Phison E26: Nächstes Jahr kommt die neue PCIe-5.0-SSD-Plattform
Für die nächste SSD-Generation hat Phison den E26-Controller mit PCIe 5.0 entwickelt. Der in 12 nm hergestellte Chip hat sein Tapeout hinter sich. Nächstes Jahr können Kunden des Herstellers auf dessen Basis Endprodukte herausbringen. Wie gewohnt stellt Phison eine schlüsselfertige SSD-Plattform.
Schon bei den ersten PCIe-4.0-SSDs war Phison zur Stelle: Im Consumer-Segment bestimmten zahlreiche Modelle mit Phison E16 den neuen Markt, den AMD mit seinen Ryzen-Prozessoren mit PCIe-4.0-Support eröffnet hatte.
Jetzt steht der Wechsel auf PCIe 5.0 mit nochmals verdoppelter Datenübertragungsrate an. Dieses Mal macht Intel den Anfang und bringt für Desktop-PCs (Alder Lake-S) als auch für Server (Sapphire Rapids) in Kürze die erstmalige Unterstützung von PCIe 5.0 auf Seiten der CPU mit. Im Desktop-Umfeld ist PCIe 5.0 primär für Grafikkarten gedacht, nativ für Storage ist erst einmal PCIe 4.0 weiter im Programm.
Phisons PCIe-5.0-Plattform kommt 2022
Anders als seinerzeit bei PCIe 4.0 und AMD Ryzen werden die ersten PCIe-5.0-SSDs etwas später erscheinen, um PCIe 5.0 zu nutzen, müssten sie für Alder Lake ohnehin als PCIe-Steckkarte vorliegen. Zumindest hat Phison „maßgeschneiderte SSD-Lösungen“ auf Basis des E26 erst für das zweite Halbjahr 2022 in Aussicht gestellt. So schnell wie Intel also auf die neue PCIe-Schnittstellen umstellt, ist der Rest der Branche nicht. Zunächst will Phison frühe Muster einer PCIe-5.0-SSD mit E26-Controller an führende Mainboard-Hersteller liefern, damit diese unter anderem die Signalverbindungen und das BIOS auf die neue Plattform abstimmen können.
Zum E26 liegen derweil noch nicht viele Informationen vor. Laut Phison sollen erneut CPU-Kerne vom Typ ARM R5 mit sogenannten CoX-Prozessoren kombiniert werden. Der Mix soll ähnlich wie bei anderen hybriden Prozessoren zur Effizienzsteigerung mit niedriger Leistungsaufnahme beitragen.
Die SSD-Plattform um den Phison E26 soll Funktionen wie Dual Port, Single Root I/O Virtualization (SR-IOV) und Zoned Namespaces (ZNS) unterstützen. Diese sowie die vom Hersteller erwähnten möglichen Formfaktoren E1.S, E3.S, M.2 und U.3 machen klar, dass Phison dabei nicht nur Client-SSDs für Enthusiasten im Kopf hat. Dass der neue Controller auch die neuesten NAND-Schnittstellen wie ONFI 5.x und Toggle 5.x unterstützt, war zu erwarten.
Noch keine Leistungsprognosen
Was Phison aber an dieser Stelle vermissen lässt, sind konkrete Prognosen zur Leistungsfähigkeit. Das ist beim Konkurrenten Marvell ganz anders, denn dieser hatte bereits im Mai die ersten PCIe-5.0-SSD-Controller vorgestellt und dabei Leistungswerte genannt: So sollen die PCIe-5.0-Controller MV-SS1331 und MV-SS1333 bis zu 14 GB/s beim sequenziellen Lesen und 9 GB/s beim sequenziellen Schreiben erreichen. Für das wahlfreie (random) Lesen werden Spitzenwerte von 2 Millionen IOPS genannt, die Schreibleistung ist mit 1 Million IOPS auch hier deutlich geringer.
Zum Einsatz kommen insgesamt 10 CPU-Kerne der Typen Arm Cortex-R8, Arm Cortex-R7 sowie ein Cortex-M3 mit integriertem SRAM, der die Datenverschlüsselung übernimmt. Die auch unter dem Namen „Bravera SC5“ firmierenden Marvell-Controller sind für Rechenzentren bestimmt. Kioxia ist ein Launch-Partner und wird Marvells Prozessoren sehr wahrscheinlich bei kommenden PCIe-5.0-SSDs für Unternehmen einsetzen. Für einen Prototypen einer PCIe-5.0-SSD hat Kioxia ebenfalls 14 GB/s in Aussicht gestellt.