Viper VPN100 SSD: Patriot entschuldigt sich für heimlichen Controller-Wechsel

Michael Günsch
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Viper VPN100 SSD: Patriot entschuldigt sich für heimlichen Controller-Wechsel

Berichte, dass die NVMe-SSD Viper VPN100 (Test) teils mit weniger DRAM-Cache als angegeben ausgeliefert wird, hat der Hersteller Patriot Memory bestätigt und sich für die fehlende Information entschuldigt. Begründet wird dies mit einem Wechsel des Controllers aufgrund von Engpässen im Halbleitersektor.

Kunden decken wieder einmal auf

Den Anstoß für die auf Medienberichte folgende Stellungnahme (PDF) von Patriot hatte ein Bericht eines Reddit-Nutzers geliefert. Demnach ist seine kürzlich erworbene Patriot VPN100 mit 2 TB mit dem Phison E12S und nur 512 MB DRAM bestückt, während im Datenblatt (PDF) des Herstellers vom Phison E12 und 2 GB DRAM-Cache die Rede ist.

Die Angaben im Datenblatt stimmen nicht mehr
Die Angaben im Datenblatt stimmen nicht mehr

Laut der Stellungnahme hat sich Patriot bereits im vergangenen Jahr dazu entschlossen, aufgrund von Versorgungsengpässen auf den Phison E12S umzustellen, der weniger DRAM mitbringt und in einem kleineren Package hergestellt wird. Patriot versichert, dass dennoch die versprochenen Werte beim sequenziellen Lesen/Schreiben wie auch bei den Random 4K IOPS erreicht werden und zieht in einer Grafik den direkten Vergleich.

Patriot sieht E12S auf Höhe des E12
Patriot sieht E12S auf Höhe des E12 (Bild: Patriot)

Aufgrund der anhaltenden Fertigungsknappheiten, die sich auf die globale IC-Lieferkette auswirken, entschied sich Patriot im Jahr 2020 für die Nutzung des Phison E12S Controller zusätzlich zum Phison E12 für die komplette VPN100-Serie (256GB/512GB/1TB/2TB). Wir bestätigen, dass nur die Viper SSD-Serie betroffen ist. Der E12S nutzt weniger Cache, bietet aber die gleiche Leistung wie der E12-Controller weil er nach dem neuesten Herstellungsverfahren und mit innovativer Firmware-Entwicklung hergestellt wird.

Patriot Memory

Ein kleiner DRAM-Cache stört meist nicht

Dennoch kann ein kleinerer Cache in bestimmten Szenarien (fernab vom üblichen Verbraucheralltag) auch eine geringere Leistung bedeuten. Aus diesem Grund war der betroffene Kunde empört. Zudem wird vom E12S nur langsamerer, aber sparsamer DDR3L- statt DDR4-DRAM unterstützt. Für geringe Anforderungen bei normaler Nutzung ist ein kleiner DRAM-Cache aber nicht problematisch. Sogar NVMe-SSDs ohne eigenen DRAM-Cache, die stattdessen via Host Memory Buffer (HMB) einen winzigen Teil des Hauptspeichers nutzen, können ohne drastische Leistungseinbußen überzeugen. Ein gutes Beispiel dafür ist die WD Blue SN550 (Test). Bei SATA-SSDs ohne DRAM, für die es die NVMe-Funktion HMB nicht gibt, sieht das wiederum anders aus. Das komplette Fehlen des DRAM-Zwischenspeichers kann dann sogar die Ursache für Systemaussetzer sein.

Entschuldigung für heimliche Änderung

Patriot entschuldigt sich nun dafür, dass die Datenblätter nicht unmittelbar angepasst worden sind und übernimmt die Verantwortung für entstandene Unannehmlichkeiten. Kunden, die Fragen dazu haben, können sich an den Kundendienst unter support@patriotmem.com wenden. Ob der Hersteller das Produkt im Zweifel anstandslos zurücknimmt, geht aus dem Statement aber nicht hervor.

Wir bestreiten jedoch nicht, dass wir dabei unsere Informationsblätter nicht aktualisiert haben, die online zur öffentlichen Ansicht bzw. zum Nachschlagen verfügbar sind, dies hätte unmittelbar durchgeführt werden sollen. Dafür entschuldigen wir uns und übernehmen die Verantwortung für alle Unannehmlichkeiten, die allen Partnern und Kunden entstehen.

Patriot Memory

Für das vierte Quartal 2021 kündigt Patriot bei der Gelegenheit einen Nachfolger an, der die VPN100 ersetzen werde. Damit wird wohl auch das nun verschlechterte Image der Serie begraben. Die neue „Viper“ soll ebenfalls PCIe 3.0 x4 im M.2-Formfaktor nutzen.

Andere machen den gleichen Fehler

Patriot ist längst nicht der einzige Hersteller, der wichtige Komponenten bei seinen SSDs wechselt, ohne dies öffentlich bekanntzugeben. Für Aufruhr sorgte zum Beispiel auch, dass Adata bei der SX8200 Pro bei Controller und NAND so oft Änderungen vornahm, dass gleich vier verschiedene Varianten im Umlauf waren. Bei PNY kam es kürzlich zu einem Wechsel des NAND-Flash, wodurch die TBW-Garantie drastisch reduziert wurde. Hier hatte der Hersteller zwar Datenblätter und Website angepasst, doch wurde dies erst nach lautstarker Kritik bekannt.