Soziales Netzwerk: Instagram für Kinder von Facebook pausiert
Facebook hat die Arbeiten an dem höchst umstrittenen „Instagram für Kinder“ vorübergehend eingestellt. Weiter festhalten werde das soziale Netzwerk an der Version für Kinder unter 13 Jahren dennoch – wenn auch in abgeänderter Form: So sollen Eltern mehr Kontrolle erhalten.
Nachdem im März dieses Jahres die Pläne von Facebook für ein werbefreies Instagram für Kinder unter 13 Jahren an die Öffentlichkeit gedrungen sind, ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. So hatten unter anderem 44 Staatsanwälte die negativen Folgen für Kinder in dem angegebenen Alter in Bezug auf soziale Netzwerke aufgeführt und Facebook zur Einstellung des Vorhabens aufgefordert. In ihren Ausführungen verwiesen die Justiziare auf Forschungsergebnisse, die als Ergebnis auf die Schädlichkeit der Nutzung von Sozialen Medien in jungen Jahren hinwiesen – vor allem durch Cybermobbing sowie der fehlenden Sicherheit und Privatsphäre.
Disput zwischen Wall Street Journal und Facebook
Auch das Wall Street Journal widmete sich den Plänen in einer Artikelserie, mit der die negativen Auswirkungen von Instagram auf Kinder aufgezeigt werden sollten. Vor allem wies die Zeitung auf die Gefahren für junge Mädchen bei der Nutzung von Instagram hin. Facebooks Forschungschefin Pratiti Raychoudhur nannte die Studie einseitig und kritisierte vor allem die niedrige Zahl von Teilnehmern. Bereits vorher hatte der Leiter von Facebooks Presseabteilung Nick Clegg die Artikel als „bewusste Irreführungen“ bezeichnet.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Das sich nun Instagram-CEO Adam Mosseri in einem Blog-Eintrag zu Wort meldet und über das Pausieren des Projektes berichtet, mutet in dem Zusammenhang etwas seltsam an. Dennoch will Mosseri die Entscheidung nicht als ein Eingeständnis sehen, dass das Projekt generell eine schlechte Idee darstellt. Vielmehr soll die Zeit seiner Aussage nach dafür genutzt werden, Kontrollmechanismen für Eltern zu entwickeln und diesen Möglichkeiten an die Hand zu geben sowie diese auch auf Kinder ab 13 Jahren, die Instagram offiziell nutzen dürfen, auszuweiten. Mit den Werkzeugen sollen diese unter anderem die Zeit, die ihre Kinder mit der App verbringen, überwachen und kontrollieren können sowie wer ihnen Nachrichten schicken und ihnen folgen kann und wem sie folgen können.
Mitbewerber bereits weiter
Darüber hinaus gibt der CEO an, dass Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren in den meisten Fällen eh schon online sind und oft auch bereits Instagram nutzen – dann jedoch meist mit falschem Alter und ohne Wissen der Eltern. Auf die genannte Altersgruppe soll das neue Angebot aber zurechtgeschnitten sein, nicht für jüngere Kinder. Darüber hinaus müssen Eltern weiterhin ihr Einverständnis für die Nutzung der neuen Instagram-Variante geben, die Inhalte und Funktionen sollen zudem dem jeweiligen Alter entsprechen. Weiter verweist Mosseri auf die Konkurrenz, welche die Problematik erkannt und entsprechende Angebote für Kinder entwickelt haben – wie unter anderem YouTube und TikTok, welche Versionen ihrer Apps für Kinder unter 13 Jahren entwickelt haben.
Gespräche mit allen Vertretern
Die Zeit soll ebenso dafür genutzt werden, um mit Eltern, Experten, politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, „ihre Bedenken zu hören und den Wert und die Bedeutung dieses Projekts für jüngere Teenager, die heute online sind, zu demonstrieren“, so Mosseri in dem Text. Ebenso sparte dieser nicht mit Kritik an der Berichterstattung des WSJ über die Studie, mit der er nicht einverstanden war.
Pause nicht zufällig?
Der Zeitpunkt der Unterbrechung wirkt dabei jedoch nicht freiwillig: In wenigen Tage soll Facebook zu einer Anhörung erscheinen und dort zu Instagram Kids und den Vorwürfen des Wall Street Journals Rede und Antwort stehen.