RX 6600 XT: Custom-Designs im Test: Benchmarks, Lautstärke, sonstige Messungen und Fazit
2/2Als Basis für die folgenden Benchmarks und Messreihen wurden dieselben Methoden angewandt und dieselbe Hardware genutzt wie beim neuen Grafikkarten-Testparcours. Die Ergebnisse der MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X wurden initialen Test der Radeon RX 6600 XT übernommen, alle anderen sind neu erstellt worden. Sämtliche Radeon RX 6600 XT wurden mit dem Adrenalin 21.7.1 getestet.
Benchmarks in Full HD
Wie die Taktraten, so die Benchmarks: Alle vier getesteten Custom-Designs arbeiten etwas schneller als AMDs Vorgaben für die Radeon RX 6600 XT, der Vorsprung ist aber gering. Damit unterscheiden sich die Partnerkarten so gut wie gar nicht – das Bild ist seit Jahren bekannt
Die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil ist mit dem Silent-BIOS der „langsamste“ Testkandidat, das Leistungsplus gegenüber der nur hypothetischen AMD-Referenzversion liegt bei 2 Prozent. Mit dem werkseitig aktiven OC-BIOS ist die Radeon RX 6600 XT Red Devil dagegen die „schnellste“ Variante. Derart konfiguriert, liefert die Grafikkarte 1 Prozent mehr FPS. Das Plus gegenüber der AMD-Variante liegt bei 4 Prozent. Und dazwischen tummeln sich noch die anderen Custom-Designs.
Lautstärke & Kühlung
Die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse ist beim Spielen beinahe lautlos. Mit 1.020 Umdrehungen in der Minute lässt die Grafikkarte ihre Lüfter sehr langsam drehen und das erzeugt eine gemessene Lautstärke von kaum wahrnehmbaren 29 Dezibel. Man muss bei einem geschlossenen Gehäuse schon ziemlich genau hinhören, um die Ventilatoren auszumachen. Dabei ist dann auch weniger der Lufttransport zu hören, sondern vielmehr ein Lüftermotor, der nicht ganz rund läuft. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau. Auch so eignet sich die Grafikkarte sehr gut für einen Silent-PC.
Spulenrasseln gibt es quasi nicht
Hinzu kommt, dass weder die Radeon RX 6600 XT Pulse noch die anderen Custom-Designs abseits von sehr hohen Frameraten mit elektronischen Störgeräuschen wie Spulenrasseln zu kämpfen haben. Das ist ein Problem, das es nur bei schnelleren Grafikkarten in störendem Ausmaß gibt und bei den langsamen Kandidaten zwar ebenso vorhanden ist, aber auf einem viel niedrigerem Niveau.
Davon abgesehen ist auch die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil mit dem Silent-BIOS beim Spielen kaum zu hören. Mit 30,5 Dezibel muss man bei der Grafikkarte ebenfalls recht genau hinhören, um das Betriebsgeräusch auszumachen. Hörbar lauter ist die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308, wobei 32,5 Dezibel immer noch ein absolut gutes Ergebnis und auch als leise zu bezeichnen sind. Das Gleiche gilt für die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil mit dem werkseitig aktiven OC-BIOS, die auf 33 Dezibel kommt. Die MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X ist mit 34,5 Dezibel dann noch einmal eine Ecke lauter. Doch auch wenn es sich um klar das lauteste Modell im Test handelt, ist der Geräuschpegel immer noch leise – zwar nicht leise genug für einen Silent-PC, für alle anderen Spieler aber schon.
Messungen zur Temperatur
AMDs Navi-23-GPU hat keine sonderlich hohe Temperaturentwicklung. Am wärmsten werden die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse und die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308, die beide auf 80 °C kommen, den Takt drosseln müssen sie deshalb noch nicht. Die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil kommt mit dem OC-BIOS auf 70 °C und mit dem Silent-BIOS auf 71 °C, was die Grafikkarte schlicht dem deutlich besseren, aber immer noch sehr leisen Kühler zu verdanken hat. Die MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X erzielt eiskalte 64 °C, was allerdings mit dem etwas höheren Betriebsgeräusch einhergeht. Sie hat also Potential für einen leiseren Betrieb, denn die Lüfterkurve lässt sich manuell anpassen.
Modell | GPU-Junction |
---|---|
MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X | 84 °C |
PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil (OC-BIOS) | 83 °C |
PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil (Silent-BIOS) | 83 °C |
Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse | 95 °C |
XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308 | 96 °C |
Die Junction-Temperatur darf auf Navi 23 wie bei allen anderen RDNA-2-GPUs maximal 110 °C betragen, bevor sich die GPU heruntertaktet. Von diesem Wert sind alle Testkandidaten weit entfernt. Die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308 wird bei dieser Messung am wärmsten, mehr als 96 °C zeigen sich beim Spielen aber nicht. Die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse kommt mit 95 °C auf einen ähnlichen Wert, während die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil mit 83 °C am kühlsten bleibt.
Leistungsaufnahme
Mehr Leistung erfordert einen höheren Takt und ein höherer Takt erfordert mehr Energie. Und so wundert es nicht, dass die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil und die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308 mit 164 Watt respektive 166 Watt die höchste Leistungsaufnahme haben. Die Messwerte liegen 17 beziehungsweise 19 Watt über den AMD-Vorgaben, die auf der Gaming X 147 Watt ergeben.
Die Radeon RX 6600 XT Gaming X liegt mit 163 Watt dann auf dem Niveau der zwei großen Partnermodelle, die Radeon RX 6600 XT Red Devil mit dem alternativen Silent-BIOS benötigt dagegen mit 155 Watt 9 Watt weniger als mit dem minimal schnelleren OC-BIOS. Die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse kommt mit 154 Watt auf die geringste Leistungsaufnahme aller getesteten Custom-Karten, was noch 7 Watt mehr sind, als wenn die Grafikkarte nach AMDs Vorgaben arbeiten würde.
Die Radeon RX 6600 XT hat eine sehr hohe Energieeffizienz, vor allem, wenn sich das Modell an AMDs vorgegebene Spezifikationen hält. Die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse kommt aber nahe an diese heran und liefert nur 2 Prozent weniger FPS pro Watt, womit auch das Modell immer noch klar effizienter als alle anderen Grafikkarten ist. Die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308 schneidet in dieser Disziplin am schlechtesten ab und arbeitet 7 Prozent weniger effizient als die Sapphire-Hardware. Doch auch damit liefert das Custom-Design immer noch minimal mehr FPS pro Watt als der zweiteffizienteste 3D-Beschleuniger auf dem Markt: die Radeon RX 6800.
Fazit
Die Radeon RX 6600 XT mit der kleinen Navi-23-GPU stellt nur geringe Anforderungen an den Kühler, alle Custom-Designs im Test können den Chip letztendlich sehr leise auch unter Dauerlast kühlen. Einen Fehler macht man diesbezüglich mit keinem Modell. Nichtsdestoweniger gibt es kleine Unterschiede, die prinzipielle gute Grafikkarten in eine qualitative Reihenfolge bringen.
Die Sapphire RX 6600 XT Pulse kann nichts, ist aber am besten
Einmal mehr sticht dabei die Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse heraus, auch wenn es sich um die mutmaßlich einfachste Grafikkarte im Testfeld handelt. Fast alles ist aus Kunststoff, Optik und Haptik sind entsprechend niedrig einzustufen. Es gibt kein RGB, kein zweites BIOS und auch sonst nichts, womit die Grafikkarte nach Aufmerksamkeit ruft. Das ist aber nicht nötig, denn das Pulse-Modell macht in der Basis einfach alles richtig.
Dass es sich um das langsamste Custom-Design handelt, spielt keine Rolle, denn die Differenz zum schnellsten Modell beträgt gerade einmal 1 Prozent – geschenkt. Dafür ist die Grafikkarte aber flüsterleise – und das durchweg. Es gibt nicht nur kaum ein Lüftergeräusch, dasselbe gilt für elektronische Störgeräusche. Wer eine leise Radeon RX 6600 XT ohne Schnickschnack sucht, hat mit der Sapphire Radeon RX 6600 XT Pulse das optimale Produkt gefunden.
Die PowerColor RX 6600 XT Red Devil bringt Premium zum Einstiegsmodell
Die PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil ist das genaue Gegenteil. Es handelt sich um ein Premium-Modell mit einem aufwendigen Kühler, toller Optik sowie Haptik, einer aufwendigen RGB-Beleuchtung und zwei verschiedenen BIOS-Versionen. Das ist etwas, was bei einer Radeon RX 6800 XT wichtig, bei einer „günstigen“ Grafikkarte wie der Radeon RX 6600 XT aber überflüssig ist beziehungsweise nur von einer kleinen Klientel gewünscht wird. Das macht den Roten Teufel nicht schlecht, denn er ist ebenfalls sehr leise (wenn auch nicht ganz so leise), kühlt am besten und bietet eben all den Luxus, den es bei der Konkurrenz nicht gibt. Doch da dieser bei dem Einsteiger-Grundmodell eben nicht wirklich benötigt wird, reicht es bei der PowerColor Radeon RX 6600 XT Red Devil nur für den zweiten Platz.
Die XFX RX 6600 XT Merc 308 sitzt etwas zwischen den Stühlen
Die XFX Radeon RX 6600 XT Merc 308 versucht es mit einem Spagat zwischen Luxus-Ausstattung und Basis-Modell, kann damit aber in keinem der einzelnen Disziplinen wirklich überzeugen. Dazu ist das Kühlsystem trotz der drei Lüfter einfach nicht stark genug, eine geringere TGP würde der Grafikkarte wohl besser schmecken. Dabei ist die Radeon RX 6600 XT Merc 308 beileibe nicht schlecht, die Ergebnisse sind überall immer noch „gut“. Nur eben nicht so gut wie bei den zwei anderen Grafikkarten.
Die MSI RX 6600 XT Gaming ist gut, andere sind jedoch besser
Für die bereits getestete MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X reicht es dann nur für den letzten Platz, da der Hersteller aus unerklärlichen Gründen ab Werk offensichtlich versucht, Kühlschranktemperaturen zu erschaffen. Auch die Gaming X bleibt zwar leise, die lauteste der vier Custom-Designs ist sie damit aber trotzdem, was bei einem so dichten und so hochwertigen Testfeld einfach nicht mehr ausreicht. Damit gibt es nicht wirklich einen Grund, sich für die MSI-Karte und nicht für einen der Mitbewerber zu entscheiden.
Doch spielt es überhaupt eine Rolle, welches Custom Design das beste ist und was nun gekauft werden sollte? Vermutlich erstmal nicht, denn wie es mit der Verfügbarkeit zu Beginn aussehen wird, zeigt sich erst in den nächsten Tagen. Darüber hinaus ist unklar, wie teuer die Grafikkarten sein werden. Es wäre sehr verwunderlich, wenn es im Handel tatsächlich auch nur ein Modell geben wird, das sich an die von AMD angesetzten 379 Euro halten würde. ComputerBase rechnet eher mit Preisen von 500 Euro und darüber – was für eine Radeon RX 6600 XT unabhängig vom Modell einfach nur bitter wäre.
ComputerBase hat die Custom-Designs der Radeon RX 6600 XT von den jeweiligen Herstellern PowerColor, Sapphire und XFX bzw. im Fall der MSI Radeon RX 6600 XT Gaming X von AMD leihweise zum Testen erhalten. Die Grafikkarten wurden unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme der Hersteller auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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