bestpreis*) |
Core i9-11900KB | 8/16 | 3,3 GHz | 4,9 GHz (5,3 GHz) | 24 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 65 W | $ 539 | – |
Core i9-11900KF | 8/16 | 3,5 GHz | 5,2 GHz (5,3 GHz) | 16 MB | DDR4-3200 | – | 125 W | $ 519 | ab 417 Euro (Bestpreis*) |
Core i9-11900 | 8/16 | 2,5 GHz | 5,1 GHz (5,2 GHz) | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 65 W | $ 439 | ab 626 Euro (Bestpreis*) |
Core i9-11900F | 8/16 | 2,5 GHz | 5,1 GHz (5,2 GHz) | 16 MB | DDR4-3200 | – | 65 W | $ 422 | ab 567 Euro (Bestpreis*) |
Core i9-11900T | 8/16 | 1,5 GHz | 4,9 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 35 W | $ 439 | ab 496 Euro (Bestpreis*) |
Core i7-11700K | 8/16 | 3,6 GHz | 5,0 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 125 W | $ 399 | ab 380 Euro (Bestpreis*) |
Core i7-11700KF | 8/16 | 3,6 GHz | 5,0 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | – | 125 W | $ 374 | ab 290 Euro (Bestpreis*) |
Core i7-11700 | 8/16 | 2,5 GHz | 4,9 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 65 W | $ 323 | Preisvergleich (Bestpreis*) |
Core i7-11700B | 8/16 | 3,2 GHz | 4,8 GHz (5,3 GHz) | 24 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 65 W | ? | – |
Core i7-11700F | 8/16 | 2,5 GHz | 4,9 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | – | 65 W | $ 298 | ab 269 Euro (Bestpreis*) |
Core i7-11700T | 8/16 | 1,4 GHz | 4,6 GHz | 16 MB | DDR4-3200 | UHD 750 | 35 W | $ 323 | ab 373 Euro |
Die Unterschiede sind schnell sichtbar, sie betreffen ganz prominent die TDP. Dank der 10-nm-Fertigung dürfen sich die neuen Tiger-Lake-CPUs dennoch beim Takt austoben und erreichen fast den gleichen Basistakt wie Rocket Lake-S in 14 nm bei 125 Watt. Der Turbo-Takt ist ohnehin stets ähnlicher Natur bei Intels Prozessoren, denn bei Last auf nur einem Kern liegt die Leistungsaufnahme immer deutlich unterhalb der TDP, weshalb hier stets Vollgas gesetzt ist.
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