VATM-Marktstudie: Der Glasfaserausbau beschleunigt sich
Der Ausbau von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTB/H) beschleunigt sich, Investitionsmittel sind vorhanden – das ist eines der Erkenntnisse aus der Marktstudie des Provider-Verbands VATM. Die TK-Marktexperten bewerten den Infrastrukturausbau nicht mehr als zentrales Problem für die Digitalisierung in Deutschland.
Die alljährliche Studie für den Telekommunikationsmarkt erstellt die Beratungsfirma Dialog Consult für den VATM. Studienautor ist Prof. Thorsten Gerpott.
Glasfaserausbau beschleunigt sich
Bis Ende dieses Jahres soll es der Studie zufolge insgesamt 37,4 Millionen Breitbandanschlüsse in Deutschland geben, davon entfallen 2,5 Millionen (6,7 Prozent) auf Glasfaser (FTTB/H). Generell beschleunigt sich der Glasfaserausbau weiter, der Prognose nach soll es bis zum Jahresende 7,5 Millionen dieser Anschlüsse in Deutschland geben – 2020 waren es noch 5,4 Millionen. Geschaltet davon sind 2,5 Millionen, ein Anstieg um 600.000 Anschlüsse gegenüber dem Vorjahr.
Ausgehend von den ca. 41 Millionen Haushalten in Deutschland haben damit rund 18 Prozent einen direkten Glasfaseranschluss. 3,2 Millionen davon entfallen auf die Telekom, die derzeit 0,8 Millionen schaltet. Die Wettbewerber bleiben also führend in dem FTTB/H-Umfeld, die Telekom verzeichnet aber Fortschritte.
Die Mehrheit der Gigabit-Anschlüsse laufen nach wie vor noch über das Kabelnetz, das seit dem Umstieg auf DOCSIS 3.1 entsprechende Bandbreiten ermöglicht. 23,9 Millionen entsprechende Anschlüsse sollen laut Prognose bis Ende 2021 existieren, ein Plus von 1,2 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt gibt es in Deutschland 31,4 Millionen Gigabit-fähige Anschlüsse. Es existieren aber Überlappungen. Manche Haushalte können etwa sowohl das Kabelnetz als auch FTTB/H nutzen. Zieht man das ab, erhält man rund 27,5 Millionen Haushalte, die einen Gigabit-Anschluss buchen können.
Interessant ist zudem ein Blick auf die Breitbandklassen, die Kunden buchen. Demnach verdoppelt sich bis zum Jahresende der Anteil von Kunden, die einen Gigabit-Anschluss buchen – der Anteil steigt von 2,8 Prozent Ende 2020 auf 5,3 Prozent Ende dieses Jahres. Die Mehrheit nutzt derweil weiterhin einen Anschluss, der zwischen 50 Mbit/s und 250 Mbit/s bietet.
Telekom bleibt Marktführer
Wird der Gesamtmarkt betrachtet, bleibt die Telekom der Marktführer im Festnetzbereich - 38,7 Prozent der Breitbandkunden sind bei dem Bonner Konzern. Auf Rang zwei folgt Vodafone mit 30,2 Prozent. Platz drei belegt 1&1 mit 11,7 Prozent, Telefónica O2 erreicht 6,3 Prozent.
Von den 157,8 Millionen aktiven SIM-Karten in Deutschland werden rund drei Viertel als persönliche SIM-Karten gewertet. Fortschritte werden dabei bei 5G verzeichnet. „Die Anzahl der 5G-fähigen SIM-Karten hat sich innerhalb eines Jahres auf 10,8 Millionen mehr als verdreifacht. Der Aufbau der 5G-Mobilfunknetze schreitet in 2021 zügig voran“, sagt Gerpott. Bei den aktiven SIM-Karten erreicht Vodafone einen Marktanteil von 38,7 Prozent. Die Telekom kommt auf 31,7 Prozent, Telefónica O2 auf 29,6 Prozent. Bei den Umsätzen führt derweil die Telekom mit einem Anteil von 30,9 Prozent vor O2 (27 Prozent) und Vodafone (25 Prozent).
Investitionsmittel sind genug vorhanden
Die Investitionen steigen der Studie nach deutlich. 2021 wurden noch insgesamt 6 Milliarden Euro in die Netze investiert, in diesem Jahr werden es 10,8 Milliarden Euro sein. 6,2 Milliarden Euro entfallen dabei auf die Wettbewerber. Von Investitionsnotstand, wie es teils aus der Politik heiße, könne daher keine Rede sein. „Es sind genug Investitionsmittel vorhanden“, sagt Gerpott. Und in den kommenden Jahren stehen zudem noch weitere Summen im zweistelligen Milliardenbereich bereit.
Gelder verteilen und Ausbau beschleunigen – das wird auch die Aufgabe für die kommende Bundesregierung sein. Allzu viel Handlungsbedarf sieht Gerpott aber nicht mehr. Die Probleme verortet er derzeit eher auf der Anwendungsebene. Auch VATM-Präsident David Zimmer setzt eher auf den privatwirtschaftlichen Ausbau, das sei schneller als geförderte Projekte, die zwei bis drei Jahre länger benötigen würden. Die Förderkulisse müsse daher vollständig überarbeitet werden, so Zimmer.
Zudem sollten sich die Ausbauziele verlängern. Die letzte Bundesregierung wollte bis 2025 den Gigabit-Ausbau realisieren, für den VATM wäre aber eher das Jahr 2030 die passendere Perspektive, allein schon aufgrund des Mangels an Baukapazitäten. Problematisch wird in dieser Zeit vor allem der Ausbau im ländlichen Raum, nötig sei also eine Übergangslösung. „Eine solche schnelle Digitalisierungshilfe kann ausschließlich per Funk oder Satellit erfolgen“, so David Zimmer.