Huawei MatePad Pro 12.6 im Test: Fazit

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Michael Schäfer
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Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Trauerspiel und zeigt erneut, wie viel „Macht“ einzelne Firmen besitzen: Ein Tablet ohne Google-Dienste, das kein iPad ist, ist kein überzeugendes Produkt. Googles Einfluss ist dafür mittlerweile viel zu groß.

Würde das MatePad Pro 12.6 mit den Google-Diensten ausgeliefert, hätte sich das Tablet hingegen locker als eine ebenbürtige Alternative zum Galaxy Tab S7 erweisen können und Nutzern eine größere Wahl gelassen. So hätten sich Interessenten entscheiden können: Entweder ein normales IPS-Panel, dann aber mit 120 Hz beim S7, oder lieber auf die höhere Bildwiederholung beim neuen MatePad Pro verzichten, dafür aber das wesentlich kontrastreichere, jedoch ebenso etwas weniger helle AMOLED-Display erhalten. Es kann seine Qualitäten in vielen Bereichen ausspielen, nicht nur bei der Wiedergabe von Filmen oder Spielen.

Auch die verbaute Technik weiß zu überzeugen: Der Kirin 9000E bietet sehr viel Leistung bei guter Laufzeit, zudem ist der Speicher groß genug für alle möglichen Aufgaben. Lediglich die Wahl bezüglich der Unterstützung von Speicherkarten im Nano-Format überrascht erneut – vor allem weil das Tablet bei seiner Größe genügend Raum für gängige microSD-Karten bietet, die nicht nur mehr Speicherplatz besitzen, sondern zudem auch günstiger zu erstehen sind.

Einen dicken Minuspunkt erhält Huawei aber dafür, dass auch das größere MatePad Pro auf dem Tisch liegend aufgrund der vorstehenden Kamera wackelt – das kann besonders bei der Nutzung als Grafik-Tablet mitsamt der Stifteingabe schnell nervig werden.

Huawei MatePad Pro 12.6 im Test

Doch all die positiven Aspekte nützen nichts, wenn die entsprechenden Inhalte in Form von Applikationen fehlen. Da kann Huaweis HarmonyOS durch das Hinzufügen von sinnvollen Funktionen wie Snippets oder Multi-Windows und einer eleganten, wenn auch deutlich von iOS und iPadOS „inspirierten“ Gestaltung noch so sehr zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten zum herkömmlichen Android wachsen. Das ist dann alles Theorie und kann in der Praxis nicht umgesetzt werden.

Die so fehlenden Apps kann die App-Gallery nicht auffangen, schon gar nicht, wenn Huawei anscheinend nicht auf die Qualität der Inhalte achtet. Wenn sich hinter bekannten Apps auch Trittbrettfahrer verbergen, dann fördert das nicht das Vertrauen. Darüber hinaus dürfte kein Nutzer solch ein Gerät in einem beruflichen Umfeld einsetzen, wenn er nicht prüfen kann, woher die Apps stammen, die er installieren will. Mal ganz davon abgesehen, dass gerade viele produktive Apps außerhalb des Play Store für Android im Grunde nicht erhältlich sind.

Ja, es gibt zahlreiche freie Anbieter wie F-Droid, auch der App-Store von Amazon lässt sich installieren, aber im Test quittierte das System die Installation nicht selten mit einer Fehlermeldung. Wo der Fehler genau zu finden ist, dürfte dem Nutzer egal sein, vor allem dann, wenn sich entsprechende Programme ohne Probleme auf andere Android-Geräte installieren lassen. Es ist wie so oft: Ein System steht und fällt mit entsprechenden Inhalten – und gerade für ein Business-Tablet bietet das MatePad Pro hier eindeutig zu wenig.

Huawei MatePad Pro 12.6
29.10.2021
  • gute Verarbeitung
  • großes AMOLED-Display
  • hohe Leistung
  • guter Klang
  • HarmonyOS mit vielen kleinen nützlichen Funktionen
  • keine Google-Dienste und damit kein Play Store
  • App-Gallery nur wenig gepflegt
  • nur 60 Hz Bildwiederholung
  • kein Kopfhöreranschluss

ComputerBase wurde das MatePad Pro 12.6 leihweise von Huawei für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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