OnePlus Buds Pro im Test: Angriff der ANC-In-Ears auf die AirPods Pro

Frank Hüber
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OnePlus Buds Pro im Test: Angriff der ANC-In-Ears auf die AirPods Pro

Die OnePlus Buds Pro wollen die Apple AirPods Pro angreifen und sind OnePlus' neue Premium-In-Ear-Kopfhörer. Auch wenn sie klanglich gut sind, können sie beim ANC und den Funktionen nicht mit Apples In-Ears mithalten. Die automatische Trageerkennung sorgt im Test zudem für Frust.

Die kabellosen In-Ear-Kopfhörer OnePlus Buds Pro haben einen Premium-Anspruch und konkurrieren nicht nur aufgrund ihrer Form direkt mit den Apple AirPods Pro (Test), sondern auch durch Funktionen wie die aktive hybride Geräuschunterdrückung (ANC) und die Bedienung über den Stiel der Ohrhörer.

Die OnePlus Buds Pro, die wahlweise in glänzendem Weiß oder mattem Schwarz angeboten werden, sind ab dem 25. August auf oneplus.com und über Amazon* erhältlich. Der Preis liegt bei 149 Euro, was sie deutlich über Modellen wie den Nothing ear(1) platziert und ein gutes Stück unter den Apple AirPods Pro, die aktuell für rund 190 Euro (Bestpreis*) erhältlich sind.

Im Lieferumfang der OnePlus Buds Pro befinden sich neben den Ohrhörern und dem Ladecase Silikon-Aufsätze in drei Größen, ein kurzes USB-A-auf-USB-C-Ladekabel und eine Kurzanleitung.

OnePlus Buds Pro
OnePlus Buds Pro

Technische Daten und Funktionen der OnePlus Buds Pro

BT 5.2, 11-mm-Treiber, Fast Pair, kein Multipoint

Für die Funkverbindung zwischen Ohrhörern und Smartphone oder Tablet setzt OnePlus auf Bluetooth 5.2. Unter Android wird dabei Fast Pair unterstützt, so dass die Ohrhörer beim Öffnen des Ladecases auf dem Home-Bildschirm des Smartphones für die Kopplung angeboten werden. Für den Klang kommen dynamische Treiber mit einem Durchmesser von 11 mm und Dolby-Atmos-Unterstützung zum Einsatz, wobei das Unternehmen vor allem mit einem „satten Bass“ wirbt. Die Empfindlichkeit der Audio-Treiber gibt OnePlus mit 98 dB @ 1 kHz an, der Frequenzgang deckt von 20 bis 20.000 Hz den normalen Bereich ab.

Bluetooth Multi-Connect bzw. Multipoint unterstützen die OnePlus Buds Pro nicht, eine Bluetooth-Verbindung kann jedoch jederzeit manuell von einem bekannten Gerät initiiert werden, ohne dass eine bestehende Verbindung zunächst getrennt werden muss.

LHDC als HD-Codec wenig etabliert

Bei den Audio-Codecs beherrschen die OnePlus Buds Pro neben SBC und AAC auch den „Low Latency High-Definition Audio Codec“ (LHDC) unter Android, wenn das Smartphone damit umgehen kann. LHDC unterstützt die Bitraten 400, 560 und 900 kbit/s bei einer Sampling-Tiefe von 24 Bit und einer Abtastrate von 96 kHz und ist etwa mit Sonys LDAC vergleichbar. Bei den OnePlus-Smartphones soll LHDC auf die Geräte OnePlus 9 (Pro), die innerhalb des Jahres 2021 per OTA auf die nächste OxygenOS-Version aktualisiert werden, und nachfolgende Smartphone-Neuheiten beschränkt sein. Nord-Modelle werden LHDC jedoch nicht unterstützen. Auch im Test erwies sich die LHDC-Unterstützung durch Android-Smartphones als Problem, denn kein einziges der Redaktion vorliegendes Exemplar ist in der Lage, mit LHDC umzugehen. Derzeit wird der Codec nur von Xiaomi Mi 9 Pro und neuer, der Redmi K30- und K40-Serie, dem Redmi Note 9 Pro 5G und Note 9T, den beiden Poco-Smartphones Reno6 und Reno4 SE sowie den Oppo-Modellen F2 Pro und F3 unterstützt. Keines davon liegt der Redaktion noch vor, so dass LHDC im Test schlicht nicht genutzt werden konnte – vielen Käufern wird es nicht anders ergehen.

Niedrige Latenz nur mit OnePlus-Smartphones

OnePlus bietet zudem einen Gaming-Modus an, in dem die Latenz auf 94 ms reduziert werden soll. Dies entspricht zwar nicht den 60 ms, die theoretisch mit aptX LL oder anderen proprietären Lösungen möglich sind, ist aber dennoch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem herkömmlichen Versatz von Bild und Ton von mindestens 160 ms. Allerdings ist diese niedrige Latenz nur mit einem kompatiblen OnePlus-Smartphone möglich. Welche Modelle dies genau sein werden, verrät auch OnePlus noch nicht. Auf einem OnePlus 6T mit OxygenOS 11 ließ sich der Gaming-Modus noch nicht nutzen.

5 oder 7 Stunden Akkulaufzeit mit und ohne ANC

Die Akkulaufzeit der OnePlus Buds Pro wird mit 5 Stunden bei aktiviertem ANC für die Ohrhörer allein und weiteren 23 Stunden über das Ladecase angegeben. Wird auf ANC verzichtet, soll sich die Akkulaufzeit auf bis zu 7 Stunden verlängern, was dann 31 weitere Stunden über das Ladecase bedeutet. Kombiniert können die OnePlus Buds Pro so bis zu 28 Stunden mit ANC oder bis zu 38 Stunden ohne ANC genutzt werden.

Im Test konnten bei mittlerer Lautstärke unter Verwendung von AAC mit aktiviertem ANC im Modus „Intelligent“ 4:40 Stunden erreicht werden. Positiv aus der Masse herausstechen können die OnePlus Buds Pro in dieser Hinsicht somit nicht.

OnePlus Buds Pro
OnePlus Buds Pro

Warp Charge und (Reverse) Wireless Charging

Der Schnelllademodus namens Warp Charge sorgt dafür, dass nach 10 Minuten Ladezeit wieder bis zu 10 Stunden Akkulaufzeit über Ohrhörer und Ladecase möglich sind. Der USB-C-Anschluss ist nach hinten weggeführt. Das Ladecase kann nach Qi-Standard drahtlos geladen werden. In Verbindung mit einem OnePlus 9 Pro kann auch das Smartphone per Reverse-Charging-Technologie als drahtlose Ladequelle dienen. Die Kapazität der Akkus in den Ohrhörern liegt bei 40 mAh, während das Ladecase einen Akku mit 520 mAh beherbergt.

Nach IP55 gegen Staub und Wasser geschützt

Die neuen Buds Pro sind nach IP55 gegen das Eindringen von Staub (in schädigender Menge) und Wasser (Strahlwasser aus beliebigem Winkel) geschützt, so dass sie bedenkenlos auch beim Sport oder im Regen genutzt werden können. Jeder Ohrhörer wiegt 4,4 g. Eine Besonderheit ist, dass auch das 52 g schwere und 60,1 × 49 × 24,9 mm große Ladecase nach IPX4 gegen Spritzwasser geschützt ist. Das Ladecase der selbsternannten Konkurrenten AirPods Pro kommt auf etwas kleinere 45,2 × 60,6 × 21,7 mm.

OnePlus Buds Pro Apple AirPods Pro Nothing Ear (1) Huawei FreeBuds 4
Bluetooth-Standard: 5.2 5.0 5.2
Audio-Codecs: SBC, AAC, LHDC SBC, AAC
Bedienung: Tasten Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 7,0/5,0 (ANC) h 5,0/4,5 (ANC) h 5,7/4,0 (ANC) h 4,0/2,5 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 38,0 h 24,0 h 34,0 h 22,0 h
Wireless Charging: Ja
ANC: Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IP55 IPX4
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 4,4/52,0 g 5,5/46,0 g 4,7/57,4 g 4,1/38,0 g
USB-Ladeanschluss: USB-C Lightning USB-C
Abmessungen Ladecase: 24,90 × 60,10 × 49,00 mm 45,20 × 60,60 × 21,70 mm 23,70 × 58,60 × 58,60 mm 58,00 × 58,00 × 21,20 mm
Preis: ab 25 € 279 € 99 € 169 €

Hybrides ANC soll Umgebung ausschalten

Die aktive Geräuschunterdrückung soll die Umgebungsgeräusche um bis zu 40 dB senken – ein überdurchschnittlicher Wert, der eine sehr hohe Dämpfung darstellen würde. Im Test auf der nachfolgenden Seite werden die OnePlus Buds Pro dies unter Beweis stellen müssen. Die Ohrhörer setzen für das ANC auf nach innen und nach außen gerichtete Mikrofone (Feed-Forward- und Feedback-Verarbeitung) und ermöglichen es dem Nutzer, die Intensität über die HeyMelody-App in drei Stufen anzupassen. Neben „Geräuschunterdrückung“ und „Maximale Geräuschunterdrückung“ kann so auch „Intelligent“ gewählt werden, wobei das ANC der Umgebung entsprechend angepasst wird. Deutlich hörbar wird dabei zunächst für rund 2 Sekunden der maximale Modus aktiviert, bevor diese Anpassung erfolgt.

Auch einen Transparenzmodus bieten die OnePlus Buds Pro, auf den ebenfalls noch genauer eingegangen wird.

OnePlus Buds Pro
OnePlus Buds Pro

OnePlus verspricht Telefonie ohne Hintergrundgeräusche

Eine Windgeräuschunterdrückung soll in Verbindung mit einem 3-Mikrofon-Algorithmus dafür sorgen, dass der Träger selbst in lauten, windigen Umgebungen bei der Telefonie klar verständlich bleibt. OnePlus vertraut dabei nicht ausschließlich auf eine elektronische, algorithmische Filterung, sondern verspricht, bei der Entwicklung der Ohrhörer auch auf eine physische, durch die Konstruktion erzielte Wind- und Umgebungsgeräuschunterdrückung Wert gelegt zu haben. Die algorithmische Geräuschunterdrückung zur Verbesserung der Sprachqualität nennt OnePlus ELEVOC.

Steuerung durch Drücken am Stiel

Die Bedienung erfolgt über den druckempfindlichen Stiel der Ohrhörer, wobei linker und rechter Ohrhörer ab Werk identisch konfiguriert sind. Einmaliges Drücken startet und pausiert die Wiedergabe. Zweimaliges Drücken springt einen Titel vor, dreifaches einen Titel zurück. Wird die Taste gedrückt und rund 1 Sekunde gehalten, wird zwischen ANC und Transparenzmodus umgeschaltet, wobei über die App ausgewählt werden kann, ob auch der ausgeschaltete Modus durchrotiert werden oder einer der anderen wegfallen soll. Wird die Taste 3 Sekunden gehalten, aktiviert sich der „Zen Mode Air“.

Kaum Anpassungen möglich

Über die App lässt sich die Bedienung teilweise anpassen. Denn lediglich das dreifache Drücken lässt sich alternativ belegen – und das auch nur sehr eingeschränkt. Alternativ kann diese Funktion ausschließlich mit dem Aufrufen des Sprachassistenten belegt werden. Weitere Anpassungen der Steuerung sind nicht möglich.

Trageerkennung sorgt für Probleme

Die OnePlus Buds Pro verfügen über eine Trageerkennung, über die die Wiedergabe automatisch pausiert und fortgesetzt wird, wenn ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen oder wieder eingesetzt wird. Dabei setzt OnePlus aber nicht auf zusätzliche Infrarotsensoren wie viele Konkurrenten, sondern scheint die nach innen gerichteten Mikrofone zu nutzen.

Im Test sorgte die Erkennung, ob die Ohrhörer eingesetzt sind oder nicht, regelmäßig für erhebliche Probleme, da die Ohrhörer angeblich immer wieder nicht richtig eingesetzt waren. Das Abdecken des Ohres mit der Hand oder ein kräftiger Druck auf die Ohrhörer überzeugte die App, dass die Ohrhörer getragen werden – allerdings meist nur kurz. So musste der Sitz der Ohrhörer immer wieder verändert werden, damit sie korrekt im Ohr erkannt wurden. Auch wenn der Sitz von Ohrhörern individuell sehr unterschiedlich ist, gab es bisher mit keinem einzigen In-Ear-Modell derartige Probleme. Und obwohl sich die Wiedergabe immer wieder manuell starten ließ, verweigerte das ANC ebenso wie der „Zen Mode Air“ regelmäßig mit dem Hinweis den Dienst, man solle die Ohrhörer einsetzen, obwohl diese im Ohr eingesetzt waren. Deaktivieren lässt sich die Erkennung nicht.

MyMelody-App für OnePlus und Oppo

Nutzt man ein OnePlus-Smartphone ab dem OnePlus 6, können Einstellungen direkt über das Bluetooth-Menü des Smartphones angepasst werden. Für alle anderen bietet OnePlus die HeyMelody-App an, die für die In-Ears der beiden Marken Oppo und OnePlus genutzt wird, die beide zum chinesischen Konzern BKK Electronics gehören.

OnePlus Buds Pro mit OxygenOS 11

Die App zeigt den Akkustand der Ohrhörer und des Ladecases an, ermöglicht Firmware-Updates und erlaubt neben den bereits erwähnten Anpassungen eine Sitzprüfung der Ohrhörer – wenn diese denn als eingesetzt erkannt werden.

Zen Mode Air: Beruhigende Klänge statt Stille

Über die neue Funktion „Zen Mode Air“ kann der Nutzer in der App beruhigende Naturklänge wählen und über die Ohrhörer wiedergeben. Neben Vogelgezwitscher stehen etwa meditative Klänge, Wellengeräusche und ein Lagerfeuer mit zirpenden Grillen zur Auswahl.

Hörtest passt Klang an

Mit OnePlus Audio ID bietet OnePlus über die App einen Hörtest an, bei dem der Nutzer nacheinander für das linke und rechte Ohr angeben muss, ob er einen abgespielten Ton wahrgenommen hat oder nicht. Basierend auf diesen Angaben werden anschließend Frequenzbereiche verstärkt, um sie dem Hörvermögen des Trägers entsprechend angepasst abzubilden.

Die HeyMelody-App lässt somit aber einen Equalizer vermissen, mit dem man Klangeinstellungen direkt auf den Ohrhörern speichern kann, um sie geräteunabhängig nutzen zu können.

HeyMelody-App für die OnePlus Buds Pro

Sehr gute Einzelnutzung

Beide Ohrhörer können problemlos einzeln genutzt werden. Dank der identischen Belegung der Bedienung wird diese zudem nicht zusätzlich eingeschränkt. Der Wechsel von Stereo auf Mono erfolgt aufgrund der Trageerkennung nicht unterbrechungsfrei, die Wiedergabe muss manuell wieder gestartet werden. Umgekehrt ist der Wechsel von Mono auf Stereo völlig ohne Unterbrechung oder störende Ansagen oder Töne möglich. Wird nur ein Ohrhörer genutzt, schaltet dieser automatisch in den Transparenzmodus.

OnePlus Buds Pro

Angenehmer Sitz mit weniger Abdichtung als AirPods Pro

Die OnePlus Buds Pro tragen sich aufgrund des vergleichbaren Aufbaus sehr ähnlich wie die Apple AirPods Pro und sitzen somit einerseits gut, aber angenehm locker im Ohr, ohne viel Druck zu entfalten. Im direkten Vergleich zu den AirPods Pro dichten die OnePlus Buds Pro beim Tester aber hörbar schlechter ab und lassen mehr Außengeräusche an das Ohr dringen. Zudem ist der „Saugglockeneffekt“ der OnePlus Buds Pro bei aktiviertem ANC deutlich ausgeprägter – eine der Paradedisziplinen der AirPods Pro.

Sportliche Aktivitäten wie Joggen oder der Sprint zum Bus lassen sich mit eingesetzten OnePlus Buds Pro problemlos durchführen. Starkes Kopfschütteln lockert jedoch den Sitz, bis die Ohrhörer schließlich herausfallen.

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