Snapdragon-Smartphone im Test: Snapdragon 888, Profile, Benchmarks, Throttle-Test und Android
2/5Herzstück des SFSI ist natürlich ein aktuelles Flaggschiff-SoC aus eigenem Haus, genauer gesagt der Snapdragon 888, den Qualcomm zum Tech Summit Ende 2020 vorgestellt hatte und den zahlreiche OEMs in ihren Top-Smartphones verbauen. Der Snapdragon 888 ist zwar weiterhin ein mehr als fähiger Prozessor, doch das Timing des SFSI könnte in Bezug auf die SoC-Roadmap von Qualcomm nicht schlechter sein. Denn eine Woche vor dem SFSI hatte der Hersteller den etwas schnelleren Snapdragon 888 Plus mit knapp 3 GHz auf dem Prime-Core vorgestellt, der aber nicht rechtzeitig für das eigene Smartphone fertig wurde. Nur weiß Qualcomm selbst ja schon Jahre im Voraus von anstehenden Produkten, sodass man als Fan der Marke, für die das SFSI nun mal entwickelt wurde, den aktuell besten Prozessor erwartet hatte. Und das wäre eben der Snapdragon 888 Plus gewesen.
Apps für Enthusiasten gibt es nicht
Was der Snapdragon 888 im eigenen Smartphone zu leisten imstande ist, unterscheidet sich nicht von anderen Geräten mit dem Prozessor. Qualcomm hat weder die Taktraten angepasst noch dem Chip spezielle Software für Android beigelegt, um irgendwelche Einstellungen vornehmen oder Messwerte ermitteln zu können. Früher einmal gab es den Trepn Profiler von Qualcomm, mit dem Werte rund um Auslastung, Takt, Verbrauch und Temperaturen ausgelesen und aufgezeichnet werden konnten. Die Entwicklung der App ist aber schon vor langer Zeit eingestellt worden und einen Nachfolger für Android gibt es nicht. Diesen Job übernimmt seitdem der Snapdragon Profiler für Windows, macOS und Linux. Das Tool ist deutlich mächtiger, aber eben nicht mehr für die Nutzung direkt auf dem Smartphone ausgelegt, sondern baut die Verbindung per Kabel über die „Android Debug Bridge“ (ADB) auf.
Schade, dass Qualcomm nicht die Chance genutzt hat, mit dem SFSI ein eigenes Tool im Stil von AIDA64, CPU-Z oder HWiNFO zu entwickeln, mit dem sich allerlei Werte auslesen und Einstellungen am Snapdragon 888 vornehmen lassen. Die ohnehin sehr kleine Zielgruppe des Smartphones hätte daran sicherlich ihren Gefallen gefunden, denn schließlich handelt es sich um technisch eher versierte und mit den Produkten von Qualcomm vertraute Nutzer – mehr als es bei Smartphones anderer Hersteller der Fall ist. Wenn schon an der Hardware keine Veränderungen vorgenommen wurden, hätte exklusive Software durchaus den Unterschied machen können.
Fünf Profile bestimmen die Leistung
Was es für das Smartphone allerdings gibt, sind verschiedene „Systemmodi“ von Asus für den Akku, die sich in „Hohe Leistung“, „Dynamisch“ (Standard), „Dauerhaft“, „Ultra-haltbar“ und „Erweitert“ unterteilen. Ab Werk kommt der dynamische Modus zum Einsatz, der eine „optimierte Leistung für die tägliche Verwendung“, aber keinerlei erweiterte Einstellungen bietet. „Hohe Leistung“ hält die Leistung des SoCs deutlich länger auf hohem Niveau, erlaubt höhere Temperaturen, aktiviert die kombinierte Internetanbindung aus Mobilfunk und WLAN inklusive Dualband-WLAN und stellt das Display auf 144 Hz. Bei „Dauerhaft“ läuft das Smartphone mit reduzierter Leistung, nur noch 60 Hz, verringerter Abtastrate, 30 Sekunden Display-Timeout und niedriger Lautstärke. „Ultra-haltbar“ schränkt darüber hinaus Dienste im Hintergrund ein und deaktiviert den Vibrationsmotor, die rückseitige Beleuchtung und die Always-on-Funktion. Im Modus „Erweitert“ lassen sich für Wärmegrenze, CPU-Leistung, GPU-Leistung und RAM-Leistung jeweils eigene Werte von „Niedrig“ über „Mittel“ bis „Hoch“ einstellen. Auch alle anderen der zuvor genannten Parameter können für ein eigenes Profil konfiguriert werden.
Smartphone erkennt Benchmarks
Anzumerken ist noch, dass es eine automatische Erkennung von Benchmarks gibt, denn es wird automatisch zum Profil „Hochleistung“ gewechselt, auch wenn man das gar nicht möchte. Sobald eine Benchmark-App geöffnet wird, erscheint kurz ein Hinweis in den Benachrichtigungen, dass der entsprechende Modus aktiviert wurde und man erhält die Option, zur vorherigen Einstellung zu wechseln. In die andere Richtung funktioniert das ärgerlicherweise aber nicht: Einmal aktiviert, wird „Hochleistung“ nach Schließen des Benchmarks nicht wieder deaktiviert. Das ist erst durch einen manuellen Eingriff in die Akku-Einstellungen möglich. Ansonsten verbleibt das Smartphone im schnellsten Modus und „frisst“ sich durch den Akku.
Benchmarks mit dynamischem Profil
Für den Test hat ComputerBase das Smartphone im ab Werk eingestellten Standardprofil „Dynamisch“ durch die Benchmarks geschickt und darüber hinaus die Throttle-Tests auch mit dem Profil „Hochleistung“ durchgeführt. In den normalen Benchmarks liefert das SFSI keinerlei Überraschungen und sortiert sich exakt auf dem Niveau ein, das auch andere Smartphones mit Snapdragon 888 liefern. Dazu gehören unter anderem das OnePlus 9 Pro (Test), das Oppo Find X3 Pro (Test) und das Xiaomi Mi 11 (Ultra) (Test). Der Octa-Core-Aufbau mit schnellem Cortex-X1 als Prime-Core, drei Cortex-A78 und vier Cortex-A55 liefert im Android-Segment eine sehr hohe CPU-Leistung und muss sich in den Single-Core-Tests nur dem Apple A14 und A13 geschlagen geben. In den Multi-Core-Tests überholt Qualcomm dank doppelter Anzahl Performance-Kerne den A13, aber nicht den A14. Den Samsung Exynos 2100 und den HiSilicon Kirin 9000 hält Qualcomm in beiden Disziplinen in Schach.
In den GPU-Messungen fällt die Leistung der Adreno 660 ebenfalls sehr hoch aus, letztlich gibt es aber auch hier keinerlei Überraschungen oder Verbesserungen gegenüber früheren Smartphones mit Snapdragon 888. Selbst anspruchsvollste Benchmarks wie den GFXBench Aztec Ruins 1440p (High) meistert das Smartphone mit über 30 FPS, sodass Spiele jeglicher Art flüssig auf dem SFSI laufen. Das gelingt aber ebenso gut den zuvor genannten Smartphones mit dem gleichen Prozessor – Qualcomm hat beim eigenen Gerät also kein Alleinstellungsmerkmal. Auch alle Features rund um „Snapdragon Elite Gaming“, etwa Optimierungen für 144 FPS, um das Panel entsprechend zu bedienen, HDR, „Game Quick Touch“, aktualisierbare GPU-Treiber oder „Variable Rate Shading“, gibt es bei den OEMs.
Throttle-Test profitiert vom Profil für Hochleistung
Abweichungen im Vergleich zu anderen Smartphones mit Snapdragon 888 sind erst bei dauerhafter Belastung festzustellen. Für den Vergleich mit einem weiteren Snapdragon 888 dient hier das OnePlus 9 Pro. Im 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test zeigt der Snapdragon mit dem Profil „Dynamisch“ (Rot) ein erwartetes Verhalten bis zum 8. Durchlauf, woraufhin die Leistung mit 15 Prozent erstmals ein größeres Stück einbricht. In den ersten sechs Durchgängen waren es in Summe nur 9 Prozent. Danach fällt die Talfahrt flacher aus und es fallen weitere 15 Prozent Leistung bis zum 15. Durchgang weg. Zum letzten Durchlauf erfolgt noch mal ein kleiner Knick und es können noch 64 Prozent der ursprünglichen Leistung abgerufen werden.
Dem Leistungs-Monitoring im 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test zufolge lag die Bildwiederholrate bei minimal 10 FPS bis maximal 43 FPS und die Temperatur bei 27 bis 39 °C. Der Akku wurde während des Dauerlasttests um 13 Prozent entladen.
Der Wechsel zu „Hochleistung“ (Hellrot) verdeutlicht die gänzlich andere Auslegung dieses speziell für Benchmarks und (eingeschränkt) Spiele entwickelten Profils. Vom ersten bis zum letzten Durchlauf verliert das Smartphone etwas mehr als 4 Prozent an Leistung und liefert damit praktisch konstant dieselbe Punktzahl. Mit diesem Profil ist das SFSI das aktuell schnellste Android-Smartphone mit Snapdragon-Prozessor, das bei der Peak-Grafikleistung nur vom Kirin 9000 und dessen riesiger Mali-G78 MP24 geschlagen wird. Im Mate 40 Pro fällt die Leistung aber ab dem 9. Durchgang unter das Niveau des Snapdragon 888.
Im Leistungs-Monitoring liegen die maximalen FPS weiterhin bei 43, was zeigt, dass „Hochleistung“ keinen Peak-Performance-Vorteil gegenüber „Dynamisch“ hat, jedoch werden minimal jetzt 19 FPS und damit beinahe doppelt so gute Werte erreicht. Die Höchsttemperatur steigt unterdessen auf 49 °C, also 10 °C höher, was sich durch ein deutlich wärmeres, ja sogar schon unangenehm heißes Gehäuse bemerkbar macht. Für den Dauerbetrieb – auch verursacht durch anspruchsvolle Spiele – ist der Modus ungeeignet, weil das Smartphone schlichtweg zu warm für die Hände wird. Das Profil „Hochleistung“ scheint vor allem für Benchmarks entwickelt worden zu sein, was sich auch daran zeigt, dass es sich automatisch aktiviert, sobald die passenden Apps gestartet werden. Dauerhaft hohe Leistung durch dauerhaft hohe Taktraten führt außerdem zu einem merklich höheren Akkuverbrauch, der diesmal bei 18 statt 13 Prozent liegt.
Das unterschiedliche Verhalten beider Profile verdeutlicht zusätzlich der GFXBench Manhattan 3.1 1080p Offscreen, in dem das standardmäßige Profil (Rot) bis zu 42 Prozent Leistung verliert, während mit „Hochleistung“ wieder eine beinahe konstante Leistung mit maximal 8 Prozent Verlust zu beobachten ist. Außerdem setzt beim normalen Profil ab dem 10. Durchgang ein Auf und Ab aus Phasen der Abkühlung und dann wieder höherer Leistung ein, während das schnellere Profil einen gleichmäßigen Verlauf ohne größere Einbrüche zeigt.
Schneller und vor allem viel Speicher
Qualcomm bietet das SFSI weltweit in nur einer Konfiguration mit 16 GB LPDDR5 und satten 512 GB UFS 3.1 an, der sich nicht erweitern lässt. Das untere Schubfach ist lediglich für zwei Nano-SIM-Karten ausgelegt. 512 GB sollten aber auch ohne Speichererweiterung für die meisten Anwender selbst mit hohen Anforderungen ausreichend sein. Qualcomm verbaut zumindest im Hinblick auf sequentielles Lesen einen sehr schnellen Speicher, der mit knapp 2.000 MB/s mit anderen Flaggschiffen mithält. Beim sequentiellen Schreiben mit rund 800 MB/s muss das SFSI aber Geräte wie Galaxy S21 Ultra, Mate 40 Pro und OnePlus 9 Pro ziehen lassen, die teils weit über 1.000 MB/s schaffen. Das schlechtere Abschneiden bestätigt auch der PCMark Storage 2.0.
Stock-Android ohne Update-Versprechen
Zum Zeitpunkt des Tests in den ersten beiden Augustwochen lief das SFSI mit Android 11 und den Sicherheits-Updates von Juni 2021 und war somit schon nicht mehr aktuell, da Google bereits Patches für Juli und August veröffentlicht hat. Von Qualcomm gibt es für das SFSI keinerlei Zusagen für Android-Hauptversionen oder monatliche Sicherheits-Updates, was sich in dieser Preisklasse kein Hersteller mehr erlauben kann. Vor allem Samsung mit drei Android-Updates und vier Jahren Sicherheits-Updates gibt aktuell die Marschrichtung vor.
Das SFSI läuft mit Stock-Android, das laut Qualcomm einfacher zu aktualisieren sei, aber Zusagen gibt es wie gesagt nicht. Anpassungen der Software betreffen lediglich kleinere Bereiche, die spezifisch für dieses Gerät sind. Darunter fallen etwa die Leistungsprofile, Einstellungen für das beleuchtete Snapdragon-Logo, die App von Master & Dynamic für die Kopfhörer und eine eigene Kamera-App und Galerie (neben Google Fotos).