Amazfit GTR 3 Pro im Test: Viele Daten und 150 sportliche Aktivitäten am Handgelenk

Frank Hüber
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Amazfit GTR 3 Pro im Test: Viele Daten und 150 sportliche Aktivitäten am Handgelenk

Die Amazfit GTR 3 Pro mit OLED-Display misst noch mehr Daten als ihr Vorgänger und bietet erneut eine tadellose Verarbeitung. Die erfassten Daten sind aber weiterhin nicht alle zuverlässig. Auch bei der Software und Bedienung muss Amazfit nachlegen, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.

Amazfit bringt mit den Modellen GTR 3, GTS 3 und GTR 3 Pro eine neue Smartwatch-Generation auf den Markt, die im Vergleich zum Vorgänger, der Amazfit GTR 2 (Test), neue Sensoren und Verbesserungen in nahezu allen Bereichen bieten soll. ComputerBase konnte sich vorab die Amazfit GTR 3 Pro genauer ansehen.

Während die Amazfit GTS 3 und GTR 3 ab heute für 149,99 Euro starten, kostet die GTR 3 Pro 199,99 Euro.

Im Folgenden wird zunächst auf die Unterschiede der drei neuen Smartwatches eingegangen, bevor die GTR 3 Pro genauer erläutert wird.

GTS 3 und GTR 3 im Vergleich zur GTR 3 Pro

GTS 3 und GTR 3 sind technisch weitgehend identisch, unterscheiden sich jedoch in ihrer Form. Die GTS ist quadratisch (square), die GTR ist rund. Die GTR 3 Pro ist diesem Schema entsprechend ebenfalls rund, aber auch technisch die am besten ausgestattete Version. Alle drei setzen auf ein AMOLED-Display, das bei der GTR 3 Pro 1,45 Zoll groß ist, bei der GTR 3 1,39 Zoll misst und bei der quadratischen GTS 3 auf 1,75 Zoll kommt. Die Auflösung der GTR 3 Pro beträgt 480 × 480 Pixel, die Pixeldichte liegt bei 331 ppi. Bei der GTR 3 sind es 326 ppi bei 454 × 454 Pixeln, bei der GTS 3 hingegen 341 ppi. Bei allen drei Modellen soll die maximale Helligkeit der Bildschirme 1.000 cd/m² betragen.

Die neuen Modelle im Vergleich
Amazfit GTR 3 Pro Amazfit GTR 3 Amazfit GTS 3
Display 1,45 Zoll, AMOLED 1,39 Zoll, AMOLED 1,75 Zoll, AMOLED
Screen-to-Body-Ratio 70,6 % 66 % 72,4 %
Pixeldichte 331 ppi 326 ppi 341 ppi
Akku 450 mAh 450 mAh 250 mAh
Lautsprecher Ja Nein
WLAN Ja Nein
GPS GPS, GLONASS, Galileo, BDS, QZSS
Int. Speicher für Musik Ja (2,3 GB) Nein
Bluetooth-Anrufe Ja Nein
Bio-Sensoren Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung, Stresslevel, Atemfrequenz
Gewicht (ohne Armband) 32 g 24,4 g

Nur die GTR 3 Pro bietet WLAN, einen internen Speicher für Musikdateien und Bluetooth-Telefonie, um direkt über die Uhr Gespräche führen zu können. Die Akkulaufzeit der GTR 3 Pro soll bei bis zu 12 Tagen liegen – Gleiches gilt für die GTS 3 trotz eines kleineren Akkus. Für die GTR 3 sollen es gar bis zu 21 Tage sein. Im Test wird dies für die GTR 3 Pro auf die Probe gestellt.

Die Amazfit GTR 3 Pro im Detail

Rundes OLED-Display und leichtes Gehäuse

Die Amazfit GTR 3 Pro misst mit 46 × 46 × 10,7 mm so viel wie die GTR 2 und wiegt ohne Armband 32 g. Mit Lederarmband sind es 43 g – das Edelstahlmodell der GTR 2 kommt auf 39 g, eine Apple Watch 6 (44 mm/Aluminium) wiegt hingegen 65 g mit Armband. Das Gehäuse der GTR 3 Pro ist aus Aluminium, das Armband aus Silikon. Wie beim Vorgänger kann es gegen jedes andere Armband mit einer Breite von 22 mm vom Nutzer selbst getauscht werden. Das Modell trägt sich aufgrund des leichten Gewichts somit erneut angenehm, unter dem Silikonarmband schwitzt man jedoch schnell. Amazfit bescheinigt der Uhr eine Dichtigkeit von 5 ATM, sie kann also beim Händewaschen oder Duschen getragen werden.

Das 1,45 Zoll große AMOLED-Display ist im Vergleich zur GTR 2, deren Display 1,39 Zoll groß ist, gewachsen. Die GTR 3 setzt weiterhin auf die Größe der GTR 2. Das 2,5D-gewölbte Glas ist gehärtet, eine genauere Spezifikation nennt Amazfit nicht.

Kleinere schwarze Ränder um das Display

Die Ränder des Displays zum Rand der Uhr fallen etwas kleiner aus als bei der GTR 2. Die Smartwatch ist aber weiterhin von einem schwarzen Rahmen umgeben, der kreisrund ungefähr 3 mm breit ist. Amazfit kaschiert dies bei vielen Zifferblättern wieder gut mit einem schwarzen Hintergrund zu den Seiten hin, so dass der Übergang zwischen Bildschirm und Rand kaum auffällt. Über einen Lichtsensor wird die Helligkeit des Displays automatisch an die Umgebung angepasst – nachts fällt die so eingestellte Helligkeit aber etwas hoch aus. Auf Wunsch kann die Helligkeit auch über die Einstellungen auf der Uhr manuell geregelt werden. Die höhere Spitzenhelligkeit von bis 1.000 cd/m² sorgt im Alltag für eine gute Ablesbarkeit auch im Freien. An der Darstellungsqualität des Screens gibt es somit erneut nichts auszusetzen.

Bluetooth 5.0, WLAN und GPS

Die beiden Kronen auf der rechten Seite sind als Knöpfe ausgelegt, der obere zudem nun auch als Drehregler wie bei der Apple Watch, um durch Menüs navigieren zu können. Neben Bluetooth 5.0 unterstützt die Uhr als drahtlose Funkverbindung WLAN 802.11b/g/n mit 2,4 GHz. Für die Navigation ist nicht nur ein Kompass integriert, sondern auch die fünf Ortungsstandards GPS, GLONASS, Galileo, BDS und QZSS – hatte der Vorgänger lediglich GPS und GLONASS, wird hier also deutlich mehr geboten.

Mehr Messungen in neuem Sensor

Für die Gesundheitsdaten ist ein neuer 6PD-BioTracker (Photodioden) zuständig, der die Herzfrequenz, die Blutsauerstoffsättigung, das Stresslevel und die Atemfrequenz misst. Die letzten beiden Messungen sind somit neu hinzugekommen. Amazfit nennt den Photodioden-Sensor der Nomenklatur folgend „BioTracker 3 PPG“. Laut Hersteller soll dieser genauer arbeiten als bei der GTR 2, da die Sensoren enger beieinanderliegen. Zudem ist in der GTR 3 Pro ein echtes Barometer verbaut, das den Luftdruck misst. Auch die Hauttemperatur des Trägers wird erfasst. Über Benachrichtigungen wird der Träger über einen Vibrationsmotor informiert.

Neben einem Schlaftracking, das die verschiedenen Schlafphasen analysiert, sowie den Messungen der Blutsauerstoffsättigung, der Herzfrequenz, der Atemfrequenz und des Stresslevels kann auch der Menstruationszyklus analysiert werden, wobei die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ebenfalls vorhergesagt werden. Neu ist, dass sich die vier Daten zur Blutsauerstoffsättigung, Herzfrequenz, Atemfrequenz und zum Stresslevel in einem Schritt innerhalb von 45 Sekunden manuell über die Uhr erfassen lassen. So muss die Bestimmung nicht für jeden Wert einzeln angestoßen werden.

Die Uhr kann sportliche Aktivität aufzeichnen und erkennt acht davon automatisch, sobald der Träger eine solche ausübt (Joggen, Laufen, Indoor-Laufen, Treadmill, Fahrradfahren, Rudern, Ellipsentrainer, Schwimmen). Eine Funktion namens „Virtual Pacer“ zeigt auf dem Display der Smartwatch beim Joggen (Aktivitäten Outdoor-Running und Laufband) an, ob man schneller oder langsamer ist als in vorherigen Vergleichswerten. Auch bei den Aktivitäten, die insgesamt zur Auswahl stehen, geizt Amazfit erneut nicht. 150 Aktivitäten können getrackt werden.

Eigenem Betriebssystem fehlt es an Apps

Als Betriebssystem setzt Amazfit erneut auf die Eigenentwicklung Zepp OS. Auf der GTR 3 Pro soll es flüssigere Animationen bieten. Ein Problem, das sich auch bei der Amazfit GTR 3 Pro aber sofort wieder zeigt, ist die fehlende Unterstützung dieser Eigenlösung durch Entwickler. Einen App-Store mit bekannten, zusätzlichen Apps bietet die GTR 3 Pro nicht.

Umgesetzt hat Zepp inzwischen aber die Kopplung mit Amazon Alexa, so dass sich der digitale Sprachassistent direkt auf der Uhr nutzen lässt. Der bei der GTR 2 zunächst noch fehlende Offline-Sprachassistent, über den Funktionen der Uhr auch ohne Nutzung des Touchscreens genutzt werden können, ist nun ebenfalls in Deutschland verfügbar.

Animierte Zifferblätter aus dem Shop

Wie beim Vorgänger kann der Nutzer aus zahlreichen Zifferblättern aus dem Onlineshop von Amazfit wählen. Einige davon sind auch animiert, wenn die Uhr angehoben, gedreht und so aktiviert wird. An Auswahl und Anpassungsmöglichkeiten mangelt es dabei erneut nicht, auch wenn viele Exemplare bunt statt klassisch ausgelegt sind. Wird ein animiertes Zifferblatt gewählt, ist das Zifferblatt, das auf dem Always-on-Display angezeigt wird, weiterhin ohne Animation.

1,5 Tage Akkulaufzeit, wenn alles aktiviert wird

Der Akku der Smartwatch weist eine Kapazität von 450 mAh auf, ist also 21 mAh kleiner als in der GTR 2. Amazfit spricht bei normaler Nutzung von bis zu 12 Tagen Akkulaufzeit – wobei das Always-on-Display deaktiviert sein muss. Unter „Heavy Usage“ soll sie noch 6 Tage durchhalten, der dauerhafte, aktive Einsatz von GPS soll eine Akkulaufzeit von 35 Stunden zur Folge haben. Selbst „Heavy Usage“ heißt allerdings nicht, dass alle Funktionen aktiviert sind. Im Test wurde für alle Bio-Sensoren die automatische Erfassung im Hintergrund aktiviert, was schon in der App für mehrere Warnhinweise sorgt, dass sich dies extrem auf die Akkulaufzeit auswirken könne. Das Always-on-Display wurde ebenfalls aktiviert, die Helligkeit automatisch geregelt. Dies resultiert im Test in einer Akkulaufzeit von 1,5 bis maximal 2 Tagen. Durch das Deaktivieren der automatischen Sensor-Erfassungen rund um die Uhr kann die Akkulaufzeit auf Wunsch deutlich verlängert werden.

Geladen wird erneut über zwei Kontaktflächen an der Unterseite, an die das Ladekabel magnetisch arretiert wird. Der Kontakt ist stärker und besser als bei der GTR 2, aber immer noch vergleichsweise wackelig. Drahtlos wird weiterhin nicht geladen.

Einrichtung über die Zepp-App

Für die Einrichtung der Amazfit GTR 3 Pro kommt nach wie vor die Zepp-App zum Zuge, unter der das Unternehmen alle Produkte vereint. Ab Version 6.3.0 werden die neuen Uhren unterstützt. Wird die Uhr eingeschaltet und die Sprache ausgewählt, kann erneut der QR-Code gescannt werden, um die App wahlweise für Android oder iOS herunterzuladen. Die Einrichtung und die Synchronisierung erfolgen dann wieder über die App.

Erneut nicht überzeugen kann die Synchronisierung im Alltag. Mit der GTR 3 Pro zeigte sich wieder das Problem, dass mitunter keine Synchronisierung zwischen Uhr und App erfolgte und diese auch in der App fehlschlug. Lösung war jeweils ein Aus- und Einschalten von Bluetooth auf der Uhr und dem Smartphone.

Die Zepp-App bietet aber erneut viele Einstellungsmöglichkeiten, allein da das Tracking umfassend angepasst werden kann. Auch die Zeit, die das Display nach dem automatischen Aktivieren aktiv bleiben soll, und die Begrenzung vieler Funktionen auf bestimmte Tageszeiten sind gut und umfassend umgesetzt.

Weiterhin etwas umständlich ist die verschachtelte Struktur der App, bei der man sich durch mehrere Ebenen zur passenden Einstellung wühlen muss. Wird die App gestartet, werden auf der Startseite zunächst viele Vitaldaten zu Schlaf, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Schritten angezeigt. Unter dem Reiter „Gesundheit“ können Ziele festgelegt und bisherige Erfolge eingesehen werden. Im Reiter „Profil“ verbergen sich hinter dem Namen der Uhr dann die gerätespezifischen Einstellungen.

Auch wenn die Einstellungen mannigfaltig sind, ist nicht alles komfortabel umgesetzt. Als ein Beispiel dienen Benachrichtigungen: Sollen Benachrichtigungen von Apps auf der Uhr angezeigt werden, müssen sie einzeln über „Benachrichtigungen und Erinnerung“ unter „App-Warnungen“ freigegeben werden. Hier tauchen aber nicht alle installierten Apps auf, sondern immer nur solche, von denen schon eine Benachrichtigung kam. Aus diesem Grund muss man in den ersten Tagen der Nutzung immer wieder in dieses Menü wechseln, um neu hinzugekommene Apps bei Bedarf auch für Benachrichtigungen auf der Uhr zu aktivieren. Zudem werden Benachrichtigungen häufig weiterhin nur in Textform angezeigt, ohne Logos der jeweiligen App, Vorschaubilder oder weitere Hinweise.

Einzelne Bereiche in der App wie „Verknüpfungskarten“ und der „AppStore“ sind derzeit zudem noch leer und weisen chinesische Schriftzeichen auf.

Bedienung nicht immer flüssig

Die Bedienung der GTR 3 Pro über das Touchdisplay soll flüssiger ausfallen als bei der GTR 2. In der Praxis zeigt sich, dass die eigentlich weitgehend, wenn auch nicht gänzlich flüssig und gut dargestellten Menüs ab und an hängen und die Software noch etwas Detailpflege braucht. Wischt man von rechts nach links durch Menüs, etwa durch die Vitaldaten, bleibt die Ansicht immer wieder zwischen zwei Fenstern hängen. Mit der unmittelbar vor der Ankündigung veröffentlichten Firmware-Version 8.16.7.1 treten diese Hänger deutlich seltener auf als noch zu Beginn des Tests, sind aber nicht gänzlich verschwunden. Der Unterschied ist aber deutlich. So flüssig wie eine Apple Watch bedient sich die GTR 3 Pro aber weiterhin nicht.

Auch Probleme beim Wechsel vom Always-on-Zifferblatt auf das aktivierte Zifferblatt wurden durch das Firmware-Update bereits behoben. Zudem zeigte die Amazfit GTR 3 Pro auch bei deutscher Spracheinstellung immer wieder Inhalte auf dem Zifferblatt auf Englisch oder Chinesisch an. Ein Punkt, der sich mit der neuesten Firmware ebenfalls deutlich verbessert hat. Erstkunden sollten somit unbedingt sofort ein Firmware-Update anstoßen, auch wenn dieses im Test mehr als eine Stunde gedauert hat.

Die Bedienung selbst folgt dem inzwischen bekannten Muster. Je nachdem, von welcher Seite über das Display gewischt wird, öffnen sich die Einstellungen, Vitaldaten oder Benachrichtigungen. Was in den Menüs angezeigt werden soll, kann der Nutzer wiederum teilweise über die App anpassen.