Nokia XR20 im Test: Outdoor-Smartphone mit Android-Updates bis 2025
Das Nokia XR20 ist ein Outdoor-Smartphone mit hoher Widerstandsfähigkeit gegen Wasser, Staub, Stürze und extreme Temperaturen. Doch Haltbarkeit bezieht Nokia nicht nur auf die Hardware, sondern auch auf Software und Sicherheit. Mit guten Ergebnissen im Test empfiehlt sich das Nokia XR20 für alle, die nicht jährlich neu kaufen.
Das Nokia XR20 will nicht nur ein überdurchschnittlich stabiles Outdoor-Smartphone und deshalb auf eine lange Lebensdauer ausgelegt sein, sondern diese Langlebigkeit auch auf den Bereich Software erweitern, indem Nokia drei Jahre Android-Upgrades und vier Jahre Sicherheitsupdates garantiert – selbst Google garantiert nur je drei Jahre bei den eigenen Pixel-Smartphones. Darüber hinaus gewährleistet Nokia ein Jahr lang einmalig einen kostenlosen Austausch des Displays, wenn dieses trotz IP68- und MIL-STD-810H-Zertifizierung kaputt gehen sollte, und eine erweiterte dreijährige Garantie.
Das Nokia XR20 kann ab heute in den beiden Farben „Ultra Blue“ und „Granite Grey“ in zwei Varianten vorbestellt werden, erhältlich sein wird es erst Ende August oder Anfang September. Es ist wahlweise mit 4 GB RAM und 64 GB internem Speicher für 499 Euro oder mit 6 GB RAM und 128 GB internem Speicher für 579 Euro erhältlich. Im Test kommt letztere Variante in Blau zum Einsatz. Im Lieferumfang befindet neben dem Smartphone eine SIM-Karten-Nadel und ein USB-A-auf-USB-Ladekabel, auf ein Netzteil verzichtet Nokia.
Die Technik und das Design des Nokia XR20
IP68- und MIL-STD-810H-Zertifizierung
Das Nokia XR20 setzt wie die Smartphones von CAT, die XCover-Serie von Samsung, einzelne Modelle von Gigaset wie das GX290 (Test) und das neue Motorola Defy auf ein robustes Äußeres, das allen Lebenslagen gewachsen sein und dem auch Wasser, Staub, Stürze und hohe wie niedrige Temperaturen nichts anhaben können. Hierfür ist das XR20 nach IP68 zertifiziert – es ist staubdicht und kann 1 Stunde lang in 1,5 Meter Tiefe untergetaucht werden. Nach MIL-STD-810H hält es Stürze aus 1,5 Metern aus, Nokia bescheinigt darüber hinaus, dass es gemäß eigener Tests auch Stürze aus 1,8 Metern auf Beton aushält. Wird das Nokia XR20 schmutzig, kann der Nutzer es einfach mit Wasser und Seife reinigen. Darüber hinaus hält das XR20 Temperaturen von 55° bis -22° Celsius, Salznebel, Desinfektionsmitteln und Vibrationen stand.
Das Display wird mit Corning Gorilla Glass Victus geschützt und kann auch mit nassen Händen und Handschuhen bedient werden. Das Glas liegt zudem nicht auf, wenn man das Nokia XR20 auf die Vorderseite legt, da „die Schutzhülle“ etwas über den Rand hervorsteht und so das Display vor Kratzern bewahrt.
Optisch ein Smartphone mit Schutzhülle
Äußerlich ist dem Nokia XR20 die hohe Schutzklasse nicht unmittelbar anzusehen, denn optisch könnte es sich auch um ein gewöhnliches Smartphone mit Schutzhülle handeln. Die Zeiten, in denen ein Outdoor-Smartphone mit einem klobigen Design und extrem dicken Rahmen gleichzusetzen war, sind inzwischen vorbei. Beim Gewicht von 248 Gramm merkt man dem Nokia XR20 dann schon eher seine Ambitionen an und auch die Abmessungen fallen mit 81,5 × 10,6 × 171,64 mm vor allem dicker aus als bei vielen aktuellen Modellen.
6,67-Zoll-Display in 20:9 mit FHD+
Das Display des XR20 misst 6,67 Zoll in der Diagonalen und setzt auf ein Seitenverhältnis von 20:9. In Verbindung mit der FHD+-Auflösung von 1.080 × 2.400 Pixeln ergibt dies eine Pixeldichte von 395 ppi. Die Helligkeit gibt Nokia mit 550 cd/m² an. Die Bildwiederholfrequenz ist auf 60 Hz limitiert. Für die Frontkamera befindet sich ein Loch im oberen Bereich des Displays. Optisch ist der Bereich direkt um die Aussparung etwas schwarz eingetrübt, was bei weißen Bildschirminhalten sichtbar ist.
Snapdragon 480 5G mit Adreno 619
Als SoC setzt Nokia auf den kleinsten Qualcomm Snapdragon mit 5G-Unterstützung, den Snapdragon 480 5G. Das SoC setzt auf Samsungs 8-nm-Fertigung (8LPP) und bei den CPU-Kernen auf eine 2+6-Konfiguration. Bei den beiden schnellen Hauptkernen handelt es sich um Kryo 460 Gold auf Basis des Cortex-A76, die sechs Efficiency-Cores sind Kryo 460 Silver auf Basis des Cortex-A55. Die zwei Performance-Kerne dürfen auf bis zu 2,0 GHz takten, die Effizienz-Kerne kommen auf bis zu 1,8 GHz.
Als GPU kommt die Adreno 619 zum Einsatz, die mit 650 MHz taktet. Qualcomm verspricht sowohl bei CPU als auch GPU einen Leistungszuwachs von mindestens 100 Prozent im Vergleich zum Snapdragon 460.
5G-Modem des Snapdragon 690
Der Snapdragon 480 integriert das mit dem Snapdragon 690 im Juni 2020 vorgestellte Snapdragon-X51-Modem, das als Abkömmling des Snapdragon X52 aus dem Snapdragon 750G, 765(G) und 768(G) als All-in-one-Lösung alle aktuellen Mobilfunkstandards von 2G bis 5G abwickelt. Obwohl der Name mit „X51“ identisch zur Umsetzung im Snapdragon 690 ausfällt, erreicht das Modem im Snapdragon 480 nicht ganz dieselben Werte: Den maximalen 5G-Downlink beziffert Qualcomm mit gleichen 2,5 Gbit/s, bei LTE sind es aber 800 Mbit/s statt 1,2 Gbit/s. Und im 5G-Uplink ist der Chip mit 660 statt 900 Mbit/s spezifiziert, während der LTE-Uplink bei jeweils 210 Mbit/s liegt.
Nokia XR20 | Cat Phones Cat S62 Pro | Gigaset GX290 | Cat Phones S42 | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 11.0 | Android 10.0 | Android 9.0 Variante Android 10.0 |
Android 10.0 |
Display: | 6,67 Zoll, 1.080 × 2.400 395 ppi, 60 Hz LCD, Gorilla Glass Victus |
5,70 Zoll, 1.080 × 2.160 424 ppi IPS, Gorilla Glass 6 |
6,10 Zoll, 720 × 1.560 283 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
5,50 Zoll, 720 × 1.440 293 ppi IPS, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Status-LED |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 480 2 × Kryo 460 Gold, 2,00 GHz 6 × Kryo 460 Silver, 1,80 GHz 8 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 660 4 × Kryo 260 Gold, 2,00 GHz 4 × Kryo 260 Silver, 1,84 GHz 14/14 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio P23 8 × Cortex-A53, 2,00 GHz 16 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio A20 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 12 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 619 650 MHz |
Adreno 512 647 MHz |
Mali-G71 MP2 770 MHz |
PowerVR GE8320 |
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
3.072 MB Variante 4.096 MB |
3.072 MB LPDDR4 |
|
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) | 32 / 64 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 48,0 MP, 1080p Dual-LED, f/1,80, AF |
12,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF |
13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
|
2. Kamera: | 13,0 MP, f/2,40 | Nein | 2,0 MP | Nein |
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p f/2,00 |
8,0 MP | 5,0 MP | |
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ | Ja | |
LTE: | Advanced Pro ↓800 ↑210 Mbit/s |
Advanced ↓400 ↑150 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | NSA/SA ↓2,50 ↑0,66 Gbit/s |
Nein | ||
WLAN: | 802.11 b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Miracast |
802.11 a/b/g/n | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
Bluetooth: | 5.1 | 5.0 LE | 5.0 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | A-GPS, GLONASS | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo |
Weitere Standards: | USB-C 3.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | USB-C 2.0, NFC | Micro-USB 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |||
Akku: | 4.630 mAh, 18,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
4.000 mAh fest verbaut |
6.200 mAh (23,87 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
4.200 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 81,5 × 10,6 × 171,64 mm | 76,7 × 158,5 × 11,90 mm | 79,0 × 162,4 × 15,30 mm | 77,2 × 161,3 × 12,70 mm |
Schutzart: | IP68 + MIL-STD-810H | IP68 + MIL-STD-810G | IP68 | IP68 + MIL-STD-810G |
Gewicht: | 248 g | 279 g | 220 g | |
Preis: | 579 € | 649 € | ab 299 € / 329 € | 249 € |
Dual-SIM und erweiterbarer Speicher
Beim Testmodell ist der interne Speicher 128 GB groß. Sowohl diese als auch die Variante mit 64 GB internem Speicher lassen sich über eine microSD-Karte um zusätzlichen Speicherplatz erweitern. Die microSD-Karte teilt sich ihren Platz im Smartphone dabei mit dem zweiten SIM-Karten-Steckplatz, so dass sich der Nutzer gegebenenfalls zwischen der Speichererweiterung oder einer zweiten SIM entscheiden muss. Der LPDDR4X-Arbeitsspeicher im Testmodell ist 6 GB groß, bei der Variante mit 64 GB internem Speicher ist auch der Arbeitsspeicher auf 4 GB reduziert.
Seitlicher Fingerabdrucksensor und Google Assistant
Den Fingerabdrucksensor hat Nokia in den Ein-/Ausschalter an der rechten Gehäuseseite integriert, so dass er leicht mit dem Daumen genutzt werden kann – alternativ kann auch die Frontkamera zum biometrischen Entsperren über die Gesichtserkennung genutzt werden. Über dem Fingerabdrucksensor befinden sich die beiden Tasten zur Steuerung der Lautstärke. An diesen Stellen kommt wie an der linken Seite der Metallrahmen zum Vorschein, der an der Rückseite und den anderen Seiten schützend durch Kunststoff („3D nanotexturiertes Polymer“) verdeckt ist. An der rechten Rahmenseite ist eine Taste für den Google Assistant platziert, der 3,5-mm-Audio- und der USB-C-Anschluss sitzen an der Unterseite. An der Oberseite ist hingegen eine programmierbare Notruftaste und der SIM-Karten-Schlitten platziert, der mit einem Gummi gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt ist. Die anderen Anschlüsse verzichten auf Abdeckungen und Kappen, was ihre Handhabung im Alltag deutlich erleichtert.
WLAN, Bluetooth 5.1, NFC und GPS
Neben Bluetooth 5.1 und der Unterstützung des Audio-Codecs aptX Adaptive bietet das Nokia XR20 auch NFC, um entsprechende Tags zu erkennen und sich so beispielsweise einfacher mit entsprechend ausgerüsteten Kopfhörern zu verbinden. WLAN wird nach den Standards 802.11 b/g/n/ac (Wi-Fi 5) sowohl mit 2,4 als auch 5 GHz unterstützt und auch für 802.11ax alias Wi-Fi 6 ist das Nokia XR20 gerüstet (ax-ready). Mit A-GPS, Galileo, A-GLONASS, Beidou, QZSS und NavIC bietet das XR20 zudem eine lückenlose Abdeckung der Ortungsstandards.
Schnellladen und Wireless Charging
Über den 5 Gbit/s schnellen USB-C-Anschluss unterstützt das Nokia XR20 Schnellladen mit bis zu 18 Watt. Zudem kann es auch kabellos nach Qi-Standard mit bis zu 15 Watt geladen werden. Die Kapazität des fest verbauten Akkus beträgt 4.630 mAh und Nokia verspricht bei normaler Nutzung eine Akkulaufzeit von zwei Tagen.
Das Display unter der Lupe
Das Display des Nokia XR20 leuchtet im Test maximal mit 592 cd/m² bei der vollflächigen Darstellung von Weiß und wird somit heller als die von Nokia beworbenen 550 cd/m². Schwarz leuchtet bei maximaler Helligkeit mit 0,39 cd/m². Der Kontrast des XR20 liegt bei 1.518:1, ein typischer, guter Wert bei Smartphones. Mit einer Farbtemperatur von 8150 Kelvin ist das Display im Auslieferungszustand allerdings zu kühl abgestimmt.
Die minimale Helligkeit des Displays liegt bei 2,9 cd/m² – ebenfalls ein guter, unproblematischer Wert. Die für die Akkumessungen genutzten 200 cd/m² werden beim Nokia XR20 bei 56 Prozent Display-Helligkeit erreicht. Die Helligkeitssteuerung ist somit nicht gleichverteilt, denn 200 cd/m² würde sonst einer Helligkeitseinstellung von circa 34 Prozent der maximalen Helligkeit von 592 cd/m² entsprechen.
Dual-Kamera mit Dual-Blitz
Für Fotos setzt das Nokia XR20 auf eine 48-Megapixel-Hauptkamera mit f/1.8-Blende von Zeiss, der eine 13-Megapixel-Ultraweitwinkel-Linse mit f/2.4-Blende zur Seite steht. Sie bietet ein Sichtfeld von 123 Grad. Die Frontkamera bietet 8 Megapixel mit einer f/2.0-Blende.
Zwei LED-Blitze an der Rückseite des Nokia XR20, von denen einer eine Dual-Tone-LED nutzt, können in dunklen Umgebungen genutzt werden. Sowohl die Front- als auch Hauptkamera unterstützen Videos maximal in Full HD (1080p). Bei der Hauptkamera können Videos aber immerhin mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden, die Frontkamera ist auf 30 FPS begrenzt.
Fotos lassen sich wahlweise mit 48 oder 12 Megapixeln speichern, wobei die volle Auflösung im Test das schärfere Ergebnis liefert. Die Kameras des Nokia CR20 liefert dabei durchaus gute Bilder, liegt aber bei der Farbabstimmung nicht immer ganz richtig. Die Farbe des Phlox' trifft das iPhone XS am besten, denn die Blüten sind sattlila und nicht so ausgeblichen wie auf den Bildern des Nokia XR20. Auch das Grün der Bäume trifft das iPhone teilweise besser, hier überzeichnet vor allem das ROG Phone 5, während das Nokia XR20 meist eine gute Farbwiedergabe aufweist.
Bei schlechten Lichtverhältnissen mit warmweißem Kunstlicht gleicht das Nokia XR20 dies nicht nur nicht aus, sondern verstärkt den Gelbstich noch deutlich. Zudem ist das Bild weniger scharf als bei der den herangezogenen Vergleichsmodellen.