Deutsche Telekom: 2G bleibt erst einmal, 5G SA und mehr FTTH kommen
Nach der 3G-Abschaltung Ende Juni dieses Jahres bei allen drei großen Netzbetreibern stellt sich die gleiche Frage für 2G. Die Deutsche Telekom hätte die Frequenzen gerne für 4G und vor allem 5G, sieht vorerst aber noch eine Notwendigkeit für den Erhalt von 2G. 5G Standalone könnte noch dieses Jahr, spätestens aber 2022 starten.
„Frequenzen sind ein rares Gut“, sagte Walter Goldenits, Geschäftsführer Technologie Telekom Deutschland, im Rahmen einer Frage-Antwort-Runde, in der Fragen aus dem Netz beantwortet wurden. Die 3G-Abschaltung vor rund zwei Monaten sorgte dafür, dass diese Frequenzen jetzt für 4G und 5G verwendet werden können. Am liebsten würde die Deutsche Telekom den gleichen Schritt auch bei 2G machen, doch dafür sei es noch zu früh. „Wir würden die Frequenzen gerne für 4G und 5G, vor allem für 5G, verwenden.“
2G für reine Telefonierer und Roaming
Aktuell gebe es aber noch zu viele Menschen, die noch ein 2G-Handy nur zum telefonieren besitzen. Außerdem bleibe das 2G-Netz noch für Roaming-Gäste aktiv, die noch nicht mit 4G und 5G unterwegs sind. Noch „einige Zeit“ werde 2G ein „sehr wertvoller und notwendiger Dienst“ bleiben, wenngleich die Weichen für die Zukunft auf 5G mit einer Ergänzung durch 4G gestellt seien. „Denn da geht die Post ab“, so Goldenits.
5G SA soll spätestens 2022 starten
Auf der gegenüberliegenden Seite des Netzes bei 5G will die Deutsche Telekom im nächsten Schritt 5G Standalone (5G SA), also das eigenständige 5G-Netz mit neuem Kernnetz an den Start bringen. Bislang hatte sich der Netzbetreiber nicht konkret dazu geäußert, jetzt heißt es aber, noch dieses Jahr könne der Start erfolgen, sofern es die ersten Anwendungsfälle gebe. Sei dies noch nicht der Fall, werde „spätestens 2022“ der Startschuss fallen. Ein Anwendungsfall könnte Voice over New Radio (VoNR), also das Telefonieren über 5G werden, für das aktuell noch der LTE-Anker genutzt wird. Die Startschwierigkeiten des Vorgängers VoLTE sollen sich nicht wiederholen. „Das wird dann meiner Meinung nach reibungslos funktionieren.“
Bei Vodafone ist 5G SA bereits aktiv und soll Vorteile bei Latenz, Energieverbrauch und Reichweite mitbringen, weil kein LTE-Anker mehr benötigt wird. Network Slicing erlaubt zudem logische Netze innerhalb des physischen Netzes, um garantierte Leistungen anbieten zu können. Rein vom Downlink her ist 5G SA ohne LTE-Anker noch etwas langsamer als 5G Non-Standalone (5G NSA), jedoch soll künftig die Zusammenlegung mehrerer Frequenzblöcke (Carrier Aggregation) diesen Nachteil beseitigen.
5G Carrier Aggregation breitflächig geplant
Carrier Aggregation ist auch das Stichwort für Optimierungen im derzeitigen 5G-Netz der Telekom. Darauf angesprochen, warum nicht mehr im neuen Spektrum bei 3,6 GHz ausgebaut werde, sagte Goldenits, dass „die Ausbringung dieser Frequenzen mit noch mehr Standorten in den städtischen Bereichen ihre Zeit“ dauere. Um die Kundenerfahrung in die Höhe zu bringen, sollen deshalb für 5G künftig mehr Bänder aggregiert werden. „Das beginnt mit 900 MHz, mit 800 MHz, in Zukunft auch mit 700 MHz, mit 1,8 GHz, mit 2,1 GHz, mit 2,6 GHz – und mit 3,6 GHz, dort wo wir es haben.“ Mit dieser Kombination sollen künftig Geschwindigkeiten jenseits von 1 Gbit/s ermöglicht werden.
Mehr LTE bei 800 und 900 MHz
Aber auch das LTE-Netz ist noch nicht am Ende. 4G bei 1,5 GHz nutzt die Telekom derzeit für die Festnetzverstärkung mit Mobilfunk bei den Hybrid-Verträgen mit entsprechenden Routern. „Ich glaube, da wird noch mehr kommen“, sagte Goldenits. Als „Kapazitäts-Backbone“ in den Städten bezeichnete Goldenits die 30 MHz für LTE bei 1,8 GHz, doch neben LTE bei 900 MHz, das „beinahe komplett ausgerollt“ auf den Mobilfunkstationen sei, wollte man auch LTE bei 800 MHz vermehrt bringen.
DSL nicht teurer und mehr FTTH
Zum Thema Festnetz-Internet sagte Goldenits, dass der Eindruck, dass die DSL-Tarife der Telekom gerade im Vergleich zum Kabel-Internet oft als hochpreisiger gelten, mangels Transparenz nicht korrekt sei. „Ein Teil davon, warum diese Transparenz nicht gleich ist, ist zum Beispiel, dass die TV-Versorgung beim Kabel in der Wohnungsmiete drin ist, in den Nebenkosten, und somit nicht komplett transparent dargestellt wird. Und das macht durchaus den Unterschied.“
Der Ausbau im Festnetz vor allem mit Glasfaser soll auch durch das Verlegen in geringeren Tiefen beschleunigt werden. Die Bereitschaft der Kommunen, auch alternative Verlegemethoden zu akzeptieren, steige massiv. Das Trenching, bei dem nur noch ein schmaler Kanal in die Oberfläche gefräst wird, hänge allerdings noch ein wenig hinterher. Zum FTTH-Ausbau sagte Goldenits, dass nach den über 500.000 Häusern mit neuer Glasfaserversorgung im letzten Jahr dieses Jahr mehr als eine Million Haushalte neu hinzukommen sollen. „Das ist mehr, als die Deutsche Glasfaser in den letzten drei, vier Jahren gebaut hat. Das heißt, mir erschließt sich das Bild nicht, warum die Deutsche Glasfaser der Benchmark sein soll.“ Die Deutsche Telekom will bis 2030 FTTH für alle Haushalte in Deutschland schaffen.