Kommentar: Eine Switch Pro mit 4K und DLSS war Wunschdenken
Nach mehreren Absagen durch Nintendo kommt sie jetzt also doch: eine verbesserte Switch – mit 7-Zoll-OLED-Panel wohlgemerkt und nicht mit mehr Leistung, wie zuvor noch spekuliert wurde. 4K und DLSS waren jedoch mangels passender Nvidia-Chips Wunschdenken. Die Switch OLED ist vor allem eine bessere mobile Spielkonsole.
Die zuvor spekulierte Switch Pro mit aufgebohrter Hardware, 4K-Bildausgabe und DLSS-Unterstützung für KI-gestütztes Upscaling auf höhere Auflösungen ist mit der gestrigen Ankündigung der Switch OLED vorerst Geschichte. Dass Nintendo in den kommenden Jahren eine stärkere „Switch 2“ vorstellen wird, ist nicht auszuschließen, im Hier und Jetzt ist aber erst einmal nur die Switch OLED Realität. Mehr Leistung für die Switch scheinen sich viele Anwender erhofft zu haben, wie die eher verhaltenen Reaktionen auf das neue Modell unter anderem im Forum von ComputerBase erkennen lassen.
Auf welchem Tegra hätte DLSS laufen sollen?
Realistisch gesehen war eine „Switch Pro“ mit 4K und DLSS aber eher Wunschdenken. Es gibt bislang nicht einmal einen passenden Tegra-Chip von Nvidia, der DLSS ausführen könnte. Die Shield nutzt (seit dem 2019er Upgrade) den aufgebohrten Tegra X1+ („Mariko“) mit Maxwell-GPU, die mit DLSS nichts anzufangen weiß. Zwar werden Tensor-Cores nicht zwangsweise für DLSS vorausgesetzt, Nvidia bietet das Upscaling aber erst seit den deutlich stärkeren RTX-2000-Grafikkarten mit Turing an. Und seit DLSS 2.0 kommen die Tensor-Cores zum Einsatz, die es im Tegra-Umfeld nicht oder zumindest nicht in für die Switch geeigneten Chips gibt.
Mit Volta gab es erstmals Tensor-Cores, eine solche GPU findet sich aber frühestens im Nvidia Xavier, der bislang vor allem in Bereichen wie Automotive und Robotik genutzt wird. Consumer-Produkte mit Xavier-SoC gibt es nicht am Markt. Aber: In den kleineren NX-Konfigurationen mit 10 und 15 Watt ließe sich der Chip potenziell in einer neuen Switch unterbringen. Neuere Nvidia-SoCs wie Orin mit Ampere- oder Atlan mit Ampere-Next-GPU sind in ihren vorgestellten Konfigurationen für das Automotive-Segment überdimensioniert und völlig ungeeignet für eine mobile Spielkonsole wie die Switch, bei der Nintendo immer auch noch akzeptable Akkulaufzeiten im Auge behalten muss.
Im stationären Betrieb im Dock bringt die neue Switch keinerlei Vorteile gegenüber der bisherigen mit, die Nintendo weiterhin anbietet – LAN-Anschluss ausgenommen. Die maximale Auflösung bleibt in diesem Modus bei 1080p60. Nvidias eigene Shield mit dem gleichen Tegra X1+ beherrscht immerhin die Bildausgabe in 2160p60 und KI-Upscaling für Filme und Serien.
Unterwegs ist die neue Switch tatsächlich besser
Die Switch OLED ist deshalb vor allem eine bessere mobile Spielkonsole. Das größere OLED-Display dürfte bei Farben und Kontrast deutlich bessere Werte liefern, hoffentlich liegt auch die Helligkeit auf hohem Niveau. Und der neue Kickstand auf der Rückseite, der ein wenig an die Surface-Geräte von Microsoft erinnert, gibt dem Spieler deutlich mehr Freiheiten beim Aufstellen der Konsole und bei der Wahl des Blickwinkels im Auto, Flieger, Zug oder einfach nur auf dem Tisch. Die fummelige Konstruktion des bisherigen Kickstands war von Anfang an ein Ärgernis und ist mit dem neuen Modell endlich Geschichte.
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