Epos B20 im Test: Mikrofon mit guter Klang-Charakter-Wahl
Mit dem B20 hat Epos vor allem Podcaster und Streamer als Zielgruppe im Auge. Die will der Hersteller nicht nur über Klang, Verarbeitung und Materialwahl überzeugen, sondern auch über vier verschiedene Mikrofon-Charakteristiken für ganz unterschiedliche Einsatzszenarien. Im Test gelingt das, aber der Preis ist hoch.
Design, Verarbeitung und Preis
Das B20 von Epos vereint in Designfragen zwei Aspekte miteinander: Eine schlichte Gestaltung kombiniert mit einem vor allem durch die Kombination aus dem anthrazitfarbenen Klangaufnehmer und dem schwarzen Ständer edlen Aussehen. Dazu trägt auch die Materialwahl bei, denn während bei günstigeren Modellen in weiten Teilen Kunststoff verbaut wird, ist das B20, von den Bedienelementen einmal abgesehen, komplett aus Metall gefertigt. Dabei fällt die Verarbeitung ebenfalls sehr gut aus, mit der das rund 18 cm hohe und mit einem Durchmesser von 5,5 cm versehene Mikrofon wie aus einem Guss gefertigt wirkt. Etwas anderes sollten Käufer für einen vom Hersteller ausgerufenen Preis von 200 Euro jedoch ohnehin nicht erwarten. Dadurch richtet sich das Mikrofon weniger an Einsteiger, die einfach einmal in die Welt der Sprachaufnahmen reinschnuppern wollen.
Lange Kabel, aber wenig Zubehör
Dem Paket liegt zudem eine runde, innen mit einem Loch versehene Metallplatte bei, die mittels einer Schraube an die fest mit dem Mikrofon verbundene und neigbare Halterung angebracht wird und durch die das B20 stabil auf einem Tisch stehend genutzt werden kann. Entkoppelt ist das Mikrofon dabei nicht, womit sich schnell Geräusche vom Untergrund übertragen können. Das beiliegende USB-C-Kabel misst stolze 2,90 m, womit der jeweilige Rechner auch gerne etwas weiter vom Tisch entfernt stehen kann. Für einen Adapter, um das mit einer Gewindegröße von 3/8'' ausgestattete Mikrofon auch an eine Vorrichtung mit einer Größe von 5/8'' aufsetzen zu können, und einen Popschutz muss der Nutzer dagegen selbst sorgen.
Auf der Rückseite befindet sich neben dem Anschluss für das gerade beschriebene USB-Kabel zudem ein 3,5-mm-Klinkenanschluss für einen Kopfhörer zum latenzfreien Monitoring.
Weniger ergonomisch angebrachte Bedienelemente
Das B20 besitzt vier Bedienelemente am Mikrofon selbst, die jedoch eher ungünstig konzipiert und angebracht sind. So befinden sich bei dem vor dem Nutzer geneigten Mikrofon oben der Wahlschalter für die mit Niere, Stereo, Acht (bidirektional) und Kugel (omnidirektional) vier verschiedenen Charakteristiken, auf die später noch genauer eingegangen wird. Darüber ist der Regler für die Vorverstärkung angebracht. Der Regler für die Lautstärke des Kopfhörerausganges und der Mute-Knopf sind dagegen auf der Unterseite angebracht und dadurch ohne ein Drehen des Mikrofons nur umständlich erreichbar. Darüber hinaus hat Epos die Stummschaltung des B20 über einen Taster und nicht über eine Sensorfläche realisiert. Ohne Geräusche in der Aufnahme ist das Bedienen des Klangaufnehmers kaum möglich. Entsprechende Einstellungen können zwar auch über die später noch genauer beschriebene Software gemacht werden, doch ein Mausklicken oder ein Tastendruck auf der Tastatur wäre ebenso hörbar.
Dass es auch anders geht, zeigt Elgato beim Wave:3 (Test): Bei diesem befindet sich am Kopf des Mikrofons eine Sensorfläche für die Mute-Funktion, womit diese bei jeder Neigung und sogar auf dem Kopf stehend ohne die kleinste Geräuschentwicklung aktiviert werden kann – eine entsprechende Handhabung natürlich vorausgesetzt. Alle anderen Einstellungen sind bequem frontseitig über einen druckbaren Drehregler erreichbar.
Das Wave:3 besitzt jedoch noch einen anderen Vorteil: Auch wenn es wie das B20 für die Lautstärke und Verstärkung einen Endlosregler ohne Anschlag besitzt, kann der Nutzer zumindest über sieben LEDs die Stärke der Einstellung kontrollieren. Dies ist beim B20 nicht ersichtlich – ohne die jeweilige Software vor Augen, kann der Nutzer nicht erkennen, ob er sich im Minimum oder im Maximum des Möglichen befindet. Ersichtlich ist lediglich, ob das Mikrofon offen oder stummgeschaltet ist.
Die Positionen der Bedienelemente dürfte auch die Nutzung einer sogenannten „Spinne“ zur Entkopplung des Mikrofons und für dadurch reduzierte Übertragungen von störenden Vibrationen und Schwingungen erschweren. Epos selbst bietet keine entsprechende Ausführung an, die erhältlichen Universallösungen dürften die Regler dagegen meist überdecken. Gerade an einem Mikrofonarm befestigt wird somit jede noch so kleine Berührung des Gestells mit einem hörbaren „Rumpeln“ quittiert.
Einrichtung und Software
Das B20 benötigt zur Funktion keine speziellen Treiber, womit ein einfaches Einstecken in einen PC, Mac oder eine PS4 ausreicht. Dabei scheint das Mikrofon bei der Wahl des jeweiligen USB-C-Kabels recht wählerisch zu sein. Im Test funktionierte dies nur mit dem von Epos beigelegten Kabel.
Wer am Rechner weitere Einstellungen vornehmen will, installiert die „Epos Gaming Suite“, die eine einfachere Bedienung ermöglicht und zudem zusätzliche Funktionen mit sich bringt. So stellt die Software neben der auch am Mikrofon selbst einstellbaren Vorverstärkung und dem Monitoring ebenso einen Stimmverstärker zur Verfügung, mit dem auf den Klangcharakter der Stimme entweder über zwei Voreinstellungen („Warm“, „Klar“) oder über den integrierten 9-Band-Equalizer Einfluss genommen werden kann. Darüber hinaus gehört eine Rausch- und Geräuschunterdrückung zum Ausstattungsumfang.
Einmal gemachte Einstellungen können als Presets abgespeichert und somit später wiederverwendet werden.