JBL Tour One im Test: Over-Ear-Kopfhörer mit ANC-Sleep-Timer fürs Reisen

Frank Hüber
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JBL Tour One im Test: Over-Ear-Kopfhörer mit ANC-Sleep-Timer fürs Reisen

Der JBL Tour One bietet ein adaptives ANC und spezielle Funktionen für unterwegs wie beispielsweise einen Sleep-Timer etwa fürs Flugzeug. Klanglich und haptisch überzeugt der Over-Ear-Kopfhörer und JBLs ANC wird abermals besser, doch die Konkurrenz von Sony und Yamaha bei 300 Euro ist stark.

Der JBL Tour One ist der erste ANC-Over-Ear-Kopfhörer von Harman unter der Marke JBL, der auf das Business-Umfeld abzielt und Geschäftsreisende und Office-Nutzer zum Kauf bewegen möchte, die wahlweise auf Reisen oder im Büro mit der aktiven Geräuschunterdrückung die Umgebung ausblenden möchten.

Der JBL Tour One wird ausschließlich in Schwarz mit silbernen Design-Akzenten angeboten. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 299 Euro. Im Handel ist der neue ANC-Kopfhörer lediglich bei sehr wenigen Händlern überhaupt gelistet und deshalb derzeit nur zum UVP erhältlich, zu der er auch bei JBL direkt im Onlineshop erworben werden kann.

Neben dem JBL Tour One erhält der Käufer ein USB-C-auf-USB-A-Ladekabel, ein Transport-Etui, ein Audio-Kabel, einen Flugzeugadapter sowie Kurzanleitungen zum Kopfhörer und zu den digitalen Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa, die auf dem Modell genutzt werden können.

Technik und Funktionen des JBL Tour One

Bluetooth 5.0, Multipoint, Fast Pair und AAC

Der JBL Tour One setzt auf Bluetooth 5.0 und unterstützt auch Google Fast Pair, so dass er von Smartphones ab Android 6.0, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, zur Kopplung angeboten wird, wenn er sich im Kopplungsmodus befindet – etwa beim ersten Einschalten. Der Gang ins Bluetooth-Menü und das manuelle Koppeln entfallen so.

Darüber hinaus unterstützt der Kopfhörer Bluetooth-Multipoint, kann also mit zwei Endgeräten gleichzeitig über Bluetooth verbunden sein, um zwischen diesen jederzeit nahtlos die Wiedergabe wechseln zu können. Auf diese Weise lässt er sich im Alltag deutlich besser etwa am Smartphone und Tablet nutzen, da nicht ständig die Bluetooth-Verbindung über die Einstellungen der Geräte manuell gewechselt werden muss. Wer den Kopfhörer nur mit einem Endgerät nutzt, profitiert von dieser Funktion nicht.

Bei den unterstützten Audio-Codecs greift der JBL Tour One neben dem obligatorischen SBC auch auf AAC zurück. Auf aptX oder einen HD-Codec muss beim mobilen Begleiter aber verzichtet werden. aptX Adaptive/HD oder andere HD-Codecs werden nicht geboten.

Hi-Res-Audio über Kabel und 40-mm-Treiber

Die Audio-Treiber haben einen Durchmesser von 40 mm und unterstützen Frequenzen von 10 Hz bis 40 kHz per Kabel und 10 Hz bis 22 kHz über Bluetooth. Der Tour One ist Hi-Res-Audio-zertifiziert für die analoge Nutzung per Kabel, wenn ANC deaktiviert ist. Wird er mit aktiviertem ANC per Kabel genutzt, wird kein Hi-Res-Audio unterstützt. Beim abnehmbaren Kabel setzt JBL wie beim JBL Club One (Test) und JBL Club 950NC (Test) erneut auf 2,5-mm-Klinke und nicht 3,5-mm-Klinke. Ein Mikrofon oder Bedienelemente bietet das Kabel nicht.

Die Impedanz gibt JBL mit 32 Ohm an, den maximalen Schalldruckpegel mit 95 dB und die Empfindlichkeit mit 95 dB SPL bei 1 kHz.

Bis zu 50 Stunden Akkulaufzeit und Schnellladen

Die Akkulaufzeit des Over-Ear-Kopfhörers soll laut JBL bei bis zu 50 Stunden liegen, wenn kein ANC genutzt wird. Mit ANC soll die Akkulaufzeit auf rund 25 Stunden fallen. Geladen wird der Kopfhörer über USB-C, was nach 10 Minuten eine Wiedergabedauer von weiteren 2 Stunden ermöglichen soll. Das vollständige Aufladen des Kopfhörers über USB-C dauert rund 2 Stunden. Im Test erreicht der JBL Tour One bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem adaptiven ANC eine Akkulaufzeit von 26,5 Stunden.

Technische Daten des JBL Tour One im Vergleich
JBL Tour One Yamaha YH-E700A Apple AirPods Max Sony WH-1000XM4 Montblanc MB 01 Sennheiser Momentum 3 Wireless beyerdynamic Amiron wireless copper
Wandlerprinzip dynamisch, 40 mm dynamisch, 42 mm Tesla, dynamisch
Bauform Geschlossen
Frequenzgang 10–40.000 Hz 8–40.000 Hz k. A. 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) 10–20.000 Hz 6–22.000 Hz 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb)
Nennimpedanz 32 Ohm k. A. 32 Ohm 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv 32 Ohm
Kennschalldruck 95 dB k. A. 101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv) 100 dB 99 dB 100 dB
Klirrfaktor k. A. < 1 % k. A. < 1 % < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) < 0,05 % bei 500 Hz
Kabel 2,5-auf-3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke Lightning-auf-AUX (optional) 3,5-mm-Klinke, 1,2 m 3,5-mm-Klinke auf USB-C 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m
Bluetooth 5.0 4.2
Unterstützte Codecs SBC, AAC SBC, AAC, aptX Adaptive SBC, AAC SBC, AAC, LDAC SBC, aptX Adaptive, AAC SBC, aptX, aptX LL, AAC SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC
Akkulaufzeit 25 Stunden (mit ANC), 50 Stunden (ohne ANC) 35 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (mit ANC) 30 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (ohne ANC) 17 Stunden (mit ANC) 30 Stunden
Ladezeit 2 Stunden 3,5 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden
Akkukapazität k. A. 730 mAh 330 mAh 1.050 mAh
Ladebuchse USB-C Lightning USB-C
Gewicht (ohne Kabel) 268 g 325 g 385 g 251 g 280 g 306 g 400 g
Preisvergleich Preisvergleich ab 194 Euro ab 546 Euro ab 199 Euro Preisvergleich ab 399 Euro ab 699 Euro
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Mit 268 g liegt der JBL Tour One unter Konkurrenten wie dem Yamaha YH-E700A (Test) oder den Apple AirPods Max (Test), die mehr als 300 g wiegen, aber etwas über dem Sony WH-1000XM4 (Test), der es nur auf rund 250 g bringt.

ANC und Transparenzmodi

Auch bei der neuen Tour-Serie setzt JBL auf eine aktive Geräuschunterdrückung, wobei beim Tour One eine echte adaptive Geräuschanpassung in Echtzeit stattfindet, die auf vier Mikrofone zurückgreift (drei außen liegende und ein innen liegendes) und auf Wunsch in der App gegen eine generelle Rauschunterdrückung namens „Alltäglicher Modus“ getauscht werden kann.

Zudem sind auch die von JBL bereits bekannten Transparenzmodi „Ambient Aware“ und „TalkThru“ verfügbar. Bei „Ambient Aware“ wird pauschal die Umgebung an das Ohr weitergeleitet, bei Aktivierung von „TalkThru“ hingegen die Lautstärke nahezu auf null gestellt, ohne die Audio-Wiedergabe zu pausieren. Letzteres soll somit für Gespräche genutzt werden, ersteres für die allgemeine Wahrnehmung der Umgebung des Trägers. Welcher Modus beim Einschalten des Transparenzmodus über die Funktionstaste aktiviert wird, lässt sich erneut in der App „My JBL Headphones“ festlegen. Beim Tour One sind nun aber auch beide Modi direkt über die Bedienelemente steuerbar, was bei der Club-Serie noch nicht möglich war.

Neuer Smart-Audio-Modus

Der JBL Tour One bietet zudem den neuen Harman-Smart-Audio-Modus. Dieser ermöglicht es dem Benutzer, die Bluetooth-Verbindung auf „Normal“ zu stellen, um Verbindungsaussetzer auch in belebten Umgebungen zu minimieren, die Wiedergabetreue im „Audio-Modus“ zu steigern oder im „Video-Modus“ die Audio- und Videowiedergabe zu synchronisieren. ComputerBase wird den Einfluss dieser Funktion auf die Latenz im Rahmen des Tests überprüfen.

SilentNow: ANC mit ausgeschaltetem Kopfhörer

Der JBL Tour One bietet wie der Club One die Funktion SilentNow, bei der das ANC genutzt werden kann, während Bluetooth ausgeschaltet und kein Kabel verbunden ist. Hierfür muss die Funktionstaste an der linken Ohrmuschel 2 Sekunden lang gedrückt werden, wenn der Kopfhörer ausgeschaltet ist. So kann beispielsweise im Flugzeug nachts oder während der Arbeit ANC genutzt werden, ohne Inhalte abspielen zu müssen.

Sprachaktivierung von Alexa und des Google Assistant

Wie bei den neuen Kopfhörern der Live-Serie können auch bei den beiden Tour-Modellen die Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa verknüpft werden, die sich dann jederzeit per Sprache ohne Drücken des Bedienfeldes aufrufen lassen. Hierzu ist es notwendig, das entsprechende Benutzerkonto über die App zu verknüpfen. Der Google Assistant kann dabei auch Funktionen des Kopfhörers steuern. So lässt sich neben der Lautstärke und der Auswahl des Titels beispielsweise ANC oder TalkThru über den Google Assistant per Sprache aktivieren.

Bedienung über beide Ohrmuscheln

JBL setzt auf Tasten an beiden Ohrmuscheln. An der linken Ohrmuschel sitzt die Funktionstaste, mit der zwischen „ANC“, „Ambient Aware“ und „Off“ umgeschaltet wird, wenn sie jeweils ein Mal gedrückt wird. Wird sie zwei Mal gedrückt, wird hingegen der alternative Transparenzmodus TalkThru eingeschaltet. Wird die Taste lange gedrückt, kann sie zum Aufrufen des Sprachassistenten genutzt werden.

An der rechten Ohrmuschel ist hingegen der Ein-/Ausschalter, der mit der Bluetooth-Kopplungstaste kombiniert wurde, platziert. In mittlerer Position wird der Kopfhörer eingeschaltet. Zieht man den Regler jedoch ganz nach unten, wird das Pairing aktiviert. Darunter befinden sich die Tasten zur Lautstärkesteuerung. Nach unten weggeführt ist der 2,5-mm-AUX-Anschluss. Die Steuerung der Wiedergabe erfolgt hingegen über die Außenseite der rechten Ohrmuschel, die als Touchfläche fungiert. Einmaliges Tippen aktiviert oder pausiert die aktuelle Wiedergabe. Doppeltes Tippen springt einen Track vor, dreifaches einen Track zurück. Wird die Fläche lange gehalten, wird der Sprachassistent des Smartphones aufgerufen. Zudem können Anrufe gesteuert werden: Annehmen und Beenden über doppeltes Antippen, Ein- und Ausschalten der Mikrofone während des Anrufs durch Gedrückthalten.

Die Bedienung reagiert schnell und zuverlässig. Nur die Tasten zur Lautstärkesteuerung und der Power-Regler könnten etwas weiter aus dem Gehäuse der Ohrmuschel herausragen, um sie einfacher erfühlen und bedienen zu können. Nach ein paar Tagen hat man ihre Position aber verinnerlicht und trifft auch sie zuverlässig.

Trage-Erkennung für Auto-Play und Auto-Pause

Wie die Live-Modelle und im Gegensatz zu den Club-Varianten verfügt der Tour One über eine Trage-Erkennung, über die die Wiedergabe beim Abnehmen automatisch pausiert und beim Aufsetzen des Kopfhörers fortgesetzt wird. In der Praxis funktioniert die Erkennung zuverlässig und die Wiedergabe setzt schnell aus und wieder ein.

JBL-App für Anpassungen und Updates

Die App „My JBL Headphones“ bietet beim Tour One zusätzliche Funktionen im Vergleich zum JBL Club One. Neu ist beispielsweise das Feature „Mein Alarm“, über das der Nutzer einen Timer stellen kann, um etwa im Flugzeug nach einer eingestellten Zeitspanne geweckt zu werden. Der Timer selbst lässt sich dabei in zwei Intervalle unterteilen. Im ersten Intervall „Musik aktiviert“ wird zum Einschlafen parallel Musik zum ANC abgespielt. Im zweiten Intervall „Jetzt stumm“ bleibt nur das ANC aktiv, die Wiedergabe wird aber automatisch gestoppt.

My-JBL-Headphones-App mit JBL Tour One

Zudem bietet die App beim Tour One die bereits erwähnte Funktion, den Smart-Audio-Modus umzuschalten und abseits der Bedienelemente am Kopfhörer ANC oder den Transparenzmodus zu aktivieren oder zu deaktivieren und bei diesen zwischen den erwähnten Modi umzuschalten. Die Intensität lässt sich bei keinem der Modi anpassen.

Die Bedienung lässt sich über „Steuerelemente anpassen“ nur eingeschränkt verändern. Konkret kann die Belegung für die Funktionstaste an der linken und die Touchfläche an der rechten Ohrmuschel angepasst werden, wobei jedoch nur aus ausgewählten Funktionen gewählt werden kann. Statt der „Umgebungsgeräuschkontrolle“ kann das einmalige Drücken der Funktionstaste mit dem Aufrufen des Sprachassistenten belegt werden. Beim Gedrückthalten der Touchfläche lässt sich statt des Sprachassistenten die Umgebungsgeräuschkontrolle belegen.

Auto-Play/Auto-Pause lässt sich auf Wunsch in den Einstellungen deaktivieren und Amazon Alexa und der Google Assistant lassen sich als Sprachassistenten verknüpfen, um diese wahlweise per Taste oder rein per Sprachaktivierung über das Wake-up-Word aufzurufen.

Auch einen Equalizer bietet die App weiterhin, um wahlweise aus den vorgegebenen Profilen „Bass“, „Jazz“, „Vocal“, „Club“, „Studio“ und „JBL Tour One EQ“ zu wählen oder aber eigene Profile zu erstellen und abzuspeichern. Die Anpassung kann im Bereich von 32 Hz bis 16 kHz erfolgen.

Die weitere Funktionalität der App beschränkt sich auf die Anzeige des Akkuladestands und das Einstellen des automatischen Ausschaltens, wenn der Kopfhörer nicht benutzt wird. Darüber hinaus können Firmware-Updates über die App angestoßen werden. Im Test kommt die zu diesem Zeitpunkt neueste Version 3.3.0 zum Einsatz.

Verarbeitung und Tragekomfort

Auch der JBL Tour One weist wie schon die Club-Modelle eine sehr gute Verarbeitung auf, die an entscheidenden Stellen auf Metall setzt. Spaltmaße und Druckpunkte sind sehr gut. Die Ohrmuscheln verfügen über eine griffige, gummierte Außenseite, auch Softtouch genannt. Das Kopfband lässt sich auf jeder Seite in zwölf Stufen per Rasterung einstellen und hält fest in der gewählten Position. Im mitgelieferten Reise-Etui lässt es sich allerdings nur in kleinster Einstellung verstauen, so dass danach immer wieder eine erneute Anpassung notwendig ist.

Anders als beim JBL Club One sind die Ohrpolster nicht magnetisch befestigt, sondern geclipt und lassen sich mit etwas Kraft entfernen und austauschen. Sie sind ebenso wie das Kopfband mit Kunstleder überzogen und bieten eine angenehme, weiche Polsterung. Das Gewicht von 268 g fällt im Alltag nicht negativ auf. Der Tour One trägt sich sehr angenehm und weist einen guten Druck auf, der nicht störend ist, ihn aber sicher in Position hält.

JBL Tour One

Der Kopfhörer kann zusammengefaltet werden und die Ohrmuscheln lassen sich um 90 Grad nach hinten drehen, nach vorne jedoch nicht. So kann der Kopfhörer geschützt um den Hals getragen werden.

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