Jetzt offiziell: Globalfoundries geht mit hohen Schulden an die Börse
Seit Monaten ein Gerücht, zuletzt aber bereits hinter verschlossenen Türen beschlossen, ist es nun ganz offiziell: Globalfoundries' IPO, also der Gang an die Börse. Noch wurde kein Kurs für die Aktie festgelegt, rund 25 Milliarden US-Dollar wert könnte der Börsengang aber am Ende sein.
Die Ankündigung von Globalfoundries (GF) ist am Ende alles andere als eine Überraschung. Denn bereits im August hat das Unternehmen im geheimen die Vorbereitungen getroffen. Das jetzt offiziell publizierte Dokument enthält an vielen Stellen noch Platzhaltereinträge, sodass es bei einer Schätzung über den Börsenwert bleibt. Mit rund 25 Milliarden US-Dollar würde er etwas unter dem Wert rangieren als im Frühjahr gedacht, dort waren auch schon einmal 30 Milliarden und mehr im Gespräch.
Der Gang an die Börse kommt mit vielen finanziellen Details daher, die Globalfoundries bisher der Öffentlichkeit oft schuldig blieb. So war stets schwierig einzuschätzen, wie viel Umsatz und Gewinn oder auch Verlust das Unternehmen zuletzt denn gemacht hatte, negative Schlagzeilen blieben so fast vollständig aus. Das ändert sich nun.
Vor Corona ging es mit GF stetig bergab
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 hat Globalfoundries einen Umsatz von 3,038 Milliarden US-Dollar erzielt, ein Plus von knapp 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. dabei machte das Unternehmen aber noch immer Verlust, wenngleich dieser mit nur noch 301 Millionen US-Dollar viel kleiner ausfällt als in den Jahren zuvor. Gerade die Verlustrechnung war in den zurückliegenden Jahren stets eine große Unbekannte, heute wird klar, wie viel Geld Globalfoundries in den zurückliegenden Jahren verbrannt hat. Aufsummiert kommt für 2018, 2019 und 2020 ein Nettoverlust von 5,5 Milliarden US-Dollar zusammen. Auch wird in den Zahlen deutlich, dass sich der Umsatz stetig zurück entwickelte, von 6,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018 auf nur noch 4,85 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Die Chipkrise, ausgelöst durch Corona und die COVID-19-Pandemie, mit nun hohen Preisen und Firmen, die händeringend nach Kapazität suchen, ist für Globalfoundries deshalb ein echter Rettungsanker. Dabei gibt GF an, dass sie nun beim Umsatz pro Wafer nach TSMC zweitstärkste Kraft sein würden.
In vielen Abteilungen wurde dann aber auch der Rotstift angesetzt, sehr deutlich wird das im Bereich Forschung & Entwicklung. Hier lagen die Ausgaben im Jahr 2018 noch bei 926 Millionen US-Dollar, 2019 waren es bereits nur noch 583 Millionen, um im Jahr darauf auf nur noch 478 Millionen zu sinken. Auch im ersten Halbjahr 2021 gingen die Ausgaben in dem Bereich noch weiter zurück. Die fehlgeschlagene 7-nm-Entwicklung wurde hier unter anderem abgewickelt.
Der Schuldenberg ist unterm Strich ein riesiger, ohne das stetige Zuführen von Geld durch Mubadala, die wiederum Teil des Government of Abu Dhabi sind, wäre GF nicht lebensfähig geblieben. Im Jahr 2021 steht dieser Berg noch bei über 10 Milliarden US-Dollar.
Kapazität erweitern, Ausbaupläne umsetzen
Dennoch blickt Globalfoundries positiv in die Zukunft. Der Börsengang wird frisches Geld in die Kasse spülen, Ausbaupläne werden direkt mit Kunden in Singapur und auch Staatsbeteiligung in New York umgesetzt. Das setzt einen soliden Grundstein für die kommenden Jahre, denn damit hat GF bereits Abnahmen im Wert von fast 20 Milliarden US-Dollar für die kommenden Jahre gesichert. Dabei sollen auch brach liegende Kapazitäten genutzt werden, denn wie GF darlegt, bleibt beispielsweise das Werk in Dresden weit unter den Möglichkeiten. Auch hier sind die Ausbaupläne aber bereits in der Umsetzung.
Das Timing könnte unterm Strich für Globalfoundries besser kaum sein, die Nachfrage nach Chips wird sich kaum abschwächen. Die angeschlagene Foundry könnte damit letztlich den Weg aus der Krise finden.
Für Interessierte hält das fast 300 Seiten lange Dokument für die Ankündigung zum Börsengang noch einige weitere interessante Daten bereit.