Pixel 6 und Pixel 6 Pro im Test: Google schießt die schönsten Fotos
Google stattet das neue Pixel 6 und Pixel 6 Pro erstmals mit einem eigenen Prozessor aus, dem Tensor-SoC mit Tensor Processing Unit. Die TPU kommt unter anderem beim Kamerasystem zum Einsatz, das mit größeren Sensoren im Test hervorragende Ergebnisse liefert. Vor allem das kleinere Pixel 6 verdient sich eine Kaufempfehlung.
Entwicklergeräte, Premium-Smartphones, doch eher zweckmäßig, ein bisschen von allem, oder wo soll die Reise von Google hingehen? Die Smartphones des Suchmaschinengiganten haben schon viele Stationen hinter sich, vom G1 über die Nexus- bis hin zur Pixel-Serie und selbst innerhalb dieser Baureihen in unterschiedlichsten Klassen von Preisbrecher bis vierstellig. Pixel 6 und Pixel 6 Pro sind das Ergebnis all dieser Experimente und Erfahrungen, wobei mit eigenem SoC, auffälligem Design und Android 12 abermals ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.
Preise, Farben und Verfügbarkeit
Hinsichtlich der Preisgestaltung sind Pixel 6 und Pixel 6 Pro weder besonders günstig noch übertrieben teuer. Das kleinere Pixel 6 ist für 649 Euro zu haben und mit 128 GB Speicher ausgestattet. Grundsätzlich gibt es das Smartphone auch mit 256 GB und hätte hierzulande 749 Euro kosten sollen, letztlich hat sich Google aber gegen die Markteinführung dieses Modells in Deutschland entschieden. Wer mehr Speicher möchte, muss zum Pixel 6 Pro greifen, das bei 899 Euro mit 128 GB startet, aber ebenso mit 256 GB für 999 Euro zu haben ist. Beim Pixel 6 Pro hat Google ebenso die Auswahl eingeschränkt, denn das zunächst für 1.099 Euro geplante 512-GB-Modell gibt es doch nicht zu kaufen.
Das bietet das Pixel 6 Pro mehr
Welches Pixel 6 es letztlich wird, hängt potenziell aber nicht nur von der Speicherauswahl, sondern auch von den verfügbaren Farben und der gebotenen Ausstattung ab. Das Pixel 6 bietet Google in „Stormy Black“, „Kinda Coral“ (Testgerät) und „Sorta Seafoam“ und das Pixel 6 Pro in „Stormy Black“ (Testgerät), „Cloudy White“ und „Sorta Sunny“ an. Darüber hinaus ist das Pixel 6 Pro nicht nur das größere der beiden Pixel, wie es früher bei Googles „XL“ genannten Smartphones der Fall war, sondern auch das besser ausgestattete Gerät. Folgende Features, die sich nicht von der Größe ableiten, sind exklusiv dem Pixel 6 Pro vorbehalten.
- Smooth Display mit 120 Hz (statt 90 Hz)
- 1440p-Auflösung (statt 1080p)
- Tele-Kamera mit 4-facher Vergrößerung
- Frontkamera mit 11,1 MP und 4K-Video (statt 8 MP und 1080p)
- Ultrabreitband-Chip
- 12 GB RAM (statt 8 GB)
- Rückseite aus Gorilla Glass Victus (statt Gorilla Glass 6)
Weit auseinander liegen die Smartphones bei den Abmessungen übrigens nicht. Mit 75,9 × 163,9 × 8,90 mm misst das Pixel 6 Pro kaum mehr als das Pixel 6 mit 74,8 × 158,6 × 8,90 mm. Auch beim Gewicht herrscht mit 207 g zu 210 g annähernd Gleichstand. Nachfolgend eine Übersicht der technischen Daten im Vergleich zu früheren Pixel-Smartphones und Geräten der Konkurrenz.
Technische Daten im Überblick
Google Pixel 6 |
Google Pixel 6 Pro |
|
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 12.0 | |
Display: | 6,40 Zoll, 1.080 × 2.400 411 ppi, 90 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass Victus |
6,70 Zoll, 1.440 × 3.120 513 ppi, 120 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass Victus |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor | |
SoC: | Google Tensor 2 × Cortex-X1, 2,80 GHz 2 × Cortex-A76, 2,25 GHz 4 × Cortex-A55, 1,80 GHz 5 nm, 64-Bit |
|
GPU: | Mali-G78 MP20 | |
RAM: | 8.192 MB LPDDR5 |
12.288 MB LPDDR5 |
Speicher: | 128 / 256 GB | 128 / 256 / 512 GB |
1. Kamera: | 50,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,90, AF, OIS |
|
2. Kamera: | 12,0 MP, f/2,20 | |
3. Kamera: | Nein | 48,0 MP, f/3,50, AF, OIS |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
11,1 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Advanced Pro | |
5G: | NSA/SA | |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
|
Bluetooth: | 5.2 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | |
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | USB-C 3.1, UWB, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |
Akku: | 4.614 mAh, 30,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
5.003 mAh, 30,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 74,8 × 158,6 × 8,90 mm | 75,9 × 163,9 × 8,90 mm |
Schutzart: | IP68 | |
Gewicht: | 207 g | 210 g |
Preis: | 649 € / 749 € | ab 330 € / ab 912 € / 1.099 € |
Das neue Two-Tone-Design mit Kamerabalken
Googles neues Design für Smartphones war schon zur Vorstellung der beiden Pixel 6 am 19. Oktober keine Überraschung mehr, denn schließlich wurden schon Anfang August von offizieller Seite erstmals Bilder der neuen Generation veröffentlicht, die primär genau das, aber ebenso weitere erste Details vorwegnahmen.
Pixel 6 und Pixel 6 Pro sind stets zweifarbig in Farbtönen ausgeführt, die miteinander harmonieren – mal extravaganter und mal eher langweilig. Tendenziell traut sich Google beim kleinen Pixel 6 etwas mehr, während das Pixel 6 Pro in den seriöseren Farben daherkommt. Das Testgerät der Redaktion zum Beispiel ist Dunkelgrau unterhalb und etwas weniger Dunkelgrau oberhalb des Kamerabalkens. Rahmen und Kamera sind bei diesem Modell in schwarzem Hochglanz ausgeführt. „Cloudy White“ mit silbernen Akzenten ist mindestens ebenso unauffällig, am ehesten sticht noch „Sorta Sunny“ mit Gelb und Orange sowie Gold für den Rahmen ins Auge.
Bloß nicht „Stormy Black“ nehmen
Das kleine Pixel 6 nimmt sich weniger ernst, wenngleich es das ebenfalls in „Stormy Black“ mit zwei Grautönen gibt, falls man keine Experimente wagen will. Sollte man aber, denn mit „Sorta Seafom“ in Grün und „Kinda Coral“ in Rosa und Rot stehen zwei deutlich interessantere Modelle zur Auswahl. Das Grün hat die Redaktion zwar nicht für den Test vorliegen, aber schon in echt betrachten und für spitze befinden können.
Abseits der Farben unterscheiden sich die beiden Smartphones anhand des einmal matten (Pixel 6) und einmal glänzenden (Pixel 6 Pro) Rahmens aus Aluminium, der die Glasbauteile von Vorder- und Rückseite sowie das Kameramodul in Position hält. In diesem Punkt lässt sich durchaus eine Übereinstimmung mit den aktuellen iPhones finden, die dieses Merkmal ebenfalls für Non-Pro und Pro nutzen. Von der Haptik her überzeugen beide Smartphones, hochwertig verarbeitet sind sie ebenfalls beide.
Selten klicken Tasten so überzeugend
Nicht ganz so schön gelöst worden sind die seitlichen Bereiche des Kameramoduls, die sich zum Rahmen hin krümmen. Dieses Bauteil geht nicht in einem Stück in das Deckglas der Kameras über, sondern wird deutlich sichtbar durch eine vertikal verlaufende Linie abgetrennt, sodass der Eindruck entsteht, über den Kameras befinde sich noch eine Schutzfolie, die man nach dem Auspacken noch abziehen muss – was aber nicht der Fall ist. Finesse beweist Google hingegen bei den Tasten, die selten so solide bei einem Smartphone geklickt haben.
Die neuen Hüllen sind ein Rückschritt
In puncto Widerstandsfähigkeit weisen beide Smartphones einen IP68-Schutz auf und sind somit vor Staub und Wasser geschützt. Das rückseitige Glas besteht beim Pixel 6 aus Gorilla Glass 6, das des Pixel 6 Pro aus Gorilla Glass Victus, das auf dem Papier noch etwas mehr Schutz bieten sollte. Um auf Nummer sicher zu gehen, packt man beide Geräte aber besser in eine Schutzhülle, die Google für 29 Euro anbietet. An den Charme der alten Stoffhüllen eines Pixel 5 oder 4a kommen die neuen halbtransparenten Plastikhüllen allerdings bei weitem nicht heran, zumal Google den Anteil recycelter Materialien von 70 auf 30 Prozent reduziert hat.
OLED-Displays mit 6,4 und 6,7 Zoll
Auf der Vorderseite nutzt Google hingegen bei beiden Pixel 6 das aktuelle Gorilla Glass Victus, wobei das kleinere Modell einen vollständig planen Bildschirm und die größere Variante ein marginal zum linken und rechten Rand hin gekrümmtes Display verwendet. Google hält somit an einem eigentlich ausgestorbenen Trend fest, übertreibt es mit der Krümmung für den sichtbaren Teil des Displays aber zum Glück nicht, denn circa 1 mm dieses Bereichs belegt ein schwarzer Rahmen, der das gesamte OLED-Panel einfasst und der unten minimal breiter als oben ausfällt. Das Pixel 6 kommt ohne diese Krümmung aus, im Gegenzug kommt es allerdings mit sichtbar dickeren Displayrändern.
120 Hz und 1440p nur für das Pixel 6 Pro
Mit 6,4 Zoll und 6,7 Zoll verabschiedet sich Google vorerst von kleinen Smartphones wie dem Pixel 5 mit dessen 6 Zoll und 1,4 cm kürzerem Gehäuse. Wie bereits eingangs erwähnt, trennen die beiden neuen Google-Smartphones weniger die Größe, sondern spezifische Ausstattungsmerkmale. Eines davon ist die Auflösung des OLED-Panels, die einmal bei 1.080 × 1.920 und einmal bei 1.440 × 3.120 Pixeln liegt. Man muss aber schon sehr sehr genau hinschauen, um überhaupt kleinste Unterschiede in der Pixeldichte festzustellen, aus normalem Sichtabstand gehen diese Details unter.
Ebenfalls nicht sichtbar ist der Einsatz eines LTPO-OLED-Panels nur beim Pixel 6 Pro, wie es Apple auch beim iPhone 13 Pro (Max) verwendet. Die Mischung aus Low-Temperature Polycrystalline Silicon (LTPS) und Indium Gallium Zinc Oxide (IGZO) für die Thin-Film-Transistoren (TFT) soll die Energieeffizienz steigern und höhere dynamische Bildwiederholfrequenzen möglich machen. Konkret bedeutet das beim Pixel 6 Pro bis zu 120 Hz, während das Pixel 6 maximal 90 Hz bietet. In beiden Smartphones ist die höhere Bildwiederholfrequenz als „Smooth Display“ in den Einstellungen zu finden und standardmäßig aktiviert.
Smooth Display in der Praxis
Welches der beiden Smartphones man wählt, hat aber nicht nur Einfluss auf die maximale Bildwiederholfrequenz, sondern auch auf die minimale. Das Pixel 6 unterstützt 60 Hz oder 90 Hz, jedoch keine Zwischenstufen und keine Absenkung auf 10 Hz etwa bei statischen Inhalten, um die Energieeffizienz zu verbessern. Beim Pixel 6 Pro gibt es drei Stufen von 10 Hz, 60 Hz und 120 Hz. Ohne die Smooth-Display-Funktion reduziert das Pixel 6 Pro die Bildwiederholfrequenz nicht nur im oberen Bereich, sodass dann nur noch 10 Hz und 60 Hz möglich sind, sondern geht wie das normale Pixel 6 zurück auf stets 60 Hz. Insgesamt betrachtet weisen die OLED-Panels von Google damit deutlich weniger Flexibilität als die OLED-Panels im iPhone 13 Pro (Max) auf. Denn Apple bietet von 10 Hz bis 120 Hz eine riesige Bandbreite an Zwischenstufen wie 20 Hz, 24 Hz, 30 Hz und passt die Bildwiederholfrequenz sogar dynamisch an die Scrollgeschwindigkeit des Nutzers an. LTPO-OLED ist also nicht gleich LTPO-OLED, denn nur der Panel-Typ sagt noch nichts über dessen Fähigkeiten aus.
Dass das kleine Pixel 6 bei den 90 Hz verbleibt, die es schon beim Pixel 5 gab, ist ein wenig schade, da man den Sprung auf 120 Hz eigentlich als normale Weiterentwicklung eines Smartphones im Laufe eines Jahres erwartet hatte. Denn die 120 Hz auf dem Pixel 6 Pro fühlen sich ganz dem Werbeversprechen folgend ziemlich „smooth“ an. Egal ob „ProMotion“ bei Apple oder „Smooth Display“ bei Google, einmal mit der Technologie in Berührung gekommen gibt es kein zurück mehr. Hat man die höhere Bildwiederholfrequenz hingegen noch nie ausprobieren können, ist es nicht verwerflich, dass man sich fragt, was der ganze Hype überhaupt soll.
Hellere Bildschirme knacken 1.000 cd/m²
Von der höheren Bildwiederholfrequenz abgesehen liefert Google in beiden Geräten hellere OLED-Displays ab. Die Verbesserungen betreffen sowohl die maximale Helligkeit über den gesamten Bildschirm als auch die punktuelle Helligkeit bei reduziertem Weißanteil. Im Vergleich zum Pixel 5 schaffen beiden Pixel 6 eine rund 12 bis 13 Prozent höhere Helligkeit in der gesamten Fläche (100 Prozent Average Picture Level) und kommen jetzt auf 769 respektive 777 cd/m², also ein Plus von rund 100 cd/m². Deutlich höhere Helligkeitswerte schaltet Google erst bei reduziertem APL frei, erkennbar anhand von Messungen mit 20 und 10 Prozent. Die punktuelle Spitzenhelligkeit klettert dann jeweils auf sehr gute 1.000 cd/m² und mehr und bei weiterer Reduzierung sogar auf über 1.100 cd/m². Im letzten Jahr lag das Pixel 5 noch bei rund 900 cd/m² mit reduziertem APL. Beide Smartphones sind damit für den Outdoor-Einsatz an sonnigen Tagen geeignet, wie sie im Test mehrfach unter Beweis stellen konnten. Auch die HDR-Wiedergabe profitiert mit tollen punktuellen Highlights von den höheren Spitzenhelligkeiten. Das liegt aber auch daran, dass beide Testgeräte hervorragend abgestimmt waren und damit zu den besten Bildschirmen am Markt zählen, jedoch in der abschließenden Bewertung mit leichtem Vorteil für das Pixel 6 Pro.
Träger Fingerabdrucksensor im Display
Neu für die Bildschirme ist außerdem der eingelassene optische Fingerabdrucksensor, der von Google gut erreichbar im unteren Drittel des Panels positioniert wurde. Der Hersteller vertraut auf einen optischen Sensor, wie auf Nachfrage bestätigt wurde, und somit noch nicht auf einen Ultraschall-Fingerabdrucksensor, wie ihn Samsung in zweiter Generation von Qualcomm in der Galaxy-S21-Familie überzeugend einsetzt.
Googles optischer Sensor ist groß genug für den Daumen, gehört allerdings nicht zu den schnellsten am Markt. Zuverlässig funktioniert der Sensor aber, doch könnte der gesamte Vorgang gerne noch etwas schnell ablaufen. Schade, dass Google das sehr gute „Face Unlock“ des Pixel 4 nicht weiterentwickelt, über die Jahre nicht verkleinert und beim Pixel 6 nicht wieder eingeführt hat. Nachdem aber schon das Pixel 5 nicht mehr damit ausgestattet war, konnte nicht von einer Rückkehr ausgegangen werden.