CPU-Gerüchte: Raptor Lake, Emerald & Diamond Rapids und Jim Keller
Unzählige Gerüchte um die kommenden Intel-CPUs machten in den letzten Tagen die Runde. Dabei schwankte die Glaubwürdigkeit bisweilen extrem. Für naheliegende Lösungen, beispielsweise im kommenden Jahr, sind sie teilweise realistisch, doch je später das Jahr, desto schwieriger wird es. Ein Kurzabriss der Gemengelage.
Anmerkung: Die Redaktion weiß um die Unsicherheit der Gerüchte, doch nach vielen Hinweisen und Nachfragen aus der Community wird sie eine Einordnung versuchen. Die Basis sind zweifelsohne Gerüchte mit zum Teil lediglich sehr dünnem Rückhalt.
5 Jahre im Voraus – Wunsch und Wirklichkeit
Problematisch sind dabei vor allem die Zeitangaben. Die letzten Gerüchte sprechen von Kernen für das Jahr 2025 und 2026, diese dürften zum Teil noch nicht einmal fertig definiert sein. Die Annahme hier ist nämlich, dass jede CPU-Entwicklung plötzlich bei Intel bis zu acht Jahre benötigt, üblich ist eigentlich eher die Hälfte der Zeit.
So sollen beispielsweise die neuen Prozessorkerne, die noch zu Jim Kellers Zeit bei Intel inspiriert wurden, erst 2025 bis 2026 zur Verfügung stehen – Jim Keller war seit Anfang 2018 bei Intel.
Insofern sind die Behauptungen, die der YouTuber „Moores Law is dead“ aufstellt, mit großer Vorsicht und gesunder Skepsis zu betrachten. Der von Jim Keller inspirierte „Royal Core“ soll demnach nahezu das Rad neu erfinden und direkt 30 Prozent mehr IPC bieten; natürlich aufgeschlagen auf die IPC-Zugewinne, die bis zum Jahr 2025 ohnehin noch anstehen. Dabei taucht auch SMT4 (4-faches Multi-Threading) als angebliche Neuerung auf. Diese Technologie wurde in den letzten Jahren in Gerüchten zu jeder zweiten CPU-Generation sowohl bei Intel als auch AMD gebetsmühlenartig wieder hervor geholt, in keinem Design jedoch umgesetzt – SMT4 bleibt bis dato eher ein Wunschtraum. In den Gerüchten in Aussicht gestellte Weiterentwicklungen bei DDR5 sind hingegen folgerichtig, aber auch leicht an einer Hand abzählbar. Ab und was dann in den angeblichen CPU-Serien Lunar Lake und Nova Lake umgesetzt wird, wird sich frühestens 2025 zeigen.
Die naheliegenden Informationen hingegen sind glaubwürdiger. Raptor Lake als Refresh von Alder Lake wird binnen eines Jahres erscheinen. Hier wird Intel die Anzahl der kleinen Kerne verdoppeln, 16 statt 8 an der Zahl sollen es sein. Diese Gerüchte gibt es bereits seit Wochen, hier manifestiert sich das Bild zunehmend. Leichte Steigerungen sowohl beim Takt als auch beim unterstützten Speicher sind mit von der Partie, da die Fertigungsstufe aber identisch bleibt, werden diese nicht übermäßig groß ausfallen. Neue Taktrekorde, wie sie die Gerüchteküche AdoredTV direkt vermeldet (derselbe Leaker hatten bei den angeblichen Taktrekorden von AMD Ryzen des Öfteren daneben gelegen) sind deshalb mit großer Vorsicht zu genießen.
Interessanterweise soll Intel auch in den darauf folgenden Generationen die Anzahl der großen P-Cores, wie sie mit Alder Lake erstmals eingeführt werden, nicht steigern. Stattdessen gibt es immer nur mehr kleine E-Cores, bei Arrow Lake könnten es schon 32 sein. Einige der Zeitabstände, die hier genannt werden, sind jedoch sehr kurz gehalten: Jedes halbe Jahr ein neues Produkt dürfte in der Realität so nicht stattfinden, zumindest nicht für jeden Marktbereich. Eventuell trennt Intel hier letztlich wieder stärker nach mobilen und Desktop-Lösungen, sodass mitunter in dem einen oder dem anderen Bereich Generationen übersprungen werden könnten. Hier widersprechen sich die Gerüchte mitunter jedoch selbst.
Server-Umfeld mit ähnlichen Sprüngen
Im Server soll die Entwicklung ebenfalls schnell voran schreiten. Emerald Rapids soll binnen kurzer Zeit das Zepter von Sapphire Rapids übernehmen, rund ein Jahr Zeitdifferenz wird genannt. Ähnlich wie im Client-Umfeld gibt es die neuen Raptor-Cove-Kerne, unterm Strich werden einige davon mehr auf die Dies gesetzt, 64 statt 56 Kerne im Maximum soll die CPU dann bieten. Anfang 2023 soll die CPU zur Verfügung stehen.
Granite Rapids hatte Intel zuletzt erstmals offiziell bestätigt, die Architektur soll parallel zur Generation Meteor Lake im Client-Bereich erscheinen. Das Schaubild offenbarte damals je 60 Kerne pro Die, der Multi-Chip-Ansatz wird entsprechend fortgeführt. Diamond Rapids folgt als nächstes, doch wird nicht vor dem Jahr 2025 erwartet – hier soll der große „Bang“ erfolgen.
Was am Ende davon wirklich ankommt, dass wissen die Gerüchte nicht. Gesunde Skepsis ist, wie eingangs bereits erwähnt, mehr als angebracht, viel zu weitreichend sind einige der Prognosen, die auch einfach jemand als Ziel auf ein Dashboard gemalt haben könnte und letztlich nichts mit der Realität zu tun haben.