Ubisoft: Angestellte kritisieren Vorgehen gegen Belästigung
Ubisoft-Mitarbeiter kritisieren in einem offenen Brief, dass gegen Belästigung und Diskriminierung nicht effektiv vorgegangen werde. Anlass des Schreibens sind auch die Vorwürfe gegen ActivisionBlizzard, die ähnliche Dinge zum Inhalt haben.
Vorausgegangen ist der kollektiven Äußerungen länger brodelnde Unzufriedenheit mit den Maßnahmen des Konzerns seit dem vergangenen Sommer. In dem Brief, den nach Informationen von Eurogamer über 1.000 aktuelle oder ehemalige Angestellte unterschrieben haben, drücken die Unterzeichner zunächst ihre Solidarität mit den Angestellten bei ActivisionBlizzard aus. Die Ereignisse werden dabei als Problem der gesamten Branche dargestellt. Gefordert wird, dass echte Änderungen erfolgen und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.
„Leere Versprechungen“ vom CEO
Nach den Enthüllungen bei Ubisoft sei im Unternehmen zu viel beim Alten geblieben, lautet der Vorwurf: „Wir haben nichts als ein Jahr voller freundlicher Worte, leerer Versprechungen und dem Unwillen gesehen, bekannte Täter aus dem Unternehmen zu entfernen“. Deshalb traue man dem Management nicht mehr zu, das Problem an der Wurzel anzugehen.
Es geht den Angestellten dabei nicht um „Prozesse, Fokusgruppen, PR-Management oder Bildung“ – denn Training werde von denen ignoriert, die am meisten Bedarf hätten –, sondern im Kern darum, deutliche Zeichen zu setzen. Es seien nur die sichtbarsten Täter gefeuert worden, den Rest habe Ubisoft nur versetzt oder gar befördert und dies auch mehrfach, da weitere Verstöße folgenlos blieben, heißt es in den Brief. Sowohl Täter als auch Mitschuldige sollen deshalb entlassen werden.
Vorgeschlagen wird, dass Angestellte mitentscheiden, wie mit der Situation weiter umgegangen wird. Dies wird verbunden mit der Forderung nach branchenweiten Standards für das Umgehen mit solchen Fällen. Gewünscht wird die Beteiligung von Angestellten außerhalb des Managements sowie Gewerkschaftsvertretern. So sollen auch die direkt Betroffenen mitbestimmen können.
CEO umgeht Forderungen
Ubisoft-CEO Yves Guillemot weist diese Vorwürfe in einem Antwortschreiben indirekt zurück. Guillemot hebt den Einsatz „für echten und nachhaltigen Wandel bei Ubisoft“ sowie „wichtige Fortschritte im vergangenen Jahr“ hervor, zu denen unter anderem ein Meldesystem, neue Richtlinien und Vorgaben, Training und neues Führungspersonal gehören. Den Angestellten macht Guillemot weitere Gesprächsangebote in Form von „Feedback-Sessions“, denn freie Meinungsäußerung ist ein „Schlüssel für uns“, schreibt Guillemot.
Auf die Forderungen und Bedenken geht Guillemot mit keinem Wort ein. Das sehen auch die Unterzeichner so. In einem Statment gegenüber GamesIndustry merken sie an, dass ein Gesprächsangebot keine Mitbestimmung oder Kollaboration sei. Ubisoft agiere „scheinheilig“, wenn es zwar Änderungen gebe, Täter aber gleichzeitig durch bloße Versetzungen in andere Machtpositionen geschützt würden.