Volkswagen: Ein Betriebssystem für alle Konzernmarken kommt 2025
Der Volkswagen Konzern will 2025 über die Software-Einheit CARIAD eine einheitliche Software-Plattform mit nur noch einem Betriebssystem für alle Konzernmarken einführen. Ein wesentliches Merkmal des OS wird die Level-4-Fähigkeit für autonomes Fahren sein. Hardware-Grundlage wird die neue Scalable Systems Platform bilden.
Ein Betriebssystem von VW bis Audi, Porsche und Lamborghini
Im Rahmen der „NEW AUTO Strategie“ hat der Konzern heute einen Ausblick auf die strategischen Vorhaben bis in das Jahr 2030 gegeben. Eines davon ist die Einführung eines einheitlichen und skalierbaren Betriebssystems für alle Konzernmarken. Dazu zählen unter anderem VW, Audi, Skoda, Seat, Porsche, Lamborghini und Bentley.
Die eigene Automotive-Software-Einheit CARIAD arbeitet aktuell an drei Software-Plattformen, die für die kommenden Jahre geplant sind. Die erste ist die aktuell zum Einsatz kommende Software-Plattform 1.1 (E³ 1.1), mit der erstmals Upgrades und Over-the-Air-Updates für das MEB-Produktportfolio möglich sind, zu dem unter anderem der VW ID.4, Skoda Enyaq oder Cupra BORN zählen. Das erste OTA-Update „ID.Software2.3“ für die ID.-Familie wird seit letzter Wochen angeboten.
Gleiches Infotainmentsystem für Audi und Porsche
Im Jahr 2023 soll dann die Software-Plattform 1.2 (E³ 1.2) starten und unter anderem ein neues, einheitliches Infotainmentsystem und Over-the-Air-Updates für Fahrzeuge der Konzernmarken Audi und Porsche einführen. Bei Porsche hat es zuletzt ein Upgrade des Infotainmentsystems PCM auf Version 6.0 im 911, Cayenne und Panamera gegeben. Die heutige Ankündigung zeigt, dass bereits in zwei Jahren Schluss mit einer eigenen Lösung sein wird und Audi und Porsche das gleiche Infotainmentsystem bekommen werden.
Software-Plattform 2.0 ermöglicht Level 4
Der größte Schritt ist aber für 2025 mit der Software-Plattform 2.0 (E³ 2.0) geplant, die das einheitliche Betriebssystem für alle Konzernmarken einführen soll. Volkswagen erklärt, dass ein wesentliches Merkmal der Plattform deren Level-4-Fähigkeit für autonomes Fahren sein wird, sodass Kunden das Fahren vollständig dem Auto überlassen können. Das Unternehmen erwartet, dass sich autonomes Fahren bis 2023 zu einer „bedeutenden Einnahmequelle“ entwickeln wird. „Software spielt die entscheidende Rolle bei der Transformation von einem reinen Autohersteller zum integrierten Mobilitätskonzern“, sagte Dirk Hilgenberg, CEO von CARIAD.
SSP als nächste Mechatronics-Plattform
Hardware-Grundlage der neuen Software wird die Scalable Systems Platform (SSP). SSP ist der Name der neuen Mechatronics-Plattform der nächsten Generation mit schrittweise reduzierter Komplexität. Die SSP wird der Nachfolger von MQB, MSB, MLB, sowie MEB und PPE und soll auch die Konsolidierung der heutigen Plattformen vorantreiben. Von drei ICE-Plattformen (Internal Combustion Engine/Verbrenner) soll zunächst auf zwei BEV-Plattformen (Battery Electric Vehicle/E-Auto) reduziert werden, um schließlich eine einheitliche Architektur für das gesamte Produktportfolio zu schaffen. Ab 2026 will Volkswagen die Produktion von reinen Elektrofahrzeugen auf der SSP starten. Über die gesamte Lebensdauer der Plattform erwartet Volkswagen mehr als 40 Millionen darauf produzierte Fahrzeuge. Investitionen in Höhe von 800 Millionen Euro sind für ein neues Zentrum für die technische Entwicklung der SSP in Wolfsburg vorgesehen.
Hohe Umsätze aus neuen Quellen erwartet
Volkswagen erwartet über die kommenden Jahre und Jahrzehnte eine starke Verschiebung innerhalb der Umsatzquellen und starke Zuwächse auf dem Mobilitätsmarkt. Der ICE-Markt dürfte nach Ansicht des Unternehmens in den nächsten zehn Jahren um über 20 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig werde der Absatz von Elektrofahrzeugen schnell wachsen und Verbrenner als führende Technologie überholen. Es wird geschätzt, dass bis 2030 etwa ein Umsatz von 1,2 Billionen Euro nur mit Software zusätzlich zum erwarteten Geschäft mit BEVs und ICEs rund ein Drittel des gesamten Mobilitätsmarktes ausmache. Dieser Gesamtmarkt wiederum könnte sich von heute rund zwei auf dann voraussichtlich fünf Billionen Euro mehr als verdoppeln.
Bis 2030 will Volkswagen deshalb auch Systemfähigkeiten für autonome Shuttle-Flotten aufbauen und einige davon selbst besitzen und betreiben, um ein erweitertes Angebot an Mobilitätsdienstleistungen und Finanzierung zu schaffen. Mobilität als Dienstleistung (MaaS) und Transport als Dienstleistung (TaaS), vollständig autonom, sollen zum integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie werden. Die künftige Wertschöpfungskette bestehe aus vier Bereichen: dem selbstfahrenden System, seiner Integration in das Fahrzeug, dem Flottenmanagement und der Mobilitätsplattform.