TDP bei Notebook-CPUs im Test: Fazit und Empfehlung

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Volker Rißka (+1)
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Einmal mehr hat der Test gezeigt: Notebooks blind nach Typenkennung ihrer Komponenten zu kaufen, ist kein guter Ansatz, wenn einem die Leistung wichtig ist. Denn zu schnell leisten nicht nur die Grafikkarte, sondern eben auch der Prozessor nicht das, was der Kunde erwartet hat – und mit einem vermeintlich schlechteren Modell in einem anderen Notebook wäre er besser bedient gewesen.

Ist ein Core i9 schneller als ein Core i7?

Ist der mobile Core i9 in der übertaktbaren HK-Variante besser als der Core i7? Auf dem Papier mit höheren maximalen Taktraten und höherer Standard-TDP definitiv. Auch innerhalb einer Notebook-Serie wird der höher im Portfolio angesiedelte Prozessor besser sein.

Doch in der Praxis im modellübergreifenden Vergleich sieht das schnell anders aus, wie der Vergleich des Core i9-11980HK im MSI GE76 Raider 11 UH mit dem Core i7-11800H im XMG Neo 15 eindrucksvoll gezeigt hat.

Wird der Prozessor in Multi-Threading-Apps dauerhaft maximal gefordert, ist der Core i7-11800H im XMG Neo 15 dank dauerhaft erlaubten und dank guter (lauter) Kühlung auch dauerhaft nutzbaren über 100 Watt wesentlich schneller als der Core i9-11980HK, dem es im MSI GE76 Raider 11 UH nicht nur am Watt-Budget mangelt, sondern auch an frischer Luft: Der Prozessor darf dauerhaft nicht nur weniger Leistung aufnehmen als der Core i7 im Notebook von XMG, er muss seinen Durst aufgrund zu hoher Temperaturen auch immer weiter bremsen.

Die Ehrenrettung maximaler Turbo

Kein Problem bereiten beide Einflussfaktoren dem Core i9 „HK“ in leichten (Single-Core-)Lasten. Hier reicht das niedrigere elektrische Budget aus und die Kühlung ist stark genug, dass die CPU die von Intel fest mitgegebenen höheren Turbo-Taktraten ausspielen kann.

Als absolutes Topmodell an der Spitze der Rangliste, das als einziges mit einer höheren Standard-TDP wirbt, ist das aber nicht das, was Kunden erwarten dürfen, wenn diese CPU als das Beste vom Besten in einem 4.000-Euro-Gaming-Notebook steckt.

Einstellung des Powerlimits im Control Center des XMG Neo 15
Einstellung des Powerlimits im Control Center des XMG Neo 15

Ein Core i7 kann in einem Notebook wie dem XMG Neo 15 mit einem ans Limit getriebenen Spielraum bei der TDP also schneller sein als ein Core i9 mit laut Software-Tool ebenfalls brachialer TDP-Einstellung. Schon das macht die Sache kompliziert. Die Verwirrung ist aber noch nicht komplett.

Wie schnell ist schneller?

Werden die CPUs nämlich nicht mit 120, 95, 65 oder 45 Watt, sondern mit sogar nur mit 35 Watt betrieben, was Intel ebenfalls offiziell erlaubt, ist darüber hinaus auch das generelle Leistungsniveau ein ganz anderes. Die Prozessoren verlieren gegenüber den stärksten Konfigurationen beide massiv an Leistung. Leistungsunterschiede von 60 Prozent sind hier kein Einzelfall. Der Core i9 geht bei gleicher TDP als Sieger vom Platz, aber schnell sind beide CPUs jetzt nicht mehr.

CPUs aller Klassen möglichst perfekt auf das jeweilige Chassis abzustimmen, hat aus Herstellersicht natürlich einen Vorteil. Jeder CPU im Portfolio eine gigantische Bandbreite zuzugestehen, führt dem Ansatz einer Typenkennzeichnung nach Leistungsfähigkeit allerdings ad absurdum. Das gilt nicht nur für die Topmodelle, sondern zieht sich über alle Klassen – und betrifft auch die Modelle von AMD.

Testen, testen, testen – am besten im Schwarm

Komponenten von Notebooks einzeln oder in Kombination zu testen, wird in Zukunft eine große Herausforderung bleiben und eventuell sogar noch komplizierter werden. Unzählige Leistungsprofile mit teilweise gravierenden Auswirkungen gilt es zu berücksichtigt. Ein Notebook-Test macht schnell drei, vier oder fünf Teststrecken erforderlich – nur für die CPU. Die wird in Zukunft, startend mit Alder Lake, auch noch über große und kleine Kerne in unterschiedlichen Konfigurationen verfügen. Inklusive GPU, Auswirkungen auf Akku-Laufzeit und weiterer Aspekte dauert ein Test eines einzelnen Notebooks viele Tage. ComputerBase legt Wert darauf, solche Aspekte in Notebook-Test zu berücksichtigen, und hat dann nach viel Zeitaufwand am Ende doch nur eine CPU in einem Notebook im Detail analysiert.

Das macht deutlich, wie wichtige handfeste, fundierte Erfahrungswerte einer breiten Masse wie den Mitgliedern in der Community von ComputerBase ist. Jeder Nutzer, der dort Erfahrungen mit seinem Notebook und der darin verbauten CPU oder GPU teilt, hat zwar bereits die Katze im Sack gekauft, sorgt aber letztendlich dafür, dass zukünftige Käufer mehr Informationen zu mehr Endgeräten erhalten. Etwas, dass selbst auf Notebook-Tests spezialisierte Redaktionen am Ende des Tages nicht leisten können, weil die Anzahl der am Markt verfügbaren Notebooks und deren Varianten einfach zu groß ist.

Der Schwarm aus vielen fundiert testenden Individuen ist in diesem Fall das beste Korrektiv, um die über Typenkennungen von Herstellern suggerierten Leistungsvorteile ins rechte Licht zu rücken. Keine Frage, der Core i9-11980HK ist im aktuellen Portfolio von Intel die beste CPU und wird es im selben Notebook auch sein. Von Notebook zu Notebook sagt seine Platzierung an der Spitze des Portfolios aber nichts über die für den Kunden verfügbare Leistung im Vergleich zu kleineren CPUs aus.

ComputerBase hat das MSI GE76 Raider von Intel und das XMG Neo 15 vom gleichnamigen Hersteller leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme der Unternehmen auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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