Apple iPhone 13 mini im Test: A15 Bionic kommt in zwei Versionen
2/4Herz eines jeden iPhone 13 ist der neue A15 Bionic, wie Apple den eigens entwickelten Chip getauft hat. Den neuen Prozessor gibt es erstmals in zwei unterschiedlichen Ausführungen, die sich im Bereich der GPU unterscheiden. iPhone 13 und iPhone 13 mini müssen mit vier GPU-Kernen auskommen, dem iPhone 13 Pro (Max) gönnt der Hersteller einen fünften. Doch keine Sorge: Auch die auf dem Papier schlechter ausgestatteten Modelle liefern deutlich mehr Leistung als der letztjährige A14 Bionic.
Dass Apple jetzt erstmals zwei Versionen eines Chips bei den Smartphones anbietet, ist ein potenzieller Anreiz für den Kauf eines der teureren Modelle. Was ein „Pro“ zum „Pro“ macht, sind damit nicht mehr nur das Gehäusefinish, mehr Kameras, ein besserer Bildschirm und manche Software-Funktionen, sondern seit diesem Jahr auch der Chip. Mehr RAM für die Pro-Geräte gab es übrigens schon im letzten Jahr.
Apple hebt die CPU-Taktraten an
Der A15 Bionic ist eine eher sanfte Weiterentwicklung des A14 Bionic. Der Chip weist mit 15 statt 11,8 Milliarden dennoch deutlich mehr Transistoren auf, was auch am von 16 auf 32 MB verdoppelten „System Level Cache“ (SLC) liegen dürfte. Die neuen CPU-Kerne nennen sich Avalanche (2 × Performance) und Blizzard (4 × Efficiency) und takten mit bis zu 3,2 GHz und bis zu 2,0 GHz jeweils rund 200 MHz höher als im Vorjahr. Die Fertigung verbleibt bei 5 nm, allerdings wird vermutet, dass es einen Wechsel von TSMC N5 zum optimierten Node N5P gab.
Leistung liefert der neue Chip in Hülle und Fülle, wenngleich die Zuwächse im Vergleich zu den hausinternen Vorgängern übersichtlich ausfallen. Nicht ohne Grund hat sich Apple zur Keynote nur mit der Konkurrenz (vermutlich Qualcomm) verglichen, anstatt das Duell mit den eigenen Prozessoren zu wagen, was in weniger plakativen Zahlen resultiert hätte. Zum A15 Bionic erklärt Apple, dass dessen CPU 50 Prozent schneller als der schnellste Chip der Konkurrenz sei. Für die GPU wird ein Plus von 30 Prozent (Quad-Core) respektive 50 Prozent (Penta-Core) zur Konkurrenz genannt.
Benchmarks überflügeln die Konkurrenz
Benchmarks attestieren dem A15 Bionic anhand des Geekbench einen Single-Core-Vorsprung von 9 Prozent auf den A14 Bionic, wobei der Maximaltakt bereits knapp 7 Prozent der Differenz ausmacht, zumindest sofern man von einer linearen Skalierung von Takt zu Leistung ausgeht. In der Multi-Core-Messung über alle Kerne hinweg fällt der Vorsprung mit 16 Prozent größer aus. Wenn Apple von 50 Prozent Vorsprung auf den schnellsten Chip der Konkurrenz spricht, ist damit ziemlich eindeutig die Single-Core-Leistung im Vergleich zum Snapdragon 888 gemeint, der um 54 Prozent geschlagen wird.
Neue GPU ist selbst mit vier Kernen sehr schnell
Apples neueste GPU ist selbst mit nur vier Kernen eklatant vor der Adreno- und Mali-Konkurrenz einzusortieren. Spannend dürfte werden, ob Samsung und AMD beim ersten Exynos mit RDNA-2-GPU den vermuteten Dampfhammer auspacken werden. Im Hier und Jetzt hat Apple in den aktuellen Benchmarks des GFXBench rund 38 Prozent respektive 52 Prozent Vorsprung auf Qualcomm bzw. Samsung (Aztec Ruins 1440p). Im Aztec Ruins 1080p sind es sogar 44 Prozent bzw. 74 Prozent und im Car Chase 1080p noch 45 Prozent bzw. 61 Prozent. Im aktuellsten 3DMark Wild Life Extreme Unlimited liegt Apple 36 Prozent vor Samsung und gar 64 Prozent vor Qualcomm, mit reduzierten Details sind es sogar 75 Prozent. Die Vergleiche beziehen sich stets auf die APIs Metal bei Apple respektive Vulkan bei Android.
Dass Apple-SoCs und iOS schon länger nicht mehr für ältere APIs wie OpenGL ES optimiert werden, zeigt sich in älteren Benchmarks. Im GFXBench Manhattan landet Apple nur noch rund 25 bis 30 Prozent vor der Konkurrenz, im 3DMark Sling Shot schneidet indes Qualcomm teils 45 Prozent besser als Apple ab. Auch Samsungs aktueller Exynos weist einen Vorsprung von 36 Prozent auf.
A15 Bionic unter Dauerlast im kleinen Gehäuse
Bei einem so kompakten Smartphone wie dem iPhone 13 mini stellt sich stets die Frage, wie es mit Dauerlast und der daraus resultierenden Wärmeentwicklung umgehen kann. Der A15 Bionic verhält sich in diesem Szenario praktisch identisch zum A14 Bionic, denn ohne Throttling kommt auch der neue Chip nicht aus. Da es aber so viel Vorsprung zur Konkurrenz gibt, bedeutet selbst der schlechteste Messwert noch einen Vorsprung auf den besten Messwert bei Qualcomm oder Samsung. Die Peak-Performance kann der A15 Bionic im 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test nur ein einziges Mal abliefern, danach geht es bergab, bevor vom 4. bis 15. Durchgang das gleiche Niveau mit 78 Prozent der Peak-Leistung abgeliefert wird. Es folgt ein kleinerer Einbruch auf rund 70 Prozent, die dann aber gehalten werden und zum Ende sogar wieder leicht nach oben zeigen.
- 3DMark – Wild Life Unlimited Stress Test (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
Im weniger anspruchsvollen GFXBench Manhattan 1080p Offscreen zeigt sich unter Dauerlast ein ähnliches Verhalten. Auch hier gibt es zwei Abstufungen, einmal auf 84 Prozent und einmal auf etwa 76 Prozent der Peak-Leistung mit erneut minimaler Tendenz nach oben zum Ende hin. Abschließend lässt sich somit sagen, dass Apple nicht immun gegenüber Throttling ist, die Auswirkungen davon im Alltag praktisch aber nicht spürbar sind. Selbst mit reduzierter Leistung ist diese im Überfluss vorhanden und das Smartphone wird nicht übermäßig oder gar unangenehm heiß. Das kleine Chassis des iPhone 13 mini steht dem A15 Bionic nicht im Weg.
Apple verbessert die Akkulaufzeiten
Im iPhone 13 mini steckt aber nicht nur mehr Leistung, sondern auch ein größerer Akku. Genauer gesagt hat Apple bei allen Varianten des Smartphones die Energiespeicher gegenüber dem Vorjahr vergrößert. Mit 9,34 statt 8,57 Wh fällt das Plus beim iPhone 13 mini mit nur 9 Prozent eher klein aus. Wenig überraschend sind die Laufzeiten im Streaming-Test mit der YouTube-App exakt 9 Prozent länger als im Vorjahr. Mit 14:20 Stunden sortiert sich das Smartphone mit durchschnittlichem Ergebnis im unteren Mittelfeld ein.
Apple selbst attestiert dem iPhone 13 mini bis zu 13 Stunden Streaming-Videowiedergabe gegenüber 10 Stunden beim iPhone 12 mini. Die Offline-Videowiedergabe soll bei 17 statt 15 Stunden legen. Für die Audiowiedergabe nennt der Hersteller beim neuen Modell 55 Stunden gegenüber zuvor 50 Stunden.
Dass das iPhone 13 mini jetzt etwas länger durchhält, bedeutet im Alltag, dass sich wie im Vorjahr erneut ein Tag meistern lässt, nur dass es jetzt eine spürbare Reserve zum Ende des Tages hin gibt. Musste man zuvor zum Abend hin unter Umständen noch etwas mit der verbleibenden Kapazität wirtschaften, ist das iPhone 13 mini jetzt in fast jeder Situation ein sicherer Begleiter für den gesamten Tag und die gesamte Nacht.
Drahtloses Laden auch für das günstigste iPhone
Beim Laden gibt sich Apple nach wie vor eher konservativ und ermöglicht es mit 20 Watt für 50 Prozent Kapazität innerhalb von 30 Minuten. Das entsprechende Netzteil muss separat erworben werden, denn zum Lieferumfang gehört nur ein USB-C-auf-Lightning-Kabel. Erfreulich ist, dass selbst beim kleinsten und günstigsten Apple-Smartphone drahtloses Laden via MagSafe und Qi unterstützt wird. Apples eigener Standard liefert erneut 15 Watt, während Qi bei 7,5 Watt verbleibt.
Das Innenleben hat mit neuem 5G-Modem und vor allem den neuen Kameras aber noch mehr zu bieten.