Huawei MatePad Pro 12.6 im Test: Galaxy-Tab-S7-Konkurrent mit Play-Store-Maulkorb
Mit dem MatePad Pro 12.6 und HarmonyOS 2 trotzt Huawei dem US-Embargo. Die Hardware des Tablets kann die Hürde mit eigenem Kirin- statt Qualcomm-SoC locker nehmen und auch HarmonyOS 2 holt gegenüber dem bekannten Android deutlich auf. Doch was fehlt, ist der Google Play Store – Huaweis App Gallery ist noch keine Alternative.
Design, Verarbeitung und Preis
Gegenüber dem MatePad Pro hält Huawei auch beim großen Bruder an seiner Design-Sprache fest: Die Variante mit 12,6 Zoll großem Display kommt zwar ebenfalls schlicht, aber ebenso optisch stimmig daher – wenn auch mit einem Hang zum Zweckmäßigen. Damit verliert das Tablet aber auch gewisse Eigenmerkmale und wirkt nicht dem UVP von 799 Euro entsprechend – bereits günstigere Mobilgeräte wie das Pixel 4a (Test) von Google oder die neue Riege der Fire-Tablets von Amazon (Test) weisen ein ähnliches Design auf.
Die leicht abgerundeten Kanten lassen das Tablet trotz seiner Größe von 28,6 × 18,4 cm und einem Gewicht von 609 g gut in der Hand liegen. Die Ränder mögen mit ihrer Breite von rund 5 mm zunächst etwas groß wirken, sorgen aber dafür, dass es beim Halten nicht zu unerwünschten Eingaben kommt. Das Screen-to-Body-Ratio gibt Huawei erneut mit 90 Prozent an.
Die Dicke konnte Huawei beim neuen Modell noch einmal von 7,2 mm beim normalen MatePad Pro auf nunmehr 6,7 mm verringern. Dennoch lässt sich das Tablet gut halten, lediglich die Rückseite hätte wie bereits beim Vorgänger weniger glatt ausfallen dürfen. Die Verarbeitung lässt generell keine Wünsche offen, die Spaltmaße sind gering und die verschiedenen Komponenten gehen fast fließend ineinander über. Gleiches gilt für die Stabilität, selbst unter größerer Krafteinwirkung verbiegt sich der Neuling nicht oder gibt einen Ton von sich.
Huawei MatePad Pro 12.6 | Huawei MatePad Pro | Samsung Galaxy Tab S7 | Samsung Galaxy Tab S7+ | Apple iPad Pro (2021, 12,9 Zoll) | Apple iPad Pro (2021, 11 Zoll) | |
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Software: (bei Erscheinen) |
HarmonyOS 2.0 | Android 10.0 | iPadOS 14.5.1 | iPadOS 14.5 | ||
Display: | 12,60 Zoll, 2.560 × 1.600 240 ppi, 60 Hz OLED |
10,80 Zoll, 2.560 × 1.600 280 ppi IPS |
11,00 Zoll, 2.560 × 1.600 274 ppi, 120 Hz LTPS |
12,40 Zoll, 2.800 × 1.752 266 ppi, 120 Hz Super AMOLED |
12,90 Zoll, 2.048 × 2.732 265 ppi, 120 Hz IPS, HDR |
11,00 Zoll, 1.668 × 2.388 265 ppi, 120 Hz IPS, HDR |
Bedienung: | Touch, Stylus, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Gesichtsscanner | ||
SoC: | HiSilicon Kirin 9000E 1 × Cortex-A77, 3,13 GHz 3 × Cortex-A77, 2,54 GHz 4 × Cortex-A55, 2,05 GHz 5 nm, 64-Bit |
HiSilicon Kirin 990 2 × Cortex-A76, 2,86 GHz 2 × Cortex-A76, 2,09 GHz 4 × Cortex-A55, 1,86 GHz 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 865 Plus 1 × Kryo 585 Gold, 3,10 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Apple M1 4 × Firestorm, 3,20 GHz 4 × Icestorm, 2,06 GHz 5 nm, 64-Bit |
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GPU: | Mali-G78 MP22 759 MHz |
Mali-G76 MP16 600 MHz |
Adreno 650 645 MHz |
Apple Octa-Core 1.278 MHz |
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RAM: | 8.192 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR4X Variante 6.144 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR4X Variante 16.384 MB LPDDR4X |
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Speicher: | 256 GB (erweiterbar) | 256 / 128 GB (erweiterbar) | 128 GB (erweiterbar) | 256 GB (erweiterbar) | 128 / 256 / 512 / 1.024 / 2.048 GB | |
1. Kamera: | 13,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF |
13,0 MP, 2160p LED, f/2,00, AF |
12,0 MP, 2160p Quad-LED, f/1,80, AF |
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2. Kamera: | 8,0 MP, f/2,40 | Nein | 8,0 MP, f/2,20, AF | 10,0 MP, f/2,40, AF | ||
3. Kamera: | Nein | |||||
4. Kamera: | Nein | |||||
5. Kamera: | Nein | |||||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
8,0 MP, 1080p f/2,00 |
8,0 MP f/2,00, AF |
12,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,40 |
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2. Frontkamera: | Nein | |||||
GSM: | Nein | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
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UMTS: | Nein | Nein Variante HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA |
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LTE: | Nein | Nein Variante Advanced Pro ↓2.500 ↑316 Mbit/s |
Nein Variante Advanced Pro ↓2.500 ↑316 Mbit/s |
Nein Variante Advanced Pro |
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5G: | Nein | Nein Variante NSA/SA |
Nein Variante NSA/SA |
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WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax | ||
Bluetooth: | 5.2 | 5.1 | 5.0 LE | 5.0 | ||
Ortung: | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, Galileo, QZSS |
|
Weitere Standards: | USB-C 3.0 | USB-C 3.0, Tastatur-Dock | USB-C 3.1, Tastatur-Dock | Thunderbolt 3, Smart Connector, Magnetic Connector | ||
SIM-Karte: | – | – Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
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Akku: | 10.050 mAh, 40,0 W fest verbaut |
7.250 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
8.000 mAh fest verbaut |
10.090 mAh fest verbaut |
? (40,88 Wh) fest verbaut |
? (28,65 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 286,5 × 184,7 × 6,70 mm | 171,8 × 258,7 × 7,20 mm | 253,8 × 165,3 × 6,34 mm | 285,0 × 185,0 × 5,70 mm | 214,9 × 280,6 × 6,40 mm | 178,5 × 247,6 × 5,90 mm |
Schutzart: | – | |||||
Gewicht: | 609 g | 498 g | 498 / 500 g | 575 g | 682 / 684 g | 466 / 468 g |
Preis: | 799 € | 649 € / 549 € | 681 € / 779 € | 954 € / 1.149 € | 1.199 € / 1.309 € / 1.529 € / 1.969 € / 2.409 € / 1.369 € / 1.479 € / 1.699 € / 2.139 € / 2.579 € | 879 € / 989 € / 1.209 € / 1.649 € / 2.089 € / 1.049 € / 1.159 € / 1.379 € / 1.819 € / 2.259 € |
Viele Komponenten des Tablets finden sich an gleicher Stelle wie beim kleineren Bruder: So ist der Einschalter nach wie vor auf der linken Seite oben zu finden, der Lautstärkeregler ebenso zuoberst links. Diese bieten zwar gute Druckpunkte, können aber weiterhin etwas fester sitzen. An der unteren Seite findet sich der Slot für Speicherkarten, bei dem Huawei wieder auf den weniger verbreiteten Nano-Formfaktor zurückgreift. Offiziell gibt der Hersteller dabei eine Unterstützung von bis zu 256 GB an. Die jeweils zwei Lautsprecher sind ebenfalls links und rechts an den kurzen Seiten angebracht, was auch die hauptsächliche Ausrichtung im Landscape-Modus deutlich macht.
Kamera wieder mittig
Der größte Unterschied, der sofort ins Auge fällt, dürfte die veränderte Position der frontseitigen Kamera sein: War diese beim MatePad Pro noch links oben im Display eingelassen, ist sie nun mittig in den oberen Rand gewandert. Daneben befindet sich erneut die kleine Status-LED mit hoher Leuchtkraft.
Ein Problem des Vorgängers hat Huawei dagegen auch beim neuen Tablet nicht korrigiert: Bei der 12.6 Version ragt die Hauptkamera auf der Rückseite noch immer rund 2 mm aus dem Gehäuse hervor. Doch während Konkurrenten wie Samsung das Gehäuse entsprechend anpassen, liegen beim neuen MatePad Pro nicht alle vier Ecken auf einem Tisch gleichermaßen auf. Das Ergebnis ist ein erneutes Wackeln, wenn das Tablet in dieser Form genutzt wird.
Die geringe Dicke zollt auch beim MatePad Pro 12.6 ihren Tribut: Der erneut in C-Bauform verbaute und unten liegende USB-3-Stecker der ersten Generation lässt bei einem etwas dickeren Stecker das angeschlossene Tablet nicht mehr auf dem Rücken, sondern auf dem Steckeranschluss liegen. Dieser Umstand könnte im Laufe der Zeit zu Wackelkontakten führen.
Als Zubehör liegen dem neuen Tablet ein mit einem Meter nicht gerade langes USB-Kabel und ein Klinke-USB-C-Adapter für den nicht vorhandenen Kopfhöreranschluss bei. Mit dem mitgelieferten Netzteil kann das MatePad Pro mit bis zu 40 Watt geladen werden. Der M-Pencil von Huawei zur Stifteingabe muss dagegen für 99 Euro separat erstanden werden.
Display-Helligkeit, -Kontrast und Farben
Das verbaute Display liefert eine Auflösung von 2.560 × 1.600 Bildpunkten und misst wie bereits erwähnt eine Größe von 12,6 Zoll. Damit ist es gegenüber dem kleinen Bruder um 1,8 Zoll angewachsen, jedoch bei gleicher Auflösung. Die Pixeldichte sinkt dadurch auf nunmehr 240 ppi, dennoch bleiben Schriften scharf und gut zu erkennen. Dafür verbaut Huawei im neuen Tablet ein AMOLED-Panel und nicht mehr wie beim kleineren MatePad Pro ein Exemplar mit IPS-Technologie. Auf eine Bildwiederholungsrate von 120 Hz müssen Käufer jedoch verzichten, das Display arbeitet nur mit den gewohnten 60 Hz.
Die maximale Helligkeit fällt bei 100 Prozent Weißanteil mit 375 cd/m² durchschnittlich aus, einen „Boost“ bei automatisch gewählter Helligkeit gibt es im Gegensatz zu manchen Produkten der Mitbewerber nicht. Gleiches gilt für Inhalte mit geringeren Weißanteilen, die von einigen anderen Panels noch einmal verstärkt werden. Daher dürfte sich die Nutzung des MatePad Pro 12.6 bei direkter Sonneneinstrahlung als schwierig erweisen. Die Verteilung des Lichtes erfolgt dagegen sehr gleichmäßig, zu den Rändern hin waren im Test keine größeren Schwankungen zu erkennen. Der große Vorteil eines AMOLED-Panels (und somit auch des MatePad Pro) liegt bekannterweise in seinem hohen Kontrast, der vor allem durch den guten Schwarzwert zustande kommt. Im Gegensatz zu anderen Technologien mit Hintergrundbeleuchtung leuchten die Bildpunkte hier selbst – wenn ein Pixel also aus ist, ist es schwarz.
Die Farben werden für ein OLED-Panel wie gewohnt kräftig dargestellt und erfüllen den DCI-P3-Farbraum, die Farbtemperatur fällt mit 7.570 K relativ kühl aus. Auf beides kann der Nutzer aber in den Einstellungen Einfluss nehmen. Wem der Blauanteil dann immer noch zu hoch ist, der kann in den Display-Einstellungen den Dark-Modus und den Blaufilter aktivieren. Eine Funktion zur Flimmerreduzierung ist ebenfalls vorhanden.
Leistung: Kirin 9000E im Benchmark
Technisch setzt Huawei beim MatePad Pro 12.6 auf einen Kirin 9000E aus eigener Fertigung, der eine Aufwertung gegenüber dem Kirin 900 beim kleinen Bruder darstellt. HiSilicon setzt bei diesem erneut auf ein Design mit 1+3+4-CPU-Aufbau, greift für die starken Kerne jedoch nun auf den Cortex-A77 statt wie vorher auf den A76 zurück. Die „schwächere“ Einheit bildet sich aus vier Cortex-A55-Kernen. Daraus ergeben sich beim in 5 nm gefertigten SoC je nach verwendetem Kern ein maximaler Takt von 3,13 GHz, 2,54 GHz und 2,05 GHz. Gleichzeitig besitzt das System einen großen und einen kleinen neuronalen Kern. Als Grafikeinheit fungiert eine Mali-G78 MP22 mit 22 Kernen und einem Takt von 759 Mhz.
- 3DMark Sling Shot Extreme Unlimited (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Sling Shot Unlimited (OpenGL ES 3.0)
- 3DMark Wild Life Extreme Unlimited (Metal/Vulkan)
- 3DMark Wild Life Unlimited (Metal/Vulkan)
- 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test (Metal/Vulkan)
Flankiert wird das SoC von 8 GB RAM und einem 256 GB großen internen Speicher für Apps und eigene Inhalte. Dieser kann mittels der noch wenig verbreiteten Nano-Speicherkarten um bis zu 256 GB erweitert werden – Mobilgeräte mit Unterstützung von Speicherkarten im Micro-Format bieten hier einige Gigabyte mehr.
Verbindung zu anderen Geräten stellt das Tablet mit WLAN im Standard 802.11a/b/g/n/ac/ax her, Bluetooth wird in der Generation 5.2 unterstützt. Auf NFC oder gar Mobilfunkunterstützung muss dagegen verzichtet werden.
Leistungsmessungen beim MatePad Pro vorzunehmen, ist kein leichtes Unterfangen, da sich aufgrund des Fehlens der Google-Dienste und somit auch des Play Store ein Aufspielen von entsprechenden Applikationen als schwierig erweist – selbst dann, wenn die App in anderen Quellen gefunden wurde.
Die einzigen beiden Benchmarks, mit denen nativ per Applikation auf dem MatePad Pro 12.6 getestet werden konnte, waren 3DMark und Androbench. Hier setzte das neue Tablet von Huawei aber direkt eine Duftmarke: Konnte bei den Messungen zum Lesen und Schreiben des Speichers bereits das MatePad Pro die Spitze bei den auf ComputerBase getesteten Tablets übernehmen, überflügelt die 12.6-Version es noch einmal deutlich. Gleiches gilt für 3DMark, bei dem der Proband teilweise sogar vor dem aktuellen iPad Pro 12,9'' landet. Auch in dieser Disziplin stellt das MatePad Pro 12.6 das beste bisher auf ComputerBase getestete Android-Tablet dar.
Für weitere Vergleichswerte kann auch das Mate 40 Pro von Huawei herangezogen werden, zumindest bei den reinen CPU-Messungen, denn das Smartphone nutzt einen Kiri 9000 ohne „E“, was in einer leicht stärkeren GPU-Einheit resultiert.
Auch wenn sich ein endgültiger Vergleich aufgrund der Limitierungen bei den Applikationen nur schwer ziehen lässt, zeigen bereits die wenigen Messungen, welches Potenzial im neuen Tablet von Huawei steckt.