Schnellster Supercomputer: Intel will vorerst nicht mehr im Rampenlicht stehen

Volker Rißka
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Schnellster Supercomputer: Intel will vorerst nicht mehr im Rampenlicht stehen
Bild: Intel

Es ist absehbar, dass Intel das Exascale-Rennen im Supercomputer gegen AMD verliert, diplomatisch verpackt gesteht Intel die Niederlage ein. Offiziell heißt es: Intel wolle vorerst nicht mehr an der Spitze stehen und das Aushängeschild sein – das ist das komplette Gegenteil zur bisherigen Maxime.

Eingeständnis durch die Hintertür

Eine Niederlage einzugestehen fällt Intel auch in dieser Situation nicht leicht, weshalb der Hersteller den indirekten Weg geht. Der erst kürzlich neu ernannte Chef Jeff McVeigh formuliert es gegenüber The Next Platform diplomatisch:

Honestly, we are not looking to prime, to be the front facing company, but to work with our OEM partners in the channel to make that happen. We are interested in bringing components together into balanced systems that address the customer needs. It’s not just an individual component, but how do those things work well together, and then also the software stacks on top of that.

Intel wolle nicht mehr der Prime contractor, also erste Anlaufstelle für Großprojekte im HPC-Bereich sein. Das war Intel zuletzt seit Jahrzehnten. Doch richtig rund lief es schon länger als nur die letzten Jahre nicht mehr.

Intels Supercomputer-Geschäft lahmt schon länger

Die Knights-Serie führte nach anfänglichem Erfolg schnell in eine Sackgasse, obwohl Intel auf diese Beschleunigerkarten viel setzte – zu viel. Letztendlich brachen Leuchtturm-Projekte wie Aurora als erster Versuch zusammen: Schon 2015 angekündigt sollte Intel hier CPUs und Knights-Hill-Beschleuniger in 10 nm für einen Start des Supercomputers im Jahr 2018 liefern. Es folgte der große Abgesang: Knights Hill und die ganze Familie wurde eingestellt.

Doch Intel wollte den prestigeträchtigen Vertrag halten, 2019 wurde ein komplett überarbeitetes Aurora-System mit Xe-GPUs für 2021/2022 in Aussicht gestellt. Aurora war damit mehr Prime-Projekt als je zuvor, denn das System sollte der erste Exascale-Supercomputer sein und den Anspruch der USA an Spitzenleistung in dem Bereich untermauern.

Doch all die Verschiebungen in der Fertigungstechnologie, bei den Prozessoren und auch bei den GPUs ließen das Thema zum Albtraum für Intel werden, sogar Vertragsstrafen werden mittlerweile fällig: Im Quartalsbericht Q2/2021 erklärte Intel gegenüber Analysten, zum Ende des Jahres 300 Millionen US-Dollar hierfür zurücklegen zu müssen.

Just wanted to clarify, George, the onetime charge in Q4, roughly $300 million, can you give a little more color on that?

[..]

Without going into too much detail, it is related to our high-performance compute activities through our Intel federal.

Liefern wird Intel mit seinen Partnern den Aurora-Supercomputer nun im Jahr 2022. Bis er dann einsatzbereit ist, wird noch einige Zeit vergehen, mit etwas Glück wird es zum Ende 2022 soweit sein. Das erste Exascale-System wird damit nicht von Intel kommen, sondern ausgerechnet Frontier vom kleinen Mitbewerber AMD sein. Vier Jahre Verspätung für einen Supercomputer sind schlichtweg zu viel, das Drama einschließlich schlechter PR will sich der neue CEO Pat Gelsinger und damit auch die jetzt neu aufgestellte Abteilung in Zukunft erst einmal sparen.

AMDs Frontier auf der Zielgeraden

Der Supercomputer Frontier wird aktuell umgesetzt, die Oak Ridge Leadership Computing Facility (OLCF) bestätigte vor drei Tagen die Termine für Auslieferung (2021) und Inbetriebnahme (2022). Aktuell wird das Gebäude fertig umgebaut, der alte Titan-Supercomputer wurde zurückgebaut, Kilometer Kabel und Rohre für die Kühlung neu verlegt. Frontier soll am Ende dank AMD Epyc und AMD Instinct bis zu 1,5 ExaFLOPs an Leistung liefern. Binnen zwei Jahren soll mit El Capitan der nächste, dann erneut schnellste Supercomputer folgen – erneut mit CPUs und GPUs von AMD.