Neue Studien zu Blue Light: LED-Displays keine Gefahr für Augen oder Schlaf

Michael Günsch
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Neue Studien zu Blue Light: LED-Displays keine Gefahr für Augen oder Schlaf
Bild: cocoparisienne

Ob am Smartphone oder am PC: Maßnahmen, die den Anteil des angeblich für Augen und Schlaf schädlichen blauen Lichts (Blue Light) am Display reduzieren, gibt es inzwischen fast überall. Sehforscher behaupten auf Basis neuer Studien, dass das überflüssig ist.

DOG: Verbraucher werden getäuscht

LED-Displays sind keine Gefahr für Augen oder Schlaf“, erklären Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und berufen sich auf aktuelle Studien (PDF). Dies läuft bisherigen Annahmen, die ihrerseits auf Studien und Expertenmeinungen basieren, entgegen.

Die neuen Forschungserkenntnisse dienen laut DOG-Präsident Professor Dr. med. Hagen Thieme, Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg, „der Aufklärung und schützen Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführender Werbung und verunsichernden Falschmeldungen, die rein kommerzielle Interessen verfolgen“. Blaulichtfiltern (Low Blue Light) in PC-Monitoren, Spezialbrillen oder dem Nachtmodus im Smartphone wie etwa „Night Shift“ beim iPhone wird damit eine Überflüssigkeit unterstellt.

Keine Netzhautschäden durch Blaulicht

Vor dem energiereichen kurzwelligen blauen Licht, das vom LED-Backlight von Flüssigkristallbildschirmen emittiert wird, warnen Forscher und Hersteller seit Jahren. Dass dieses sogar zu Netzhautschäden führen kann, verneint Professor em. Dr. rer. nat. Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg. Die Lichtstärke bei der Nutzung elektronischer Geräte sei „viel zu gering, um Netzhautschäden an den Augen hervorzurufen“.

Ein Vergleich soll dies verdeutlichen: „Die natürliche Beleuchtungsstärke im Freien bei bedecktem Winterhimmel beträgt in unseren Breitengraden etwa 5.000 lux, an einem Sonnentag bis zu 100.000 lux. Ein Computer-Bildschirm, sehr hell eingestellt, bleibt in 50 cm Abstand jedoch unter 500 lux“, heißt es in der Pressemitteilung der DOG. „Auch wenn Kinder durch Corona-bedingten Fernunterricht stundenlang vor Bildschirmen sitzen, sind zumindest Blaulicht-Augenschäden dadurch nicht zu befürchten“, erklärt Bach weiter und verweist außerdem auf eine jüngere Studie mit 120 Probanden, bei der festgestellt worden sei, dass Kontaktlinsen mit „Blaulicht-Blocker“ im Vergleich zu herkömmlichen Kontaktlinsen keinen positiven Effekt gegen Augenermüdung hätten.

Keine Schlafstörungen durch Blaulicht

Eine weitere Studie soll wiederum widerlegen, dass Blaulicht durch abendliches Lesen am Display den Schlaf störe. Die insgesamt 167 Teilnehmer der Studie mussten eine Woche lang jeweils eine Stunde vor Schlafenszeit eines von drei Szenarien durchspielen: das iPhone mit aktiviertem Night Shift nutzen, das iPhone ohne Night Shift nutzen oder gar kein Smartphone verwenden. Am Ende wurde festgestellt, dass es bezüglich der Schlafqualität „keine signifikanten Unterschiede“ gab. Allerdings sei die Schlafqualität ohne die Nutzung eines Smartphones vor dem Schlafengehen immer noch am besten gewesen.

Eine Empfehlung gibt der Sehforscher Bach dennoch: „Wer vor dem Einschlafen auf einem elektronischen Gerät lesen möchte, sollte eine maximale Helligkeit vermeiden – diese Empfehlung klingt trivial, ist aber richtig.“

Ältere Studien zeichnen ein anderes Bild

Auch wenn hinter vielen Maßnahmen zur Reduzierung des Blaulichts kommerzielle Gedanken stehen, sind diese nicht völlig grundlos entstanden. Ein ganzes Sammelsurium älterer Studien warnt vor den möglichen negativen Auswirkungen von kurzwelligem blauen Licht auf den Organismus. Als besonders schädlich gelten demnach die Wellenlängen zwischen 415 nm und 455 nm. An klaren Beweisen mangelt es aber.

Negative Folgen durch Blaulicht schon oft angezweifelt

Fakt ist, dass Blaulicht auch in der Natur vorkommt und zwar weitaus stärker als am Bildschirm. Daher wurden negative Folgen durch erhöhten Bildschirmkonsum schon zuvor oft in Frage gestellt.

Es gibt weitere Studien, die Blaulicht von Displays als eher harmlos einstufen. Eine Studie (allerdings mit Mäusen) besagt sogar, dass gelbes Licht den Schlafrhythmus bei Säugetieren mehr stören könne als blaues.

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