Kontaktverfolgung: Gesundheitsämter nutzen kaum Daten aus der Luca-App
Trotz aller Kritik und Sicherheitslücken ist es die Luca-App, die sich in Restaurants, Kneipen, Friseursalons und bei Veranstaltungen als digitales Instrument zur Kontaktverfolgung durchgesetzt hat. Die Gesundheitsämter profitieren aber scheinbar nicht allzu sehr von den Daten, berichtet der Spiegel in der aktuellen Ausgabe.
Ernüchternd fallen demnach die Antworten auf eine Umfrage unter gut 200 der knapp 400 Gesundheitsämter in Deutschland aus, die der Spiegel durchgeführt hat. So konnten 86 Gesundheitsämter detaillierte Angaben über den Wert von Luca-Daten machen. In rund 130 Fällen wären Daten angefordert worden, in ca. 60 Fällen waren diese eine Hilfe beim Nachverfolgen von Infektionsketten. Das Problem: In den entsprechenden Landkreisen kam es in diesen Zeiträumen zu rund 130.000 Covid-19-Neuinfektionen.
Intensiv verwendet wird die Luca-App demnach nur in wenigen Landkreisen, so fällt etwa der Bericht der Hamburger Gesundheitsbehörde positiv aus. Vielerorts gilt das aber nicht. Von 114 Gesundheitsämtern mit Luca-Anbindung hat die Hälfte lauf der Spiegel-Umfrage noch nie die über die App erfassten Kontaktdaten abgefragt.
Aufwand und Nutzen
Vielfältig sind zudem die Gründe, mit denen die Gesundheitsämter die geringe Nutzung erklären. Mal sind es technische Probleme, mal das geringe Infektionsgeschehen in der jeweiligen Region, mal ist es die Datenqualität. Im Main-Taunus-Kreis erklärt das Gesundheitsamt zudem, das Einrichten und Betreiben der App sei mit einem Aufwand verbunden, der nicht dem Nutzen entspreche.
Eines der Kernprobleme ist laut einem Bericht des Bayrischen Rundfunks (br): Orte wie Einkaufszentren nutzen oftmals nur einen Luca-Code am Eingang. Auf diese Weise werden bei einem Infektionsfall aber die Kontakte sämtlicher Besucher übermittelt – und nicht nur diejenigen, die sich tatsächlich in der Nähe der erkrankten Person aufgehalten haben. Somit ist für Gesundheitsämter dann eine erneute Telefonrecherche erforderlich, der Nutzen der App bleibt überschaubar.
Die Luca-Entwickler Nexenio bewerten das wenig überraschend anders. In den letzten Wochen würden demnach immer mehr Fälle nachverfolgt. Gesundheitsämter haben demnach in den letzten zwei Wochen bei 474 Fällen die Kontaktdaten von 1202 Orten nachgefragt. „Wir sehen, dass gerade in den letzten drei Wochen immer mehr Infektionen mit Luca-Daten nachverfolgt wurden“, sagt Nexenio-Chef Patrick Hennig im Spiegel. Zudem soll die Kontaktermittlung technisch nochmals präzisiert werden.
Wie es mit Luca weitergeht
Unklar ist, wie es mit Luca weitergeht. 13 Bundesländer haben gut 21 Millionen Euro für die Lizenzen ausgeben, nun steht die Frage im Raum, ob diese verlängert werden. Ob die App im Alltag nützt, ist ein Kriterium bei der Entscheidung. Hinzu kommen noch die Mängel bei der Sicherheit. In der Vergangenheit wurden mehrere Schwachstellen publik, die erst im Nachgang behoben wurden. Auch die Vergabepraktik war umstritten.
IT-Experten wie Vertreter vom Chaos Computer Club (CCC) forderten daher schon vor Monaten ein Luca-Moratorium. Überprüft werden sollte demnach etwa die Vergabepraktiken.