Windows 11: Microsoft macht Browser-Wechsel unnötig kompliziert
Anbieter von Browsern wie Chrome, Firefox, Opera, Vivaldi und Brave zeigen sich verärgert über Microsofts Maßnahmen, wie unter Windows 11 die Standard-Apps gehandhabt werden. Microsoft mache die Wahl anderer Browser als Edge unnötig kompliziert, da unter Windows 11 jedem Dateityp eine App zugewiesen werden muss.
Verpasst man unter Windows 11 die Chance, nach der Installation eines alternativen Browsers und dem anschließenden erstmaligen Öffnen eines Weblinks den von Microsoft vorinstallierten Edge abzuwählen und dauerhaft durch Auswahl des entsprechenden Kontrollkästchens zu einem anderen Browser zu wechseln, erscheint dieser Dialog kein weiteres Mal und man ist erst einmal an Edge gebunden.
Bei Windows 10 hilft unter Umständen eine vom alternativen Browser nach dem ersten Öffnen ausgelöste Weiterleitung in die Betriebssystem-Einstellungen weiter, um dort eine neue Standard-App für den Browser zu wählen. Windows 10 bietet in den neuen Einstellungen und dort im Bereich „Apps“ ein Menü für Standard-Apps, in dem für wichtige Bereiche wie E-Mail, Musik- und Videoplayer, die Bildanzeige und auch für den Browser Standard-Apps definiert werden können.
Microsoft nutzt Edge für Taskleisten-Widget
Schon unter Windows 10 will Microsoft die Anwender möglichst bei Edge behalten, wie im Auswahlmenü alternativer Browser bereits der Hinweis „Empfohlen für Windows 10“ verdeutlicht. Darüber hinaus fragt Windows beim Wechsel des Browsers, ob man denn wirklich nicht mehr Edge nutzen wolle. Erst mehrfaches Bestätigen führt letztlich dazu, dass der alternative Browser gespeichert wird. Alle Bereiche des Betriebssystems umfasst die personalisierte Einstellung jedoch nicht, wie das mit KB5003214 eingeführte Widget für Neuigkeiten in der Taskleiste zeigt. Dieses nutzt trotz Auswahl eines anderen Standard-Browsers weiterhin Edge.
Windows 11 verlangt Auswahl nach Dateitypen
Windows 11 macht den Browser-Wechsel noch komplizierter, und die Anbieter alternativer Lösungen sind nicht glücklich darüber, wie The Verge berichtet. Microsoft schafft nämlich die Auswahl neuer Standard-Apps nach Kategorien wie Browser, E-Mail oder Musik- und Videoplayer ab und verlangt, dass Anwender ihre Standard-Apps nach Dateityp auswählen. Im Falle des Browsers muss jetzt also mühselig für Dateitypen wie HTML, HTTP, HTTPS, XHTML und ähnliche jeweils eine Standard-App definiert werden.
Andere Browser-Anbieter sind verärgert
„Seit Windows 10 müssen Anwender zusätzliche, unnötige Schritte gehen, um ihre persönlichen Standard-Browser-Einstellungen einzustellen und auch zu behalten“, bemängelt Selena Deckelmann, SVP von Firefox. Die Hürden seien verwirrend und würden die Auswahl des Nutzers untergraben. Einem Vivaldi-Sprecher zufolge werde Microsofts Verhalten zunehmend schlimmer. „Mit jeder neuen Windows-Version wird es schwieriger die Standardeinstellungen zu ändern.“ Laut Vivaldi könne Microsoft Anwender wohl nur zur Nutzung von Edge bewegen, indem man sie darin einsperrt.
Krystian Kolondra, Operas Head of Browsers bezeichnet die Situation als „bedauernswert“, da Microsoft als Plattform-Anbieter eine gewisse Art von Verdunkelung gegenüber den Nutzern betreibe, um dem eigenen Browser einen Vorteil zu verschaffen. Dem Anwender die freie Wahl zu nehmen, sei ein Schritt in die falsche Richtung. „Wir ermutigen alle Plattform-Anbieter dazu, die Auswahl der Nutzer zu respektieren und Wettbewerb auf ihren Plattformen zu erlauben“, sagte Kolondra.
Google hofft auf Änderung im finalen Windows 11
Google gab zwar kein offizielles Statement ab, Hiroshi Lockheimer, der Android, Chrome und Chrome OS leitet, zeigte sich auf Twitter allerdings ebenso wenig begeistert von Microsoft. Er hoffe, dass es sich dabei nur um eine Einschränkung in den Entwicklerversionen von Windows 11 handele. Das vorerst finale Windows 11 soll zur Holiday Season ab November veröffentlicht werden.
Bei Brave „verachte“ man die Herangehensweise von Microsoft unter Windows 11, weil die Auswahl eines Standard-Browsers auch großen Einfluss auf den Datenschutz und die Privatsphäre des Anwenders habe. „Anwender sollten die freie Wahl haben.“
Microsoft will auf Kundenfeedback hören
Microsoft kommt in dem Bericht ebenfalls zu Wort und begründet die veränderten Einstellungen mit Kundenfeedback, wonach sich mehr Anwender differenziertere Optionen gewünscht hätten, die nicht mehr mit App-Kategorien arbeiten. Microsoft sagt aber auch, dass sich Windows 11 im Laufe der Zeit weiterentwickeln werde. „Wenn wir aufgrund der Nutzererfahrungen mitbekommen, dass es Möglichkeiten der Verbesserung gibt, werden wir das umsetzen.“