Samsung: Von Micro-LED-Fernsehern fehlt jede Spur im Handel
Anfang April dieses Jahres sollten eigentlich die ersten Micro-LED-Fernseher von Samsung in Deutschland auf den Markt kommen. Drei Monate später sind diese aber weiterhin nicht verfügbar. Im Heimatland Südkorea soll sich das 110-Zoll-Modell hingegen gut verkaufen, vom kleineren 99-Zoll-Modell fehlt aber auch dort jede Spur.
Ein Rückblick auf die Micro-LED-Ankündigungen
Zur CES im Januar 2019 gab es die erste offizielle Ankündigung von Samsung, nach dem reinen B2B-Produkt „The Wall“ in den kommenden Jahren auch Micro-LED-Fernseher für Consumer anbieten zu wollen. Auf der Messe in Las Vegas wurde dafür ein erstes Vorseriengerät mit 75 Zoll demonstriert, während im Hintergrund der gigantische „The Wall“ mit 5,56 m Bilddiagonale (219 Zoll) den Ballsaal dominierte.
Ende 2020 folgte dann zunächst für den Heimatmarkt Südkorea die entsprechende Ankündigung, dass für Consumer ein erster Micro-LED-Fernseher mit 110 Zoll für umgerechnet 129.000 Euro geplant sei. Das globale Debüt der Fernseher wurde damals mit dem ersten Quartal 2021 angegeben.
In Deutschland ab 129.999 Euro
Mitte März dieses Jahres war es dann so weit und Samsung Deutschland verkündete, ab Anfang April die ersten beiden Micro-LED-Fernseher auch hierzulande auf den Markt zu bringen. Geplant waren zwei Ausführungen: eine mit 110 Zoll (279,4 cm), so wie sie zu Beginn auch in Südkorea angeboten wurde, für 149.999 Euro und ein Modell mit 99 Zoll (251,5 cm) für 129.999 Euro.
Aus dem Aprilstart wurde nichts
Seit dieser Ankündigung ist es allerdings exakt dabei geblieben. Im Handel fehlt jede Spur von den Geräten, wenn etwa bekannte Preisvergleiche oder große Anbieter wie Media Markt und Saturn direkt durchsucht werden. „Leider haben wir für Ihre Suche "Samsung Micro LED" keinen passenden Treffer gefunden“, heißt es bei der roten Elektronikkette. Gähnende Leere herrscht auch beim Internetauftritt von Samsung selbst. Dort wird zwar die Micro-LED-Technologie samt ihrer Vorteile vorgestellt, kaufen lassen sich die Fernseher allerdings nicht. Wer Vor- und Nachname, Telefonnummer und E-Mail-Adresse sowie das Geburtsdatum hinterlässt, kann sich für eine telefonische Beratung registrieren und weitere Informationen zukommen lassen. Potenziell lässt sich über diesen Weg auch ein Kaufvertrag abschließen, im März hieß es allerdings noch explizit, die Micro-LED-Fernseher werden Anfang April im Handel verfügbar sein.
400 bis 500 Micro-LED-Geräte im Jahr
Aus Südkorea liefert das Branchenmagazin The Elec heute einen interessanten Einblick in den Verkauf der Micro-LED-Fernseher im Heimatland. Dort verkaufe sich das 110-Zoll-Modell angeblich gut, wenngleich in absoluten Zahlen gemessen von einem Produkt in der Nische der Nische gesprochen werden muss. Der gesamte globale Micro-LED-Absatz im B2B- und B2C-Sektor mache derzeit 400 bis 500 Einheiten pro Jahr bei Samsung aus, heißt es in dem Bericht. Dies entspreche einem Anteil von lediglich 0,001 Prozent am gesamten jährlichen TV-Absatz von Samsung, der an der 50-Millionen-Marke kratzt.
Die Fertigung bleibt extrem aufwendig
Während hierzulande die Micro-LED-Fernseher weiterhin nur angeteasert werden, gibt es in Südkorea für den 110 Zoll großen „MNA110MS1ACXKR“ immerhin schon eine richtige Produktseite. Das angekündigte 99-Zoll-Modell ist aber auch dort nicht zu finden. Samsung selbst begründet dies mit der hohen Nachfrage für die Variante mit 110 Zoll, Insider gehen The Elec zufolge aber von einem Preisproblem und Hürden in der Fertigung aus. Mit 99 Zoll muss der Fernseher günstiger angeboten werden, weil die Bilddiagonale weiterhin als Maßstab für den Preis angesehen wird. Bei der Micro-LED-Technik sei die Fertigung eines 4K-Modells in 99 Zoll aber aufwendiger als in 110 Zoll, weil die winzigen LED-Chips enger zusammenrücken müssen und die Wahrscheinlichkeit von Defekten in der Fertigung damit steigt. Samsung muss für den Fernseher mehr als 8 Millionen LED-Chips auf das PCB transferieren und bei nur 1 Prozent fehlerhafter Pixel müssen bereits mehr als 80.000 LEDs getauscht werden.
Neue Verfahren werden entwickelt
Samsung entwickelt deshalb Fertigungsverfahren der nächsten Generation, die mehrere Subpixel auf einem Chip vereinen sollen. Statt R (Rot), G (Grün) und B (Blau) einzeln auszuführen, würde dann RGB auf einem Chip auf das PCB transferiert werden, was diesen Prozess auf ein Drittel reduziere. Samsung wolle zudem RGBRGB-Micro-LED-Chips zur Serienreife entwickeln, was die Anzahl der Module nochmals um die Hälfte reduzieren und die Fertigung unkomplizierter machen würde.
Die Redaktion hat bei Samsung Deutschland angefragt, was die Verzögerungen verursacht hat und wann mit der Verfügbarkeit von Micro-LED-Fernsehern hierzulande zu rechnen ist.