Im Test vor 15 Jahren: ATis Radeon X1950 XTX war ein Topmodell für 399 Euro
Im Jahr 2006 gab es einen ständigen Schlagabtausch zwischen ATi und Nvidia: Auf eine schnelle High-End-Grafikkarte folgte eine noch schnellere der Konkurrenz und vice versa. Mit der Radeon X1950 XTX (Test) startete ATi einen letzten Angriff auf Nvidia, bevor mit der nächsten Generation DirectX-10-Unterstützung eingeführt wurde.
XTX als Konter auf GTX
Die ATi Radeon X1950 XTX (Test) erschien am 23. August 2006 und damit genau einen Monat nach Bekanntgabe der Übernahme von ATi durch AMD. Sie war als Antwort auf Nvidias GeForce 7900 GTX (Test) gedacht, die wiederum kurz zuvor der ATi Radeon X1900 XTX (Test) Paroli bieten konnte. Es war die letzte High-End-Grafikkarte der DirectX-9-Ära.
„Technologisch gesehen vereint die ATi Radeon X1950 XTX Langeweile mit einigen interessanten Details“, so beschrieb die Redaktion ATis Neuvorstellung im Spätsommer 2006. Denn die GPU R580+ war bereits fast vollständig von der Radeon RX 1900 XTX (R580) bekannt.
Identische GPU mit schnellem GDDR4-Speicher
Die Neuerungen bei der Radeon X1950 XTX hielten sich im Vergleich zur X1900 XTX in Grenzen. Die GPU wurde von R580 in R580+ umbenannt, erhielt dabei aber lediglich einen neuen Speichercontroller. Dieser konnte mit dem schnellen GDDR4-Speicher umgehen, den ATi verbaute. Bereits bei der Radeon X1900 XTX und der R580-GPU warb das Unternehmen mit Unterstützung für den GDDR4-Standard. Um die maximale Leistung zu ermöglichen, wurden bei dem R580+ allerdings Optimierungen vorgenommen. Mit einer Taktrate von 1.000 MHz war der Grafikspeicher der X1950 XTX etwa 29 Prozent schneller als der GDDR3-Speicher der X1900 XTX. Da das Speicherinterface in beiden Fällen 256 Bit breit war, stieg die Speicherbandbreite um ebenfalls 29 Prozent auf 64 GByte/s.
Radeon X1900 XTX | Radeon X1950 XTX | GeForce 7900 GTX | GeForce 7950 GX2 | |
---|---|---|---|---|
Chip | R580 | R580+ | G71 | |
Transistoren | ca. 384 Mio. | ca. 278 Mio. | ca. 2 × 278 Mio. | |
Fertigung | 90 nm | |||
Chiptakt | 650 MHz | 500 MHz | ||
Pixel-Pipelines | 16 | 24 | 2 × 24 | |
Shader-Einheiten pro Pipeline (MADD) |
3 | 2 | ||
FLOPS (MADD/ADD) | 374 GFLOPS | 250 GFLOPS | 2 × 192 GFLOPS | |
ROPs | 16 | |||
Pixelfüllrate | 10.400 MPix/s | 2 × 8.000 MPix/s | ||
TMUs je Pixel-Pipeline | 1 | |||
Texelfüllrate | 10.400 MTex/s | 15.600 MTex/s | 2 × 12.000 MTex/s | |
Vertex-Shader | 8 | 2 × 8 | ||
Dreiecksdurchsatz | 1.300 MV/s | 1.400 MV/s | 2 × 1.000 MV/s | |
Pixel-Shader | PS 3.0 | |||
Vertex-Shader | VS 3.0 | |||
Speichermenge | 512 MByte GDDR3 | 512 MByte GDDR4 | 512 MByte GDDR3 | 2 × 512 MByte GDDR3 |
Speichertakt | 775 MHz | 1.000 MHz | 800 MHz | 600 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 2 × 256 Bit | ||
Speicherbandbreite | 49.600 MByte/s | 64.000 MByte/s | 51.200 MByte/s | 2 × 38.400 MByte/s |
SLI/CF-Unterstützung | Ja |
Damit war es bei der Radeon X1950 XTX aber nicht getan, neben kleineren Änderungen am PCB entwickelte ATi einen neuen Kühlkörper. Der Kühler bestand aus einem Kupferblock mit mehreren Kupferlamellen und einem großen Radiallüfter, der die Abwärme über mehrere Lüftungsöffnungen an der Slotblende aus dem Gehäuse blies. Sowohl die Spannungswandler als auch der GDDR4-Speicher waren mit Kupferkühlern versehen, um sie auf Temperatur zu halten.
Schneller Speicher als Nachbrenner
In den Benchmarks lieferte die Radeon X1950 XTX eine sehr hohe Leistung ab. Mit steigender Auflösung, zugeschalteter Kantenglättung und anisotroper Filterung stieg der Leistungsvorteil gegenüber der Radeon X1900 XTX. Im Mittel standen zwischen 5 (1.280 × 1.024 Pixel) und 14 Prozent (2.560 × 1.440 Pixel und 4 × AA/16 × AF) mehr Leistung im Vergleich zur X1900 XTX bereit. Das reichte, um Nvidias GeForce 7900 GTX in jeder Qualitätseinstellung zwischen 5 (1.280 × 1.024 Pixel) und 32 Prozent (2.560 × 1.440 Pixel und 4 × AA/16 × AF) hinter sich zu lassen. Damit war die Radeon klar besser für hohe Auflösungen und Qualitätseinstellungen geeignet als Nvidias Topmodell. Selbst die Dual-GPU-Grafikkarte GeForce 7950 GX2 war in den höchsten Einstellungen nur wenige Prozent schneller.
High-End zum Kampfpreis
Das Beeindruckende an der hohen Leistung der Radeon X1950 XTX war, dass ATi die unverbindliche Preisempfehlung auf 399 Euro ansetzte. Üblicherweise erschienen neue High-End-Grafikkarten im Jahr 2006 zu Preisen von etwa 500 Euro und aufwärts. Für diesen vergleichsweise geringen Preis konnte die X1950 XTX auch in den B-Noten überzeugen. Der Schalldruckpegel unter Last lag mit 50 dB(A) bei nur 40 Prozent des Schalldruckpegels der Radeon X1900 XTX und auf einem Niveau mit der sehr leisen GeForce 7900 GTX. Die Lüftersteuerung musste sich jedoch Kritik gefallen lassen, da der Lüfter unregelmäßig hochdrehte und mehr Krach als notwendig verursachte. Im Leerlauf war die Radeon X1950 XTX die leiseste aktiv gekühlte Grafikkarte, die ComputerBase bis dato getestet hatte. Gleichzeitig waren die Temperaturen unter Last geringer als bei der X1900 XTX und die Energieaufnahme etwa auf dem gleichen Niveau.
Fazit
Für 399 Euro war die Radeon X1950 XTX eine ausgezeichnete Grafikkarte. Leistung, Lautstärke und Energieaufnahme stimmten. Insbesondere wer gerne in hohen Auflösungen spielte, war mit der Radeon sehr gut beraten. Zugleich war die Radeon X1950 XTX ATis letzter Angriff auf Nvidia, bevor der Hersteller mit der HD-2000-Serie zu DirectX-10-Grafikkarten überging.
„Für alle, die Wert auf einen fairen Preis und ein hochwertiges Bild legen, war die Radeon X1950 XTX damit die richtige Wahl“, hieß es damals im Fazit. Drei Monate später erschien mit der Nvidia GeForce 8800 GTX dann allerdings bereits „Der neue König unter den Grafikkarten“.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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