Alan Wake Remastered (PC) im Test: Mini-Grafik-Upgrade mit technischen Problemen
Die PC-Version von Alan Wake erweist sich im Technik-Test als eine Enttäuschung: Das grafische Upgrade ist klein, die Probleme sind hingegen groß. Grafikfehler sind sowohl bei AMD als auch Nvidia an der Tagesordnung und die Performance ist in Anbetracht des gerenderten Resultates auch nicht überzeugend.
Um Alan Wake rumort es in der Gerüchteküche schon lange und ein zweiter Teil von Remedys Erstlingswerk nach Max Payne ist angeblich bereits in der Mache. Das würde auch passen, denn wenn nach langer Wartezeit ein Nachfolger von einem Spiel erscheinen soll, taucht zuletzt ganz gerne mal ein Remaster von dem vorherigen Teil auf. Und siehe da: Alan Wake Remastered ist erschienen.
Das technische Grundgerüst bleibt gleich
Beim Alan-Wake-Remaster handelt es sich nicht um eine intensive Aufarbeitung wie bei Age of Empires: Definitive Edition oder Diablo II: Resurrected, sondern schlicht um ein einfache Verbesserung, bei der primär einige Texturen und Objekte gegen hübschere ausgetauscht worden sind. Vor allem vorher regelrecht hässliche Objekte tauschten die Entwickler von d3t, die die Wiederaufarbeitung für Remedy übernommen haben, aus.
Insgesamt sieht Alan Wake Remastered damit hübscher als das Original aus, die Unterschiede sind aber nur selten groß, oft sind sie gar nicht zu sehen. Alan Wake Remastered ist nicht plötzlich zu einem hübscheren Spiel geworden. Es sieht einfach nur nicht mehr ganz so nach 2010 (Konsole) bzw. 2012 (PC) aus. Dass es die grafischen Totalausfälle im Remaster nicht mehr gibt, ist damit allein schon ein Argument.
d3t hat die Änderungen durchweg an der Original-Engine vom Spiel durchgeführt – Remedys aktuelle Northlight-Engine aus Control (Test) kommt nicht zum Einsatz. Jedoch wurde die Technik umgebaut, denn statt DirectX 9 kommt nun das deutlich moderne DirectX 12 zum Einsatz. Die alte MSAA-Kantenglättung ist nach wie vor im Spiel, wenn auch nur noch als „An“ und „Aus“. FXAA gibt es ebenfalls noch. Neu hinzugekommen ist modernes TAA, doch selbst alle drei Techniken zugleich haben stellenweise Schwierigkeiten mit der Bildstabilität. Darüber hinaus hat Nvidias intelligentes KI-Upsampling DLSS den Weg ins Spiel gefunden – später dazu mehr.
Grafikfehler auf jeder Hardware
Auch wenn d3t die Engine nicht komplett umgekrempelt hat, haben sich störende Fehler zumindest in die PC-Version eingeschlichen. Auf zwei verschiedenen PCs hatte ComputerBase mit mal mehr und mal weniger ausgeprägten Bildfehlern zu kämpfen. Diese zeigten sich darin, dass immer mal wieder kurz schwarze Streifen übers Bild wanderten, die fast schon an ein Fehlerbild eines zu hoch übertakteten Grafikspeichers erinnerten. Sie sind nervend, wirklich störend ist jedoch, dass gelegentlich abseits vom HUD das gesamte Bild schwarz wird. Dann hilft es nur, entweder einige Sekunden zu warten oder mit „ESC“ kurz das Spiel zu pausieren und dann wieder fortzusetzen.
Bei der Redaktion zeigten sich beide Fehler auf zwei verschiedenen PCs und auch im Internet findet man Berichte dazu – offenbar handelt es sich also um ein größeres Problem der PC-Version, obschon vermutlich nur einige Systeme davon betroffen sind. Ob eine AMD- oder Nvidia-Grafikkarte oder eine AMD- oder Intel-CPU im Rechner steckt, hat auf jeden Fall keinen Einfluss auf die Grafikfehler, dasselbe gilt für ein- oder abgeschaltetes DLSS und verschiedene Grafikstufen.
Ein System, wann die Fehler genau auftreten, hat sich nicht erkennen lassen. Beim Test sind sie ausschließlich in den Nachtszenen aufgefallen, bei Tag spielt Alan Wake aber eben nur selten. Falls wer auf dieselben Probleme gestoßen ist und eine Lösung gefunden hat, kann er dies gerne im Forum kundtun.
Ein einfaches Grafikmenü mit ein paar Optionen
Alan Wake Remastered hat auf dem PC ein simples Grafikmenü. So gibt es mit „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“ drei verschiedene Grafikpresets, wobei selbst „Hoch“ FXAA noch abgeschaltet lässt und die anisotrope Filterung nur auf den Faktor „8ד stellt. Und es gibt spieleigenes Upscaling, wobei sich die Auflösung in 10-Prozent-Schritten zwischen 50 und 100 Prozent einstellen lässt. Und das war es dann schon. Weitere Besonderheiten bietet das Optionsmenü abseits einzelner Grafikdetails nicht. Nicht abschaltbar ist derweil wie schon beim Original das 200-FPS-Limit. Bei noch höheren Frameraten gerät vermutlich die Engine in Schwierigkeiten.
Die Bildqualität von Nvidia DLSS
Alan Wake bietet Nvidias intelligentes KI-Upsampling DLSS in der Version 2.2.18.0 an. DLSS kann auf GeForce-RTX-Grafikkarten in den bekannten Qualitätsstufen „Quality“, „Balanced“, „Performance“ und „Ultra Performance“ aktiviert werden, was dann zugleich die spieleigene Kantenglättung ersetzt.
DLSS hat unabhängig von der Auflösung und der Qualitätsstufe eine große Stärke und auch eine große Schwäche in Alan Wake Remastered. Absolut beeindruckend ist die Bildstabilität. Selbst der Performance-Modus in WQHD erzeugt mit noch nicht mal einer Million Pixel ein stabileres Bild als die native Ultra-HD-Auflösung mit ihren knapp 8,3 Millionen Pixeln. Denn einige Objekte flimmern bei letzterer noch ordentlich, mit DLSS passiert das einfach nicht – die Bildruhe ist sehr hoch.
Gleichzeitig gibt es aber einen großen Nachteil. Denn bereits mit dem Qualitätsmodus in 3.840 × 2.160 verliert das Bild deutlich an Schärfe. Und bei aggressiveren Modi oder in 2.560 × 1.440 wird der Effekt immer deutlicher. Das geht so weit, dass feine, eng beieinanderstehende Objekte wie zum Beispiel Grasbüschel fast schon zu einem einzigen Objekt verschmelzen.
Bezüglich der Bildrekonstruktion bringt DLSS in Alan Wake Remastered interessanterweise keinerlei Vorteile gegenüber der spieleigenen Kantenglättung. Sie kann die meisten feinen Objekte zwar auch in niedrigen Auflösungen gut zeichnen, bei der Vegetation verschwinden zum Beispiel manche Äste aber ins Nichts – und DLSS kann sie dann nicht wiederaufarbeiten, was sonst eigentlich eine große Stärke des KI-Algorithmus ist.
Keine bemerkbaren Probleme hat DLSS bezüglich Ghosting oder Smearing gezeigt. Selbst in niedrigen Auflösungen und bei aggressiven Einstellungen konnten die Effekte nicht in störendem Ausmaß provoziert werden, auch wenn das generell dunkle Bild diesbezüglich natürlich hilfreich ist.
Nur in wenigen Situationen ohne Qualitätsverlust nutzbar
Trotz der großen Stärke von DLSS ist die Schwäche so groß, dass es eigentlich nur ein sinnvolles Einsatzszenario in dem Spiel gibt: DLSS auf „Quality“ in Ultra HD. Dann gehen zwar schon sichtbar Schärfe und damit auch Details verloren, jedoch ist der Effekt noch nicht ganz so groß, als dass er die große Stärke der Bildstabilität wieder zunichte machen könnte. Nur ein wirklich scharfes und detailreiches Bild gibt es dann eben nicht mehr, das muss einem bewusst sein.
Von noch aggressiveren DLSS-Einstellungen oder DLSS in WQHD oder gar Full HD ist in Alan Wake Remastered dagegen gänzlich abzuraten. Denn dann wird das Spiel sehr unscharf und zu viele Details gehen verloren – da bringen auch die bessere Stabilität und die höhere Performance nichts mehr.
Wird mehr Geschwindigkeit benötigt und akzeptiert man eine schlechtere Bildqualität, gibt es aber noch ein sinnvolles Einsatzszenario: DLSS auf „Quality“ in Ultra HD ist eine Alternative zur nativen WQHD-Auflösung (die Renderauflösung von DLSS auf „Quality“ in Ultra HD), da die Bildstabilität in WQHD deutlich leidet. Die Bildschärfe mit der reinen WQHD-Auflösung ist aber immer noch schärfer als DLSS auf „Quality“ in Ultra HD, zumal die native Auflösung performanter ist.
Die Performance von DLSS
Die Qualitäts-Einstellung von DLSS bringt in 3.840 × 2.160 einen großen Leistungsschub, Alan Wake Remastered läuft auf einer GeForce RTX 3080 dann um 53 Prozent schneller, auf einer GeForce RTX 2070 Super sind es 61 Prozent. Letztere kommt mit der Einstellung auch über die 60-FPS-Marke. DLSS auf „Balanced“ bringt ein weiteres Plus von 14 und 14 Prozent, DLSS auf „Performance“ noch einmal 7 und 14 Prozent. Insgesamt beschleunigt DLSS die Ampere-Grafikkarte um bis zu 81 Prozent in Ultra HD, das ältere Turing-Modell um bis zu 109 Prozent.
In 2.560 × 1.440 bringt DLSS einen deutlich kleineren Schub, auf der GeForce RTX 3080 sogar quasi keinen mehr. Selbst DLSS auf „Performance“ beschleunigt die Grafikkarte gegenüber der nativen Auflösung dann nur noch um 3 Prozent. Der Grund liegt schlicht darin, dass Alan Wake Remastered relativ früh mit einem massiven CPU-Limit zu kämpfen hat, in das die GeForce RTX 3080 in WQHD sofort hineinrennt – deswegen ist das Leistungsplus in Ultra HD auch geringer als mit der GeForce RTX 2070 Super.
Ein frühes CPU-Limit bremst DLSS in WQHD deutlich aus
Das Turing-Modell kann logischerweise mehr zulegen, da bei nativer Auflösung das Prozessor-Limit noch lange nicht erreicht ist. DLSS auf „Quality“ beschleunigt die Framerate dann noch um 46 Prozent. DLSS auf „Balanced“ bringt lediglich noch 9 Prozent und DLSS auf „Performance“ gar nur 4 Prozent, da das CPU-Limit auch auf der GeForce RTX 2070 Super stark reingrätscht.