HP Reverb G2 im Test: Ein neues Kabel ist wie ein neues Leben
Dank neuem Kabel funktioniert die Reverb G2 nach einem Jahr endlich wie gedacht und überzeugt als Simulationsspezialist. Insbesondere die gute Bildqualität und die Ergonomie sind große Pluspunkte. Kritikwürdig bleibt die Umsetzung des Controllertrackings – und dass HP so lange gebraucht hat, um diesen Zustand zu erreichen.
Technische Probleme, Rumdruckserei und ein neues Kabel
Kein anderes VR-Headset hat es je so schwer gemacht, zu einem abschließendem Fazit zu kommen, als die im Mai 2020 vorgestellte HP Reverb G2. Denn wie soll ein Proband bewertet werden, der sowohl mit dem VR-Testsystem der Redaktion als auch auf diversen, aber eben lange nicht auf allen Rechnern aus der Community jegliche Zusammenarbeit verweigert?
Relativ schnell wurde klar, dass bestimmte neuere Mainboards für AMDs Ryzen-Prozessoren die Ursache sind, da HP mit der Reverb G2 zu hohe Ansprüche an die Stromversorgung der USB-Ports stellt. Als Lösungsvorschlag schlug HP bis vor kurzem neben dem obligatorischen Neustarten und Neuinstallieren nur die Nutzung einer PCI-E-USB-Karte vor. Auch eine neue BIOS-Version von AMD versprach Abhilfe, konnte die Probleme jedoch nicht lösen. Und so richtig wollten weder AMD noch HP an der Situation schuld sein.
Eine echte Lösung gibt es nun in Form einer neuen Kabelrevision, die mit der HP Reverb Omnicept Edition eingeführt wurde. Diese Revision soll, zumindest wird so ein Supportmitarbeiter des Herstellers auf Reddit zitiert, insbesondere entwickelt worden sein, um die Probleme mit der Stromversorgung zu lösen. Das gelingt sowohl in der Redaktion als auch laut Erfahrungsberichten aus der Community. Und HP scheint diese neue Version bis jetzt kostenlos als Austausch für alle anzubieten, bei denen Probleme mit dem alten Kabel auftreten.
Damit gibt es nun, rund ein Jahr nach Veröffentlichung und 3.500 Kommentare zur ersten Ankündigung später, den Testbericht der Redaktion.
Die zweite Generation liefert viele Verbesserungen im Detail
Für die zweite Generation der HP Reverb (Test) hat der Hersteller mit Valve kooperiert – mit dem Ziel, bei gleich hoher Auflösung alles andere besser zu machen. Mit neuen Linsen und Kopfhörern direkt von Valve, verbesserten Displays, mehr Kameras und Aufwertungen bei der Ergonomie will HP ein VR-Headset ohne Kompromisse bieten.
Laut HP beginnt die Geschichte der Reverb G2 mit der Erkenntnis, dass die erste Generation insbesondere bei Spielern von Rennsimulationen wie beispielsweise Project Cars 2 großen Anklang fand – größer als ursprünglich vom Hersteller erwartet. Für diesen Anwendungsbereich war die vergleichsweise hohe Auflösung der HP Reverb ein Pluspunkt, der viele der kleineren Probleme aufwog. Auf den Erfolg aufmerksam geworden, soll Valve auf HP zugekommen sein und vorgeschlagen haben, gemeinsam eine zweite Generation zu entwickeln. Neben den Kopfhörern, die direkt von der Valve Index übernommen wurden, stammt auch das Linsendesign von dem Steam-Betreiber und Half-Life-Entwickler.
Oculus Rift S | HP Reverb G2 | HTC Vive Pro 2 | Valve Index | |
---|---|---|---|---|
Tracking | Inside-out 5 Kameras |
Inside-out 4 Kameras |
SteamVR Tracking 1.0+2.0 | |
Display | LCD mit RGB | LCD mit RGB | ||
Auflösung (pro Auge) | 1.280 × 1.440 @ 80 Hz |
2.160 × 2.160 @ 90 Hz |
2.448 × 2.448 @ 90, 120 Hz |
1.440 × 1.600 @ 80, 90, 120, 144 Hz |
Audio | Integriert, 1 × 3,5 mm |
|||
IPD-Einstellung | Software 58–72 mm |
Mechanisch 60–68mm |
Mechanisch 57–72mm |
Mechanisch 58–70mm |
Kabellänge | 5 m | Standard Edition 3,5 m Professional Edition 4 m |
4 m + 1 m zur Link Box |
5 m + 1 m |
Benötigte Anschlüsse | DP + USB 3.0 | DP + USB 3.0 | DP + USB 3.0 + Steckdose |
Nicht mehr die höchste Auflösung
Da insbesondere für Simulationen die Darstellungsqualität ein entscheidender, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor ist, liefert HP gegenüber dem schon sehr guten Vorgänger einige Verbesserungen. Wie die erste Reverb löst die G2 allerdings auch „nur“ mit 2.160 x 2.160 Pixeln pro Auge auf. Zum Veröffentlichungszeitpunkt reichte das laut HP für das „am höchsten auflösende VR-Headset aller großen Hersteller“. Die Fußnote verrät, dass hierbei nur Firmen berücksichtigt werden, die insgesamt laut einer internen Analyse von HP mehr als 50.000 kabelgebundene VR-Headsets verkauft haben. Kleinere Anbieter wie Pimax, die seit Jahren ähnliche oder höhere Werte liefern, sind damit außen vor. Während aber HP damit beschäftigt war, die USB-Problematik zu lösen, hat HTC mit der Vive Pro 2 die Auflösungkrone an sich gerissen.
Wie beim Vorgänger setzt HP auf LCDs mit RGB-Subpixelmatrix, ermöglicht es jetzt jedoch, deren Position mechanisch an den Augenabstand anzupassen. Abgedeckt wird dabei ein Pupillenabstand von 60 bis 68 mm. Abseits der Auflösung will HP nahezu alle anderen Eigenschaften der Darstellung aufgewertet haben.
Der Kontrast und die maximale Helligkeit sollen viel höher und die Pixelpersistenz bei gleichbleibenden 90 Hz Bildwiederholrate wesentlich geringer ausfallen. Das hatte sich schon im Test der Valve Index deutlich positiv ausgewirkt und unter Umständen zu weniger Motion-Sickness geführt, worauf auch HP hinweist. Während das Blickfeld bei 114° bleibt, soll der scharf dargestellte Bereich, der sogenannte Sweetspot, dank der Linsen von Valve größer ausfallen, womit ein weiterer großer Kritikpunkt des Vorgängers behoben wäre. Außerdem soll die Farbdarstellung der Panels gleichmäßiger geworden sein.
Konkurrenz von Oculus, HTC und Valve
Neben der schon erwähnten HTC Vive Pro 2 muss sich die Reverb auch mit der Valve Index messen, die immer noch mit das rundeste Gesamtpaket liefert. Und die Oculus Rift S dient als Vergleich in Bezug auf das Inside-out-Tracking.
Im Test werden zunächst sechs verschiedene Kategorien bewertet und daraufhin sonstige Stärken oder Schwächen untersucht. Auf Grund des entstandenen Gesamteindrucks wird das Headset bewertet. Alle Tests wurden unter Windows 10 mit aktuellstem Software-Stand durchgeführt. Als Hardware kam ein AMD Ryzen 9 3900X zum Einsatz, der mit 32 GB Arbeitsspeicher nach DDR4-3200 im Dual-Channel-Modus bestückt war und die Daten für eine Nvidia GeForce RTX 2080 Ti Founders Edition lieferte.
Die sechs verschiedenen Bewertungskategorien sind Bildqualität, Audio-Qualität, Ergonomie, die einfache Nutzbarkeit sowie das Tracking von Headset und Controllern. Alle Bewertungen basieren auf den subjektiven Wahrnehmungen des Redakteurs und sind eher als relativer Vergleich zwischen den verschiedenen Headsets und nicht als absolute Werte zu verstehen.