AMD Radeon RX 6600 im Test: Eine verhaltene Vorstellung für 339 Euro

Wolfgang Andermahr
362 Kommentare
AMD Radeon RX 6600 im Test: Eine verhaltene Vorstellung für 339 Euro

Mit der Radeon RX 6600 schickt AMD den kleineren Bruder der Radeon RX 6600 XT ins Rennen. Die Einsteiger-Grafikkarte basiert technisch auf der XT-Variante, ist an einigen Stellen aber weiter abgespeckt. Als Ziel ist die Nvidia GeForce RTX 3060 auserkoren, die von der neuen RDNA-2-Radeon knapp geschlagen werden soll.

AMD hat mit der Radeon RX 6600 XT RDNA 2 ins Einsteiger-Segment gebracht. Nun geht man einen weiteren Schritt, denn die neue Radeon RX 6600 ist noch einmal darunter angesiedelt, soll AAA-Spiele aber nach wie vor flüssig in 1.920 × 1.080 wiedergeben können und dabei die Performance der konkurrierenden GeForce RTX 3060 von Nvidia erreichen.

Genau wie die RX 6600 XT, nur etwas langsamer

Um das zu erreichen, kommt erneut die kleine Navi-23-GPU zum Einsatz, die schlicht mit einer reduzierten Anzahl an Ausführungseinheiten kommt, während die Technik an sich identisch bleibt. Sowohl Features als auch Speicherausbau mit 8 GB sind gleich zum größeren XT-Modell geblieben. 339 Euro setzt AMD als UVP an, 41 Euro weniger als bei der Radeon RX 6600 XT. Ab dem heutigen Tag wird es die Grafikkarte im Handel zu kaufen geben.

Mit Sicherheit in die Parade fahren wird der Grafikkarte jedoch die kritische Liefersituation. Auch wenn der Launch der Radeon RX 6600 XT für die aktuelle Situation verhältnismäßig gut über die Bühne gegangen ist – immerhin gab es mehrere Stunden bis hin zu einigen Tagen Modelle zu akzeptablen Preisen nahe dem UVP zu kaufen –, sieht es inzwischen genauso katastrophal aus wie bei allen anderen Grafikkarten. Es ist davon auszugehen, dass der Radeon RX 6600 ein ähnliches Schicksal ereilen wird.

Modell UVP zum Marktstart Marktstart
GeForce RTX 3090 FE 1.549 Euro 24. September 2020
GeForce RTX 2080 Ti 1.259 Euro 19. September 2018
GeForce RTX 3080 Ti FE 1.199 Euro 3. Juni 2021
Radeon RX 6900 XT 999 Euro 8. Dezember 2020
GeForce RTX 2080 FE 849 Euro 19. September 2018
GeForce RTX 2080 Super FE 739 Euro 23. Juli 2019
Radeon VII 729 Euro 07. Februar 2019
GeForce RTX 3080 FE 719 Euro 17. September 2020
Radeon RX 6800 XT 649 Euro 18. November 2020
GeForce RTX 2070 FE 629 Euro 16. Oktober 2018
GeForce RTX 3070 Ti FE 619 Euro 10. Juni 2021
Radeon RX 6800 579 Euro 18. November 2020
GeForce RTX 2070 Super FE 529 Euro 2. Juli 2019
GeForce RTX 3070 FE 519 Euro 27. Oktober 2020
Radeon RX Vega 64 499 Euro 14. August 2017
Radeon RX 6700 XT 479 Euro 18. März 2021
Radeon RX 5700 XT 419 Euro 7. Juli 2019
GeForce RTX 3060 Ti FE 419 Euro 2. Dezember 2020
GeForce RTX 2060 Super 419 Euro 2. Juli 2019
Radeon RX 6600 XT 380 Euro 11. August 2021
GeForce RTX 2060 369 Euro 7. Januar 2019
Radeon RX 5700 369 Euro 7. Juli 2019
Radeon RX 6600 339 Euro 13. Oktober 2021
GeForce RTX 3060 329 Euro 25. Februar 2021

Im Test: Ein Custom-Design von XFX

Für den Test hat sich die XFX Radeon RX 6600 Speedster Swft 210 in der Redaktion eingefunden. Bei der Grafikkarte handelt es sich um eine einfache Umsetzung ohne viel Spielerei, die sich an AMDs Referenzvorgaben bezüglich Taktraten und Leistungsaufnahme hält, jedoch mit einem eigenen Kühlsystem ausgestattet ist.

Als GPU gibt es Navi 23 in teildeaktiviert

Die Radeon RX 6600 ist wie auch die Radeon RX 6600 XT mit der 11,1 Milliarden Transistoren schweren und 237 mm² großen Navi-23-GPU ausgestattet. Anders als bei dem großen Modell, das sämtliche verfügbaren Einheiten auf dem Chip nutzt, sind bei der Radeon RX 6600 jedoch einzelne Einheiten abgeschaltet.

Dabei handelt es sich ausschließlich um die Compute-Units, von denen nicht mehr die vollen 32, sondern nur noch 28 Stück arbeiten, was in 1.792 FP32-Shader-Einheiten resultiert. Bei gleichem Takt ist die Rechenleistung des neuesten Modells daher 12,5 Prozent langsamer als bei dem XT-Modell.

Abseits der CUs gibt es nur wenige Unterschiede

Davon abgesehen ist die Radeon RX 6600 technisch identisch mit der Radeon RX 6600 XT. Es gibt nach wie vor ein 128 Bit breites Speicherinterface und damit auch einen 8 GB großen GDDR6-Speicher. Der 32 MB große Infinity Cache wird nach wie vor mit 1,8 GHz betrieben. Und das PCIe-Interface ist mit acht PCIe-4.0-Lanes gegenüber größeren Grafikkarten weiterhin limitiert.

AMD belässt es schlussendlich aber nicht dabei, die Radeon RX 6600 ausschließlich durch die FP32-ALUs von der „XT“ unterscheiden zu lassen. So nennt der Chipentwickler für das neueste Modell einen Game-Takt von 2.044 MHz und einen Turbo von bis zu 2.491 MHz, was 315 MHz beziehungsweise 98 MHz niedriger als bei der Radeon RX 6600 XT ist. Dabei sei aber schon mal erwähnt, dass offizielle Taktangaben bei RDNA 2 quasi nichts mehr mit der Realität gemein haben – und so ist es auch bei der Radeon RX 6600.

Weniger Speichertakt und weniger Energie auf der RX 6600

Eine nicht zu unterschätzende Limitierung findet sich in der verfügbaren Speicherbandbreite. Das 128-Bit-Interface bleibt zwar, doch verbaut AMD nur noch 14-Gbps-Speicher anstatt den sonst bei der Radeon-RX-6000-Serie eingesetzten 16-Gbps-Speicher. Dadurch reduziert sich die Speicherbandbreite um erneut 12,5 Prozent auf 224 GB/s, sodass das Rechenleistung-zu-Speicherbandbreite-Verhältnis bei beiden Radeon-RX-6600-Modellen schlussendlich sehr ähnlich ist.

Den letzten Unterschied gibt es dann bei der Leistungsaufnahme. AMD nennt für die Radeon RX 6600 eine „Typical Board Power“ von 132 Watt, die GPU darf maximal 100 Watt aufnehmen. Das sind 28 respektive 30 Watt weniger als bei der Radeon RX 6600 XT.

Die Radeon-RX-6000-Modelle im Vergleich
Radeon RX 6900 XT Radeon RX 6800 XT Radeon RX 6800 Radeon RX 6700 XT Radeon RX 6600 XT Radeon RX 6600
Architektur RDNA 2
GPU Navi 21 Navi 22 Navi 23
Prozess TSMC N7P
Chipgröße 519 mm² 336 mm² 237 mm²
Transistoren ca. 26,8 Mrd. 17,2 Mrd. 11,1 Mrd
Compute-Units 80 72 60 40 32 28
FP32-ALUs 5.120 4.608 3.840 2.560 2.048 1.792
RT-Beschleunigung Ja
Game-Takt 2.015 MHz 2.015 MHz 1.815 MHz 2.424 MHz 2.359 MHz 2.044 MHz
Maximaler Boost-Takt 2.250 MHz 2.250 MHz 2.105 MHz 2.581 MHz 2.589 MHz 2.491 MHz
FP32-Leistung 20,6 TFLOPS 18,6 TFLOPS 13,9 TFLOPS 12,4 TFLOPS 10,6 TFLOPS 8,9 TFLOPS
FP16-Leistung 41,3 TFLOPS 37,1 TFLOPS 27,9 TFLOPS 24,8 TFLOPS 21,2 TFLOPS 17,9 TFLOPS
Textureinheiten 320 288 240 160 128 112
ROPs 128 96 64
Speicher 16 GB GDDR6 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6
Speichergeschwindigkeit 16 Gbps 14 Gbps
Speicherinterface 256 Bit 192 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite 512 GB/s 384 GB/s 256 GB/s 224 GB/s
Infinity Cache 128 MB 96 MB 32 MB
IC-Bandbreite 2,0 TB/s 1,5 TB/s 0,92 TB/s
L2-Cache 4 MB 3 MB 2 MB
TBP 300 Watt 250 Watt 230 Watt 160 Watt 132 Watt
Slot-Anbindung PCIe 4.0 ×16 PCIe 4.0 ×8
DirectX 12 Ultimate Ja
UVP 999 Euro 649 Euro 579 Euro 479 Euro 380 Euro 339 Euro

Die XFX Radeon RX 6600 Speedster Swft 210 im Detail

XFX schickt mit Radeon RX 6600 Speedster Swft 210 eine schlichte Umsetzung von AMDs Radeon RX 6600 ins Rennen, die sich optisch aber gut ins restliche Portfolio von XFXs Radeon-RX-6000-Ableger einreiht. Und auch wenn die Grafikkarte ausschließlich aus Plastik besteht, schafft es das Modell, trotzdem nicht billig zu wirken. Mehr kann man bei einer Einsteiger-Grafikkarte nicht verlangen.

Die Radeon RX 6600 Speedster Swft 210 kommt auf eine Länge von 24,5 cm, was für ein Einsteiger-Modell gar nicht wenig, schlussendlich aber völlig unproblematisch ist. Das PCB mit seinen sieben Spannungswandlerkreisen ist dabei nicht das, was für die Länge verantwortlich ist, denn der Dual-Slot-Kühler ist schlicht um einiges größer als die Platine.

Einsteiger-Modell mit zwei anstelle von drei Lüftern

Dieser besteht aus einer dünnen Kupferplatte direkt über der GPU und ansonsten aus einem großen Alu-Kühler, der die gesamte Länge der Grafikkarte einnimmt. Zudem gibt es zwei im Durchmesser 6 mm breite Heatpipes zum schnelleren Wärmetransport. Zwei im Durchmesser 95 mm breite Axial-Lüfter sorgen für die nötige Frischluft, auf dem Windows-Desktop halten sie dagegen für einen lautlosen Betrieb an. Die Ventilatoren pusten zudem mit Hilfe der kurzen Platine Luft durch den Kühler, um so die Kühlung zu verbessern.

XFX hält sich bei der Radeon RX 6600 Speedster Swft 210 komplett an AMDs Referenzvorgaben. Entsprechend liegt der Game-Takt der Grafikkarte bei 2.044 MHz, der maximale Boost bei 2.491 MHz. Der 8 GB große GDDR6-Speicher wird mit 7.000 MHz (14 Gbps) angesteuert. Die GPU darf maximal 100 Watt aufnehmen, wobei sich der Wert manuell um bis zu 20 Prozent erhöhen lässt. Ein 8-Pin-Stromstecker ist für den Betrieb notwendig.

Ein zweites BIOS, aber die gleiche Konfiguration

Drei DisplayPort-1.4-DSC-Schnittstellen und ein HDMI-2.1-Anschluss sind auf der Grafikkarte vorhanden. Es gibt zudem ein zweites BIOS, was jedoch identisch mit dem Primär-BIOS ist. Auf RGB oder eine Beleuchtung anderer Art verzichtet die XFX-Adaption.

Merkmal XFX Radeon RX 6600
Speedster Swft 210
Karte PCB-Design XFX
Länge, Breite 24,5 cm, 13,0 cm
Stromversorgung 1 × 8-Pin
Kühler Design 2,0 Slot
Kühlkörper 2 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
Kupferplatte
Gewicht 611 Gramm
Lüfter 2 × 95 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja
Anlaufdrehzahl 1.300 Umdrehungen
Takt
GPU-Basis 1.626 MHz
GPU-Durchschnitt 2.044 MHz
GPU-Maximum 2.491 MHz
Speicher 7.000 MHz
Speichergröße 8 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard TGP 100 Watt
Maximale TGP +20 Prozent
Anschlüsse 3 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1