Canon EOS R3: Spiegelloser Bolide bietet 30 Bilder/Sek. und vieles mehr
Im Frühjahr angekündigt und von ausgesuchten Canon-Partnerfotografen bereits einige Monate getestet, stellt Canon mit der EOS R3 seine erste „große“ DSLM vor. Der große Body mitsamt Hochformatgriff im Stile der Canon-EOS-1-Serie richtet sich vorrangig an Profifotografen. Der Preis für das Arbeitsgerät beträgt rund 6.000 Euro.
Sensor aus eigener Entwicklung
Mit der EOS R3 holt Canon zum Paukenschlag aus und setzt seit langer Zeit hinsichtlich des Sensors wieder auf eine Eigenentwicklung. Dem nicht genug, ist der neue Sensor zudem der erste gestapelte, rückwärtig belichtete (stacked BSI) CMOS-Sensor in einer Kamera der EOS-Reihe. Hinsichtlich der Auflösung wurde mit Werten von 50 bis 60 Megapixel zuvor viel spekuliert. Mit „nur“ 24,1 Megapixel besinnt sich die Canon EOS R3 jedoch auf andere Faktoren.
Zusammen mit einem modifizierten Digic-X-Prozessor sind Serienbildaufnahmen von bis zu 30 RAW-Bildern möglich, und das bei aktiver Fokusverfolgung. Der elektrische Verschluss erlaubt zudem eine Belichtungszeit von bis 1/64.000 Sekunde. Die ISO-Lichtempfindlichkeit liegt bei 100 bis 102.400 und kann bei Bedarf auf 50 bis 204.800 erweitert werden.
Intuitiver Autofokus
Der Autofokus soll nach CIPA-Richtlinie die schnellste Fokussierung einer Vollformatkamera am Markt darstellen. Neben Augen, Gegenständen und Tieren bietet die EOS R3 überdies eine neue Art der Fokusnachführung und -wahl. Der sogenannte „Eye Controlled AF“ ermöglicht es dem Nutzer mittels Ansehen des Objekts im Sucher diesen scharf zu stellen. Hierfür sind im Sucher Infrarotsensoren verbaut, die das Auge vermessen. Insgesamt bietet die EOS R3 4.779 Fokusmessfelder.
Waschechtes Flaggschiff auch für Video
Auch im Videobereich soll die EOS R3 auftrumpfen. Aufnahme sind in bis zu 6K DCI bei 60p möglich. Im herkömmlichen UHD-Format kann mit bis zu 120p aufgezeichnet werden. Videoaufnahmen bis zu 60p können zudem unbegrenzt lange aufgezeichnet werden. Bei höheren Bildraten kann es temperaturbedingt zu kürzeren Aufnahmezeiten kommen.
In allen Belangen ein Flaggschiff
Wie die Canon EOS R5 verfügt auch die EOS R3 über einen integrierten Stabilisator. Ebenfalls übernommen wurde die Möglichkeit, dass interne Stabilisator und Objektivstabilisator zusammenarbeiten. So sollen bis zu 8 Blendenstufen ausgeglichen werden können.
Der rückwärtige Monitor unterstützt Touch-Gesten und löst bei einer Diagonalen von 3,2 Zoll mit insgesamt 4,15 Mio. Bildpunkten auf. Er kann vollständig gedreht und geschwenkt werden. Der elektrische Sucher misst 0,5 Zoll und bietet eine 0,76-fache Vergrößerung sowie eine Aktualisierungsrate von 120 Bildern pro Sekunde. Die Auflösung beträgt 5,76 Mio. Pixel.
Wie von der EOS-1-Serie bekannt, bietet das Gehäuse zahlreiche Schnellwahltasten sowie einen integrierten Hochformat-Batteriegriff. Der Lithium-Ionen-Akku vom Typ LP-E19, der auch bereits bei der EOS 1D X Mark III Verwendung findet, soll bis zu 620 Aufnahmen via Sucher oder bis zu 860 Aufnahme via Monitor ermöglichen. Mit eingelegtem Akku und Speicherkarte bringt die EOS R3 insgesamt 1.015 Gramm auf die Waage – als Vergleich: die EOS R5 wiegt 738 Gramm und die EOS 1D X Mark III 1.440
Das Gehäuse ist aus einer Magnesiumlegierung und Polykarbonat mit Glasfaser gefertigt. Es ist nach IPX2 gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Bei der Konnektivität bietet die Canon EOS R3 alles, was Fotografen aktuell benötigen. Der USB-Anschluss (USB 3.2 Gen 2 USB C) dient nicht nur zur Datenübertragung, sondern kann auch zur Ladung des Akkus sowie zum Betrieb der Kamera genutzt werden. Somit ist auch das Laden und Betreiben mit einer entsprechend leistungsstarken Powerbank möglich. Ein HDMI-Ausgang dient zur Kopplung einer externen Monitors. Neben Kopfhörer und Mikrofonanschluss bietet die EOS R3 WLAN nach IEEE802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 5 und einen Gigabit-Netzwerkanschluss. Ob die EOS R3 auch über ein integriertes GPS-Modul verfügt ist aktuell noch nicht vollends eindeutig. Zwar erwähnen die Produktseiten von Canon USA und Canon Japan ein eingebautes GPS, in den jeweiligen Produktdatenblättern der Länder (auch in Deutschland) fehlt eine solche Listung jedoch. Während die EOS 1D X Mark III internes GPS bietet, kommt der kleine spiegellose Brude EOS R5 ohne GPS daher.
Zur Speicherung der Aufnahmen steht ein CFexpress- und ein SD-Kartenschacht zur Verfügung. Erster Speicherkartentyp ist zudem Voraussetzung zur Nutzung der 6K-Videofunktion. Neuerungen gibt es auch beim Zubehörschuh. Dieser verfügt zwar weiterhin über die herkömmlichen TTL-Kontakte für externe Blitzgeräte, bietet nun aber auch wie von einigen Canon-Camcordern bekannt zusätzliche Kontakte zur Stromversorgung und Datenübertragung. So kann beispielsweise der neue Blitz-Transmitter Canon ST-E10 auf dem neuen Schuh bis zu 15 Speedlite-Blitze kabellos ansteuern. Als Manko ist anzumerken, dass bei Verwendung älterer TTL-Blitzgeräte (5-poliger Anschluss) die neuen Kontakte frei liegen und der Witterungsschutz somit beeinträchtigt ist. Um dies zu umgehen, bietet Canon einen Adapter (Canon AD-E1) zum Preis von rund 60 Euro an.
Apropos Preis – diesen beziffert Canon mit rund 6.000 Euro vergleichsweise niedrig. Für die EOS R5 rief Canon zur Präsentation rund 4.500 Euro aus. Für den DSLR-Bruder EOS 1D X Mark III wurden 7.300 Euro ausgerufen. Ab November soll der neue spiegellose Bolide verfügbar sein.
Canon kommt Nikon zuvor
Bereits einen Monat vor Canon verriet Konkurrent Nikon bereits die Arbeiten und erste Informationen zum ersten spiegellosen Flaggschiff im Stile der „Einstelligen“. Sowohl die Nikon Z9 als auch die Canon EOS R3 wurden in den letzten Monaten vor allem bei den olympischen Spielen in Tokio gesichtet. Mit der heutigen Vorstellung kommt Canon dem Widersacher jedoch zuvor. Auf der PHOTOPIA in Hamburg wird Canon vom 23. bis zum 26. September 2021 die EOS R3 dem breiten Live-Publikum vorstellen.
Wann Nikon nachzieht, ist aktuell noch ungewiss. Die ansonsten für solche Vorstellungen genutzte Photokina gab im Herbst 2020 ihr endgültiges Ende bekannt. Dass Nikon hingegen bis zur CES 2022 abwartet, scheint eher unwahrscheinlich, sodass eine Vorstellung vor Weihnachten realistisch ist.