Samsung Galaxy Z Flip 3 im Test: Das klappt schon viel besser
Samsung schickt unter anderem mit dem Galaxy Z Flip 3 die dritte Generation faltbarer Smartphones ins Rennen. Dieses Jahr sollen die Smartphones widerstandsfähiger ausfallen und mit niedrigeren Preisen eher die breite Masse ansprechen. Dem neuen Galaxy Z Flip 3 gelingt diese Annäherung in sehr vielen, aber nicht allen Bereichen.
Samsungs faltbare Smartphones gehen mit dem Galaxy Z Fold 3 und dem Galaxy Z Flip 3 in die bereits dritte Generation, in der die Geräte vor allem widerstandsfähiger ausfallen und sich im Alltag mehr wie normale Smartphones verhalten sollen. Leichter in den Alltag integrieren lassen sollen sie sich auch über ihre durch die Bank reduzierten Preise.
Die Redaktion hatte über die letzten Wochen das Galaxy Z Flip 3 und damit das kleinere der beiden Smartphones im Einsatz. Wie bei früheren „Clamshell-Handys“, die sich wie ein Schminkspiegel aufklappen lassen, fällt das Modell zunächst viel kompakter (dafür aber dicker) aus und lässt sich bei Bedarf auf die Größe eines heutzutage normal großen Smartphones bringen, indem die zwei Hälften über ein horizontal verlaufendes Scharnier und den faltbaren Bildschirm auf die doppelte Fläche vergrößert werden.
Startpreis fällt von 1.349 auf 1.049 Euro
Diesen Spaß lässt sich Samsung jetzt „nur noch“ 1.049 Euro kosten, nachdem zuvor mindestens 1.349 Euro für das Galaxy Z Flip 5G berappt werden mussten. Die neue Preisgestaltung bringt das Galaxy Z Flip 3 am UVP gemessen in den Bereich eines Galaxy S21+ und damit unterhalb des Galaxy S21 Ultra (Test). Im Gegenzug wurde der Speicher von 256 auf 128 GB halbiert. Eine größere Variante steht aber weiterhin zur Auswahl und kostet nur 50 Euro mehr. Effektiv hat Samsung den Preis damit also um 250 Euro oder 18,5 Prozent reduziert.
Marktstart ist heute in sieben Farben
Samsung bietet das Galaxy Z Flip 3 seit heute in den Farben Cream, Green, Lavender, Phantom Black (Testgerät), Gray (online), White (online) und Pink (online) an.
Technische Daten im Überblick
Samsung Galaxy Z Flip 3 | Samsung Galaxy Z Flip 5G | Samsung Galaxy Z Flip | ||||
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Software | Android 11 | Android 10 | ||||
Display | Außen | Innen | Außen | Innen | Außen | Innen |
1,9 Zoll, 260 × 512 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.640 Pixel Dynamic AMOLED, 120 Hz |
1,05 Zoll, 112 × 300 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.636 Pixel Dynamic AMOLED, 60 Hz |
1,05 Zoll, 112 × 300 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.636 Pixel Dynamic AMOLED, 60 Hz |
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Bedienung | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |||||
SoC | Qualcomm Snapdragon 888 1 × Kryo 680 Prime, 2,84 GHz 3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz 5 nm, 64 Bit |
Qualcomm Snapdragon 865 Plus 1 × Kryo 585 Prime, 3,10 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64 Bit |
Qualcomm Snapdragon 855 Plus 1 × Kryo 485 Prime, 2,96 GHz 3 × Kryo 485 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 485 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64 Bit |
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GPU | Adreno 660, 840 MHz | Adreno 650, 670 MHz | Adreno 640, 675 MHz | |||
RAM | 8 GB LPDDR5 | 8 GB LPDDR4X | ||||
Speicher | 128/256 GB (nicht erweiterbar) | 256 GB (nicht erweiterbar) | ||||
1. Kamera | 12 MP, Weitwinkel, AF, OIS, f/1.8, LED-Blitz, 4K-Video | |||||
2. Kamera | 12 MP, Ultraweitwinkel, AF, f/2.2 | |||||
Frontkamera | 10 MP, Weitwinkel, f/2.4, Display-Blitz, 4K-Video | |||||
GSM | GPRS + EDGE | |||||
UMTS | HSPA+ | |||||
LTE | Advanced Pro | |||||
5G | NSA/SA | Nein | ||||
WLAN | Wi-Fi 6 | Wi-Fi 5 | ||||
Bluetooth | 5.0 LE | |||||
Ortung | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |||||
Weitere Standards | USB Typ C, NFC | |||||
SIM-Karte | Dual-SIM (Nano-SIM + eSIM) | |||||
Akku | 3.300 mAh, fest verbaut, kabelloses Laden | |||||
Größe (B × H × T) |
Zugeklappt | Aufgeklappt | Zugeklappt | Aufgeklappt | Zugeklappt | Aufgeklappt |
86,4 × 72,2 × 17,1 mm | 166,0 × 72,2 × 6,9 mm | 87,4 × 73,6 × 17,4 mm | 167,3 × 73,6 × 7,2 mm | 87,4 × 73,6 × 17,3 mm | 167,3 × 73,6 × 7,2 mm | |
Gewicht | 183 g | |||||
Preis | 1.049,00 Euro (128 GB) 1.099,00 Euro (256 GB) |
1.349,00 Euro | 1.479,99 Euro |
Mattes Design mit IPX8-Schutz
Das Galaxy Z Flip 3 bringt kein revolutionär neues Design mit und das muss es auch gar nicht, denn der faltbare Aufbau ist auch in der dritten Generation weiterhin so modern wie am ersten Tag. Faltbare Smartphones sollen nach Samsungs Wünschen zwar im normalen Alltag der Konsumenten ankommen, in freier Wildbahn sieht man sie aber selbst in Berlin äußerst selten, was dazu führt, dass ein faltbarer Bildschirm nach wie vor nichts von seinem Wow-Faktor verloren hat.
Was Samsung für das Galaxy Z Flip 3 alles verändert hat, fällt eher in den Bereich Feinschliff, hat in einem Punkt aber deutlichen Einfluss darauf, wie „normal“ man mit dem Smartphone umgehen kann. Rein optisch betrachtet ist beim Testgerät in Phantom Black der Wegfall beinahe jeglicher glänzender Bauteile auffällig. Außerdem scheint das Gerät mit seinen jetzt abgeflachten Seiten merklich modernisiert worden zu sein. War der Vorgänger schon sehr gut verarbeitet, wirkt jetzt alles noch eine Runde passgenauer, präziser zusammengebaut und stabiler.
Die größte Neuerung ist von außen betrachtet aber überhaupt nicht sichtbar: der IPX8-Schutz. Dieser sorgt dafür, dass das Galaxy Z Flip 3 jetzt auch im Regen genutzt, abgewaschen und sogar zeitweise untergetaucht werden kann. Faltbare Smartphones wollten bislang so vorsichtig behandelt werden, als würde man ein Dutzend rohe Eier balancieren. Die neue Generation legt diese Starallüren zugunsten einer breiteren Akzeptanz ab und bietet jetzt den Wasserschutz, den Samsung-Käufer von anderen High-End-Smartphones der Marke kennen und erwarten. Das Scharnier selbst ist zwar nicht vollkommen wasserdicht, alle im Gerät verbauten Komponenten jedoch schon.
Das „X“ in IPX8 steht allerdings auch dafür, dass Staub und Krümel nach wie vor die Feinde eines faltbaren Smartphones sind. Sandkörnchen und ähnliche Fremdkörper können demnach weiterhin in das Gerät eindringen und sich im Laufe der Zeit in die Mechanik des Scharniers oder hinter das faltbare OLED-Panel verirren und dort Schaden anrichten. Weil die beiden Hälften zudem nach wie vor nicht komplett aufeinanderliegen, können sich auf dem Bildschirm allgemein mehr Fussel als etwa auf einem Notebook sammeln, das plan schließt.
Halb so lang macht doppelt so dick
In puncto Ergonomie kann das Galaxy Z Flip 3 aus zwei Sichtweisen betrachtet werden. Denn einerseits fällt es geschlossen mit 86,4 × 72,2 mm äußerst kompakt aus, andererseits ist die Bautiefe von dann 17,1 mm nicht zu unterschätzen und kann für eine durchaus erklärungsbedürftige Beule in der Hose sorgen. Das Gewicht von 183 g spielt hingegen in derselben Liga wie das anderer Flaggschiffe. Aufgeklappt misst das Modell 166,0 × 72,2 mm bei nur noch 6,9 mm Tiefe, was eher normalen Smartphones entspricht, wenngleich es optisch langgezogen wirkt. Das Seitenverhältnis liegt bei 22:9, während zum Beispiel ein Galaxy S21+ das kürzere Format 20:9 aufweist.
Die lange Bauweise hat zur Folge, dass man für das Erreichen der Power-Taste mit integriertem Fingerabdrucksensor und der Lautstärkewippe sehr weit nach oben am rechten Rahmen greifen muss. Geschlossen gelingt das deutlich einfacher, jedoch kann die Authentifizierung zumindest fürs Entsperren nicht schon vor dem Aufklappen durchgeführt werden. Nutzt man Samsung Pay auf dem Cover-Display, steht der Sensor dafür aber bereit. Im Alltag stellte sich deshalb die Anmeldung über den Gesichtsscanner deutlich komfortabler dar, was jedoch mit reduzierter Sicherheit einhergeht, da Samsung kein dreidimensionales Verfahren wie Face ID nutzt, sodass das eigene Konterfei mittels Foto oder Video nachgestellt werden kann. In faltbare Bildschirme integrierte Fingerabdrucksensoren gibt es bislang noch nicht.
Deutlich größeres Cover-Display mit Widgets
Bildschirme hat das Galaxy Z Flip 3 gleich zwei zu bieten, davon einen mit deutlich größeren Abmessungen als bisher auf der Außenseite, um Statusinformationen und Widgets darzustellen, aber auch um als Sucher für die zwei primären Kameras zu fungieren. Musste man bislang mit 1,05 Zoll und 112 × 300 Pixeln auskommen, sind es jetzt 1,9 Zoll mit 260 × 512 Pixeln. Standardmäßig werden mit gedimmter Anzeige Wochentag, Datum, Uhrzeit und Batteriestatus angezeigt. Doppeltes Antippen aktiviert das Display und erlaubt das Wischen einmal nach rechts für die Benachrichtigungen sowie mehrfach nach links für die Widgets. Dazu zählen Musik, Wetter, Kalender, Alarm und Timer sowie optional Samsung Health und Samsung Pay und ein Sprachrekorder.
Der Fokus der Widgets liegt auf Samsungs eigenen Apps, was vor allem beim Kalender ärgerlich ist. Wer den Google Kalender nutzt, bekommt auf dem Cover-Bildschirm keinerlei Informationen angezeigt, da sich kein alternativer Kalender als der von Samsung mit dem Widget verknüpfen lässt. Zwar kann verändert werden, welche Kalender-App beim Antippen und anschließenden Öffnen des Smartphones gestartet werden soll, Informationen für die Widgets kann das Galaxy Z Flip 3 aber nur aus dem Kalender von Samsung ziehen, womit dieser im Testalltag nutzlos war. Hier rächt es sich nach wie vor, dass Samsung für viele von Googles Apps eigene Pendants am Markt durchsetzen will, die aber wie in diesem Fall Inkompatibilitäten mit sich bringen.
Als Sucher dient das Cover-Display immer dann, wenn die Kamera per Schnellstart über die Power-Taste aktiviert wird. Wischgesten nach links und rechts erlauben den Wechsel zwischen den Modi Foto und Video, während das Wischen nach oben oder unten zwischen Weit- und Ultraweitwinkel wechselt. Der schnelle Zugriff auf die primären Kameras ist definitiv ein Vorteil des Cover-Displays, nachteilig wirkt sich aber das ausschließlich verfügbare 1:1-Format aus. Erst geöffnet können in der Kamera-App geläufigere Formate wie 4:3 bei Fotos oder 16:9 bei Videos gewählt werden. Mit dem Schnellstart außen scheint Samsung primär Instagram mit Inhalten füllen zu wollen.
Faltbares OLED-Display mit 120 Hz
Aufgeklappt präsentiert das Galaxy Z Flip 3 seinen 6,7 Zoll großen Hauptbildschirm, der auf seinem OLED-Panel mit 1.080 × 2.640 Pixeln exakt vier Pixel mehr in der Höhe als letztes Jahr bietet, praktisch aber dasselbe Format aufweist. Die größere Neuerung ist stattdessen die von 60 auf 120 Hz angehobene variable Bildwiederholrate, die die Bedienung so geschmeidig wie auf den S21-Smartphones von Samsung macht. In der High-End-Klasse des Herstellers gibt es damit jetzt durch die Bank 120 Hz, nachdem auch der äußere Bildschirm des Galaxy Z Fold 3 entsprechend angepasst wurde.
Samsung überzieht den faltbaren Bildschirm nach wie vor mit „Ultra Thin Glass“ (UTG), das dieses Jahr aber 80 Prozent widerstandsfähiger ausfallen soll, wenngleich der Hersteller nicht den konkreten Anwendungsfall nennt, auf den sich die Angabe bezieht. Weicher als traditionelles Gorilla Glass bleibt das UTG weiterhin, da es nun mal gefaltet werden muss. Wischbewegungen über den Bildschirm lassen im Blindtest vom Gefühl her eher auf Kunststoff statt Glas schließen, negativ auf die Bedienung wirkt sich das aber nicht aus. Eine oleophobe Beschichtung, um Fettschlieren zu unterbinden, gibt es allerdings weiterhin nicht, sodass das Display schnell ziemlich schmutzig aussieht.
Folie soll zusätzlichen Schutz bieten
Auf das UTG bringt Samsung eine schützende Folie auf, die nicht abgezogen werden soll. Beim Testgerät hat das Unternehmen diese einen Hauch zu weit rechts aufgeklebt, sodass sie nicht ganz bündig mit der Punch-Hole-Kamera abschließt. Kein Einzelfall, wie es scheint, denn bei Android Police hatten gleich zwei Testgeräte das gleiche Problem.
Sehr hohe Bildschirmhelligkeit
Nichts zu meckern gibt es an der Darstellungsqualität, wenn man einmal den sichtbaren und bei vertikalen Scrollbewegungen auch fühlbaren Falz außen vor lässt. Ungünstig gegen das Licht gehalten, kann es dort je nach genauer Position zu Lichtbrechungen und unschönen Reflexionen kommen. Eine sehr gute Farbdarstellung, eine beinahe perfekte Abstimmung des Weißpunktes und eine sehr hohe Helligkeit sorgen aber für deutliche Pluspunkte. Knapp 900 cd/m² erreicht der Bildschirm bei vollständig weißem Panel und hat damit nur 8 Prozent Rückstand auf das Galaxy S21 Ultra. Mit reduziertem Weißanteil, wie er im Alltag üblicher ist, knackt das Panel sogar die Marke von 1.200 cd/m². Im Automatikmodus muss man sich keinerlei Gedanken darüber machen, ob das Galaxy Z Flip 3 nicht mit anderen High-End-Smartphones mithalten kann.
Das Gleiche gilt für die Technik, die unter der Haube des Smartphones steckt.