Red Dead Redemption 2: DLSS hat Probleme, ist aber besser als nativ

Wolfgang Andermahr
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Red Dead Redemption 2: DLSS hat Probleme, ist aber besser als nativ

Die PC-Version von Red Dead Redemption 2 unterstützt nun Nvidia DLSS. ComputerBase hat sich das intelligente KI-Upsampling genauer angesehen. Im Test zeigt sich, dass es in vielen Situationen das bessere Bild erzeugt als die native Auflösung, aber auch mit Problemen zu kämpfen hat.

Im November 2019 ist das Western-Epos Red Dead Redemption 2 auf dem PC erschienen und konnte damals mit einer spektakulären Grafik punkten. Vor einigen Tagen wurde enthüllt, dass das Spiel mit dem nächsten Update „Blood Money“ für Red Dead Online auch die Unterstützung von Nvidias intelligentem KI-Upsampling DLSS erhalten wird. Und eben jenes ist mittlerweile erschienen. Wie gut DLSS in Red Dead Redemption 2 funktioniert, klärt ComputerBase im Test.

Die Bildqualität von DLSS in RDR 2

Red Dead Redemption 2 kommt mit DLSS in der Version 2.2.10.0 daher, das sich im Grafikmenü mit den gewohnten Qualitätsoptionen „Qualität“, „Balanced“, „Performance“ und „Ultra Performance“ meldet. Beim Testen sind jedoch ziemlich schnell zwei Fehler aufgefallen, die mit der Qualität von DLSS nichts zu tun haben. Und zwar stürzt das Spiel gerne mal ab, wenn man zwischen den DLSS-Modi hin und her schaltet. Darüber hinaus kann es passieren, dass es nach dem Aktivieren des Features plötzlich extreme Grafikfehler gibt. Diese gehen dann auch nicht mehr weg, selbst wenn DLSS abgeschaltet wird. In dem Fall hilft nur, das Spiel zu beenden und neu zu starten.

Die Bildschärfe ist mit DLSS deutlich besser

Die von Red Dead Redemption 2 genutzte Kantenglättung hat ein Problem. Denn das TAA mit seiner temporalen Komponente vermatscht das Bild massiv. Im Stillstand hält sich der Effekt noch in Grenzen, in Bewegung wird das Bild dann aber automatisch sehr unscharf. Viele Grafikdetails verwischen regelrecht ineinander und werden unkenntlich. Und das gilt auch in Kombination mit hohen Auflösungen wie 3.840 × 2.160 – in geringeren Auflösungen ist der Effekt noch extremer.

Da DLSS die spieleigene Kantenglättung ersetzt, hat Nvidias intelligentes KI-Upsampling einen ziemlich großen Hebel und nutzt ihn auch. Das Bild mit DLSS ist nicht nur viel schärfer als mit der nativen Auflösung, zusätzlich sind auch feine Grafikdetails deutlich besser zu erkennen, die mit dem TAA spätestens in Bewegung verwischen. Sei es auf Plakaten, Häusern, der Vegetation oder dem Spielercharakter selbst, der Effekt ist auf fast allen Objekten zu erkennen. Screenshots zeigen die Verbesserung bereits ordentlich. Wie groß die Vorteile von DLSS diesbezüglich wirklich sind, wird aber erst in Bewegung deutlich – entsprechend empfiehlt die Redaktion einen Blick in die zwei aufgenommenen Videos. Da YouTube die Videos auch in 4K noch stark komprimiert, ist es empfehlenswert, sich für einen optimalen Vergleich das Originalvideo herunterzuladen. Dort lassen sich die Unterschiede am besten erkennen.

Darüber hinaus kann DLSS in RDR 2 mit einer guten temporalen Konstruktion auftrumpfen, die feine Details wie dünne Linien besser darstellen kann als TAA. Zwar gibt es in dem Spiel nicht allzu viele solcher Szenarien, doch kann DLSS in den wenigen vorhandenen punkten.

Die bessere Schärfe hat ihren Preis

Das TAA vernichtet viele Details in Red Dead Redemption 2, bezüglich der Bildruhe funktioniert das Anti-Aliasing jedoch richtig gut. Und genau das ist dann auch die Schwäche beim Einsatz von DLSS, denn das Feature hat damit überraschend große Probleme im Spiel. Bereits mit DLSS auf „Qualität“ flimmert die Optik selbst in Ultra HD deutlich mehr. Und dabei gibt es auch nicht ein spezielles Objekt, das flimmert, denn ein Großteil des Bildes ist betroffen. Aggressivere DLSS-Modi oder geringere Auflösungen verstärken die Unruhe entsprechend.

Darüber hinaus gibt es beim Einsatz von DLSS offenbar ein paar Probleme mit dem LOD in RDR 2. Zumindest werden bei einigen Objekten bereits bei mittelgroßer Distanz plötzlich deutlich weniger Details dargestellt. Sie sehen also nicht einfach schlechter aus, sondern verschwinden meistens gänzlich. Das betrifft nur einige Objekte, geschieht aber immer mal wieder.

Des Weiteren treten auf einigen Objekten beim Einsatz von DLSS plötzlich Grafikfehler auf. Manche im Spiel ohnehin vorhandene Grafikfehler werden intensiviert, andere treten dagegen gänzlich neu auf. Davon ist auch das Haar des Protagonisten betroffen, das gerne mal einige Artefakte zeigt.

Durchaus vorhanden, aber ziemlich problemlos ist dann das von DLSS bekannte „Smearing“. Auch in RDR 2 schmieren manche Objekte bei gewissen Bewegungen, doch sieht man das selten. Zudem ist der Effekt nur wenig ausgeprägt.

DLSS ist der nativen Auflösung vorzuziehen – mit Einschränkungen

DLSS bietet in Red Dead Redemption 2 kurz gesagt einen Vorteil und mehrere Nachteile. Aber dennoch ist Nvidias intelligentes KI-Upsampling in den meisten Fällen der nativen Auflösung inklusive des spieleigenen TAAs vorzuziehen. Einfach deswegen, da dieser eine Vorteil sehr mächtig ist und die Nachteile auszustechen vermag.

Dabei gilt aber zu beachten, dass DLSS auch in Red Dead Redemption 2 eine hohe Renderauflösung benötigt, um wirklich gut auszusehen. In Ultra HD zeigt DLSS mit Abstand das beste Ergebnis, in WQHD schaut das Ergebnis schon sichtbar schlechter aus. Einfach, da die Bildunruhe deutlich zunimmt. Aus diesem Grund sollten aggressivere Modi als DLSS auf „Qualität“ gar nicht erst benutzt werden, auch nicht in 3.840 × 2.160. In 1.920 × 1.080 sehen dann weder die native Auflösung noch DLSS gut aus – es gibt die Qual der Wahl, welche Nachteile man akzeptabler findet. Hier sollte jeder selber ausprobieren, was seine Vorlieben sind.

Die Performance-Vorteile mit DLSS

Red Dead Redemption 2 skaliert trotz voller GPU-Auslastung nicht ordentlich zwischen unterschiedlichen Auflösungen, entsprechend steigt die Leistung bei geringen Auflösungen weniger als gewöhnlich an beziehungsweise kostet weniger bei vielen Pixeln. Somit bringt DLSS in Full HD und WQHD auch weniger als in anderen Spielen. So legt die GeForce RTX 2060 in 1.920 × 1.080 mit DLSS auf „Qualität“ nur um 12 Prozent an Geschwindigkeit zu, mit dem Performance-Preset sind es 20 Prozent.

In höheren Auflösungen werden die Unterschiede größer. In 2.560 × 1.440 gewinnt die GeForce RTX 2070 Super mit DLSS auf „Qualität“ immerhin 17 Prozent an Bildern pro Sekunde hinzu, mit DLSS auf „Performance“ sind es 29 Prozent. So kommt das Turing-Modell dann ebenfalls auf 60 Bilder pro Sekunde.

Red Dead Redemption 2 mit DLSS
Red Dead Redemption 2 mit DLSS – 3.840 × 2.160
  • FPS, Durchschnitt:
    • RTX 3080 @ DLSS Performance
      78,8
    • RTX 3080 @ DLSS Qualität
      68,9
    • RTX 3080 @ Nativ
      56,8
    • RTX 2070S @ DLSS Performance
      45,3
    • RTX 2070S @ DLSS Qualität
      37,9
    • RTX 2070S @ Nativ
      31,0
  • FPS, 0,2% Perzentil:
    • RTX 3080 @ DLSS Performance
      56,0
    • RTX 3080 @ DLSS Qualität
      51,3
    • RTX 3080 @ Nativ
      44,1
    • RTX 2070S @ DLSS Performance
      40,0
    • RTX 2070S @ DLSS Qualität
      32,3
    • RTX 2070S @ Nativ
      27,6
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

In 3.840 × 2.160 ist der Nutzen von DLSS wie gewohnt am größten. Die GeForce RTX 3080 legt mit der Qualitäts-Einstellung um 21 Prozent zu, mit dem Performance-Preset sind es 39 Prozent. Letzteres ist ein Wert, der in vielen anderen Spielen mit DLSS auf „Qualität“ bereits erzeugt wird.

Die Performance ist generell schlechter geworden

Mit dem DLSS-Update hat Rockstar offenbar auch generell an der Leistungsschraube von Red Dead Redemption 2 gedreht – allerdings in die falsche Richtung. Das betrifft nicht die Durchschnitts-FPS, denn die sind auf vergleichbarem Niveau geblieben. Die Perzentil-FPS fallen nach dem Patch aber deutlich schlechter aus. Und wenn man sich die Frametimes während der Messreihe anschaut, wird auch der Grund dafür klar. Diese sind deutlich unruhiger geworden. Bei der Bildausgabe gibt es immer mal wieder größere Ruckler, die es in dieser Form vor dem Update nicht gegeben hat. Je größer die GPU-Last ist, desto unruhiger werden die Frametimes. Entsprechend sind schnelle Grafikkarten deutlich mehr davon betroffen als langsamere, die quasi wie zuvor laufen.

Darüber hinaus funktioniert das Shader-Caching nicht mehr so gut wie zuvor. Das Spiel muss sich beim Betreten einer neuen Region erstmal ordentlich „einruckeln“, was vorher nicht der Fall gewesen ist. Dieser Umstand betrifft sowohl DirectX 12 als auch Vulkan, offenbar gibt es ein allgemeines Problem.

Beurteilung

Red Dead Redemption 2 bietet eine richtig detaillierte Grafik, von der mit der spieleigenen Kantenglättung aber viel verloren geht. Gerade in Bewegung verwischen die Feinheiten regelrecht und Nvidias neu integriertes DLSS erledigt diesen Job deutlich besser. Seien es Vegetationen, Häuser oder Charaktere, fast alle Objekte sind sichtbar schärfer und in Bewegung oft nur mit dem intelligentem KI-Upsampling richtig zu erkennen.

Mit DLSS gibt es deutlich mehr Details zu sehen

Das ist ein richtig dickes Plus, jedoch gibt es auch grafische Nachteile mit DLSS. Offenbar veränderte Mip-Map-Stufen lassen an manchen Objekten die Details verschwinden und stellenweise gibt es neu hinzugekommene Grafikfehler. Das größte Problem ist aber eine deutlich höhere Unruhe im Bild. Die Spiel-Kantenglättung verschluckt zwar viele Details, die Bildruhe ist aber hoch. Mit DLSS flackert die Grafik dagegen selbst in Ultra HD sichtbar mehr.

Trotzdem bietet schlussendlich DLSS auf einer GeForce-RTX-Grafikkarte die beste Grafik und sollte daher genutzt werden – wenn auch nur mit der höchsten Qualitätseinstellung und mindestens WQHD als Auflösung. Ein Leistungsplus gibt es dann noch gratis obendrein, auch wenn es in Red Dead Redemption 2 geringer als in anderen Spielen ausfällt.

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