AVM Wi-Fi 6 im Test: Wi-Fi 6 und Fazit
3/3Das kann Wi-Fi 6, aber dennoch merkt man wenig
Wi-Fi 6 erlaubt pro Stream 287 Mbit/s bei 2,4 GHz und bis zu 1.201 Mbit/s bei 5 GHz – ausgehend von einer Bandbreite von 160 MHz, die dafür sorgt, dass bei Wi-Fi 6 auf zahlreichen Kanälen gleichzeitig übertragen werden kann, was den Durchsatz steigert. Die 1024-QAM-Modulation sorgt zudem dafür, dass mehr Informationen untergebracht werden können. Im 2,4-GHz-Band werden bei Wi-Fi 6 nur die Kanäle 1, 6 und 11 genutzt, da sich benachbarte Router so nicht in die Quere kommen.
Durch die hohe Kanalbreite von Wi-Fi 6 kommen sich benachbarte WLANs theoretisch häufig in die Quere, da sie identische Kanäle nutzen. Die Funktion „Spatial Reuse“ im Wi-Fi-6-Standard soll hierbei Abhilfe schaffen, indem entschieden wird, ob die Signale zeitlich weit genug auseinanderliegen, um auf demselben Kanal störungsfrei übertragen zu können, ohne die Bandbreite einzuschränken. Zudem nutzt Wi-Fi 6 die OFDMA-Funktechnik, um mit mehreren Geräten die Verbindung abzustimmen und in kleinere Frequenzbereiche aufzuteilen, was die Effizienz erhöht. „BSS Coloring“ reduziert derweil die Wartezeit für Übertragungen in überfüllten Frequenzbereichen.
Mit Wi-Fi 6 können Router Daten zudem nicht nur gleichzeitig an mehrere Geräte senden, sondern auch von diesen empfangen.
Mobile Endgeräte können bei einem Router mit Wi-Fi 6 die Funkverbindung in ein Stand-by versetzen, wenn kein aktiver Datenverkehr vorhanden ist, was den Akku schont. Sobald Verkehr aufkommt, wird das WLAN wieder voll aktiviert. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf Wi-Fi-6-Endgeräte aus, denn auch ältere profitieren hiervon.
Um von diesen Vorteilen profitieren zu können, müssen aber vor allem die äußeren Bedingungen stimmen. Denn einerseits zielen viele Neuerungen auf völlig überfüllte Funkbereiche, wie sie zwar am Flughafen oder auf Massenveranstaltungen eintreten können, aber nicht in der eigenen Wohnung. Andererseits kann Wi-Fi 6 den Geschwindigkeitsvorteil wiederum nur bei sehr guter Funkverbindung ausspielen. Zudem herrscht zwischen Router und WLAN-Endgerät derzeit kein Gleichstand. Router wie die Fritz!Box 7950 AX können auf vier Antennen je Frequenzband zurückgreifen, Endgeräte aber bislang maximal auf zwei Antennen. Bei Wi-Fi 5 gibt es hingegen Endgeräte mit vier Antennen.
Zudem ändert sich durch Wi-Fi 6 nichts an der Reichweite des WLANs, der abgedeckte Bereich wird somit nicht vergrößert.
Wi-Fi 6 ist nicht Wi-Fi 6E
Weit mehr Neuheiten bietet erst Wi-Fi 6E, das den Frequenzbereich bei 6 GHz nutzen kann, der für kurze Entfernungen gedacht ist, und auch die Latenzen deutlich senken soll. Erst im Juli dieses Jahres hat die Bundesnetzagentur für Deutschland ein Spektrum von 480 MHz im 6-GHz-Bereich (5,945 bis 6,425 GHz) hierfür freigegeben. Das für Wi-Fi 6E vorgesehene Spektrum umfasst aber 1.200 MHz – von 5,9 bis 7,1 GHz. Ein weiterer Vorteil von Wi-Fi 6E im Vergleich zu Wi-Fi 6: Der Frequenzbereich bei 6 GHz steht dem neuen Standard exklusiv zur Verfügung, Wi-Fi 6 muss ihn sich mit älteren Generationen teilen. Viele auf High-End-Mainboards verbaute WLAN-Module bieten bereits Wi-Fi 6E, da sie Intels AX210-Chipsatz nutzen, müssen aber per Firmware-Update nun entsprechend den Vorgaben der Bundesnetzagentur noch freigeschaltet werden.
Fazit
Der Fritz!Box fehlt das 2,5 GbE
Die Fritz!Box 7590 AX und der Fritz!Repeater 6000 bringen Wi-Fi 6 ins Ökosystem von AVM, ohne darüber hinaus mit Neuerungen zu glänzen. Beim Fritz!Repeater ist es lediglich der 2,5-Gigabit-LAN-Anschluss, der hervorsticht, sich aktuell aber im Zusammenspiel mit der Fritz!Box 7950 AX noch nicht so hervortun kann, wie es wünschenswert wäre, da die Fritz!Box ihrerseits diesen schnelleren Standard vermissen lässt. Dass man durch den schnelleren Anschluss durchaus Vorteile erzielen kann, hat schon dieser Test mit einer Übertragungsrate von 959 Mbit/s über WLAN gezeigt, wenn der Repeater via 2,5 GbE mit dem Server verbunden ist. Ließe sich der Fritz!Repeater 6000 als LAN-Brücke via 2,5 GbE mit der Fritz!Box über einen ebensolchen Anschluss verbinden, könnte sich dies gerade bei viel WLAN-Verkehr positiv bemerkbar machen. Denn der Repeater ist inzwischen über WLAN theoretisch schneller als über LAN.
Mehr WLAN-Bandbreite macht sich bemerkbar
Die meisten Vorteile von Wi-Fi 6 selbst sind im Alltag für private Endkunden hingegen kaum so relevant, dass ein Update notwendig ist. Wichtiger ist da schon die höhere WLAN-Bandbreite des Fritz!Repeater 6000, die sich je nach Szenario positiv bemerkbar machen kann. Wi-Fi 6 bietet auf dem Papier bis zu 9.600 Mbit/s und somit eine 37 Prozent höhere Übertragungsrate als Wi-Fi 5, doch davon sind aktuelle Systeme noch weit entfernt. Bei einem schnellen WLAN-Client werden im Test bis zu 150 Mbit/s mehr erreicht als beim Vorgänger. So setzt sich die Wi-Fi-6-Kombination von AVM erneut an die Spitze des Testfeldes.
Der Fritz!Repeater 6000 passt bei Wi-Fi 6 nicht zu aktuellen Clients
Der Fritz!Repeater 6000 hat mit Wi-Fi 6 aktuell ein Problem, nämlich dass er nur 80 MHz Kanalbandbreite unterstützt, diese jedoch mit 4x4 MU-MIMO, so dass er auf bis zu 2.400 Mbit/s kommt. Passende Wi-Fi-6-Clients gibt es dafür aber nicht, da sie aus Kostengründen nur zwei Antennen einsetzen und somit die 2.400 Mbit/s mit 2x2 bei 160 MHz erreichen. Bei 80 MHz, die der Fritz!Repeater maximal unterstützt, werden daraus bei 2x2-Konfiguration in der Praxis mit allen verfügbaren Clients maximal 1.200 Mbit/s.
Dies ist aber immer noch schneller als die 866 Mbit/s des Fritz!Repeater 3000, die dieser für Clients neben der bis zu 1.733 Mbit/s schnellen Verbindung zur Fritz!Box bereitstellt, wenn er als WLAN-Brücke im Mesh genutzt wird. Wird der Fritz!Repeater 3000 als LAN-Brücke betrieben, kann er in der Praxis mit 1.733 Mbit/s über Wi-Fi 5 hingegen schneller funken als der Fritz!Repeater 6000 mit Wi-Fi 6, da Clients wie gerade geschildert auf 1.200 Mbit/s begrenzt sind. 2x2 bei 160 MHz fehlt dem Fritz!Repeater 6000 somit, was die theoretische Brutto-Datenrate von Wi-Fi 6 in der Praxis halbiert.
Die Fritz!Box 7590 AX beherrscht hingegen auch 2x2 mit 160 MHz, so dass aktuelle Clients an ihr über Wi-Fi 6 mit 2.400 Mbit/s angebunden werden.
Die Problematik der Kanalbandbreite ist deshalb auch der größte Kritikpunkt am Fritz!Repeater 6000, der ansonsten überzeugt.
AVMs Hardware läuft und läuft und läuft
Im Test überzeugt das Mesh-WLAN von AVM mit einem schnellen und stabilen Betrieb, bei dem die Clients gut zwischen den einzelnen Access-Points (Access-Point-Steering) und Frequenzen (Band-Steering) wechseln. Die Komponenten selbst, die mit dem aktuellen Fritz!OS 7.28 betrieben werden, leisteten sich im Test ebenfalls keinen Aussetzer und liefen gewohnt problemlos im Dauereinsatz.
Beim Neukauf sinnvoll, sonst kann gewartet werden
Wer ohnehin einen neuen VDSL-Router kauft und ein Mesh-WLAN aufbauen möchte, sollte trotz des Preisunterschiedes zur neuen Fritz!Box 7590 AX und dem Fritz!Repeater 6000 mit Wi-Fi 6 greifen, da sie das aktuell leistungsfähigste Gespann sind, wenn es um Übertragungsgeschwindigkeit im Mesh-WLAN und beim Betrieb als WLAN-Brücke geht. Wer ein aktuelles System besitzt, hat hingegen noch keinen Grund zum Umstieg und sollte warten, bis AVM den schnelleren LAN-Standard flächendeckender und insbesondere auch bei der Fritz!Box einziehen lässt und obendrein einen Repeater für eine Kanalbandbreite von 160 MHz auslegt. Wenn AVM die 2,5 GbE des Repeaters auf die Fritz!Box und die 160-MHz-Kanalbandbreite der Fritz!Box auf den Repeater überträgt, wäre die Kritik ausgemerzt.
Einschränkend muss man allerdings auch sagen, das die gemachte Kritik von den allermeisten Nutzern im Alltag nie bemerkt werden wird, da ihr Netzwerk selbst mit den Einschränkungen jederzeit schnell genug ist.
ComputerBase hat die Fritz!Box 7590 AX und den Fritz!Repeater 6000 leihweise von AVM zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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