Life is Strange: True Colors im Test: Spielkritik und Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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Spielkritik

Das dritte Life is Strange ist das bislang beste, sagen Tests. Sein Geheimnis: Es bricht keine Revolution vom Zaun, sondern verbessert sinnvoll und schafft damit bleibende Eindrücke. Das gelingt, indem es nicht nur Emotionen lesen lässt, sondern selbst auch welche weckt.

Die junge Protagonistin von True Colors wünscht sich einen Neuanfang und zieht dazu in eine Kleinstadt. Ihr kurzes Glück währt jedoch nicht lange und so beginnt eine Suche nach Antworten und einem düsteren Geheimnis des neuen Wohnorts im Rahmen einer Coming-of-Age-Geschichte. Was vielleicht banal klingt, rückt laut GameInformer Selbstwertgefühl, Trauer und Einsamkeit in den Vordergrund – und das auf eine Weise, die keineswegs banal ist.

Kaum eine Rezension kommt umhin, die Qualität des in höchsten Tönen gelobten Drehbuchs zu würdigen, das von Sprechern „brillant“ (Eurogamer) auf die Bühne gebracht wird. Dabei werden schwierige Themen mit Bedacht und vielschichtig präsentiert, bemerkt Kotaku, weil das Spiel sich Zeit zum Erzählen nimmt. Stück für Stück entsteht dadurch bei Testern, etwa von der GameStar, eine emotionale Nähe zu den Figuren, was Entscheidungen Gewicht verleiht: In der Regel erwähnen Berichte ein Innehalten, ein sorgsames Abwägen. Oftmals wirken Entscheidungen bedeutsam, notieren Tester beispielsweise bei IGN. Spannung entsteht dabei auch, weil sich Konsequenzen nicht sofort absehen lassen. So wird der Welt eine Lebendigkeit eingehaucht, die Tester ebenso regelmäßig hervorheben.

Gestützt wird diese Entwicklung durch Sammelaufgaben an den Schauplätzen. „Sammelaufgaben“ gehört hier jedoch eher in Anführungszeichen, denn als solche wahrgenommen wurden sie beim Spielen nicht: Textlogs, Hinweise und Infos verraten mehr über Figuren und fühlten sich deshalb wie sinnvolle Ergänzungen und nicht wie Lückenfüller an. Weniger einhellig wird die thematisch passende Superfertigkeit bewertet. Emotionen anderer Personen zu erspüren, fühle sich zwar stärker geerdet an, in der Ausführung aber auch verworren, urteilen unter anderem GameInformer und Eurogamer. Denn die Konsequenzen ihres Einsatzes würden nicht abschließend thematisiert, die Reichweite dieser Fähigkeit sei zudem abhängig von den Bedürfnissen der Erzählung, ergänzt PC Gamer.

Gestolpert ist darüber am Ende kein Tester dauerhaft. Als interaktiver Film oder lineares Erlebnis liefert True Colors in wichtigen Punkten ab, indem es ein dichtes, emotionales Erleben schafft, in das man „in jedem Moment hineingesogen“ (PCGamesN) wird. Die neu gefundene Schönheit der Technik spiegelt sich insofern offenkundig auch im Inhalt, was den Titel zu einem tollen Vertreter seiner Art werden lässt.

Wertungsüberblick für Life is Strange: True Colors
Publikation Wertung
Eurogamer Empfehlung
GameInformer 8.5/10
GameStar 82/100
IGN 9/10
Kotaku -
PCGamer 86/100
PC Games N 8/10
Metacritic (PC) Presse: 83/100
Nutzer: -/10

Fazit

Während Life is Strange 2 dem unerwartet großen Erfolg des Originals ein wenig unbeholfen hinterhergelaufen ist, nimmt Life is Strange: True Colors in allen Belangen wieder richtig Fahrt auf. Das betrifft das Spiel an sich, aber auch die Technik macht einen großen Schritt nach vorne. Nein, auch True Colors liegt nicht auf AAA-Niveau, doch der dritte Teil ist der erste der Serie, der grafisch mehr als nur das Urteil „zweckmäßig“ einfährt. Life is Strange: True Colors sieht stellenweise richtig schick aus.

Das haben die Entwickler nach wie vor mit der Unreal Engine 4 erreicht, darin aber erstmals die Low-Level-API DirectX 12 und auch Raytracing integriert – wobei Raytracing bei der Testversion gleich auf zwei verschiedenen Rechnern noch nicht laufen wollte.

So sehr die Grafik mit Low-Level-API auch zugelegt hat, umsonst gibt es den Fortschritt nicht: Im Gegensatz zu den Vorgängern benötigt Life is Strange: True Colors deutlich potentere Hardware, zumindest solange die Detailstufe nicht spürbar reduziert wird.

Die deutlich hübschere Grafik verlangt nach schnellen GPUs

Insbesondere in hohen Auflösungen muss schon eine zügige Grafikkarte im Rechner stecken, damit True Colors gut läuft. Die gute Nachricht dabei ist, dass hohe Frameraten aufgrund der Art des Spieles nicht nötig sind. Die aktuelle Mittelklasse ist in Ultra HD dann aber doch von Vorteil. DirectX 12 ist dabei in den meisten Fällen die API der Wahl, allerdings nicht durchweg. Je mehr die GPU belastet wird, desto besser schneidet DirectX 11 ab.

Life is Strange: True Colors im Technik-Test

Erwähnenswert ist noch, dass GeForce-Grafikkarten durchweg besser als die Radeon-Pendants abschneiden, was in Spielen mit der Unreal Engine 4 oft der Fall ist. Darüber hinaus zeigt das True Colors einen ordentlichen VRAM-Hunger: 8 GB sind für maximale Texturdetails in Ultra HD nicht genug, hier müssen es wenigstens 10 GB sein. Die PC-Version lief im Test mit Ausnahme des nicht funktionierenden Raytracings und eines kleinen Fullscreen-Problems unter DirectX 12 ohne nennenswerte Zwischenfälle.

ComputerBase hat Life is Strange: True Colors vom Publisher Square Enix zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Eine Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine weitere Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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