Navi 23 und damit die Radeon RX 6600 XT bietet von Haus aus nur acht PCI-Lanes nach dem aktuellen Standard PCIe 4.0 an – dieses Vorgehen ist nichts Ungewöhnliches für AMDs kleinste GPU einer Generation, bei der Radeon RX 5500 XT verhielt es sich genauso. Wenn der eigene Rechner über PCIe 4.0 verfügt, ist die halbierte Bandbreite über den PCIe-Bus in der Regel kein Problem und schränkt nur bei größerem Speichermangel ein.
Jedoch verfügen lediglich (relativ) moderne Systeme über PCIe 4.0, bei Intel gibt es den Standard sogar erst seit wenigen Monaten. Wer sich also kürzlich kein neues System gekauft hat, verfügt vermutlich nur über PCIe 3.0. Und damit halbiert sich die Bandbreite über den Bus automatisch nochmal, denn acht PCIe-3.0-Lanes entsprechen lediglich vier PCIe-4.0-Lanes. Und wie die Benchmarks zeigen, wird die Situation dann stellenweise schon deutlich kritischer.
Im Durchschnitt egal, in Einzelfällen nicht
Im Durchschnitt merkt man davon kaum etwa: Mit PCIe 4.0 gewinnt die Radeon RX 6600 XT gegenüber PCIe 3.0 gerade einmal 2 Prozent an Durchschnitts-FPS, die Perzentil-FPS legen um 4 Prozent zu. Das ist nun zwar nicht nichts, aber auch kein Unterschied, der auf ein generelles Problem hinweist.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Das ändert sich jedoch, wenn die Einzelergebnisse betrachtet werden. Call of Duty: Black Ops Cold War war schon immer ein VRAM-Fresser, denn die genutzte Engine benötigt von Anfang an sehr viel Speicher. Und hier zeigt sich, dass bereits in Full HD bei nur acht PCIe-3.0-Links größere Einbußen in Kauf genommen werden müssen. Die Durchschnitts-FPS fallen mit PCIe 3.0 gegenüber PCIe 4.0 um 10 Prozent ab, die Perzentil-FPS um 12 Prozent. Die gute Nachricht dabei ist, dass das Spiel einfach nur langsamer läuft – Ruckler oder ähnliche Probleme gibt es nicht.
Bei allen anderen Games fallen die Nachteile mit PCIe 3.0 geringer aus oder sind nicht vorhanden. Death Stranding zeigt mit 5 und 11 Prozent langsameren Messwerten noch die schlechtesten Ergebnisse, in Gears 5 sind es 4 und 8 Prozent, in Horizon Zero Dawn 5 und 4 Prozent und in Watch Dogs: Legion nochmal 5 und 10 Prozent.
AMD schickt die Radeon RX 6600 XT mit einem UVP von 380 Euro (379,99 Euro) ins Rennen. Allerdings ist es fraglich, ob er bei dem Modell außer zur Einordnung überhaupt eine Rolle spielen wird. Denn ein Referenzdesign gibt es nicht, entsprechend wird es die Karte auch nicht im AMD-eigenen Shop geben – und nur da sind aktuell Radeon-Grafikkarten (theoretisch) zum UVP zu bekommen.
Potenzielle erste Händler für die Radeon RX 6600 XT sind:
Der Marktpreis wird aller Voraussicht nach deutlich höher als die anvisierten 380 Euro ausfallen, 500 Euro im besten Fall und eher noch mehr sind nicht unrealistisch. Angaben zu den Preisen für Custom-Designs liegen der Redaktion noch nicht vor, diese sind stellenweise näher am Marktpreis dran als diejenigen von AMD und Nvidia. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit vermutlich wie mittlerweile gewohnt schlecht ausfallen wird. Wer eine Radeon RX 6600 XT kaufen möchte, sollte sofort zuschlagen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Radeon RX 6600 XT in kürzester Zeit ausverkauft wäre.
Modell
UVP zum Marktstart
Marktstart
GeForce RTX 3090 FE
1.549 Euro
24. September 2020
GeForce RTX 2080 Ti
1.259 Euro
19. September 2018
GeForce RTX 3080 Ti FE
1.199 Euro
3. Juni 2021
Radeon RX 6900 XT
999 Euro
8. Dezember 2020
GeForce RTX 2080 FE
849 Euro
19. September 2018
GeForce RTX 2080 Super FE
739 Euro
23. Juli 2019
Radeon VII
729 Euro
07. Februar 2019
GeForce RTX 3080 FE
719 Euro
17. September 2020
Radeon RX 6800 XT
649 Euro
18. November 2020
GeForce RTX 2070 FE
629 Euro
16. Oktober 2018
GeForce RTX 3070 Ti FE
619 Euro
10. Juni 2021
Radeon RX 6800
579 Euro
18. November 2020
GeForce RTX 2070 Super FE
529 Euro
2. Juli 2019
GeForce RTX 3070 FE
519 Euro
27. Oktober 2020
Radeon RX Vega 64
499 Euro
14. August 2017
Radeon RX 6700 XT
479 Euro
18. März 2021
Radeon RX 5700 XT
419 Euro
7. Juli 2019
GeForce RTX 3060 Ti FE
419 Euro
2. Dezember 2020
GeForce RTX 2060 Super
419 Euro
2. Juli 2019
Radeon RX 6600 XT
380 Euro
11. August 2021
GeForce RTX 2060
369 Euro
7. Januar 2019
Radeon RX 5700
369 Euro
7. Juli 2019
GeForce RTX 3060
329 Euro
25. Februar 2021
Fazit
Das von AMD gesetzte Ziel erreicht die Radeon RX 6600 XT problemlos: Die neue kleinste RDNA-2-Grafikkarte ist in Full HD schneller als Radeon RX 5700 XT und GeForce RTX 3060, der Vorsprung liegt in reinen Rasterizer-Titeln bei 7 respektive 13 Prozent. Die vorerst kleinste RDNA-2-GPU schlägt den größten RDNA-1-Ausbau dabei mit einer über 50 Prozent höheren Effizienz. 60 FPS bei maximalen Details schafft der 3D-Beschleuniger in Full HD mühelos, meistens liegen die Frameraten noch ein gutes Stück darüber. Für AAA-Titel in Full HD ohne aktives Raytracing ist die Radeon RX 6600 XT also sehr gut geeignet.
AMDs Marketing-Fokus auf Full HD kommt bei der Radeon RX 6600 XT allerdings nicht von ungefähr. Neben einer strategischen Abgrenzung zur Radeon RX 6700 XT (Test) im Portfolio und der Tatsache, dass die GPU-Rohleistung limitiert ist, gibt es einen weiteren technischen Hintergrund: den nur noch 32 MB großen Infinity Cache.
Mit einer Trefferquote von über 50 Prozent reicht sein Volumen in Full HD, wie von AMD in Aussicht gestellt, aus. In WQHD ist das wiederum nicht mehr der Fall, das Speicherinterface bremst die GPU – je nach Titel weniger deutlich ausgeprägt – ein. In Folge dessen wird die Radeon RX 5700 XT in WQHD im Durchschnitt nur noch um 2 Prozent geschlagen und immer mal wieder ist die neue Radeon auch langsamer, ohne Cache-Ansatz sollten die relativen Abstände eher auf Full-HD-Niveau bleiben. Der Vorsprung zur GeForce RTX 3060 beträgt in WQHD ebenfalls geringere 8 Prozent. Das bedeutet nicht, dass die Radeon RX 6600 XT WQHD nicht beherrscht, so wirklich zu Hause fühlt sie sich jenseits von Full HD aber nicht.
Raytracing ist zu viel des Guten
Zweifelsfrei nicht geeignet ist die Radeon RX 6600 XT für Raytracing, dazu fehlt es definitiv an Leistung. In wenigen Spielen gibt es in Full HD zwar noch flüssige Frameraten, in den meisten wird aber selbst die 30-FPS-Marke nur mit Mühe erreicht. Die GeForce RTX 3060 erledigt den Job deutlich besser, doch wer die Technologie ernsthaft benutzen möchte, muss bei beiden Herstellern eine Preisklasse höher einsteigen. Ein wenig Abhilfe schaffen könnte der Radeon RX 6600 XT AMDs FidelityFX Super Resolution (Test), doch ist die Upscaling-Technologie noch nicht in vielen Titeln vertreten, die auch Raytracing können. Auch hier hat Nvidia mit DLSS aktuell die Nase vorne.
Mit einem 8 GB großen Speicher verfügt die Radeon RX 6600 XT über das Mindestmaß an VRAM, das eine Grafikkarte im Jahr 2021 haben sollte. Die GeForce RTX 3060 ist mit 12 GB diesbezüglich besser ausgestattet, was in der Einstiegsklasse aber kein Muss ist. Mit 8 GB gibt es in Full HD derzeit keine Probleme, auch wenn sich das in Zukunft ändern kann.
Für Raytracing ist die Speichermenge dagegen manchmal zu wenig, doch fehlt es der Radeon RX 6600 XT dann ohnehin an Leistung. Kommt es doch zur Speicherknappheit, hat es die Grafikkarte zudem schwerer, sich den restlichen VRAM aus dem Arbeitsspeicher zu holen, da dieser über maximal 8 anstelle der üblichen 16 PCIe-Lanes kopiert werden muss. Wessen Mainboard nur über PCIe 3.0 statt PCIe 4.0 und damit über nochmals eine halbierte Bandbreite verfügt, bekommt keine generellen Probleme. In Einzelfällen fällt die Performance aber etwas geringer als mit PCIe 4.0 aus, zu Rucklern oder Ähnlichem kommt es aber nicht.
Die Energieeffizienz beeindruckt
Was die die Radeon RX 6600 XT zweifelsohne ist: in allen Lebenslagen ein absoluter Effizienzmeister. Am beeindruckendsten ist trotz der sehr guten Leistungen im Idle- und Videobetrieb aber definitiv das FPS-pro-Watt-Verhältnis beim Spielen, denn die Radeon RX 6600 XT arbeitet noch einmal 10 Prozent energieeffizienter als die Radeon RX 6800, die bis jetzt an der Spitze in der Rangliste gelegen hat. Die etwas langsamere Radeon RX 5700 XT wird um satte 53 Prozent geschlagen, die GeForce RTX 3060 um 32 Prozent. Wird die Radeon RX 6600 XT nach AMDs Referenzvorgaben betrieben, benötigt die Grafikkarte beim Spielen gerade einmal durchschnittlich 147 Watt.
Die Radeon RX 6600 XT ist damit eigentlich die perfekte Full-HD-Grafikkarte, die in AAA-Spielen ohne Raytracing-Effekte bei maximalen Details kein Problem damit hat, die 60-FPS-Marke teils deutlich zu überschreiten. Da kann die alte Garde oder Nvidias konkurrierende GeForce RTX 3060 nicht mithalten. Spielen in WQHD sollte mit dieser Grafikkarte allerdings die Ausnahme anstelle der Regel bleiben und von Raytracing sollte schlicht ganz abgesehen werden. Das muss einem beim Kauf bewusst sein. Ebenso ist es von Vorteil, wenn die Plattform PCIe 4.0 unterstützt, wobei PCI 3.0 aber kein K.-o.-Kriterium ist.
Der UVP ist zu hoch angesetzt
Ein weiteres „Aber“ ist der Preis. AMDs offizielle Preisempfehlung von 380 Euro ist mit Blick auf das Marktumfeld zu hoch. Die GeForce RTX 3060 kostet mit 329 Euro ein gutes Stück weniger, die GeForce RTX 3060 Ti dagegen mit 419 Euro nicht allzu viel mehr. Während erstere dann in den meisten Fällen schlechter als die Radeon RX 6600 XT abschneidet, ist die GeForce RTX 3060 Ti mit Ausnahme der Energieeffizienz durchweg überlegen. Bei einer guten Marktlage hätte die Radeon RX 6600 XT damit ein Problem.
Die Marktlage ist aber nun einmal nicht gut, alle Grafikkarten kosten im Handel deutlich mehr, als der UVP empfiehlt, womit AMDs und Nvidias Preisempfehlungen ohnehin zu kaum mehr als einer Einordnung der Grafikkarte und einem mittlerweile schon etwas verzweifelten Schnaufen beim Kauf geeignet sind. Immerhin ist die Situation inzwischen besser als noch vor einigen Monaten, denn zumindest sind fast alle Modelle lieferbar und die Preise nicht mehr ganz so verrückt, wie sie einmal waren.
Nichtsdestoweniger spielt der UVP von 380 Euro bei der Radeon RX 6600 XT keine Rolle, im Handel werden ohnehin mehr als 500 Euro zu bezahlen sein. Wer dazu bereit ist, erhält mit AMDs Radeon RX 6600 XT eine gute Grafikkarte für Full HD, mit der es auch in Zukunft keine großen Einschränkungen in AAA-Spielen geben sollte. Wer in Sachen Auflösung mit der nächsthöheren Stufe oder auch einmal mit Raytracing liebäugelt, sollte respektive muss dagegen zu einem schnelleren Modell greifen.
Mit der MSI RX 6600 XT Gaming X macht man nichts verkehrt
Wer sich für den Kauf entschieden hat, kann bedenkenlos zur MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X greifen. Das Custom-Design ist minimal schneller, als es die AMD-Spezifikationen vorsehen – das ist aber nur auf dem Papier von Vorteil, zudem leidet darunter etwas die Effizienz. Beim Spielen sind die Lüfter leise, für einen Silent-PC eignet sich die Radeon RX 6600 XT Gaming X allerdings nicht. Ob die Partnermodelle von PowerColor, Sapphire und XFX besser abschneiden, klärt ComputerBase in Kürze.
ComputerBase hat die MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X von AMD zum Testen erhalten. Die Grafikkarte wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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