Snapdragon-Smartphone im Test: Fazit

Ein eigenes Smartphone von einem Chip-Entwickler klingt für einen vernarrten Tech-Redakteur nach einem äußerst spannenden Unterfangen. Der Gedanke, dass damit eine Art Referenzgerät entstehen könnte, bei dem sozusagen die Quelle der Leistung einmal allen anderen Mitstreitern zeigt, wie man ein Smartphone „richtig“ konstruiert, dürfte legitim und bei der von Qualcomm anvisierten Zielgruppe ähnlich zugegen sein. Die „Snapdragon Insiders“ als Tech-Community sind mindestens ebenso technikaffin und dürften hohe Anforderungen an ein von Qualcomm vertriebenes Produkt stellen.

Aus Sicht der Redaktion liefert Qualcomm ausgerechnet in diesem Punkt aber nicht genug, um ein 1.300 Euro teures Bundle aus Smartphone und In-Ear-Kopfhörern zu rechtfertigen. Es ist nicht das erwartete Maximalpaket für Enthusiasten.

Dem SFSI fehlen in der 1.000-Euro-Klasse erwartete Features wie eine IP-Zertifizierung und drahtloses Laden. Fragwürdig ist Qualcomms Entscheidung, einen planen Ultraschall-Fingerabdrucksensor rückseitig zu verbauen – zum einen aufgrund der Ergonomie und zum anderen, weil der Vorteil des Scans bei Nässe ohne IP-Zertifizierung ja gar nicht genutzt werden kann. Ein Sensor im Display, am besten gleich der eigene 3D Sonic Max, wäre im Alltag viel praktischer gewesen. Gleiches gilt für die Beibehaltung des sehr großen Akkus des ROG Phone 5, aus dem Anwender mehr ziehen können als aus einem leuchtenden Logo und etwas weniger Gewicht.

Von der breiten Masse abheben kann Qualcomm das Smartphone auch nicht über den Prozessor, obwohl ja insbesondere das die Paradedisziplin des Unternehmens sein müsste. Ein etwas späterer Marktstart und dann gleich mit Snapdragon 888 Plus hätte den Fans sicherlich besser geschmeckt. Der beim SFSI genutzte Snapdragon 888 kommt abseits von Asus' Leistungsprofilen ohne zusätzliche Apps, um etwa mit erweiterten Einstellungen und Diagnostik in die Tiefen des SoCs einzusteigen. Software ist allgemein ein schwieriges Terrain für Qualcomm, denn für Android- und Sicherheits-Updates werden keinerlei Zusagen gemacht. Lediglich Stock-Android und die Aussage, dass sich das einfacher aktualisieren lasse, stehen im Raum. Und die Updates für Snapdragon Sound und Kamera kommen hoffentlich noch rechtzeitig zum Marktstart.

Gut gelungen ist Qualcomm hingegen die 5G-Integration, denn erstmals wird auch in Deutschland ein Smartphone mit mmWave-Support angeboten, wenngleich daraus aktuell noch kein Vorteil gezogen werden kann. Die 5G-Abdeckung fällt mit außergewöhnlich vielen Bändern allerdings bestens aus und könnte sich nach längerer Nutzung als zukunftssicher erweisen.

Bei Display und Leistung liefert Qualcomm ebenfalls gute bis sehr gute Ergebnisse ab, denn der Bildschirm ist sehr hell, bietet je nach Modus eine gute Farbdarstellung und arbeitet mit schnellen 144 Hz. Der Snapdragon 888 wiederum ist auch ohne „Plus“ ein Bolide, aber kann im SFSI nicht mehr als in unzähligen anderen Smartphones. Wer heiße Smartphones nicht scheut, kann mit entsprechendem Profil zudem fast dauerhaft viel Leistung abrufen. In Punkten wie der Verarbeitung, den Lautsprechern oder dem Schnellladen mittels Quick Charge 5 schneidet das SFSI ebenfalls gut ab.

Realistisch gesehen müsste Qualcomm das Gesamtpaket 200 bis 300 Euro günstiger anbieten, um in einen halbwegs attraktiven Bereich zu gelangen, in dem sich das fast baugleiche ROG Phone 5 befindet. Oder Qualcomm müsste deutlich bei den Features respektive der Umsetzung und Software nachlegen, um den aktuellen Preis zu rechtfertigen. Das Fazit schließt letztlich damit, dass das „Smartphone for Snapdragon Insiders“ nicht genug liefert, um diesen Namen zu rechtfertigen. „Snapdragon Insider“ wollen mehr Qualcomm, mehr Snapdragon und mehr Deep Dive als „normale“ Kunden. Die Erwartungshaltung eines Tech-Enthusiasten hat Qualcomm mit dem ersten eigenen Smartphone nicht erfüllt.

ComputerBase wurde das Smartphone for Snapdragon Insiders leihweise von Qualcomm unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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