Epos B20 im Test: Klang und Fazit

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Michael Schäfer
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Klang

Epos gibt den Frequenzgang des B20 mit 50 Hz bis 20 kHz bei einer Auflösung vom 24 Bit und einer Abtastrate von 48 kHz an. Als Kondensatormikrofon werden beim Epos B20 die durch Abstandsänderungen zwischen einer Membran und der Gegenelektrode hervorgerufenen Kapazitätsänderungen genutzt, um den daraus resultierenden Schalldruck oder die Schallschnelle in ein elektrisches Signal umzuwandeln. Das Mikrofon kann dabei, je nach eingestellter Charakteristik, den Schall in verschiedenen Formen aufnehmen:

  • Nieren-Charakteristik Hierbei werden nur die von vorne kommenden Signale aufgenommen. Seitlich oder von hinten auf das Mikrofon treffender Schall wird weitestgehend nicht erfasst. Der größte Teil der Mikrofone, auch für Bühne und Studio, arbeitet mit dieser Auslegung.
  • Stereo-Charakteristik Dieser Modus eignet sich vor allem, wenn entweder ein räumliches Klangbild oder sich bewegende Objekte abgezeichnet werden sollen.
  • Acht-Charakteristik (bidirektional) Bei dieser Ausrichtung wird der Schall hauptsächlich von vorne und von hinten gleichermaßen übertragen, womit er sich vor allem für Gespräche mit zwei Personen eignet, die sich gegenüberstehen. Schall aus Quellen von der Seite wird weitestgehend abgeschottet.
  • Kugel-Charakteristik (omnidirektional) Diese Form des Mikrofons nimmt, vereinfacht dargestellt, alle Schallwellen auf, die darauf eintreffen. Das kann Vor- und Nachteile besitzen: So muss das Mikrofon nicht speziell ausgerichtet, sondern einfach nur aufgestellt werden. Das hat aber ebenso die Folge, dass auch Störgeräusche mit aufgezeichnet werden. Diese Art von Mikrofon wird vor allem bei Orchesteraufnahmen oder solchen verwendet, bei denen vor allem auch der Raumklang miteinbezogen werden soll.
Die verschiedenen Mikrofon-Charakteristiken des B20
Die verschiedenen Mikrofon-Charakteristiken des B20 (Bild: Epos)

Dass jede Einstellung ihr eigenes Einsatzszenario besitzt, zeigt sich bei den Testaufnahmen deutlich. Epos selbst gibt für eine gute Aufnahme einen Mindestabstand von 10 cm an. Die beste klangliche Stimmabbildung wird aber bereits mit rund 5 cm und der typischen Nieren-Charakteristik erreicht, dann aber mit deutlichen Plosivlauten – somit wird ein Popschutz wieder Pflicht, der aber wiederum einen Teil der tieferen Frequenzen kostet. Bei 10 cm wirkt die Stimme bereits um einiges dünner, zudem kommt hierbei und mit wachsendem Abstand immer stärker die Raumakustik zum Tragen. Diese wirkt sich auch bei der bidirektionalen und omnidirektionalen Nutzung deutlich aus – also Acht oder Kugel. Ein ebenso gutes Fundament inklusive einer „breiten Bühne“ bietet die Stereo-Nutzung, und zwar auch dann, wenn nur eine Person ins Mikrofon spricht. Dabei ist das B20 aber dann ebenso anfällig für Plosivgeräusche.

Epos B20

Epos B20 - Clear - 5 cm Abstand - Niere
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Niere
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Niere - Klar
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Niere - Warm
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Bidirektional
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Omnidirektional
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Stereo - Still
Epos B20 - Clear - 10 cm Abstand - Stereo - Bewegung
Epos B20 - Clear - 5 cm Abstand - Niere - Popschutz
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Niere
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Niere - Reduktion 50%
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Bidirektional
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Bidirektional - Reduktion 50%
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Omnidirektional
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Omnidirektional - Reduktion 50%
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Stereo
Epos B20 - Störgeräusche - 10 cm Abstand - Stereo - Reduktion 50%

Elgato Wave:3

Elgato Wave:3 - Normal 50 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Lowcut 50 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Normal 20 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Lowcut 20 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Normal 10 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Lowcut 10 cm Abstand
Elgato Wave:3 - 100% Gain 10 cm Abstand
Elgato Wave:3 - 100% Gain Clipguard 10 cm Abstand
Elgato Wave:3 - Störgeräusche 50 cm Abstand

SPC Gear SM950

SPC Gear SM950 - Clean - Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950 - Clean - Pop-Filter - 10 cm
SPC Gear SM950 - Clean - Pop-Filter - 20 cm
SPC Gear SM950 - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950 - Störgeräusche - ohne Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950 - Störgeräusche - Pop-Filter - 5 cm

SPC Gear SM950T

SPC Gear SM950T - Clean - Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950T - Clean - Pop-Filter - 10 cm
SPC Gear SM950T - Clean - Pop-Filter - 20 cm
SPC Gear SM950T - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950T - Störgeräusche - Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950T - Störgeräusche - ohne Pop-Filter - 5 cm
SPC Gear SM950T - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm Off Axis 45°
SPC Gear SM950T - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm Off Axis 90°

Aver Media MIC 330

Aver Media MIC 330 - Clean - 5 cm
Aver Media MIC 330 - Clean - 10 cm
Aver Media MIC 330 - Clean - 20 cm
Aver Media MIC 330 - Clean - 5 cm - zusätzlicher Popschutz
Aver Media MIC 330 - Clean - 10 cm - zusätzlicher Popschutz
Aver Media MIC 330 - Clean - 20 cm - zusätzlicher Popschutz
Aver Media MIC 330 - Clean - 10 cm Off Axis 45°
Aver Media MIC 330 - Clean - 10 cm Off Axis 90°
Aver Media MIC 330 - Störgeräusche - 10 cm

HyperX Solocast

Hyper X Solocast - Normal 50 cm Abstand
Hyper X Solocast - Normal 20 cm Abstand
Hyper X Solocast - Normal 10 cm Abstand
Hyper X Solocast - Normal 50 cm Abstand (Vibrationen Schreibtisch)
Hyper X Solocast - Normal 50 cm Abstand - Störgeräusche
Hyper X Solocast - Normal 50 cm Abstand - Störgeräusche (Vibrationen Schreibtisch)
Hyper X Solocast - Normal 20 cm Abstand Off Axis 45°
Hyper X Solocast - Normal 20 cm Abstand Off Axis 90°
SPC Gear SM950T - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm Off Axis 45°
SPC Gear SM950T - Clean - ohne Pop-Filter - 5 cm Off Axis 90°

Die verschiedenen Ausrichtungen des Mikrofons wirken sich auch auf die Anfälligkeit für Störgeräusche aus. So werden Windgeräusche bei der Nieren-Charakteristik vor allem im Tieftonbereich abgebildet, während diese bei der bidirektionalen und omnidirektionalen Ausrichtung eher in den mittleren und höheren Bereichen zu finden sind. Bei der Stereo-Nutzung kommt zudem die genauere Ortung der Störungen hinzu.

Das B20 lässt sich sowohl stehend wie auch hängend an einen Arm anbringen

Die von der Epos Gaming Suite bereitgestellten Filter können bei kleinen Störungen noch hilfreich sein. Im Test waren diese bei der, vielleicht etwas übertriebenen, Kulisse eher machtlos. Die Windsimulation mittels Ventilator konnte noch etwas herausgefiltert werden, das Tippen auf einer Tastatur sollte bei einer Aufnahme jedoch besser vermieden werden. Auch das mag in der Form übertrieben anmuten, soll aber verdeutlichen, wie leicht das Drücken einer Taste oder ein Mausklick am Ende zu hören ist. Dafür hält die Software aber ebenso hörbare Teile der Stimme zurück, womit diese nicht unbeschadet bleibt.

Fazit

Epos liefert mit dem B20 ein Mikrofon, das über weite Teile zu überzeugen vermag. Die Verarbeitung inklusive der verwendeten Materialien lässt kaum Wünsche offen. Auch an der Klangqualität gibt es nur wenig auszusetzen. Das B20 zeichnet die Stimme gut ab, die vier einstellbaren Charakteristiken sorgen für ein großes Nutzungsszenario, womit das Mikrofon auch von mehreren Gesprächsteilnehmern in verschiedenen Positionen verwendet werden kann.

Weniger optimal ist aber die Anbringung der Bedienelemente gewählt. Als weiteren Nachteil können sich zudem die Endlosregler ohne Anzeige herausstellen, bei denen der Nutzer keinen Anhaltspunkt für die Aussteuerung bekommt. Für die Stummschaltung hätte darüber hinaus eine Sensorfläche gewählt werden müssen, damit der Hörer nicht bei jeder Nutzung „eins auf die Ohren bekommt“. Die meisten dieser Einstellungen können zwar ebenso über die dazugehörige Software vorgenommen werden, sind aber dann in den meisten Fällen als Nebengeräusche zu hören.

Ein deutlicher Nachteil ist die fehlende Möglichkeit der Entkopplung des Mikrofons. Direkt an einen Arm geschraubt, überträgt dieser und damit auch das B20 jede noch so kleine Berührung. Gleiches gilt natürlich für den kleinen Tischständer, der ebenfalls auf der Unterseite nicht entkoppelt ist.

Epos B20 im Test

Hinzu kommt, dass auch die Konkurrenz nicht schläft: So bildet das mittlerweile für unter 150 Euro erhältliche Wave:3 von Elgato (Test) bereits von sich aus die Stimme runder und mit mehr Anteilen bei den tieferen Frequenzen ab. Beim B20 wäre dies jedoch über den in der Software integrierten Mikrofon-Equalizer möglich. Aber auch der Abstand zum deutlich günstigeren Gear SM950 von SPC (Test) ist nicht so groß, wie es der Preis von ab 70 Euro zunächst vermuten lässt. Das gilt aber nur, solange das Mikrofon von nur einem Sprecher genutzt wird und dieser direkt vor dem Klangaufnehmer sitzt. In den meisten Fällen kommt also die normale Nieren-Charakteristik zum Einsatz. Ist ein anderes Szenario vorgegeben, kann das B20 wiederum seine Vorteile ausspielen.

Auch wenn Epos beim Klang als wichtigster Indikator überzeugen kann, stellt der Preis dennoch den größten Punkt dar, mit dem sich Epos am Ende selbst ein Bein stellen kann (ab 40 Euro). Das könnte manchem Nutzer doch ein zu tiefer Griff in die Geldbörse sein – zumal die genannten Konkurrenten andere wichtige Dinge wie die Möglichkeit zur Entkopplung mit sich bringen. Für 150 Euro würden hingegen vor allem Podcaster und Streamer einen guten Allrounder mit vielen Einsatzmöglichkeiten erhalten – trotz der genannten Schwächen.

ComputerBase wurde das B20 leihweise von Epos zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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