Paradox Interactive: Gewerkschaften erheben Vorwurf der Diskriminierung
Berichte über schlechte Zustände bei großen Spielepublishern reißen nicht ab. Eine Mitarbeiterbefragung, die Gewerkschaften beim Strategiespielexperten Paradox Interactive durchgeführt haben, weist auf erhebliche Missstände hin. Fast die Hälfte der Befragten sei nicht korrekt behandelt worden.
Fast die Hälfte der Befragten klagt an
Dies hält eine erst im August beendete Mitarbeiterbefragung der schwedischen Gewerkschaften Unionen und Sveriges Ingenjörer fest, berichtet die Webseite Breakit. Befragt wurden 133 von rund 400 Mitarbeitern des Unternehmens in Schweden. 44 Prozent aller Befragten gaben an, falsch oder schlecht behandelt worden zu sein.
Zwischen den Geschlechtern gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Während sich bei Männern 33 Prozent der Befragten entsprechend äußerten, waren es bei Frauen 69 Prozent. Frauen stellten dabei rund ein Viertel aller Teilnehmer. Als primäres Problem werden Mobbing und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts benannt.
Ein Angestellter bei Paradox gab anonym jedoch zu Protokoll, dass der Umstand als solcher zwar keine Überraschung sei – die Branche hat in dieser Hinsicht keinen guten Ruf –, wohl aber das Ausmaß. Die schlechte Behandlung von Mitarbeitern sei „ein systematisches und viel zu verbreitetes Problem“, heißt es deshalb auf Seiten der Gewerkschaften. Mitarbeiter berichteten darüber hinaus von einer „Kultur des Schweigens“, in deren Rahmen Täter auf Ebene des Managements geschützt würden. Probleme seien nicht zufriedenstellend gelöst worden, berichten Angestellte.
CEO ist schon gegangen
Paradox-CEO Ebba Ljungerud hat das Unternehmen bereits verlassen. Dies ist nach offizieller Lesart auf eigenen Wunsch über Differenzen hinsichtlich der strategischen Ausrichtung passiert. Diese offen gehaltene Erklärung lässt sich aber unter Umständen auch auf das geplante Krisenmanagement beziehen; ein direkter Zusammenhang mit dem Ergebnis der Umfrage, über das das Management von Paradox vorab informiert wurde, wird von Paradox aber dementiert.
Paradox selbst nennt die Ergebnisse der Umfrage in einer Stellungnahme, die unter anderem Kotaku vorliegt, „zutiefst besorgniserregend“. Ein unabhängiges Unternehmen solle nun die Verfahren für das Melden und Bearbeiten von Fällen von „Diskriminierung und Belästigung“ prüfen. Darüber hinaus soll eine umfassende Umfrage eine klare Datenbasis schaffen.
Die Vorwürfe werfen einmal mehr ein schlechtes Licht auf die Arbeitsbedingungen und die Wertvorstellungen der Branche. Paradox befindet sich hier in guter Gesellschaft: Blizzard muss sich wegen ähnlichen Problemen vor Gericht verantworten, während das Thema bei Ubisoft seit Monaten immer wieder hochkocht, da Mitarbeiter keinen echten Wandel sehen.