Deutsche Telekom: Zahlen zum 5G- und FTTH-Ausbau auch in Flutgebieten
Die Deutsche Telekom hat Ende August neue offizielle Zahlen zum 5G- und FTTH-Ausbau in Deutschland veröffentlicht. Demnach können 85 Prozent der Menschen mittlerweile 5G nutzen und 430.000 neue FTTH-Anschlüsse kamen hinzu. Beim Wiederaufbau in den Flutgebieten will die Telekom direkt Glasfaser ausbauen.
Im 5G-Netz betreibt die Deutsche Telekom laut eigenen Angaben jetzt 55.000 Antennen. Damit sollen 85 Prozent der Bevölkerung Zugriff auf den neuen Mobilfunkstandard erhalten. Bis zum Ende dieses Jahres werde die Marke von 90 Prozent anvisiert.
Seit Mitte des Jahres nennt der Netzbetreiber auch die Anzahl der Antennen im schnelleren 3,6-GHz-Frequenzband, nachdem zuvor nur die Gesamtanzahl kommuniziert wurde, die zum Großteil aus Antennen im DSS-Betrieb (Dynamic Spectrum Sharing) besteht, die parallel LTE und 5G auf dem früheren und vor allem langsameren 2,1-GHz-Frequenzband zur Verfügung stellen, das vor der Abschaltung für 3G genutzt wurde.
2.400 5G-Antennen im 3,6-GHz-Frequenzband
Über 2.400 Antennen an insgesamt rund 800 Standorten seien jetzt bei 3,6 GHz aktiv. Das sind rund 600 Antennen mehr, als Mitte Juni kommuniziert wurde. Das bedeutet auch, dass 12 Prozent des zuletzt erfolgten Ausbaus auf das 3,6-GHz-Frequenzband entfallen, das damit jetzt bei 4,4 Prozent aller 5G-Antennen zum Einsatz kommt. Um 0,8 Prozentpunkte konnte die Telekom damit den Anteil im High-Band im Vergleich zu Mitte Juni 2021 steigern.
Ende August 2021 | Mitte Juni 2021 | |
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Insgesamt | 55.000 | > 50.000 |
High-Band | > 2.400 | > 1.800 |
Anteil | 4,4 % | 3,6 % |
Das 3,6-GHz-Frequenzband kommt vor allem in Städten zum Einsatz, deren Anzahl sich jetzt auf über 60 belaufe. Neu hinzugekommen sind die Städte Bad Tölz, Gießen, Göttingen, Leverkusen, Mainz, Münster, Oberhausen, Recklinghausen, Regensburg, Wuppertal und Antennen in den Kreisen Mayen Koblenz, Merzig Wadern, Mettmann, im Rhein Sieg Kreis und im Rheinisch Bergischen Kreis. Zusätzlich hat die Telekom auch in Städten, die bereits eine 5G-Versorgung auf der 3,6-GHz-Frequenz haben, weitere Standorte in Betrieb genommen.
5G Standalone noch ohne Mehrwert
Das Thema 5G Standalone (5G SA) geht die Telekom derzeit testweise an vier Standorten an. Technik-Chef Walter Goldenits sieht aber noch nötige Entwicklungsschritte und zumindest aktuell noch keinen Mehrwert.
Derzeit betreiben wir in vier deutschen Städten Stand Alone Standorte und sind mit den Tests sehr zufrieden. Diese Technik wird das gesamte Potenzial von Virtual und Augmented Reality, Mobile Gaming und industrieller Vernetzung freisetzen. Bis zur kompletten Umstellung sind allerdings noch verschiedene Entwicklungsschritte nötig, da der Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden oberste Priorität hat – und dieser Mehrwert liegt in einer möglichst großflächigen Versorgung mit Highspeed.
Walter Goldenits, Technik-Chef der Telekom in Deutschland
Letzte Woche hatte Goldenits gesagt, noch dieses Jahr könne der Start von 5G SA erfolgen, sofern es die ersten Anwendungsfälle gebe. Sei dies noch nicht der Fall, werde „spätestens 2022“ der Startschuss fallen. Bei 5G SA ohne LTE-Anker wird zukünftig auch die Infrastruktur im Kernnetz auf eine vollständig neue, Cloud-basierte 5G-Architektur umgerüstet. Diese Weiterentwicklung von 5G sei die Voraussetzung für neue Einsatzmöglichkeiten wie Network Slicing oder Edge-Computing.
Telekom muss bei FTTH Tempo anziehen
Beim FTTH-Ausbau liege die Telekom „voll im Plan“, sagte Srini Gopalan, im Vorstand der Telekom für das Deutschland-Geschäft verantwortlich. Seit Jahresbeginn habe das Unternehmen über 30.000 Kilometer Glasfaser verlegt und im Festnetz 430.000 Glasfaser-Anschlüsse realisiert. Allein im Juli seien über 85.000 neue Anschlüsse hinzugekommen. Der Netzbetreiber sieht sich damit gut aufgestellt, das Ziel von 1,2 Millionen neuen Anschlüssen für das Gesamtjahr 2021 zu erreichen. Dafür muss das Unternehmen das Tempo aber deutlich anziehen, denn 430.000 FTTH-Anschlüsse in sieben Monaten würden hochgerechnet nur 737.000 und damit nur 61 Prozent des selbst gesteckten Ziels bis Jahresende bedeuten. Insgesamt können aktuell 2,5 Millionen Haushalte in Deutschland FTTH mit 1 Gbit/s von der Telekom nutzen.
Ausbau vor allem im ländlichen Raum
Schwerpunkt beim Ausbau seien nicht etwa Städte, sondern der ländliche Raum. Diesen definiert die Telekom mit Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern, deren Infrastruktur laut Gopalan oftmals „nicht so weit entwickelt wie in den Großstädten“ sei. Im ländlichen Raum sollen bis 2030 mindestens acht Millionen neue Glasfaser-Anschlüsse realisiert werden. „Der Glasfaserausbau ist ein lokales Geschäft mit hoher Komplexität. Deshalb ist der offene Dialog mit den Kommunen und deren Entscheidern für uns so wichtig. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir Zuständigkeiten und Entscheidungskompetenzen immer stärker von Bonn aus in die Regionen verlagern“, sagte Gopalan.
Glasfaser für stark betroffene Regionen der Flutkatastrophe
Glasfaser wird auch in den stark betroffenen Regionen der Flutkatastrophe eine Rolle spielen. Die Telekom hat bislang 17 Kommunen identifiziert, in denen die Infrastruktur so stark beschädigt wurde, dass sie komplett neu und dann direkt mit Glasfaser aufgebaut werden muss. Das sind: Ahrbrück, Altenahr, Antweiler, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Münstereifel (Innenstadt, Gewerbegebiet, Iversheim, Arloff), Kall (Sötenich, Urft), Schleiden/Schleiden-Gemünd, Stolberg (Mitte, Vicht), Dernau, Euskirchen-Schweinheim, Fuchshofen, Hönningen, Insul Markt, Mayschoß, Rech, Schuld und Sinzig (Kernstadt, Bad Bodendorf). Insgesamt handele es sich um rund 35.000 Anschlüsse.
Für den Wiederaufbau im Ganzen betrachtet gelte: Schnelligkeit geht vor Perfektion. Dabei bediene sich die Telekom auch provisorischer Lösungen, wie das Unternehmen auf YouTube zeigt. Auf dem Kanal „Telekom Netz“ wird seit Wochen über den Wiederaufbau berichtet, eine Übersicht zum Stand vier Wochen nach der Katastrophe gab es am 16. August. Insbesondere im Festnetz seien die Schäden der Flutkatastrophe aber noch nicht alle behoben. In ihren Videos erklärt die Telekom, dass teils schlichtweg ganze Straßen und Brücken weggerissen wurden, in denen bisher die Kabel verliefen. Rund 80 Prozent der Festnetzanschlüsse seien wiederhergestellt, bei knapp 20.000 werde von den Technikern noch an Lösungen gearbeitet.