Guardians of the Galaxy im Test: Spielkritik und Fazit
4/4So gut ist das Spiel
Ein fast schon seltsam anmutendes Bild ist es, das Testberichte von Guardians of the Galaxy zeichnen. Ganz anders als beim Mikrotransaktions-geprägten Marvel's Avengers, das ebenfalls von Square Enix stammt, sollen Stärken und Schwächen verteilt sein. Damit deckt es die Bedürfnisse ab, die der Publisher mit der Marvel-Lizenz bislang nicht bedienen konnte. Dazu wird Star-Lord aus dem Marvel-Universum aus der Kiste geholt.
Statt Grind und Live-Service mit einigermaßen ansprechendem Kampfsystem bietet Guardians of the Galaxy lineare Einzelspieler-Unterhaltung mit festem Ende nach rund 15 Stunden, verraten Tests. Einen Grund zu spielen liefern in erster Linie die Erzählung und die bereisten Welten, die von GamesRadar+ sogar auf das Niveau der Filme gehoben werden. GameInformer überzeugen besonders Humor, Dialoge und die Frotzeleien des Guardians-Teams. Die Erzählung, schreibt die Seite, nehme dabei insgesamt genauso viel Zeit in Anspruch wie das Gameplay selbst und setze schrullig-schräge Welten und die ähnlich gestrickten Helden herrlich in Szene. Nur die Entscheidungen hätten kaum Auswirkungen und seien bedeutungslos, meint unter anderem Destructoid.
Neben Laufen, Zuhören und Reden besteht das Gameplay aus Rätseln und Kämpfen, in denen Star-Lord jeweils die Fähigkeiten seiner Begleiter taktisch einsetzen kann. Während die Rätsel sich zu oft wiederholen, heißt es in der Kritik, lässt sich zum anderen Part erst auf den zweiten Blick ein klares Bild finden. Denn bei GameStar wird das Kampfsystem als knackig bewertet, bei PCGamesN ist es hingegen übermäßig einfach und zu flach. Laut PC Gamer und GameInformer braucht das Kampfsystem aber schlicht eine lange Anlaufphase – erst nach mehreren Stunden seien genug Fertigkeiten freigeschaltet, um genügend Tiefgang zu generieren. Erst dann zünde es richtig. Einen großartigen Rollenspiel-Zusatz gibt es jedoch nicht, Guardians ist linear wie Spiele der Jahrtausendwende. Den Schwerpunkt der Berichte macht aber nicht das Gameplay aus, sondern die andere Hälfte des Spiels, schließlich „lebe es ziemlich deutlich von seinem Charakter“, schreibt Destructoid – und der ergibt sich aus der Aufmachung.
Wunschliste statt Sofortkauf
Das auch insgesamt gemischte Wertungsbild entschärft sich in der Analyse etwas. PC Gamer und PCGamesN verweisen zur Begründung ihrer Wertungen auf technische Mängel. Eine solche Abwertung lässt einen sofortigen Kauf nicht ratsam erscheinen. Auf die Wunschliste gehört Guardians of the Galaxy aber, und zwar zuvorderst für zwei Gruppen: Zum einen wären da diejenigen, die humorvolle Geschichten und schräge Ideen mögen, was der Umstand unterstreicht, dass die verfügbaren Berichte selten ohne das Aufgreifen einer Anekdote auskommen. Zum anderen handelt es sich aufgrund der authentischen Inszenierung um Marvel-Fans, denen Square Enix geeigneten Nachschub liefert. Wer nach Gameplay sucht, scheint hingegen wie Eurogamer einen Mischmasch zu finden, der im schlimmsten Fall schlecht ineinandergreift.
Publikation | Wertung |
---|---|
Destructoid | 6.5/10 |
Eurogamer | - |
GameStar | 85/100 |
GamesRadar+ | 4/5 |
GameInformer | 8.5/10 |
PCGamesN | 7/10 |
PC Gamer | 70/100 |
Rock, Paper, Shotgun | - |
Metacritic (PC) | Presse: 76/100 Nutzer: -/10 |
Fazit
Marvel's Guardians of the Galaxy ist beim Gameplay zwar nicht erste Spieleklasse, mit Blick auf Einzelspieler-Kampagne, Story, Charaktere, Humor und Dialoge macht dem Superhelden-Spiel so schnell aber kein anderer Titel etwas vor. Das gilt auch für die Technik der PC-Version. Eidos Montreal hat die betagte Engine aus Deus Ex: Mankind Divided (Test) von 2016 ordentlich aufgebohrt. Das Ergebnis ist ein richtig schickes PC-Spiel geworden, grafisch muss sich Guardians of the Galaxy vor keinem anderen Titel dieses Jahr verstecken.
Ein Grund für die gute Optik sind die Raytracing-Reflexionen, die in so manch anderem Game viel zu übertrieben eingesetzt werden und deshalb bei hohen Leistungskosten unpassend wirken. In Guardians of the Galaxy ist das dagegen nicht der Fall, was nicht nur daran liegt, dass es sich nun mal um fremde Welten handelt, sondern auch dort nicht jedes Objekt glasklar spiegelt. Diffuse Reflexionen sind an der Tagesordnung und der Mix von beidem funktioniert richtig gut. Die klassischen Screenspace-Reflexionen machen alternativ zwar ebenfalls einen guten Job, sind den Raytracing-Effekten aber klar unterlegen. Nach Metro Exodus Enhanced Edition (Test) mausert sich GotG zur aktuell zweitbesten Umsetzung von Raytracing. Wer auf die Effekte verzichtet, verzichtet hier wirklich auch auf ein gutes Stück Bildqualität.
Bei Raytracing reichen auch die niedrigsten Details aus
„RT on“ kostet auch in diesem Fall einen ordentlichen Batzen Leistung, aber „all in“ gehen müssen Spieler nicht. Weil bereits die niedrigste RT-Einstellung („Hoch“) eigentlich alles mit sich bringt, sind die noch fordernderen Stufen darüber gar nicht notwendig. Mit der Hoch-Einstellung ist Raytracing zugleich nicht nur den schnellsten GeForce-RTX-Grafikkarten vorbehalten, die wie gewohnt bei Raytracing klar schneller als die Radeon-RX-6000-Pendants sind, denn die AMD-Grafikkarten können ebenfalls gut mit dem Feature umgehen. Ultra HD bleibt zwar GeForce-RTX-Territorium, aber bereits mit einer kleinen Reduzierung der Renderauflösung läuft das Spiel dann auch auf einer Radeon ordentlich.
Ohne Raytracing hat das Radeon-Lager hingegen klar die Nase vorn: Die aktuelle RDNA-2-Generation arbeitet durchweg schneller als die Ampere-Pendants, unabhängig von der Auflösung. Für Ultra HD muss es aber immer noch ein schnelles Modell sein, was bei der Qualität jedoch angemessen ist.
Wer mehr Leistung mit Nvidias DLSS herausholen will, muss vorsichtig sein, denn gleichwertig ist die Bildqualität dann selbst im besten Fall nicht mehr. Bei gleicher Renderauflösung erzeugt DLSS aber immer noch das bessere Bild, sodass Nvidias KI-Upsampling für den Einsatz in Ultra HD bei Leistungsproblemen lohnenswert sein kann.
Technisch sind keine Probleme auf dem PC aufgetreten
Technische Schwierigkeiten sind beim Testen der PC-Version nicht aufgefallen. Marvel's Guardians of the Galaxy stürzte kein einziges Mal ab und es gab auch keine plötzlich auftretenden Leistungsprobleme. Einzig gestört hat das nicht abschaltbare Limit von 144 FPS, was in modernen Spielen und vor allem in einem großen AAA-Titel schlicht nichts mehr verloren hat.
ComputerBase hat Marvel's Guardians of the Galaxy vom Publisher Square Enix zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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