OnePlus Nord 2 im Test: Hauptkamera mit 50 Megapixeln

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Nicolas La Rocco
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OnePlus verbaut im Nord 2 eine Triple-Kamera, doch fairerweise muss man eher von einer Dualkamera mit zusätzlichem Schwarz-Weiß-Filter sprechen, der über einen dritten, monochromen Sensor realisiert wird. Als eigenständige Kamera lässt sich nicht darauf zugreifen, stattdessen steht die Linse als Filter der Hauptkamera zur Auswahl.

Bei der Hauptkamera setzt der Hersteller auf den 1/1,56 Zoll großen IMX766-Sensor von Sony, der aus der OnePlus-9-Serie bekannt ist. Dort nutzt ihn OnePlus nicht für die Hauptkamera, sondern für das Objektiv für Ultraweitwinkelaufnahmen. Im Nord 2 wird der Sensor mit einer Linse mit fixer Blendenöffnung von f/1.9 und einer optischen Bildstabilisierung (OIS) kombiniert. Die zweite Kamera mit nur noch 8 Megapixeln und Blende f/2.25 ist für Ultraweitwinkelfotos zuständig, die ein Sichtfeld von 120 Grad abdecken. Dieses Exemplar kommt mit einer rein elektronischen Bildstabilisierung (EIS) statt OIS aus.

Die Kamera für den Schwarz-Weiß-Filter bietet 2 Megapixel bei Blende f/2.5. Das gespeicherte Foto weist aber auch hier knapp 12,6 Megapixel auf, was aus dem 4:1-Pixel-Binning der 50-Megapixel-Hauptkamera resultiert. Die nachfolgende Aufnahme demonstriert den Unterschied zwischen einem Farbfoto und der Nutzung der Hauptkamera in Verbindung mit dem Schwarz-Weiß-Filter der dritten Kamera.

Vergleich Farb- und S/W-Modus
Vergleich Farb- und S/W-Modus

Fotos bei Tageslicht

Aufnahmen bei Tag weisen einen typischen OnePlus-Look auf, den sich der Hersteller über die letzten Jahre angeeignet und erst letztens mit der OnePlus-9-Serie wieder ein wenig abgelegt hat, weil dort Hasselblad für die Bildverarbeitung samt Farbabstimmung zuständig ist. Gemeint ist dieser etwas harte, nachgeschärfte, kontrastreiche und mit gesättigten Farben versehene Look, der ein wenig Natürlichkeit vermissen lässt, aber je nach persönlichen Vorlieben durchaus gefallen kann.

Negativ fällt jedoch ins Gewicht, dass trotz HDR-Automatik in dunklen Bildbereichen Details verschluckt werden und fast schwarze Flächen entstehen, die nichts erkennen lassen. Sichtbar ist das zum Beispiel im zweiten Bild der nachfolgenden Galerie bei den Rädern und Radkästen des Opels links im Bild. In den Baumkronen des Ultraweitwinkelfotos am Alexanderplatz lassen sich ebenfalls kaum noch Details ausmachen.

Allgemein gilt für die Ultraweitwinkelkamera, dass dort Abstriche bei Schärfe und Detailreichtum gemacht werden müssen. Die Aufnahmen fallen um ein Vielfaches weicher aus und tendieren schneller zum Rauschen, wenn nicht ausreichend natürliches oder künstliches Licht zur Verfügung steht. Ein Beispiel dafür ist das Foto im Hotel-Zoo-Innenhof. Steht wenig Licht zur Verfügung, produziert selbst die Hauptkamera trotz des größeren Sensors Rauschen, zu sehen etwa an der Decke in der Aufnahme des Flurs.

OnePlus Nord 2 – Kamera (Tag)

Fotos am Abend und bei Nacht

Bei Tageslicht noch ohne Auswirkungen, lässt sich am späten Abend bei Dämmerung und in der Nacht der effektive Nachtmodus zuschalten, um das Rauschen zu reduzieren und den Dynamikumfang zu erweitern. Nachtaufnahmen mit dem Nord 2 fallen bei der Hauptkamera nämlich nur mittelmäßig gut aus und haben mit hellen Lichtern zu kämpfen, die überstrahlen, während dunklere Bildbereiche ein wenig „absaufen“.

OnePlus Nord 2 – Kamera (Nacht)

Der Nachtmodus allerdings, der sich in der Kamera-App ganz links neben dem Videomodus wählen lässt, bringt wieder Balance in die Aufnahmen, setzt aber etwas Geduld beim Schießen der Fotos voraus. Wird das Smartphone still gehalten, nimmt sich das Nord 2 bis zu fünf Sekunden Zeit, um aus mehrfachen Aufnahmen eine gute Aufnahme zu produzieren. Leuchtreklamen, Scheinwerfer und andere Lichtquellen werden dann vorbildlich eingefangen, während dunkle Bereiche an Details gewinnen, ohne überbelichtet zu werden und damit die Atmosphäre der Nacht zu zerstören.

Der Nachtmodus lässt sich auch mit der Ultraweitwinkelkamera kombinieren und führt dort zu einem ähnlich guten Effekt. Bei Nacht wird die Diskrepanz zwischen den beiden Kameras noch deutlicher, denn Ultraweitwinkelfotos mangelt es im Direktvergleich erneut an Details und Schärfe und das Rauschen tritt noch stärker in Erscheinung. Der Nachtmodus ist dann ein gelungenes Mittel, um dagegen anzukämpfen.

Videomodus mit maximal 4K30 SDR

Videoaufnahmen lassen sich in maximal 4K-Auflösung mit 3.840 × 2.160 Pixeln sowie 30 FPS anfertigen. Ein 4K60-Modus wird bei OnePlus' Mittelklasse nicht geboten. Für 60 FPS muss die Auflösung auf Full HD reduziert werden, alternativ steht die höhere Bildwiederholrate in 720p zur Auswahl. Für den Zeitlupenmodus gibt es zudem 1080p mit 120 FPS oder 720p mit 240 FPS.

Die Stabilisierung arbeitet im Videomodus gut, wie die Testaufnahme in 4K30 verdeutlicht. Standardmäßig nutzt das Smartphone den H.264-Codec, der mit einer hohen Bitrate von 50 Mbit/s bei 4K30 zum Einsatz kommt. Das ist der Bildqualität dienlich, die keine durch die Kompression sichtbaren Artefakte aufweist. Die 4K-Auflösung sorgt für ein scharfes Bild, aber der Dynamikumfang ist erneut nur Mittelmaß. Das Nord 2 beherrscht ausschließlich SDR-Aufnahmen und somit kein HDR.

Die Tonaufnahme erfolgt in Stereo und weist eine gute Kanaltrennung auf, jedoch stören ein wenig der eher blecherne Klang und die Empfindlichkeit gegenüber Windgeräuschen, die selbst bei einem lauen Lüftchen prominent in der Aufnahme zu hören sind.