Linux Basics 1.0: Distributionen, Derivate und Desktops
Die Miniserie „Linux Basics“ vermittelt Grundlagenwissen zu den unterschiedlichsten Unix ähnlichen Betriebssystemen auf Basis des Linux-Betriebssystem-Kernels einfach und verständlich. Den Anfang machen die bekannten großen Distributionen, kleine und größere Derivate und deren zahlreiche Desktops und Fenstermanager.
Distributionen, Derivate und Desktops
Mit dem Ende von Windows 7 (*2009 bis †2020) stellt sich für mehr und mehr Anwendern mittlerweile immer öfter die folgende Frage: Muss es immer Windows sein?
Spieler kommen zurzeit noch nicht immer um Windows 10 und dessen designierten Nachfolger Windows 11 herum, aber gerade Anwender, die in der Regel im Browser unterwegs sind, private Korrespondenz auf ihrem System abwickeln oder Musik, Bilder und Videos konsumieren, werden in vielen Fällen mit einem vorkonfigurierten Betriebssystem – einer sogenannten Distribution – auf Basis des Linux-Kernels glücklich werden.
Große Distributionen und deren Derivate
Den Anfang machen die großen Linux-Distributionen, was Anwendern dabei hilft, bei den zur Zeit nicht weniger als 275 gelisteten Derivaten im Ranking von DistroWatch erst einmal einen groben Überblick zu bekommen. Die heutige Linux-Landschaft wird in erster Linie von den populären Distributionen Debian GNU/Linux, Ubuntu, Arch Linux, Fedora und openSUSE sowie deren Ablegern – den sogenannten Derivaten – dominiert.
Debian GNU/Linux
Debian, auf Grund seiner Abstammung auch Debian GNU/Linux genannt, ist ein echtes Urgestein unter den Linux-Distributionen und basiert auf den grundlegenden Systemwerkzeugen des GNU-Projektes.
Mit über 59.000 Softwarepaketen bestehend aus Anwendungen und Tools ist das am 17. Juni 1996 erstmalig veröffentlichte Betriebssystem nicht nur eine der ältesten und erfolgreichsten Distributionen, sondern auch Grundlage für unzählige andere große Distributionen und deren Derivate.
Debian ist eine sehr transparente Distribution. So werden beispielsweise alle Programm- und auch Sicherheitsprobleme öffentlich in den Debian-Mailinglisten veröffentlicht und diskutiert. Die auf diesem Weg entdeckten Sicherheitslücken werden zusammen mit der dazugehörigen Gefahreneinschätzung veröffentlicht, was oftmals dazu führt, dass diese Sicherheitslücken bereits innerhalb von wenigen Stunden geschlossen werden können.
Die Entwicklung von Debian ist in insgesamt drei Zweige unterteilt – was sich in den drei Versionen (Releases) der Distribution widerspiegelt:
stable (‚stabil‘) | testing (‚Erprobung‘) | unstable (‚instabil‘) |
---|---|---|
aktuelle Version | Kandidat für das nächste stabile Release |
Erste Anlaufstelle für neue Versionen |
Debian 10 („Buster“) | Debian 11 („Bullseye“) | Debian („Sid“)* |
*wird nicht freigegeben; Pakete wandern später in testing und anschließend in stable |
Seit 2000 erscheint alle zwei Jahre ein neues stabiles Release von Debian, während dessen Vorgänger noch mindestens ein Jahr als oldstable weitergeführt wird. Debian eignet sich aus diesem Grund vor allem für Anwender, die ein stabiles Betriebssystem wünschen und nicht immer auf die neuesten Pakete und Softwareversionen Wert legen.
Als Standard-Desktop von Debian GNU/Linux fungiert Gnome, aber auch KDE Plasma 5 und andere Desktop-Umgebungen stehen zur Auswahl und lassen sich – wie alle Softwarepakete – über den Debian Package Manager und dessen grafische Benutzeroberfläche APT nachinstallieren.
Debian GNU/Linux: Derivate
Debian GNU/Linux genießt innerhalb der weltweiten Linux-Community einen exzellenten Ruf – was nicht zuletzt an seiner Stabilität und seinen gepflegten Repositorien liegt. Ein Umstand, den sich auch andere Distributionen häufig zu Nutze machen, die ihrerseits auf Debian basieren.
Das Betriebssystem Ubuntu von Canonical ist beispielsweise auch ein sogenanntes „Derivat“ von Debian GNU/Linux, hat aber auf Grund seiner Größe und seines Einflusses sowie der Tatsache, dass die Distribution bereits ihre eigenen Derivate hervorgebracht hat, selbst einen Status erreicht, der es erlaubt, Ubuntu und dessen Derivate gesondert aufzuführen.
Aktuell populäre Derivate von Debian sind das hinsichtlich seines Ressourcenverbrauchs mittelschwere MX Linux, der Debian-Fork Devuan, der ohne den umstrittenen systemd-Dienst auskommt, die chinesische Distribution Deepin, mit einer eigener Desktop-Umgebung namens Deepin Desktop Environment auf Basis von WebKit und HTML5, über die auch ComputerBase bereits berichtet hat, die Forensik- und Sicherheits-Distribution Kali Linux und Siduction, für das unter anderem Ferdinand Thommes mitverantwortlich ist, der langjährigen ComputerBase-Lesern zumeist durch seine zahlreichen und fundierten Linux-Beiträge in bester Erinnerung geblieben ist. Siduction geht einen etwas anderen Weg und setzt auf den Entwicklungszweig von Debian mit dem Spitznamen „Sid“, den das Debian-Projekt selbst weder veröffentlicht noch sonderlich unterstützt.
Anwender, die beabsichtigen, auf eine Linux-Distribution umzusteigen, sollten neben der Wahl des für sie geeigneten Desktops – dazu später mehr – auch das Release-Prinzip in ihre Planungen mit einbeziehen.
Ein sogenanntes „Rolling Release“ unterliegt einer kontinuierlichen Softwareentwicklung und ist seit der Vorstellung von Windows 10 und der Umstellung auf das Modell „Windows as a Service“ auch aus der Windows-Welt bekannt.
Ein „Fixed Release“ erhält seine Aktualisierungen nach dem klassischen Modell, das auch von Microsoft bis einschließlich Windows 7 genutzt wurde.
Ubuntu
Ubuntu, seines Zeichens selbst ein Debian-Derivat, wird gemeinsam vom britischen Linux-Distributor Canonical und der Ubuntu-Community entwickelt und herausgegeben. Mit dem Ziel angetreten, „ein einfach zu installierendes und leicht zu bedienendes Betriebssystem mit aufeinander abgestimmter Software zu schaffen“, geht Ubuntu seine eigenen – nicht immer ganz unumstrittenen – Wege und hat sich dabei ein ganzes Stück weit von den Tugenden eines Debian GNU/Linux entfernt, weshalb es in der Regel auch als eigenständige Distribution und nicht als Debian-Derivat wahrgenommen wird. Zudem nutzt die Distribution ihre eigenen Repositorien.
Ubuntu erscheint im Intervall von sechs Monaten in Form eines fixen Releases – jeweils im April und im Oktober des jeweiligen Jahres. Zudem veröffentlichen die Macher rund um Initiator Mark Shuttleworth ihre Linux-Distribution in Abständen von jeweils zwei Jahren als LTS-Version mit Langzeitunterstützung, die dann ab Release für fünf Jahre mit Aktualisierungen versorgt wird.
Um den Release-Zyklus von Ubuntu ein wenig zu verdeutlichen, sind nachfolgend die aktuell unterstützten Versionen des Betriebssystems aufgelistet:
Ubuntu 20.04 LTS („Focal Fossa“) |
Ubuntu 21.04 („Hirsute Hippo“) |
Ubuntu 21.10 („Impish Indri“) |
---|---|---|
aktuelle LTS-Version | aktuelle reguläre Version | nächste reguläre Version |
Support bis 04/2025 | Support bis 01/2022 | Support bis 08/2022* |
*die nächste reguläre Version erscheint am 14. Oktober 2021 |
Neben dem regulären Release und der LTS-Version mit ihrem Standard-Desktop Gnome 3.3x und ab Ubuntu 21.10 („Impish Indri“) auch Gnome 40 veröffentlichen Canonical respektive die offizielle Ubuntu-Community mit Ubuntu Kylin, Ubuntu MATE, Ubuntu Budgie und Ubuntu Studio sowie Kubuntu, Lubuntu und Xubuntu ihre eigenen Ubuntu-Derivate. Dabei handelt es sich um sogenannte „Ubuntu Flavours“ mit ihren jeweils eigenständigen Desktop-Umgebungen.
Alle verfügbaren Desktop-Umgebungen können außerdem auch direkt unter Ubuntu nachinstalliert und genutzt werden.
Ubuntu-Derivate
Neben den sechs offiziellen Derivaten, die allesamt „Ubuntu“ im Namen tragen, gibt es noch weitere Linux-Distributionen, die auf Ubuntu als Unterbau setzen.
Das bekannteste und erfolgreichste Ubuntu-Derivat zurzeit ist Linux Mint. Aktuell wäre das Linux Mint 20.2 („Uma“), das in Form der Linux Mint Debian Edition 4 (LMDE) auch als Debian-Derivat verfügbar ist. Wie so oft bei Linux heißt es: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Für viele auch ein Grund, weshalb es Linux in seiner heutigen Form noch immer nicht zum absolut bedenkenlos zu empfehlenden Desktop-Betriebssystem geschafft hat.
Zu den weiteren bekannten Ubuntu-Derivaten abseits von Linux Mint gehört Zorin OS mit seinen vier Desktops und dem GameMode, das mittlerweile in der Version 15.3 mit neuem Kernel für AMD Navi und Intel-Core-Prozessoren der 10. und 11. Generation verfügbar ist.
Auch auf Basis von Ubuntu-Derivaten wie dem bereits genannten Linux Mint entstehen mitunter spannende Distributionen („Ubuntu-Derivat-Derivate“) wie beispielsweise feren OS.
Arch Linux
Arch Linux nimmt eine Sonderstellung unter den großen Distributionen ein, denn dem Betriebssystem eilt der Ruf voraus, ausschließlich an Profis adressiert zu sein. Nicht zu Unrecht, wie Nutzer beim ersten Installationsversuch eines puren Arch Linux zumeist feststellen müssen.
Anfänger sollten schon motiviert an die Sache herangehen, wenn Arch Linux für die ersten Gehversuche mit dem freien Betriebssystem-Kernel von Linus Torvalds herhalten soll. Das OS verlangt durchaus nach Eigeninitiative.
Die Distribution folgt dem KISS-Prinzip („keep it simple, stupid“), das zugunsten der Einfachheit auf grafische Installations- und Konfigurationshilfen verzichtet. Arch Linux möchte dem Anwender zeigen, was auf dessen System passiert, und diese Vorgänge nicht hinter einer grafischen Benutzeroberfläche verstecken.
Die Paketverwaltung des auf Binärpakete ausgelegten Arch Linux und all dessen Derivaten übernimmt der eigens für das Betriebssystem geschriebene Paketmanager Pacman. Es ist der Gegenentwurf zum Debian Package Manager und zu dessen grafische Benutzeroberfläche APT.
Die entsprechenden ISO-Dateien der Systemabbilder finden sich auf den zahlreichen offiziellen Mirrors von Arch Linux.
Das Tutorial „How to Install Arch Linux“ des YouTube-Kanals Linux Scope hilft bei der Installation.
Arch-Derivate
Die Ableger von Arch Linux nehmen in der Kategorie der Derivate eine besondere Stellung ein, da sie besonders breit und vielfältig aufgestellt sind. Auf Basis von Arch Linux haben sich einige Distributionen im riesigen und hart umkämpften Feld der Linux-Zusammenstellungen etablieren können und bringen das Profi-Betriebssystem mehr und mehr in den Mainstream.
Arch-Derivate gelten mittlerweile unter Spielern als die bevorzugten Distributionen, da sie aufgrund ihrer Ausrichtung als Rolling Release und der damit verbundenen Aktualität im Hinblick auf den zugrundeliegenden Linux-Kernel und die verfügbaren Softwarepakete nicht selten die aktuellsten Treiber und Laufzeitumgebungen mitbringen.
Mittlerweile hat sich die belgische Distribution ArcoLinux 21.03 von Chef-Entwickler Erik Dubois aufgrund seiner sehr aktiven Community, unzähliger Tutorials und How-Tos sowie seiner drei für Einsteiger und Profis gleichermaßen geeigneten Edition eine ganz klare Empfehlung verdient. Bereits wenige Stunden nach einem Release sind neue Videos auf dem YouTube-Kanal der Distribution online und die freundliche Gemeinschaft hilft tatkräftig über einen eigenen Discord-Kanal.
Ein anderes Arch-Derivat, das zurzeit stark von sich reden macht, ist die niederländische Distribution EndeavourOS 2021.02.03, welche die offizielle Nachfolge von Antergos angetreten und viele Anwender von sich überzeugt hat.
EndeavourOS bringt nicht nur die neueste Software, sondern auch insgesamt neun Desktop-Umgebungen mit und ist dank seines leicht zu bedienenden Net-Installers weitaus einfacher zu installieren und konfigurieren als ein Vanilla-Arch. Bereits während des Installationsprozesses lässt sich die gewünschte Desktop-Umgebung wählen und das System erhält alle Software-, Treiber- und Systemupdates, sodass nach der Installation keinerlei Aktualisierungen mehr vorgenommen werden müssen.
Anwender, die Linux pur ohne Desktop und Dekorationen bevorzugen, erhalten mit ArchLabs eine empfehlenswerte Distribution, die von den minimalistischen Vorbildern CrunchBang Linux und BunsenLabs, zweier Debian-Derivate, die sich ebenfalls auf das Wesentliche konzentrieren, inspiriert und an versierte Anwender adressiert ist, die einen simplen Fenstermanager bevorzugen.
Neben ArcoLinux, EndeavourOS und ArchLabs haben sich vor allem auch RebornOS mit seinen zehn Desktops und das auf Spieler abzielende Garuda Linux in letzter Zeit hervorgetan.
Fedora
Das RPM-basierte Fedora setzt in der neuesten Ausgabe Fedora 34 auf den runderneuerten Desktop Gnome 40 und GTK 4 sowie den Systemkernel Linux 5.12.
Wie bereits seine Vorgänger Fedora 32 mit Gnome 3.36 („Gresik“) und Linux 5.6 sowie Fedora 33 mit Gnome 3.38 („Orbis“) und Linux 5.8 erscheint auch Fedora 34 in den Editionen Fedora 34 Workstation, Fedora 34 Server sowie Fedora 34 IoT.
Organisiert wird die Entwicklung in der Online-Community des Fedora-Projekts, das vom Unternehmen Red Hat unterstützt wird. Fedora ist der direkte Nachfolger von Red Hat Linux und eignet sich ebenfalls hervorragend als Desktop-Betriebssystem für den täglichen Einsatz.
Da Fedora auch für den generellen Einsatz auf Server- und Client-Systemen entwickelt wird und einen Enterprise-Hintergrund hat, halten einige Anwender die Distribution nicht gerade als für Linux-Einsteiger geeignet, was heute aber nicht mehr der Fall ist. Zwar bringt Fedora out of the box durchaus viele eigene Werkzeuge und Bordmittel mit, diese müssen aber nicht zwingend genutzt werden und sind daher nicht essentiell.
Vielmehr ist dem Fedora-Projekt mit Fedora 34 und der Integration des neuen Desktops ein großer Wurf gelungen. Der auf Linux und Open Source spezialisierte YouTube-Kanal DistroTube hat sich Fedora 34 mit Gnome 40 einmal im Detail angesehen.
Seit dem Release von Fedora 21 am 9. Dezember 2014 gibt es das Betriebssystem in drei Ausführungen, den sogenannten Geschmacksrichtungen („Flavors“), die auf die Teilgebiete Workstation, Server und Cloud ausgerichtet sind. Diese „Flavors“ enthalten allesamt die gleichen, „Base“ genannten Tools, Bibliotheken und APIs, unterscheiden sich aber in der Konfiguration und in den darauf aufbauenden Softwarepaketen. Als Desktop-Betriebssystem kommt die Ausführung „Workstation“ zum Einsatz.
Mit Fedora Silverblue steht zudem eine Version mit der Ausrichtung als persistentes Desktop-Betriebssystem mit besonders guter Unterstützung von Container-fokussierten Arbeitsabläufen zur Auswahl. Diese Variante von Fedora Workstation richtet sich aber in erster Linie an die Entwickler-Community.
Fedora besitzt auch unter Hardware- und Computerherstellern einen sehr guten Ruf, weshalb beispielsweise Lenovo ThinkPads mit Fedora Workstation anbietet und auch ThinkStations optional mit Fedora erhältlich sind.
Fedora-Derivate
Anders als Arch, Debian und Ubuntu ist Fedora traditionell keine Distribution, die als Basis vieler Derivate dient. Dennoch gibt es einige Ableger, die auf einer Fedora-Basis aufbauen.
So stammt beispielsweise das primär auf IT-Sicherheit fokussierte Betriebssystem Qubes OS, das unter anderem von Edward Snowden genutzt wird und Datenschutz und Anonymität durch Isolation gewährleistet, ursprünglich von Fedora ab.
Abseits davon tritt Fedora in unseren Breitengraden aber nicht durch eine Fülle an Derivaten in Erscheinung und ist eher in Osteuropa und China als Basis diverser Betriebssysteme erfolgreich.
Große und kleinere Desktop-Umgebungen
Die meisten vorkonfigurierten Distributionen kommen mit einem oder gleich allen drei großen freien Desktop-Umgebungen daher. Hierbei handelt es sich um die Desktops KDE Plasma, Gnome und Xfce.
Komfortable Desktops
Die besonders einsteigerfreundliche Distribution Linux Mint erscheint beispielsweise in drei unterschiedlichen Editionen und setzt auf den hauseigenen Desktop Cinnamon, die MATE Desktop Environment und Xfce.
Neben KDE Plasma, Gnome, Xfce und Cinnamon sind auch Deepin, Budgie und LXQt häufig anzutreffende Arbeitsumgebungen unter freien Betriebssystemen auf Basis von Linux. Die Redaktion hat eine kleine Übersicht aller populären Desktop-Umgebungen zusammengestellt, damit sich auch Linux-Einsteiger schnell zurechtfinden.
Leichte Fenstermanager
Hinzu kommen mehrere verbreitete Fenstermanager, die in der Regel weitaus ressourcenschonender sind als eine ausgewachsene Desktop-Umgebung und nicht zuletzt insbesondere bei Programmierern und Administratoren oftmals hoch im Kurs stehen. Für unerfahrene Anwender und Linux-Einsteiger sind reine Fenstermanager in der Regel nicht die erste Wahl, da vor allem auf Komfortfunktionen verzichtet und öfter auf die Konsole zurückgegriffen werden muss.
Wie sich ein solcher Fenstermanager bedient und wie der Einstieg gelingt, demonstriert einmal mehr der YouTube-Kanal DistroTube anhand des in C und Lua geschriebenen dynamischen Fenstermanagers Awesome.
Ganz grob gesagt macht die Kombination aus einem Linux-Systemkernel und einem Paketmanagement-Tool mit entsprechenden Paketquellen („Repositories“) sowie einer Desktop-Umgebung oder eines Fenstermanagers das Grundgerüst einer Distribution aus. Doch bei der Vielzahl an Distributionen, Derivaten und „Forks“ sehen viele Anwender den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Empfehlungen
Dieser Abschnitt dient lediglich einer groben Einordnung der empfehlenswerten Linux-Distributionen, die so auch bereits im Laufe dieses Artikels genannt wurden. Ob Einsteiger lieber ein Ubuntu mit Gnome oder das darauf basierende Derivat Kubuntu mit KDE Plasma nutzen wollen, bleibt schlussendlich immer Geschmackssache.
Drei Distributionen für Linux-Einsteiger
Empfehlungen für Linux-Einsteiger: Ubuntu, Linux Mint, PCLinuxOS
Linux-Einsteiger und/oder Windows-Umsteiger, die ihre ersten Gehversuche mit einem auf Linux basierenden Betriebssystem unternehmen, sollten sich vor allem Ubuntu, Linux Mint und PCLinuxOS einmal näher ansehen.
Alle drei Distributionen ermöglichen auch dank ihrer großen Verbreitung und Communitys einen schnellen Einstieg, sind gut dokumentiert und bieten dennoch diverse Arbeitsumgebungen für jeden Geschmack.
Mit PCLinuxOS erhalten Anwender eine Distribution der alten Schule mit neuen Paketen, die sich dank ihrer aktuellen Laufzeitumgebungen, Bibliotheken und Treiber ebenso für das Spielen über Steam, Wine und die Proton-API, die auch auf dem Zen-2-Handheld Valve Steam Deck zum Einsatz kommen wird, sehr gut eignet.
Ubuntu kennt man derweil gar außerhalb der Linux-Bubble und Linux Mint besticht seit jeher durch seine Kombination aus Einsteigerfreundlichkeit sowie Komfort und Schnellstarttauglichkeit, beispielsweise durch vorinstallierte Multimedia-Codecs.
Drei Empfehlungen für ambitionierte Anwender
Empfehlungen für ambitionierte Anwender: EndeavourOS, ArcoLinux, Manjaro
Ambitionierte und fortgeschrittene Anwender, die gerne tiefer in das Betriebssystem einsteigen wollen, sollten sich einmal den niederländischen Antergos-Nachfolger EndeavourOS auf Basis von Arch Linux genauer anschauen.
Wer den leicht zu bedienenden Net-Installer nutzt, kann bereits während des Installationsprozesses die gewünschte der insgesamt sieben Desktop-Umgebung wählen und erhält zudem ein System inklusive aller Programm- und Systemupdates, das nach der Installation keinerlei Aktualisierungen mehr benötigt.
Wie das funktioniert, erläutert der auf Linux und freie Software spezialisierte YouTube-Kanal von Eric Adams.
Auch das belgische ArcoLinux, seines Zeichens ebenfalls ein Arch-Derivat, das besonders die Community hinter dem Projekt mit einbezieht und in den Mittelpunkt setzt, kann fortgeschrittenen Linux-Anwendern als Basis dienen.
Das große Plus der in drei Editionen erscheinenden Distribution: der Austausch.
Neben den unzähligen Tutorials und How-Tos auf dem offiziellen YouTube-Kanal des ArcoLinux-Entwicklers Erik Dubois ist auch der offizielle Discord-Kanal des Projekts eine erstklassige Anlaufstelle für Unterstützung und einen Gedankenaustausch.
Als drittes Betriebssystem im Bunde dient das ebenfalls Arch-basierte Manjaro Linux vielen Anwendern als Ausgangsbasis für ihr ganz individuelles System, während Minimalisten auch zu Mabox Linux, einem Manjaro-Derivat mit dem Fenstermanager Openbox, greifen können.
Viermal Linux für Profis und Individualisten
Empfehlungen für Linux-Profis: Arch Linux, Linux from Scratch, AryaLinux, ArchLabs
Linux-Profis und Individualisten greifen hingegen zu einem vollständig auf ihr eigenes System kompiliertes und abgestimmtes Arch Linux, mit einem oder gleich mehreren vollwertigen Desktop-Umgebungen und ressourcenschonenden Fenstermanagern oder zu einer Individuellen Zusammenstellung basierend auf Linux from Scratch oder auch Beyong Linux from Scratch (BLFS).
Unter den LFS-Betriebssystemen hat AryaLinux (Bericht) einen guten ersten Eindruck für versierte Anwender hinterlassen. Puristen, die vor allem ein pures Linux ganz ohne einen aufgeblähten Desktop und ohne überflüssige Dekorationen bevorzugen, werden hingegen mit ArchLabs glücklich.
Auch empfehlenswert
SUSE, Fedora, Solus und Debian
Drei weitere sehr empfehlenswerte Distributionen, die ganz nach Geschmack auch jedes der zuvor genannten Betriebssysteme ersetzen können und Einsteiger wie Profis ansprechen, sind openSUSE Leap und openSUSE Tumbleweed, das französische Fedora Workstation sowie das sehr wandelbare Solus.
Eine spezielle Rolle nimmt hingegen das als besonders stabil geltende Debian GNU/Linux ein, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn es auf höchste Stabilität ankommt und neueste Softwarepakete nicht ganz so im Fokus stehen.
Nicht zuletzt sei angemerkt, dass sich Anwender mit dem entsprechenden Wissen, dem passenden Paketmanagement sowie den dazugehörigen Quellen und Tools aus so gut wie jeder Basis das „Linux“ ihrer Wünsche bauen können. Was sich stark unterscheidet, sind die zur Verfügung gestellten Werkzeuge.
Erfahrene Anwender und Profis haben schlussendlich die Freiheit, fast jede Distribution ihrer Wahl nach ihren ganz persönlichen Wünschen anzupassen.
Wie so oft bei Linux und Open Source gilt auch hier: Wer die Wahl hat, hat die Qual!
Nützliche Ergänzungen aus der Community
Die Pop!_OS und Elementary OS dürfen nicht fehlen
Eine Vielzahl an Community-Mitgliedern hat ergänzend zu den bereits genannten Distributionen auch noch Pop!_OS für Anwender mit Gaming-Ambitionen und Elementary OS sowie dessen hauseigene Desktop-Umgebung Pantheon für Ein- und Umsteiger vorgeschlagen, dem kann sich der Autor dieses Artikels nur anschließen.
Beide Distributionen wurden auch auf ComputerBase bereits mehrfach ausführlich vorgestellt und sind empfehlenswerte Betriebssysteme mit ihren jeweils eigenen Stärken, einer guten Dokumentation und einer aktiven Community.
Neben Pantheon wurde auch Xfce in die Übersicht der Desktop-Umgebungen aufgenommen.
Dieser empfehlenswerte Desktop wurde in der Tabelle schlicht und ergreifend vergessen, obwohl er im Fließtext genannt wird. Dieser Fehler wurde aufgrund von Hinweisen aus dem ComputerBase-Forum behoben – die Redaktion bedankt sich dafür.
Umfrage zum Thema
Nutzt du ein Betriebssystem auf Linux-Basis?
Die Redaktion freut sich darauf zu erfahren, wer aus der Community des ComputerBase-Forums Linux nutzt und wenn ja, in welcher Form.
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Ja, ich nutze Linux privat
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Ja, ich nutze Linux beruflich
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Ja, ich nutze Linux privat und beruflich
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Nein, ich nutze Linux weder privat noch beruflich
Im zweiten Teil dieser Serie „Linux Basics 2.0: Arbeiten und Spiele unter Linux“ wird die Redaktion praktische Tipps zum Arbeiten und Spielen mit freien Betriebssystemen geben und die möglichen Alternativen zu Windows aufzeigen.
Das Comeback der Community-Notes
Hinweise und Ergänzungen aus unserer Community
Die drei Teile der Mini-Serie „Linux Basics“ werden ab jetzt immer wieder mit wertvollen Ergänzungen aus der Community aufgewertet. Diese Informationen wandern mit entsprechender Nennung des „Insiders“ direkt in den Artikel.
In einem Artikel-Update informiert die Redaktion über neue „Community-Notes“ in diesem Bericht. Die Distributionen Pop!_OS und Elementary OS sowie dessen hauseigener Desktop Pantheon sind jetzt ebenfalls als empfehlenswert „eingestuft“.
Auch Xfce, der bei der Übersicht der Desktops ganz einfach vergessen wurde, findet sich nun in der Tabelle und wurde zudem als einsteigerfreundlich markiert.
Die Ergänzungen der Community, die sogenannten „Community-Notes“, besitzen einen eigenen Punkt im Inhaltsverzeichnis.
Linux Distributionen herunterladen auf ComputerBase
Unterhalb der Beiträge zur Serie finden Leser ab sofort auch immer eine große Anzahl an empfehlenswerten Distributionen, die aus dem Download-Bereich von ComputerBase heruntergeladen werden können.
Sollten im Laufe der Zeit weitere empfehlenswerte Distributionen hinzukommen, z.B. durch Vorschläge aus der Community, werden diese wenn möglich als Download ergänzt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.
Downloads
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Arch Linux Download
4,2 SterneArch Linux ist ein minimalistisches Linux mit Rolling-Release-Modell für erfahrene Linux-Nutzer.
- Version 2024.12.01 Deutsch
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ArcoLinux Download
3,7 SterneArcoLinux ist eine Rolling-Release-Distribution für einen bequemen Einstieg in Arch Linux.
- Version 24.12.02 Deutsch
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Debian Download
4,6 SterneDebian ist eine der ältesten, einflussreichsten und am weitesten verbreiteten Linux-Distributionen.
- Version 12.8 „Bookworm“ Deutsch
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EndeavourOS Download
4,7 SterneEndeavourOS ist eine auf Arch Linux basierende Linux-Distribution mit Rolling-Release-Modell.
- Version Endeavour Neo 2024-09-22 Deutsch
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Fedora Download
4,7 SterneFedora ist eine vom Fedora-Projekt entwickelte Linux-Distribution, die regelmäßig aktualisiert wird.
- Version 41 Deutsch
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Linux Mint Download
4,6 SterneLinux Mint ist eine auf Ubuntu LTS basierende Linux-Distribution mit dem eigenen Cinnamon-Desktop.
- Version 22 „Wilma“ Deutsch
- Version 22.1 „Xia“ Beta Deutsch
- Version 21.3 „Virginia“ Deutsch
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Manjaro Linux Download
4,3 SterneManjaro ist eine Linux-Distribution, die in Deutschland, Frankreich und Österreich entwickelt wird.
- Version 24.2.1 „Yonada" Deutsch
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openSUSE Download
4,5 SterneopenSUSE ist eine ausgereifte, ursprünglich vor allem in Deutschland bekannte Linux-Distribution.
- Version Tumbleweed 2024-12 Deutsch
- Version Leap 15.6 Deutsch
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Solus Download
4,1 SterneSolus ist eine eigenständige Linux-Distribution mit Rolling-Release-Modell für Heimanwender.
- Version 4.6 Deutsch
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Ubuntu Download
4,5 SterneUbuntu ist die bekannteste Linux-Distribution, der Fokus liegt auf einfacher Bedienung.
- Version 24.10 „Oracular Oriole“ Deutsch
- Version 24.04.1 LTS „Noble Numbat“ Deutsch