Taycan-Rückruf: Porsche zeigt unfreiwillig, wo OTA-Updates noch nicht gehen
Die gesamte Autobranche bewegt sich auf eine Zukunft reduzierter Steuergeräte, zentraler Computer und aktualisierbarer, eigener Betriebssysteme zu. Dazu gehören auch OTA-Updates, um Werkstattbesuche zu reduzieren. Aktuell zeigt ein Rückruf des Porsche Taycan, was Kunden erdulden müssen, wenn OTA-Updates nicht möglich sind.
Porsche ruft den elektrischen Taycan zurück. Wie der Sportwagenhersteller heute vermeldet, bestehe bei weltweit rund 43.000 Fahrzeugen der Baureihen Taycan und Taycan Cross Turismo der Modelljahre 2020 bis 2021, darunter etwa 3.400 betroffene Fahrzeuge in Deutschland, die Möglichkeit, dass in bestimmten Fällen fälschlicherweise und sporadisch ein Verlust der Antriebskraft ausgelöst werden könne.
Software ist schuld am Fehler
Auslöser ist aber nicht etwa ein Defekt der Hardware, sondern Software ist für den Fehler verantwortlich. Gegenüber dem Spiegel erklärte ein Sprecher, dass ein Software-Problem die Kommunikation zwischen den Pulswechselrichtern und den E-Maschinen des Wagens störe. Dies könne dazu führen, dass die Motoren abschalten und das Auto ausrollt.
Sicherheitsrelevante Komponenten wie Bremsen und Lenkung seien jedoch nicht betroffen, der Wagen soll steuerbar bleiben und auch ABS und ESP würden weiterhin funktionieren. Komme es zum Ausfall, hätten Fahrer 90 Sekunden Zeit, um den Wagen am Straßenrand abzustellen. Einmaliges aus- und wieder einzuschalten reiche, um dann wieder weiterfahren zu können.
Bisher sei der Fehler bei 0,3 Prozent aller Autos, die betroffen sein könnten, aufgetreten. Der Fehler trete sporadisch auf und sei nicht an bestimmte Fahrbedingungen geknüpft. Die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge können diese laut Hersteller weiterhin nutzen und sollen direkt von ihrem zuständigen Porsche-Partner kontaktiert werden.
Eine Stunde Update in der Werkstatt
Lösen könne Porsche den Fehler ausschließlich mit einem Software-Update in der Werkstatt. Ein OTA-Update, also ein Over-the-Air-Update über das Mobilfunkmodul im Auto, sei für diesen Bereich des Autos nicht vorgesehen, weil es sich einem Sprecher zufolge um eine sicherheitsrelevante Maßnahme handele. „Das ist eine unangenehme Situation, aber wir haben den Fehler schnell gefunden und konnten reagieren.“ Der kostenlose Werkstattbesuch sollte nach Empfehlung des Herstellers schnellstmöglich erfolgen und das Update werde etwa eine Stunde in Anspruch nehmen. In der laufenden Serie sei der Fehler bereits abgestellt worden, erklärt Porsche.
OTA-Updates nicht immer möglich
Es ist nicht das erste Mal, dass der Taycan für ein Update in die Werkstatt muss. Letzten Sommer wurde ein „Verbund-Update“ verteilt, dessen Datenmenge für das Mobilfunknetz zu groß gewesen war. Im Porsche Zentrum wollte das Unternehmen ein reibungsloses Update mittels Hochgeschwindigkeitsleitung sicherstellen. Porsche verwies damals auch auf die Komplexität des Taycan als Technologieträger. Im VW-Konzern rund um das Thema OTA-Update bekannt wurde auch der elektrische ID.3, der mit einer Vorabversion der Software vom Band lief und vor der Auslieferung noch einmal manuell aktualisiert werden musste. Die OTA-Funktionalität war damit aber weiterhin nicht gegeben, sodass das E-Auto im September 2020 dafür noch einmal in die Werkstatt kommen musste.